Nieder-Bessingen

Nieder-Bessingen
Nieder-Bessingen
Stadt Lich
Koordinaten: 50° 32′ N, 8° 53′ O50.5380555555568.8822222222222Koordinaten: 50° 32′ 17″ N, 8° 52′ 56″ O
Fläche: DE-NNdep1
Einwohner: 640 (2008)
Eingemeindung: 1. Jan. 1971
Postleitzahl: 35423
Vorwahl: 06404

Nieder-Bessingen ist ein Stadtteil der 5 km südwestlich liegenden Kernstadt Lich im Landkreises Gießen, Hessen. Zum Dorf gehört noch die Wochenendsiedlung Albertshöhe, sowie die außerhalb liegende Pein-Mühle und das Hofgut Mühlsachsen. Nieder-Bessingen hat ca. 600 Einwohner[1].[2] Das am Dorf vorbeifließende Gewässer ist die Wetter.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Kirche von Nieder-Bessingen.

Ortsgeschichte

Zahlreiche Fundstücke belegen Ansiedlungen in der Gemarkung Nieder-Bessingen schon ab der neolithischen Zeit. Die bemerkenswertesten Stücke, zwei reichgewunden Armspiralen und ein Armreif aus Bronze stammen aus einem Gräberfeld aus der Bronzezeit auf dem Heideköppel.

In nachschriftlichen Urkunden findet der Ort für 1056 Erwähnung als Bezcingen, 1160 als bezzingestat; in beiden Fällen kann man Nieder-Bessingen zu dieser Zeit als fuldischen Besitz festschreiben. Der Ortsname leitet sich vom ahd. Rufnamen Bezzo ab, also „Ort des Bezzo“. Die älteste bekannte Original-Urkunde stammt von 1226, in ihr wird der Verkauf der in (Nieder-)Bessingen gelegenen Güter des Klosters Spieskappel an Gräfin Adelheid von Ziegenhain, Gattin des Ulrich I. von Münzenberg beurkundet. Diese Siedlung gruppierte sich um die Wehrkirche und den Nassauer Hof.[3]Zu einem späteren Zeitpunkt gelangte Nieder-Bessingen in Besitz des Stiftes Wetzlar, für 1268 sind Streitigkeiten der Art festgehalten, dass die Brüder von Merlau sich weigerten, ihr Besthaupt (Steuer) nach Wetzlar zu entrichten. 1509 verkaufen die Kanoniker des Stiftes Wetzlar Nieder-Bessingen an Bernhard von Solms, woraus ein vieljähriger Streit im Hause Solms entstehen sollte. Mit der Burg zu Nieder-Bessingen „an der Südostecke der Dorfgrenze in die sumpfigen Wiesen springend“, die in einigen dieser Urkunden erwähnt ist, ist wohl der heute nicht mehr existierende Vogthof gemeint.

Sowohl der Dreißigjährige Krieg wie auch die Napoleonischen Kriege hinterließen im Ort ihre Spuren. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erfolgte die Ablösung der landesherrlichen Rechte.

Im 19. Jahrhundert wurde Nieder-Bessingen für seine Gurkenzucht bekannt, man lieferte bis Gießen und Grünberg. Daneben entstanden Flachsanbau und die Leineweberei. Auch die Bürstenbinderei aus Schweineborsten war als ortsansässiges Handwerk verzeichnet, ebenso die Blutegelzucht.

Mit der Verlängerung der Butzbach-Licher Eisenbahn bis nach Grünberg erhielt Nieder-Bessingen 1908 Bahnanschluss. Schon vor dem Ersten Weltkrieg wurde die Wasserleitung gebaut, die Elektrifizierung erfolgte zu Beginn der 1920er Jahre. Durch den Zuzug von Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten nach dem Zweiten Weltkrieg erhöhte sich ab 1945 die Einwohnerzahl beträchtlich. 1960 konnte das mit Förderung des Hessenplans erbaute Dorfgemeinschaftshaus eingeweiht werden.

