Pöhlatalbahn

Pöhlatalbahn
Grünstädtel–Oberrittersgrün
Ausschnitt der Streckenkarte Sachsen (1902)
Ausschnitt der Streckenkarte Sachsen (1902)
Kursbuchstrecke: 452 (1971)
Streckennummer: sä. GR
Streckenlänge: 9,361 km
Spurweite: 750 mm (Schmalspur)
Maximale Neigung: 33,3 
Minimaler Radius: 80 m
Höchstgeschwindigkeit: 30 km/h
Legende
   
0,00 Grünstädtel 441 m
   
(Übergang zur Strecke Annaberg-Buchholz–Schwarzenberg)
   
0,20 Pöhlwasserbrücke
   
B 101
   
2,16 Werksgrabenbrücke
   
2,28 Pöhlwasserbrücke
   
2,37 Pöhla 466 m
   
2,83 Agl. Eisenwerk Pfeilhammer
   
3,25 Werksgrabenbrücke
   
3,64 Siegelhof 488 m
   
3,98 Agl. Neue Hütte
   
4,80 Brücke der Wismut
   
5,21 Wiesenwegbrücke
   
5,42 Niederglobenstein 530 m
   
6,42 Oberglobenstein 556 m
   
Agl. Pappenfabrik Breitfeld und Sägewerk Hofmühle
   
6,99 Pöhlwasserbrücke
   
7,10 Pöhlwasserbrücke
   
7,23 Unterrittersgrün 572 m
   
6,83 Agl. Sägewerk Sternkopf
   
7,71 Werksgrabenbrücke
   
8,51 Werksgrabenbrücke
   
9,17 Werksgrabenbrücke
   
9,29 Pöhlwasserbrücke
   
Kopfbahnhof – Streckenende
9,36 Oberrittersgrün (Eisenbahnmuseum) 607 m

Die Pöhlatalbahn (auch Pöhlwassertalbahn) war eine sächsische Schmalspurbahn im Westerzgebirge. Sie verlief von Grünstädtel ausgehend am Pöhlwasser aufwärts nach Rittersgrün. Die 1889 eröffnete Strecke wurde 1971 stillgelegt. Auf dem Gelände des ehemaligen Bahnhofs Oberrittersgrün befindet sich heute das Sächsische Schmalspurbahn-Museum Rittersgrün.

Inhaltsverzeichnis

Streckenbeschreibung

Vorgeschichte, Planung und Bau

Der für die Gegend prägende Erzbergbau befand sich im 19. Jahrhundert im Einzugsbereich der Schmalspurbahn im Niedergang oder war bereits komplett beendet. Die Wirtschaft konzentrierte sich nun stärker auf die Eisenverarbeitung und Holzwirtschaft, da im Pöhlwassertal ausreichend Wasserkraft und Holz zur Verfügung stand. Neben einigen Sägewerken gehörte auch die für das Erzgebirge typische[1][2] Papierindustrie zu den aufstrebenden Wirtschaftszweigen.

Die Vorarbeiten begannen 1883, aufgrund der örtlichen Gegebenheiten sollte die Strecke von Anfang an als Schmalspurbahn erbaut werden. Nach der Untersuchung mehrerer Varianten wurde die Variante mit Anschlussbahn in Grünstädtel am 31. Juli 1887 genehmigt.

Im Frühjahr 1888 begannen die Bauarbeiten, die im Sommer 1889 abgeschlossen werden konnten. Es wurden zahlreiche Durchlässe angelegt, 11,6 km Gleis mit 28 Weichen verlegt sowie 15 Gebäude errichtet. Die Baukosten betrugen circa 850.000 Mark.

Bereits während des Bahnbaus gab es erste Pläne für eine Streckenverlängerung über Oberrittersgrün hinaus, die aber ebenso wie spätere nicht verwirklicht wurden. Während des Dritten Reiches war eine Verlängerung bis Oberwiesenthal mit einem Scheiteltunnel im Fichtelberg geplant.

Betrieb

Bahnhof Oberrittersgrün um 1905

Der Eröffnungszug fuhr am 30. Juni 1889, der planmäßige Betrieb wurde einen Tag später zusammen mit dem Abschnitt Schwarzenberg–Grünstädtel der Bahnstrecke Annaberg-Buchholz–Schwarzenberg aufgenommen. Durch Betriebserweiterungen und -modernisierungen stiegen die anfangs nur mäßigen Transportleistungen zu Beginn des 20. Jahrhundert stark an. Auch der Berufsverkehr Richtung Schwarzenberg wuchs stetig.

