Melchnau

Melchnau
Melchnau
Wappen von Melchnau
Basisdaten
Staat: Schweiz
Kanton: Bern
Verwaltungskreis: Oberaargauw
Gemeindenummer: 0333i1f3f4
Postleitzahl: 4917
Koordinaten: (631391 / 225903)47.1833337.852783481Koordinaten: 47° 11′ 0″ N, 7° 51′ 10″ O; CH1903: (631391 / 225903)
Höhe: 481 m ü. M.
Fläche: 10.4 km²
Einwohner: 1521 (31. Dezember 2009)[1]
Website: www.melchnau.ch
Kirche und Schulhaus prägen Melchnaus Ortsbild

Kirche und Schulhaus prägen Melchnaus Ortsbild

Karte
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Über dieses Bild
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Melchnau ist eine politische Gemeinde im Verwaltungskreis Oberaargau des Kantons Bern in der Schweiz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die älteste urkundliche Erwähnung Melchnaus stammt aus dem Jahr 1100.[2] Im 12. Jahrhundert gehörte das Dorf den Freiherren von Langenstein, die 1194 als Stifter des Klosters St. Urban in Erscheinung traten und bald darauf ausstarben. Ihren Sitz hatte die Adelsfamilie auf dem Schlossberg, der seit dem 10./11. Jahrhundert bewohnt war.

Ihre Haupterben, die Freiherren von Grünenberg mit ihrem 1248 erstmals urkundlich erwähnten Stammsitz Grünenberg auf dem Schlossberg, prägten im 13. und 14. Jahrhundert die Geschichte des östlichen Oberaargaus. In der Mitte des 15. Jahrhunderts, in zwei Schritten von 1444 und 1480, fielen die Herrschaften Grünenberg und Langenstein an Bern.

Neuzeit

Nach der Reformation (1528) wirkte der Pfarrer als Vertreter der bernischen Obrigkeit; er konnte aber nicht verhindern, dass sich die Melchnauer im Bauernkrieg (1653) auf die Seite der Luzerner und Emmentaler Aufständischen stellten. Ein Melchnauer Rädelsführer wurde schliesslich in Aarwangen hingerichtet, andere entkamen ins Elsass.

Im Dorf selbst verschärften sich später Konflikte zwischen den Erblehenbauern und den Taunern, die sich um den freien Weidgang des Kleinviehs drehten. Die Heimarbeit in der Leinwandfabrikation, meistens im Dienste eines Verlegers, verschaffte den Taunern ein zusätzliches Einkommen. Diese frühe Industrie geriet jedoch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in eine Krise. Da sich gleichzeitig Melchnaus Einwohnerzahl von 730 auf beinahe 1500 verdoppelte, verarmte ein grosser Teil der Bevölkerung.

Zur herausragenden Persönlichkeit im Dorf wurde Jakob Käser (1806-1878), der als bildungseifriger Modernisierer viele Anstösse zur sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung gab. Er initiierte um 1831 einen Leseverein, später einen Landwirtschaftlichen Verein und eine Gesellschaft für Forst- und Obstbauzucht. Um den Armen des Dorfes neuen Verdienst zu verschaffen – auch als Alternative zur Auswanderung – entstand 1852 die Gemeinnützige Industrie-Gesellschaft. Auf diese Weise fasste die Strohflechterei in Melchnau Fuss, später die Produktion von Kokosmatten und -teppichen. Mit der Gründung der Käserei (1843) hatte auch die Milchwirtschaft einen Aufschwung genommen.

1924 gründete Emil Reinhard (1880-1969) die Teppichfabrik Melchnau AG, den führenden Industriebetrieb im Dorf (sie wurde 1986 von der Möbelstoffweberei Langenthal übernommen). Der Fabrikant Reinhard war zusammen mit Bauern und Gewerbetreibenden auch an der Gründung der Spar- und Leihkasse Melchnau (1941) beteiligt. Andererseits formierte sich auch in Melchnau die Arbeiterbewegung. So entwickelte sich das einstige Bauerndorf zu einer wirtschaftlich vielseitigen Gemeinde.

Die Landwirtschaft behielt jedoch einen hohen Stellenwert, vor allem während der beiden Weltkriege: Nachdem bereits 1917 eine Landwirtschaftliche Genossenschaft entstanden war, wurde ab 1940 im Rahmen des Plan Wahlen der Ackerbau rationalisiert. Diesem Zweck diente die in den Jahren 1944-1951 durchgeführte Güterzusammenlegung.

Der Polenbrunnen in Melchnau

In den Jahren 1940/41 beherbergte Melchnau ein Kontingent von rund 400 polnischen Soldaten, die in der Schweiz interniert worden waren und als Bau- und Landarbeiter beschäftigt wurden. Die Polen schenkten dem Dorf einen Brunnen, dessen Skulptur eine Melchnauerin darstellt, die einem Soldaten Wasser spendet.

1975 wurde in Melchnau die Querfeldein-Weltmeisterschaft der Radfahrer ausgetragen.

Wirtschaft

Verkehr

Die Strasse nach Langenthal war bereits 1838 angelegt worden; 1843-45 folgte die Strasse nach Altbüron, 1861/62 jene nach Gondiswil. Seit 1885 verkehrte zweimal täglich eine Pferdepost nach Langenthal; sie wurde 1917 durch eine elektrische Schmalspurbahn, die Langenthal-Melchnau-Bahn abgelöst. Der Personenverkehr auf der Teilstrecke St. Urban Ziegelei–Melchnau wurde 1982 eingestellt und durch einen direkten Busbetrieb nach Langenthal ersetzt. Noch heute besteht die Bahnstrecke samt Bahnhof und wird gelegentlich für Nostalgie-Sonderfahrten genutzt.

