Naturfreundejugend Deutschlands

Naturfreundejugend Deutschlands
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Die Naturfreundejugend Deutschlands ist der Kinder- und Jugendverband der NaturFreunde Deutschlands e. V. und international bei der Naturfreundejugend Internationale (IYNF: International Young Naturefriends) organisiert.

Unabhängig von ihrer Bezeichnung erstreckt sich das Engagement der Naturfreundejugend weit über den Umweltbereich hinaus und umfasst Themen wie zum Beispiel Rassismus und Militarismus.

Nach eigener Darstellung erstrebt die Naturfreundejugend „die Überwindung des Kapitalismus im Interesse der Menschheit und der Erde“. Hierunter falle der Kampf gegen Atomkraftwerke (seit den 70er Jahren), gegen die Zerstörung des tropischen Regenwaldes (seit den 80er Jahren) oder gegen zu billige - und damit ungerechte und umweltschädliche – Flugpreise (seit den 90er Jahren), die Zielrichtung des Engagements sei nicht nur das Verhalten des Einzelnen, sondern auch die herrschende Politik.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

„Den arbeitenden Menschen aus grauen Städten den Zugang zur Natur erschließen“, war das Ziel der Gründergeneration der Naturfreunde-Bewegung vor über 100 Jahren in Österreich. 1895 schloss man sich zusammen, um die Natur zu erkunden und das Recht des freien Zugangs zur Natur für alle zu erkämpfen. Es sollte eine Alternative zum bourgeoisen Alpenverein geschaffen werden. Hierfür steht die damals klassenkämpferische Grußformel „Berg frei!“. Von Beginn an verbanden die Naturfreunde Freizeitgestaltung mit gesellschaftspolitischen Forderungen z.B. nach dem Acht-Stunden-Arbeitstag und gleichberechtigten Lebens- und Arbeitsbedingungen.

Als Gegengewicht zur bürgerlichen Erziehung wurde 1926 die Naturfreundejugend gegründet. Neben der Auseinandersetzung mit dem erstarkenden Nationalsozialismus war die Arbeit der Naturfreundejugend geprägt durch den Protest gegen den Reichsarbeitsdienst, zu dem arbeitslose Jugendliche gezwungen wurden, sowie der Forderung nach der Trennung von Staat und Kirche. Deswegen wurden die Naturfreunde in den Anfangsjahren des sog. "Dritten Reiches" verboten. Damit einher ging die Beschlagnahmung von über 300 Naturfreunde-Häusern und die Inhaftierung zahlreicher Mitglieder des Verbandes.

Unmittelbar nach der deutschen bedingungslosen Kapitulation 1945 gründeten sich regionale Verbände der Naturfreundejugend. Für die westdeutsche Naturfreundejugend war die Konsequenz aus dem Nationalsozialismus eine strikt antimilitaristische Position. In Ostdeutschland wurden die Reste des Wander- und Touristikvereins der Naturfreundejugend dem FDGB untergeordnet.

Seit Gründung der Bundesrepublik demonstrierten Teile der Naturfreundejugend gegen die Wiederbewaffnung, den Beitritt zur NATO und die Wiedereinführung der Wehrpflicht. Die Naturfreundejugend beteiligte sich an der Auseinandersetzung um die atomare Aufrüstung der Bundeswehr und an Aufrufen zur Fahnenflucht von deutschen Fremdenlegionären im Algerienkrieg. Mit der Kampagne „Notstand der Demokratie“ mobilisierten sie gegen die Notstandsgesetze der Bundesregierung und setzten sich für die Sicherung von Grund- und Freiheitsrechten ein.

1961 beschloss die Bundesjugendkonferenz die Beteiligung an den Ostermärschen. Der Bundesjugendleiter Herbert Faller (von 1975-1981 Bundesvorsitzender der NaturFreunde), war Gründungsmitglied des Zentralausschusses des Ostermarsches und Klaus Vack (der spätere Bundeskulturreferent) war Sekretär der Ostermärsche.

Ende der 1960er Jahre waren Teile der antiautoritären Jugendbewegung und der Studentenbewegung bei der Naturfreundejugend, weil sie in ihr einen undogmatischen Zwitter aus klassischem Jugendverband und außerparlamentarischer Opposition (APO) sahen.

