- Martina Franca
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Martina_Franca Staat: Italien Region: Apulien Provinz: Tarent (TA) Koordinaten: 40° 42′ N, 17° 20′ O40.717.333333333333431Koordinaten: 40° 42′ 0″ N, 17° 20′ 0″ O Höhe: 431 m s.l.m. Fläche: 295 km² Einwohner: 49.780 (31. Dez. 2010)[1] Bevölkerungsdichte: 169 Einw./km² Postleitzahl: 74015 Vorwahl: 080 ISTAT-Nummer: 073013 Demonym: Martinesi Schutzpatron: San Martino und Santa Comasia Website: Martina_Franca Martina Franca (oder auch nur: Martina) ist eine Gemeinde mit 49.780 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2010) in der italienischen Provinz Tarent.
Inhaltsverzeichnis
Geografische Lage
Martina Franca liegt im Südosten der Murgia, ungefähr 30 km von Tarent entfernt - genau in der Mitte zwischen den ionischen- und adriatischen Ufern Apuliens. Die Nachbargemeinden sind: Alberobello (BA), Ceglie Messapica (BR), Cisternino (BR), Crispiano, Grottaglie, Locorotondo (BA), Massafra, Mottola, Ostuni (BR) und Villa Castelli (BR).
Geschichte
Die Gegend um das heutige Martina Franca wurde nach lokalhistorischen Forschungen im 10. Jahrhundert von Flüchtlingen aus Tarent besiedelt, die sich dort in den Wäldern vor den Sarazenen versteckten.
Die eigentliche Stadtgründung erfolgte 1300 auf Befehl des Fürsten von Tarent Philipp I. von Anjou. Es scheint, als ob Philipp I. von Tarent denjenigen, die sich dort ansiedelten, Rechte und Steuererlasse gewährte, und deshalb wurde der Ort Franca (italienisch: frei) genannt. Martina geht auf den Schutzheiligen St. Martin zurück (Patronatstag am 11. November); man sagt, dass der Heilige mehrmals den Stadtbewohnern zu Hilfe eilte und sie vor den barbarischen Überfällen schützte.
Um die Stadt wurden ein Mauerring und Verteidigungstürme gebaut.
Nach wechselnden Lehnsverhältnissen im Königreich Neapel wurde Martina Franca nach Ablösung der Anjou in Apulien in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts Lehen der Krone Aragon. Die neapolitanische Adelsfamilie Caracciolo bestimmte die wirtschaftlichen Geschicke der Stadt, förderte ihre Künste und prägte ihren Baustil. Ferdinand I. (Neapel) hatte durch eine Landreform, die große Gutshöfe (Masserie) entstehen ließ, die Unzufriedenheit der Landarbeiter provoziert, die unter ihrem Anführer Vittorio Montanaro, genannt "Capo di Ferro" ("Eisenkopf", von seinem Beruf als Schmied abgeleitet), 1646 eine Revolte in Martina Franca initiierten. Die Caracciolo behaupteten sich jedoch bis 1827. Im 18. Jahrhundert erlebte die Stadt eine Blütezeit, die sich durch starkes Wachstum im Bereich der Landwirtschaft und Viehzucht, aber auch in der Qualität des urbanen Lebens auszeichnete
1799 kam es zu ersten Unruhen im Geiste des Risorgimento. Seit 1861, als das Königreich beider Sizilien endete, gehört Martina Franca zum Nationalstaat Italien.
Wappen
Das Stadtwappen geht auf Philipp I. von Tarent zurück: Ein weißes springendes Pferd ohne Zügel, auf blauem Grund, darüber die drei Lilien aus dem Wappen der Anjou. Unter dem Wappen sind Olivenzweig und Eichenzweig als typische Vertreter der regionalen Vegetation angebracht.
Politik
Franco Palazzo (Mitte-Rechts-Bündnis) wurde am 28. Mai 2007 zum Bürgermeister gewählt. Das Mitte-Rechts-Bündnis stellt auch mit 19 von 30 Sitzen die Mehrheit im Gemeinderat.
Tourismus
Verbindungen
- Autobahn A14 Bologna-Tarent (Ausfahrt Massafra) von und nach Norditalien
- Schnellstraße 172 Tarent-Martina Franca
Bahnverbindungen gibt es sowohl nach Tarent als auch nach Bari.
Der Flughafen von Taranto-Grottaglie "Marcello Arlotta" führt zur Zeit keinen Linienverkehr durch. Die nächsten Flughäfen sind:
- Flughafen von Bari Palese Macchie
- Flughafen von Brindisi-Casale
Stadtgliederung
Martina Franca ist in drei Zonen unterteilt: Altstadt, Stadtausdehnung außerhalb der Stadtmauern (um 1900) und Neustadt mit Häusern mit mehr als 3 Stockwerken.