Kirchliches Leben

1315 wird unter Philipp III. von Falkenstein eine eigenständige Pfarrgemeinde eingerichtet, „weil die Einwohner von Bessingen zur Winterzeit wegen Überschwemmung nicht bequem zur Kirche kommen können“. Bis dahin ein Filial von Münster erhält die Gemeinde nun Tauf- und Bestattungsrecht. Trotzdem muss weiter Kirchenzins nach Münster entrichtet werden. 1482 gehört die Kirchgemeinde zu Hungen, ab 1504 zum Marienstift in Lich.

Schulgeschichte

Schulunterricht ist in Nieder-Bessingen seit 1681 nachgewiesen, bis dahin mussten die Kinder zum Unterricht nach Villingen (Hungen), dem nächstgelegenen Solms-Braunfelsischen Pfarr-und Schulort gehen. Ein aktenkundiges Ärgernis aus dem Jahr 1835: Es erhielt der Lehrer von Nieder-Bessingen bei 83 Schülern 155 Gulden jährlich, sein Amtskollege im benachbarten Ober-Bessingen bei nur 72 Schülern hingegen 186 Gulden ...

Das um 1910 neuerbaute Schulhaus ist seit den 1970er Jahren Kindergarten auch für das benachbarte Ober-Bessingen; Schulort ist seit 1970 Lich.

Entwicklung der Einwohnerzahl

  • 1834: 287
  • 1875: 337
  • 1925: 317
  • 1939: 341
  • 1946: 518
  • 1969: 439
  • 1988: 544
  • 2008: 640
Datenquelle: Heimatbuch der Stadt Lich, Stadtverwaltung Lich.

Verkehrsanbindung

Straßen

Die L 3481 führt von Lich aus kommend durch das Dorf, weiter in nordwestliche Richtung zum 2 km entfernten Nachbarort Ober-Bessingen und bildet damit die Hauptverkehrsstraße, auch in Richtung Gießen. Eine weitere Straße führt südlich nach Langsdorf bzw. nach Nonnenroth.

Nahverkehr

Nach Schließung des Bahnhofs in Nieder-Bessingen in den 1970er Jahren und Stilllegung der Eisenbahnstrecke gibt es nur noch Buslinien in Richtung Lich−Gießen bzw. nach Grünberg−Laubach−Schotten vom RKH und der BLE). Außerdem fahren mehrere Schulbusse nach Lich (Dietrich-Bonhöffer-Schule, Selma-Lagerlöf-Schule), Grünberg (Theo-Koch-Schule) sowie ein kleiner Extra-Bus für die Kindergartenkinder aus Ober-Bessingen.

Sehenswürdigkeiten

  • Evangelische Kirche, aus Feldsteinen 1738 bis 1742 erbaut. Besonders bemerkenswert ist der spätgotische Wehrturm mit Innungszeichen der Schmiede, Schneider, Wagner, Schuhmacher und Schreiner.
  • Auf dem markanten Dorfplatz steht seit 1871 eine Friedenslinde.

Dorfleben

Neben dem gemischten Chor, der seit über 50 Jahren existiert.[4], gibt es seit 1897 die Freiwillige Feuerwehr Nieder-Bessingen, deren Jugendfeuerwehr überregional bekannt ist.[5] Veranstaltungen und Wahlen finden im Dorfgemeinschaftshaus statt. Des Weiteren gibt es eine Grillhütte, eine traditionelle Landgastwirtschaft, eine Pension, einen Kindergarten, eine Bäckereifiliale und weitere kleine Geschäfte.

Literatur

  • Hans Schnorr, Nieder-Bessingen. In: Licher Heimatbuch. Die Kernstadt und ihre Stadtteile. Bearbeitet von Paul Görlich, herausgegeben vom Magistrat der Stadt Lich 1989.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.lich.de/content/DE/geschichte_der_stadt.html (15. Mai 2008)
  2. http://www.lich.de/content/DE/ortsvorsteher.html (15. Mai 2008)
  3. http://www.nieder-bessingen.net/portal.php?func=html&name=bessingen (15. Mai 2008)
  4. http://www.nieder-bessingen.net/portal.php?func=cms&name=10 (15. Mai 2008)
  5. http://jf-nieder-bessingen.de/serendipity/index.php?/pages/erfolge.html (15. Mai 2008)

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