Oscar-II-Klasse

Oscar-II-Klasse

Oscar-II-Boot Omsk (K-186)
Daten
Herkunftsland UdSSR/Russland
Typ atomgetriebener Flugkörper-Unterwasserkreuzer (SSGN)
Erste Einheit fertiggestellt 1981
Bauwerften Sewerodwinsk (ab 1981)
Technische Daten
Länge 143,0 m (Oskar I)
154,0 m (Oskar II)
Breite 18,2 m (20,1 m mit Stabilisatoren)
Höhe 16,78 m
Tiefgang 9,0 m
Druckkörper Zweihüllenboot, aus nichtmagnetischem Stahl, schallabsorbierend gekachelt
Verdrängung (aufgetaucht) 12500 t (Oskar I)
14700 t (Oskar II)
Verdrängung (getaucht) 22500 t (Oskar I)
24000 t (Oskar II)
Geschwindigkeit

(über Wasser)

16 kn
Geschwindigkeit

(unter Wasser)

32 kn
Tauchtiefe 450m (Oskar I)
600 m (Oskar II)
Besatzung 94 Mann (48 Offiziere)
Antrieb 2 Druckwasserreaktoren (Typ VM-5) mit je 190 MWt Leistung;
2 Dampfturbinen mit je 49000 PS Leistung
zwei 4-flügelige Schrauben
Sensoren zylindrischer Bugsonar (Skat-3 Anlage)
seitlicher Rumpfsonar
Schleppsonar, in der Rudergondel verstaut
Hochfrequenzsonar zum Auftauchen unter Eis
Minenmeidesonar
Sehrohre Angriffs- und Beobachtungsperiskop, voll nachtfähig (IR)
Funkmast
GPS/INS-Mast
Radarmast
Radarwarnmast (ESM)
Schleppdraht zum Funkempfang unter Wasser (bis 30m Tiefe)
Bewaffnung 24 Startbehälter für SS-N-19 Shipwreck, jeweils zu 12 an jeder Seite außerhalb des Druckkörpers angeordnet
4 Torpedorohre 533 mm + 2 Torpedorohre 650 mm
2 seitliche Rohre zum Täuschkörperausstoss

Oscar-Klasse ist die NATO-Bezeichnung für die Atom-U-Boote des Projekts 949 zunächst der sowjetischen und später der russischen Marine.

In der russischen Seekriegsflotte werden die Boote als Podvodnaya Lodka Atomnaya Raketnaya Krylataya (PLARK, ПЛАРК), übersetzt "Atomgetriebene Raketen-Unterwasserkreuzer" klassifiziert, was der Bezeichnung SSGN der US Navy entspricht. In dieser Kategorie sind diese U-Boote zur Zeit die größten der Welt. Im Juli 2007 waren sechs der Atom-U-Boote der Oscar II-Klasse mit Heimathafen Rybatschi bei Wiljutschinsk stationiert.

Das Projekt 949 umfasst zwei Modelle, die beide mit Antischiffraketen bewaffnet sind.

Inhaltsverzeichnis

Projekt 949 Granit (Проект 949 Гранит)

Die Entwicklung begann 1976 unter der Leitung von I. L. Baranow im Sonderkonstruktionsbüro 18 (SKB-18) Rubin in Leningrad. Das Projekt 949 umfasste von der Verdrängung her die zweitgrößte U-Boot-Klasse der Welt (19.400 Tonnen Unterwassereinsatzverdrängung). Entwickelt wurden die Boote, um US-Flugzeugträgerverbände auf große Distanz zu vernichten. Russische Experten errechneten, das man etwa 20 bis 24 P-700 Antischiffraketen auf einem U-Kreuzer stationieren müsste, um die starke Luftverteidigung der US-Trägergruppen zu durchbrechen. Der Raketenträger sollte daher auch in der Lage sein, alle 24 Raketen in möglichst kurzer Folge abzufeuern. Auch sollte der U-Kreuzer einen solchen Angriff im getauchten Zustand durchführen können. So entstand das Projekt 949 mit dem Chiffre Granit.

Um mit schnell laufenden Trägergruppen mitzuhalten, erreichte die Granit-Klasse eine Unterwassergeschwindigkeit von 33 Knoten. Dennoch wurde auf die Geräuschdämpfung anscheinend größter Wert gelegt. Die Granit-Klasse umfasste nur zwei Einheiten, die 1981 und 1983 in Dienst gestellt wurden. Beide wurden schon 1996 aus finanziellen Gründen ausgemustert, aufgelegt und werden derzeit in Sewerodwinsk verschrottet.

Einheiten

  • K-525 Archangelsk
    • Kiellegung 1978, in Dienst 1981
    • Dienst in der Nordmeerflotte
    • 1996 ausgemustert und aufgelegt
    • seit 2003 Verschrottung in Sewerodwinsk
  • K-206 Murmansk
    • Kiellegung 1979, in Dienst 1983
    • Dienst in der Nordmeerflotte
    • 1996 ausgemustert und aufgelegt
    • seit 2003 Verschrottung in Sewerodwinsk

Projekt 949A Antey (Проект 949А Антей)

Das folgende Projekt 949A Antey (russ.: Проект 949А «Антей») war noch größer. Ab 1986 wurden 11 Einheiten in Dienst gestellt. Weitere drei wurden auf Kiel gelegt, jedoch noch nicht fertiggestellt. Alle Einheiten wurden in Sewerodwinsk gebaut und danach teilweise zur Pazifikflotte verlegt.