Die Altstadt
Die Altstadt von Martina Franca ist - nach Lecce - die zweite renommierte Barock-Stadt Apuliens in einer dezenteren, weniger plastisch-formbetonten Ausführung. Vielmehr verkörpern die feinen flacheren Ornamente und Figuren an Fassaden, Fensterrahmungen, Konsolen und Gesimsen eine unaufdringlich-elegante Variante, die zum Charakteristikum des lokalen Stils geworden ist. Kirchen, Paläste und Wohngebäude in den engen eckigen Straßen, Sackgassen und versteckten Straßen fügen sich insoweit zu einem harmonischen Ganzen zusammen.
Das "städtische Labyrinth" hatte früher einen zweifachen Vorteil: Bei feindlicher Invasion war es ein Mittel, um Zeit während einer eventuellen Flucht zu gewinnen, oder aber den Feind in Hinterhalte zu locken. Heute lassen sich die Touristen durch die Gassen treiben.
Die funktionale Gestaltung der Häuser verteilte sich in der Vergangenheit - als es galt, auf begrenztem Platz möglichst viel unterzubringen - traditionell folgendermaßen auf die verschiedenen Stockwerke:
- Im Erdgeschoss gab es normalerweise die handwerklichen Läden oder kleine Abstellräume, die meistens mit Treppen ausgestattet waren, die bis zu einem oder mehreren Metern unter die Straßenhöhe gingen.
- Im 1. Stock befand sich der Wohnbereich mit Küche und Esszimmer. Einst war kein Badezimmer vorgesehen, deshalb gab es nur ein Toilettenbecken in einer Ecke des Hauses. Normalerweise gab es auch einen Kamin, der zwei Funktionen hatte: er diente zum Kochen einerseits und als Ofen andererseits, sowohl für den 1. Stock und dank seines Rauchabzuges auch für die Obergeschosse. Im 1. Stock befand sich auch der Brunneneingang für die unterirdische Regenwasserzisterne. Der Brunnen wurde auch als primitiver Kühlschrank genutzt; der Kalkstein des Untergrundes von Martina Franca garantierte Kühlung. Die Nahrungsmittel wurden in einem Eimer aus Kupfer oder Eisen mit kleinem Boden und breiter Öffnung aufbewahrt und unter der Wasseroberfläche im Brunnen gelagert.
- Im 2. Stock befand sich der Schlafbereich. Hier gab es normalerweise ein oder mehrere Schlafzimmer mit Balkon oder einem Fenster, die mit dem Dach des Hauses verbunden waren. Das Dach wurde in verschiedenster Art und Weise genutzt: Zum Wäscheaufhängen einerseits, andererseits aber für festliche Tafelrunden zusammen mit dem Nachbarhaus, wenn es das Verbindungsdach auf gleicher Höhe ohne Trennmauer hatte). Im Sommer verwandelten sich die Dächer in natürliche Dörranlagen: es wurden Feigen, Walnüsse, Saubohnen und andere Nahrungsmittel gedörrt, oder Wolle und Matratzen gesäubert. Die Besonderheit der apulischen Häuser, im Unterschied der restlichen italienischen Halbinsel ist, dass die Dächer in griechisch-arabischem Stil gebaut sind, das heißt flach und nicht abfallend. Der Grund dafür ist das sehr milde, frische Klima ohne besondere Niederschlagsmengen. Die wenigen Niederschläge dienen, um das Regenwasser in die im Untergrund gelegenen Zisternen zu leiten.
Funktional hat sich seit jenen Zeiten viel verändert - Geschäfte, Bars und Restaurants des Erdgeschosses sind häufig nicht mehr von der gleichen Familie wie die Wohnbereiche in den oberen Stockwerken genutzt. Die historische Aufteilung ist jedoch anhand der Architektur noch deutlich nachvollziehbar.
Die Straßen von Martina haben eine besondere Senkung in der Straßenmitte, im Unterschied zu den modernen Straßen, deren Straßenbelag die Form eines "Eselrückens" hat: wenn es regnet, fließt das Regenwasser zur Straßenmitte, die Straßenränder bleiben trocken und somit auch die Keller.
Sehenswürdigkeiten
Kirchen
Dom San Martino
Die im 18. Jahrhundert unter Erzbischof Isidoro Chirulli auf den Fundamenten eines romanischen Vorgängers errichtete Basilika gilt als Meisterwerk des lokalen Barockstils. Blickfang der Fassade ist das Hochreliefs des Heiligen Martin zu Pferde im Moment der Mantelteilung. Von der Innenausstattung sind der Taufstein von 1773 und die Weihwasserbecken (neapolitanische Schule) herausragend; die Sakramentskapelle beherbergt die Reliquien der Lokalheiligen Comasia, Märtyrerin des 2. bis 4. Jahrhunderts.
Weitere Kirchen
- San Domenico, errichtet zwischen 1746 und 1750, Barockkirche auf den Fundamenten eines romanischen Vorgängers, der dem Heiligen Petrus geweiht war.