Energie und Kommunikation

Ab 1904 wurde die Gemeinde vom Elektrizitätswerk Wynau (an dessen Kapital sie sich 1903 beteiligt hatte) mit Strom versorgt. Bis dahin war der Dorfbach, mit dessen Wasserkraft eine Sägerei, eine Mühle und eine Ölpresse betrieben wurden, die einzige Quelle mechanischer Energie gewesen.

Nachdem eine Telegrafenverbindung bereits um 1872 hergestellt worden war, erhielt Melchnau 1898 auch Anschluss ans Telefonnetz. 1977 nahm die Fernsehgenossenschaft Melchnau eine Gemeinschaftsantenne in Betrieb, die 1986 an die Langenthaler Anlage angeschlossen wurde.

Wappen

Blasonierung

In Silber ein grüner schwebender Sechsberg (1:2:3 Berge)

Das Gemeindewappen entspricht demjenigen der Freiherren von Grünenberg, das in zahlreichen Wappendarstellungen und Siegeln belegt ist.[3]

Einwohnergemeinde

Oberstes Organ der Einwohnergemeinde ist die Gemeindeversammlung, die in der Regel zweimal jährlich stattfindet und vom Gemeindepräsidenten geleitet wird. Der Gemeinderat als Exekutive besteht aus der Gemeinderatspräsidentin und vier weiteren Mitgliedern, die ehrenamtlich tätig sind und ihrerseits je einer oder mehreren Kommissionen vorstehen. Die Gemeindeverwaltung wird vom hauptberuflichen Gemeindeschreiber geleitet.

Zurzeit sind drei politische Parteien aktiv und im Gemeinderat vertreten, nämlich die Schweizerische Volkspartei, die Sozialdemokratische Partei sowie die Evangelische Volkspartei.

Im Rahmen der Gemeindeautonomie hat die Gemeinde Melchnau ihre Leistungen im Lauf der Zeit ausgebaut: Sie baute 1837 ein erstes Schulhaus, richtete 1904 die elektrische Strassenbeleuchtung und 1922 eine kommunale Wasserversorgung ein, eröffnete ein Schwimmbad (1928), erstellte einen Kindergarten (1949), eine Turnhalle (1963) sowie eine Zivilschutzanlage (1974-76). Die Gemeinde besorgt ferner den Strassenunterhalt, die Abwasserentsorgung und die Kehrichtabfuhr. Einzelne Dienstleistungen – namentlich die Feuerwehr, die Abwasserentsorgung und die sozialen Dienste – werden gemeinsam mit Nachbargemeinden erbracht.

Burgergemeinde

Seit dem Ausscheidungsvertrag von 1867 ist die Burgergemeinde vollständig von der Einwohnergemeinde getrennt. Die Allmend wurde 1873 an die nutzungsberechtigten Burger verteilt, der Wald hingegen verblieb im Besitz der Burgergemeinde.

Kirchgemeinde

Das erste Gotteshaus in Melchnau war die St. Georg geweihte Kapelle in der Burg Grünenberg. Die Dorfbewohner gingen jedoch nach Grossdietwil zur Kirche. Eine eigene Dorfkirche wurde 1509 (wahrscheinlich mit Material der zerfallenden Burg) errichtet und 1709/10 durch einen Neubau ersetzt. Zur Pfarrei gehören seit der Reformation neben Melchnau auch die benachbarten Dörfer Gondiswil, Busswil und Reisiswil. Die Kirchgemeinde zeichnete 1975/76 als Bauherrin für das Altersheim verantwortlich; die Aufsicht über den Betrieb obliegt dem Altersheimverein.

Schule

Das Schulhaus von Melchnau steht in der Mitte des Dorfes. Heute sind in den beiden Gebäuden die 1. bis 9. Klasse untergebracht, die nach dem Mischklassensystem unterrichtet werden. Das bedeutet, dass immer zwei Schuljahre in einer Klasse zusammengefasst sind: 1.–2., 3.–4., 5.–6., 7.–8. Klasse sowie die 9. Klasse.

Literatur

  • Jakob Käser: Topographische, historische und statistische Darstellung des Dorfes und Gemeindebezirkes Melchnau. Langenthal 1855.
  • August Plüss: Freie von Grünenberg und Langenstein. In: Schweizerische Heraldische Gesellschaft (Hrsg.): Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte. I. Band: Hoher Adel, Druck und Verlag von Schulthess & Co., Zürich 1904, S. 278–289 (http://www.archive.org/stream/genealogischesh01gesegoog, abgerufen am 10. Januar 2010).
  • Lukas Wenger (u. a.): Melchnau auf dem Weg. Buch zum Jubiläum Melchnau 900 Jahre. Merkur Druck AG, Langenthal 2000.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Statistik Schweiz – Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung nach Kantonen, Bezirken und Gemeinden
  2. Eintrag im „Liber Heremi“ (Signatur KAE, A.CB.2), Stiftsarchiv des Klosters Einsiedeln, abgerufen am 10. Januar 2010.
  3. Plüss 1904: S. 180.

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