Den Zweiten Weltkrieg überstand die Schmalspurbahn ohne Schäden. Ab 1949 begann im Pöhlwassertal der Uranbergbau, der der Schmalspurbahn eine kurze neue Blütephase brachte.

Bis Mitte der 1960er Jahre erhöhten sich das Fahrgastaufkommen und die beförderte Tonnage langsam. Allerdings deckten die Einnahmen nicht einmal die Betriebskosten. Erst ab Ende der 1960er sanken die Transportleistungen im Güterverkehr durch Verlagerung der Transporte zu anderen Bahnhöfen und auf den Kraftverkehr.

Stilllegung

Bereits seit 1969 gab es erste Pläne für einen Verkehrsträgerwechsel, durch Mangel an Transportkapazitäten des Kraftverkehrs konnten diese zunächst nicht umgesetzt werden. Auch die für Frühjahr 1971 geplante Verkehrseinstellung musste aus diesen Gründen verschoben werden. Erst im Herbst 1971 waren annäherund genug Busse vorhanden, um den immer noch bedeutenden Berufsverkehr übernehmen zu können. Genehmigt wurde die Stilllegung am 14. September 1971, die letzten Züge fuhren unter reger Beteiligung der Bevölkerung am 25. Juni 1971.

Abgebaut wurde die Strecke zwischen 1972 und 1974. Heute werden große Teile der Trasse für einen Rad- und Wanderweg genutzt.

Verlauf

vereinfachtes Höhenprofil der Strecke

Ausgehend von Grünstädtel führte die Schmalspurbahn entlang des namensgebenden Baches Pöhlwasser nach Oberrittersgrün.

Die ersten 300 m verlieg die Bahnstrecke noch parallel zur Bahnstrecke Annaberg-Buchholz–Schwarzenberg, nach einer ersten Überquerung des Pöhlwassers gemeinsam auf einer Brücke mit der Normalspurbahn kreuzten beide Bahnen die mit einer Schranke gesicherte Straße von Aue nach Annaberg-Buchholz (die heutige B 101), um dann nach Süden abzubiegen.

Zunächst führte die Bahn langsam ansteigend über das Ortsgebiet von Raschau, dieser Ort besaß jedoch keine Bahnstation an der Schmalspurbahn. Erst ab vor der Haltestelle Pöhla verengt sich das Tal zunehmend und die Bahn folgte zusammen mit dem Pöhlwasser und der Landstraße den engen Talgrund bis Oberrittersgrün.

Betriebsstellen

Bahnhof Grünstädtel
Glocke des Bahnhofs Grünstädtel

Die Normalspuranlagen teilten den Güter- und Perseonenverkehrsbereich der Pöhlatalbahn. Die deswegen vorhandenen drei niveaugleichen Kreuzungen zwischen Schmal- und Normalspurbahn behinderten den Betriebsablauf auf dem Bahnhof erheblich. Errichtet wurden beim Bahnbau neben dem Empfangsgebäude, ein Güterschuppen, eine Umladehalle, eine Überladerampe und ein kombinierter Lokomotiv- und Kohlenschuppen. Der einständige Lokschuppen war nur für Lokomotiven der Baureihe I K bemessen, die später eingesetzten Maschinen waren für das Gebäude zu lang und standen teilweise im Freien. 1966 wurde der baufällige Schuppen abgerissen. Das Einfahrsignal des für die Schmalspurbahn war das einzige Signal auf der ganzen Strecke.

Haltestelle Pöhla

Die Station, für deren Anlegung umfangreiche Erdarbeiten nötig waren bestand zunächst nur aus zwei Weichen und einer hölzernen Wartehalle. Die Wagen wurden anfangs mit Muskelkraft ins stumpf endende Ladegleis rangiert.

Haltestelle Siegelhof

Die Sation lag in einem engen Talbogen. Neben einer Ladestraße mit Ladegleis war lediglich eine Wartehalle sowie ein Freitritt vorhanden. Bis 1920 war das Ladegleis lediglich ein Stumpfgleis; im folgenden wurde es mit einer zweiten Weiche ans Streckengleis angebunden.

Bahnhof Niederglobenstein

Zunächst war Niederglobenstein als Haltestelle eingestuft, erst infolge regelmäßiger Zugkreuzungen wurde die Haltestelle 1953 zum Bahnhof erhoben. Die Gleisanlage, die während der gesamten Betriebszeit nicht verändert wurde, bestand nur aus einem Durchgangs- und einem Überholgleis, an der sich gleichzeitig auch die Ladestraße befand. Auch eine Wartehalle für Reisende wurde errichtet.