- Chiesa del Carmine (1727-1758), elegante Barockkirche außerhalb der Stadtmauern mit einer polychromen Schutzmantelmadonna, die Stefano da Putignano zugeschrieben wird.
- Sant'Antonio, Franziskanerkirche des 15. Jahrhunderts, vormals dem Heiligen Stephanus geweiht, mit neoklassizistischer Fassade von 1835; im Kreuzgang Fresken des 18. Jahrhunderts.
- San Francesco da Paola, errichtet Anfang des 17. Jahrhunderts auf den Fundamenten einer Marienkapelle des 16. Jahrhunderts, aus der noch ein Altarbild im linken Seitenschiff vorhanden ist (Madonna delle Grazie). Im angrenzenden Paulaner-Konvent lebte Anfang des 17. Jahrhunderts der lokal sehr verehrte Pater Bonaventura Gaona.
- San Francesco d'Assisi, Franziskanerkirche des 17./18. Jahrhunderts mit 8 Rokoko-Seitenaltären im charakteristischen regionalen Stil.
- San Giovanni dei Greci in originärer mittelalterlicher Architektur, jedoch mit barockisierter Fassade.
Plätze / Profanbauten
- An der Piazza Roma, einer dreieckigen Platzanlage mit Palmen und Brunnen, befindet sich der repräsentative Barockpalast der Familie Caracciola (Palazzo Ducale, 1668-1742), der heute das Stadtparlament beherbergt. Einige der über 300 Räume sind mit Fresken von Domenico Carella ausgemalt.
- Angrenzend an den Dom erstreckt sich die Piazza Plebiscito mit dem Palazzo dell'Università (1759-1762), dem früheren Sitz des Stadtparlaments mit Uhrturm; über einem der großen Rechteckfenster im 1. Stock prangt das Wappen der Stadt Martina Franca, ein springendes Pferd.
- Die halbrunde Piazza Maria Immacolata besitzt einen ovalen Arkadengang, in dem bis in die 1960er Jahre täglich Markt abgehalten wurde.
- Außerhalb der Stadtmauern (nur die Porta di San Stefano blieb im Norden der Stadt von ihr erhalten) grenzt die Piazza XX Settembre an den Stadtpark (Villa Comunale), der früher zum Paulaner-Konvent gehörte.
Mehr als 20 barocke Adelspaläste des 18. Jahrhunderts prägen die Altstadt von Martina Franca, insbesondere in der Via Mazzini, Via Macchiavelli und Via Cavour.
Das Itriatal und die Trulli
Das Itriatal mit seinen Trulli nördlich von Martina ist ein wichtiges Ziel für den Touristen. Diese Trulli wurden in diesem Gebiet nicht wie in Alberobello im Dorf gebaut, sondern außerhalb der Stadt.
Das Gebiet wurde in den letzten 20 Jahren durch unerlaubten Bau in Mitleidenschaft gezogen. Viele Besonderheiten wie der Saumpfad sind somit nicht mehr vorhanden. Dies trug zur Gefährdung der Flora und infolgedessen der lokalen Fauna bei. Den lokalen Verwaltungen gelang es nicht, diese geschichtlichen Bauarten zu schützen.
Veranstaltungen
- St. Martins-Feier am 11. November
- Itriatal-Festival (Festival della Valle d'Itria, Oper und Theater)
- Internationales Kabarettfestival
- Lichtmessfeier am 2. Februar
- sommerliches Patronatsfest St. Martin (erstes Wochenende im Juli)
Persönlichkeiten
- Paolo Grassi (*1919 - †1981), Gründer des Piccolo Teatro di Milano und Leiter des Teatro alla Scala di Milano.
- Giuseppe Aprile (*1735 - †1774), Komponist
- Domenico Carella (*1720 - †1813), Maler
- Giuseppe Chiarelli (*1904 - †1978), Jurist
- Gioconda De Vito (*1907 - †1994), Violinistin
Lokale Produktion
Sehr berühmt und weltweit angesehen ist der Wein aus lokaler Produktion, der Martina Franca DOC.
Militärstützpunkt
Bei Martina Franca befindet sich ein Stützpunkt der italienischen Luftwaffe. Bis 1999 war hier in unterirdischen Bunkeranlagen die Operationszentrale für Süditalien untergebracht (3rd Regional Operations Center), die in das NATO-Luftverteidigungssystem NADGE (NATO Air Defence Ground Environment) integriert war. Danach konzentrierte man diese Führungsaufgaben beim Combined Air Operations Centre 5 im norditalienischen Poggio Renatico. Die Anlagen in Martina Franca haben derzeit einen Reservestatus. Darüber hinaus ist hier ein Objektschutzverband der italienischen Luftwaffe stationiert.
Weblinks
Commons: Martina Franca – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Martina Franca (englisch)
- ViviMartina.it - first community of Martina Franca in the web
- Photography and discussions from Martina Franca
Einzelnachweise
- ↑ Statistiche demografiche ISTAT. Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica vom 31. Dezember 2010.
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