Birklar

Birklar
Birklar
Stadt Lich
Wappen von Birklar
Koordinaten: 50° 30′ N, 8° 49′ O50.4955555555568.8138888888889Koordinaten: 50° 29′ 44″ N, 8° 48′ 50″ O
Einwohner: 708 (2008)
Eingemeindung: 1. Jan. 1971
Postleitzahl: 35423
Vorwahl: 06404

Birklar ist seit dem 1. Januar 1971 einer von neun Stadtteilen der Stadt Lich in Hessen.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Birklar liegt am Nordrand der Wetterau, an den Ausläufern des Taunus zum Vogelsberg. Dieser Höhenrücken, der sich kaum vom Gelände zu erheben scheint, verleiht dennoch auf seinen höchsten Punkten eine weite Fernsicht: im Westen über die Burg Münzenberg bis hin nach Butzbach, im Osten seitlich in den Vogelsberg hinein.

Geschichte

Limesverlauf in der Wetterau

Seinen Namen erhielt der Ort aus der Ende des 9. Jahrhunderts stammenden Bezeichnung Birkenlare. Vermutlich versteckt sich hinter diesem Wort der Ausdruck für Birke.

Als Grenzlinie zwischen ihrem Staat und den Germanen errichteten die Römer um ca. 260 n. Chr. einen Pfahlgraben, den Limes, dessen Teilabschnitt Wetterau-Limes noch heute erkennbar über die Gemarkung Birklar verläuft und an dem entlang wunderschöne Waldwanderwege führen.

Die älteste bekannte Erwähnung Birklars findet sich im Lorscher Codex und datiert auf 791. Vom 12. Jahrhundert bis ins 14. Jahrhundert ist Birklar Rittersitz derer von Birklar, danach gehört der Ort den Herren von Bellersheim. Später Falkensteinisch übt bis 1806 das Haus Solms-Braunfels seine Hoheit aus, 1820 löst das Großherzogtum Hessen die Regentschaft der Fürstentümer ab.

Der Dreißigjährige Krieg zog nicht spurlos an Birklar vorbei, vieles fiel der Plünderung anheim, die Einwohner hatten unter Einquartierung und Kontributionen zu leiden.

Um 1720 etablierte sich im Ort eine Leineweberzunft und damit Berufe wie Spinner und Weber.

Das ehemalige Schulgebäude.

Zwischen 1780 und 1820 marodierten verschiedene Räuberbanden in der Provinz Oberhessen, wobei einige von ihnen im Ort ihr Lager hatte; es sollen sogar ortsansässige zu diesen Banden gehört haben, einer von ihnen wurde 1809 in Marburg hingerichtet.

Der Anschluss an die Elektrizität gelang noch vor dem Ersten Weltkrieg, 1912 folgte der Bau der Wasserleitung. 1904 bekam der Ort Anschluss an die Butzbach-Licher Eisenbahn; die Strecke wurde in den sechziger Jahren stillgelegt, seitdem verkehren Linienbusse.

Durch den Zuzug von Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten infolge des Zweiten Weltkrieges erhöhte sich ab 1945 die Einwohnerzahl beträchtlich.

Die Kanalisation, 1930 begonnen, wurde 1959 beendet, anschließend wurden sämtliche Straßen geteert. Zur feierlichen Übergabe dieses Straßenausbaus 1960 kam als Ehrengast der damalige Hessische Ministerpräsident Georg August Zinn. 1965 erfolgte mit Fördermitteln aus dem Hessenplan der Bau eines Dorfgemeinschaftshauses, 1966 erhielt die Gemeinde Birklar anlässlich ihrer 1175-Jahr-Feier für hervorragende Leistungen die Freiherr-vom-Stein-Plakette des Landes Hessen verliehen.

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde Birklar 1971 nach Lich eingemeindet und wird seitdem von dort verwaltet.

Kirchliches Leben

Für das Jahr 1313 wird erstmals ein Kirchgebäude in Birklar beurkundet, ab 1323 bestand eine selbstständige Pfarrei. Die Reformation wurde Ende des 16. Jahrhunderts eingeführt. Das im Verfall begriffene Kirchlein wird 1818 abgerissen, an seine Stelle wird der ehemalige Bibliotheksbau des säkularisierten Klosters Arnsburg dort abgetragen und nach Birklar versetzt. Lediglich der Kirchturm wurde neu errichtet. Dabei soll es finanziell ein wenig unsolide zugegangen sein, „es wurden nur die Hälfte jener Kapitalien auf die Kosten des eigentlichen Kirchenbaus verwendet, das Übrige aber unbefugter Weise verzehrt worden“ heißt es in der Chronik. Von den 1819 angeschafften drei Bronzeglocken mussten zwei im Ersten Weltkrieg als Metallspende abgegeben werden; das heutige Geläut besteht aus Stahlglocken von 1920.

Schulwesen

Bereits im 17. Jahrhundert hat es eine Schule in Birklar gegeben: Für 1850 notiert der damalige Pfarrer Friedrich an vorhandenen öffentlichen Gebäuden „1. ein neuer einstöckiger Schulsaal von 1842 [Anm.: rechts vor der Kirche], (...), 3. ein altes Schulgebäude, welches (...) dem Schulsaal gegenüber steht.“ – Die heutige „ehemalige“ Schule wurde in den Jahren 1904/05 erbaut. In ihr wurde bis 1969 unterrichtet, danach wurde das Gebäude verkauft. Die Grundschüler werden seitdem in Langsdorf unterrichtet, die Schüler ab der 5. Klasse schon seit 1960 in der Mittelpunktschule Lich (Dietrich-Bonhoeffer-Schule).

Entwicklung der Einwohnerzahl

  • 1834: 390
  • 1875: 421
  • 1925: 489
  • 1939: 447
  • 1946: 643
  • 1969: 576
  • 1988: 563
  • 2008: 708
Datenquelle: Heimatbuch der Stadt Lich; Stadtverwaltung Lich.

Sehenswürdigkeiten

  • Evangelische Kirche. Ehemaliges barockes Bibliotheksgebäude des Klosters Arnsburg; nach dessen Säkularisation 1818 nach Birklar als Kirchgebäude umgesetzt.

Söhne und Töchter des Ortes

Vereine

  • Gesangverein Harmonie Birklar, gegr. 1855
  • Freiwillige Feuerwehr Birklar, gegr. 1895
  • Sport-Gemeinschaft Germania 1946, gegr. 1946

Literatur

  • Adolf Lechens, Birklar. In: Licher Heimatbuch. Die Kernstadt und ihre Stadtteile. Bearbeitet von Paul Görlich, herausgegeben vom Magistrat der Stadt Lich 1989.

Weblinks


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