In den 1980er Jahren beteiligte sich die Naturfreundejugend an der damaligen Friedensbewegung und unterstützte den Aufruf zum Boykott der Volkszählung. In den 1990er-Jahren wurde lautstark gegen die Änderung des Asylgrundrechtsartikels demonstriert.

Seit der Studentenbewegung fanden antiautoritär-libertäre Elemente stärkeren Eingang in das Organisationsverständnis. Mit der „Jugendzentrumsbewegung“ in den achtziger Jahren beeinflussten antiautoritäre Konzepte auch die Freizeitangebote der Naturfreundejugend.

In ihrer Satzung und in ihren Richtlinien bekennen sich die NaturFreunde und die Naturfreundejugend zur Demokratie und zum Sozialismus. Das, was Sozialismus für den Verband bedeutet, hat sich im Laufe der Verbandsgeschichte immer wieder verändert. Unverändert im Mittelpunkt stehen jedoch weiterhin die Kernpunkte Gerechtigkeit und Solidarität, die Forderungen nach einem menschenwürdigen Leben und Arbeiten für alle Menschen und das Engagement für umweltgerechte und sozialverträgliche Produktions- und Wirtschaftsweisen.

Die Naturfreundejugend Deutschlands beteiligt sich an zahlreichen jugendpolitischen und gesellschaftspolitischen Aktivitäten oder initiiert sie selbst, wie zum Beispiel den alle zwei Jahre stattfindenden Kindergipfel. Sie ist Gründungsmitglied des Deutschen Bundesjugendringes und arbeitet u.a. im Deutschen Naturschutzring (DNR) und in verschiedenen kurz- und mittelfristigen Bündnissen zu konkreten Anlässen mit.

Entsprechend ihren Richtlinien bestimmen die Mitglieder der Naturfreundejugend in eigenen Organen und in allen Verbandsteilen ihre Arbeit selbst. Als Rechtsträger und Trägerverein fungiert der "Kinder- und Jugendwerk der Naturfreunde - Verein zur Förderung der Naturfreundejugend Deutschlands e.V.".

Freizeitgestaltung

Die Naturfreundejugend Deutschlands engagiert durch die einzelnen Mitglieder und Landesverbände in einzelnen Freizeitprojekten u.a. für die Entwicklung einer gerechten und gesunden Umwelt. Diese Projekte werden von den Mitgliedern, Ehrenamtlichen sowie anderen Interessierten durchgeführt. Die angebotenen Freizeitprojekte orientieren sich an den Bedürfnissen Kinder und Jugendlicher.

Die Naturfreundejugend Deutschlands bietet durch die einzelnen Landesverbände auch sozialpädagogisch betreute Kinder- und Jugendreisen für Kinder und Jugendliche bis 27 Jahren an. Diese beschränken sich momentan hauptsächlich auf Deutschland und das europäische Ausland. Bei allen Reisen wird versucht einer selbstbestimmten Freizeitgestaltung, durch die Kinder und Jugendlichen selbst, gerecht zu werden.

Im Rahmen internationaler Völkerverständigung wird auch Kontakt durch einzelne Landesverbände zu internationalen Partnerorganisationen gehalten.

Kindergipfel

Der Kindergipfel (KIGI) ist ein großes bundesweites Treffen für Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren, das unter dem Motto „Kinder reden – Erwachsene hören zu“ alle zwei Jahre von der Naturfreundejugend Deutschlands organisiert wird. Auf dem Kindergipfel entwickeln die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsam Forderungen und Selbstverpflichtungen für eine bessere und gerechte Welt. Diese fassen sie in einem Zukunftsvertrag zusammen und diskutieren sie mit prominenten Politikern.

Der erste Kindergipfel fand 1991 in der Frankfurter Paulskirche statt. Weitere Stationen waren Hannover (2000), Bonn (2001), Neumünster (2002), Dortmund (2004) und Duisburg (2006). 2008 fand der Kindergipfel zum Thema Biologische Vielfalt in Bonn statt, 2010 unter dem Motto „Eine Welt. Eine Zukunft. Unsere Chance. Wir fairändern!“ in Marburg.

Weblinks


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