Das im Jahre 2000 gesunkene U-Boot Kursk gehört zu dieser Klasse von Schiffen.

Einheiten

  • K-148 Krasnodar
    • Kiellegung 1982, in Dienst 1986
    • Dienst in der Nordmeerflotte
  • K-173 Krasnojarsk
    • Kiellegung 1983, in Dienst 1986
    • Dienst in der Pazifikflotte
    • seit 1999 aufgelegt
  • K-132 Irkutsk
    • Kiellegung 1985, in Dienst 1988
    • Dienst in der Pazifikflotte
  • K-119 Woronesch'
    • Kiellegung 1986, in Dienst 1989
    • Dienst in der Nordmeerflotte
  • K-410 Smolensk
    • Kiellegung 1986, in Dienst 1990
    • Dienst in der Nordmeerflotte
  • K-442 Tscheljabinsk
    • Kiellegung 1987, in Dienst 1990
    • Dienst in der Pazifikflotte
  • K-456 Kasatka (Schwertwal) Wiljutschinsk
    • Kiellegung 1988, in Dienst 1992
    • Dienst in der Pazifikflotte
  • K-266 Orel
    • Kiellegung 1989, in Dienst 1993
    • Dienst in der Nordmeerflotte
  • K-186 Omsk
    • Kiellegung 1989, in Dienst 1993
    • Dienst in der Pazifikflotte
  • K-141 Kursk
    • Kiellegung 1990, in Dienst 1995
    • Dienst in der Nordmeerflotte
    • 12. August 2000 durch Explosion von Torpedo gesunken, 118 Tote
    • 2001 zur Untersuchung des Unglücks gehoben
    • ab 2003 verschrottet
  • K-150 Tomsk
    • Kiellegung 1991, in Dienst 1997
    • Dienst in der Pazifikflotte
  • K-139 Belgorod
    • Kiellegung 1992, Bau eingestellt 1995
    • Bau wieder aufgenommen 2001
    • Indienststellung bis 2007 als Ersatz für die K-141 Kursk
    • Umrüstung auf Raketensystem P-800 Oniks
  • K-135 Wolgograd
    • Kiellegung 1993, Bau eingestellt 1997
    • Rumpf wurde konserviert
  • K-160 Barnaul
    • angebliche Kiellegung 2002

Schiffcharakteristik

Die Boote der Projekte 949/949A sind in neun Sektionen gegliedert, die sich über vier Decks erstrecken

  • Sektion 2
    • Kommandozentrale: Feuerleitzentrale, Raketenfeuerleitzentrale und diverse für die Besatzung überlebensnotwendige Aggregate.
  • Sektion 3
    • Kontrollraum: u.a. Nachrichtenverbindungen, Pumpen und Systeme zur Schiffsicherung
  • Sektion 4
    • Besatzungsunterkünfte: Speisesaal, Küche, Toiletten, medizinischer Notfallraum, Freizeiträume
  • Sektion 5
    • Hilfsmaschinenräume: Dieselgeneratoren, Pumpen, Steuerkomplexe für die Reaktoren usw.
  • Sektionen 7 und 8
    • Turbinenräume
  • Sektion 9
    • Notausstieg, Elektromotoren und diverse Reservesysteme.

Für beschleunigtes Auftauchen besitzt das Projekt 949/949A ein auf mehrere Ballastwasserzellen wirkendes System von Pulvergeneratoren. Die Rumpfkonstruktion ist für das Fahren im Eis ausgelegt. Im Druckkörper befinden sich 1400 Öffnungen. Eine ca. 1 m große Luke in Abteilung VI dient der Be- und Entladung des Reaktors, weitere im Bugbereich für die Akkumulatoren.

Bewaffnung

Die Hauptbewaffnung bilden 24 Antischiffraketen vom Typ P-700 Granit. Je 12 Startcontainer vom Typ SM-225 sind zwischen dem Druckkörper und dem Hüllkörper jeweils an Backbord- und Steuerbordseite mit einem Neigungswinkel von 40° fest eingebaut. Eine Klappe für jeweils 2 Startcontainer sorgt für den Verschluss mit dem Hüllkörper – also der Außenhaut – des U-Kreuzers. Die maximale Tauchtiefe zum Abfeuern der Raketen beträgt 50 m bei einer Geschwindigkeit von 5 kn. Ein kurz hintereinander erfolgender Salvenstart von mehreren Raketen (im 5 Sekunden-Abstand) mit der dazu notwendigen schnellen Austrimmung des Trägerschiffes ist möglich. Dabei vermögen die einzelnen Salven unterschiedliche Ziele anzufliegen, wobei die Raketen der jeweiligen Salve sehr eng beieinander verbleiben können.

Zur Selbstverteidigung verfügen die U-Kreuzer über zwei "überkalibrige" 650-Millimeter-Torpedorohre, aus denen U-Boot-Abwehrraketen vom Typ SS-N-16B Stallion (RPK-7 Veder) und schwere Torpedos vom Typ 40 verschossen werden können. Weiterhin sind vier 533-Millimeter-Rohre für Raketentorpedos WA-111 Schkwal und die üblichen normalen Torpedos vorhanden.

Siehe auch

Liste russischer U-Boot-Klassen

Literatur

  • Alexander Antonow, Walerie Marinin, Nikolai Walujew: Sowjetisch-russische Atom-U-Boote. Berlin 1998

Weblinks


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