Haltepunkt Oberglobenstein

Der Haltepunkt Oberglobenstein war sehr spartanisch ausgestattet, außer einer Bank und einem Stationsschild war nichts vorhanden. Später stand den Reisenden ein angemieteter Warteraum unterhalb der Terrasse an einem nahegelegenen Wohnhaus zur Verfügung.

Bahnhof Oberrittersgrün
Bahnhof Oberrittersgrün (2009)

Obwohl der Bahnhof Oberrittersgrün von der Anzahl der Weichen immer kleiner war als der Bahnhof Grünstädtel befand sich das betriebliche Zentrum der Pöhlawassertalbahn stets in Oberrittersgrün. Zur Streckeneröffnung 1889 besaß der auf der Flur von Hammerrittersgrün liegende Bahnhof drei Gleise, ein einfaches Empfangsgebäude und ein zweiständiges Heizhaus. Das in Fachwerk ausgeführte Heizhaus war für zwei Lokomotiven der Gattung I K bemessen. In Oberrittersgrün befand sich auch der einzige Wasserkran der Strecke.

Um 1920 erhielt der Bahnhof ein viertes Gleis und eine zweite Ladestraße. Der Einsatz der längeren Lokomotiven der Gattungen III K und IV K erforderte zeitgleich auch eine Verlängerung des Heizhauses. In den Jahren 1928/1929 erhielt es noch einen dritten Stand, der für größere Reparaturen genutzt wurde.

Lokomotiven und Wagen

In den Anfangsjahren kamen zunächst die dreifach gekuppelten I K-Lokomotiven auf der Strecke zum Einsatz. Allerdings waren die kleinen Lokomotiven mit den steigenden Zugmassen überfordert, so dass schon bald III K-Lokomotiven eingesetzt wurden. Später wurde der Zugverkehr ausschließlich von der sächsischen Gattung IV K (DR-Baureihe 99.51-60) bewältigt.

Der Güterverkehr wurde mit Schmalspurgüterwagen abgewickelt. Ein Rollfahrzeugverkehr fand nicht statt. Die eingesetzten Wagen entsprachen den allgemeinen sächsischen Bau- und Beschaffungsvorschriften für die Schmalspurbahnen und konnten daher freizügig mit Fahrzeugen anderer sächsischer Schmalspurstrecken getauscht werden.

Sächsisches Schmalspurbahn-Museum Rittersgrün

Der Lokschuppen des Bahnhofs Oberrittersgrün ist heute Teil des Schmalspurbahnmuseums

Nachdem der Einstellung des Bahnbetriebs 1971 gab es Überlegungen auf dem Gelände des Bahnhofs Oberrittersgrün ein Eisenbahnmuseum einzurichten. Nach verschiedenen Bemühungen kaufte die Gemeinde Rittersgrün das Gelände eine Lokomotive der Gattung IV K (99 579) und diverse Wagen. Im Januar 1972 wurden die Fahrzeuge über die bereits stillgelegte Strecke nach Oberrittersgrün transportiert. Dafür wurde die Museumslokomotive 99 579 letztmalig in Betrieb gesetzt und eine schon bestehende Gleislücke wieder geschlossen.

Nach Ankauf weiterer Exponate 1976 wurde das Museum am 18. Juni 1977 als erstes Eisenbahnmuseum in der DDR feierlich eröffnet und noch bis heute betrieben. Der Fahrzeugbestand wurde im Laufe der Jahre weiter ausgebaut.

1984 konnte dann auch das Empfangsgebäude von der Reichsbahn übernommen werden und bereits entfernte Gleisbereiche neu eingebaut werden.

Auf dem Gelände des Schmalspurmuseums findet jährlich das Rittersgrüner Museums-, Bahnhofs- und Schützenfest statt.

Siehe auch

Literatur

  • Bernd Kramer/Rainer Heinrich: Die Schmalspurbahn Grünstädtel – Oberrittersgrün — Nebenbahndokumentation Band 25; 2., überarbeitete Auflage; Verlag Kenning; Nordhorn 2006; 3-933613-30-2

Weblinks

 Commons: Pöhlatalbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Martina Schattkowsky (Hrsg.): Erzgebirge – Kulturlandschaften Sachsen Band 3, Edition Leipzig, Dresden/Leipzig 2010, S. 98 f.
  2. Rainer Karlsch, Michael Schäfer: Wirtschaftsgeschichte Sachsen im Industriezeitalter, Edition Leipzig, Dresden/Leipzig 2006, S. 85

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