- Rath (Nörvenich)
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Rath Gemeinde NörvenichKoordinaten: 50° 48′ N, 6° 41′ O50.8002777777786.6838888888889114Koordinaten: 50° 48′ 1″ N, 6° 41′ 2″ O Höhe: 114 m ü. NN Fläche: 2,77 km² Einwohner: 636 (31. Dez. 2010) Eingemeindung: 1. Jan. 1969 Postleitzahl: 52388 Vorwahl: 02426 Rath ist ein Ortsteil der Gemeinde Nörvenich und liegt im äußersten Osten des Kreises Düren an der Grenze zum Rhein-Erft-Kreis. Von Norden im Uhrzeigersinn umliegend grenzen Kerpen, Wissersheim, Pingsheim und Nörvenich an das Dorf. Rath hat seinen beschaulichen, dörflichen Charakter gewahrt und zeigt sich dem Besucher mit einem idyllischen, sauberen Flair. Der gewachsene Ortskern, mit der Dorfkirche im Mittelpunkt wird eingerahmt von Wiesen und Feldern.
Inhaltsverzeichnis
Der Ortsname
Den Ortsnamen Rath gibt es in dieser Form oder in Zusammensetzungen in naher und weiter Umgebung mehrfach, z.B. Rath bei Düren-Arnoldsweiler oder bei Nideggen, Mödrath, Seelrath, Girbelsrath, Distelrath, um nur einige zu nennen. Alle diese Rath-Namen gehen auf das altdeutsche Wort Rod, Rott, Rödchen und ähnliche Bezeichnungen zurück, die „die Stelle einer Rodung zum Zwecke der Felderweiterung oder Siedlung" meinen. Diese in der karolingischen Zeit begonnene Landgewinnung endete nach allgemeiner Ansicht der Forschung etwa im 12./13. Jahrhundert.
Aus dem Stammwort rode für urbar machen ist dann der Flurname Rott und der Ortsname Rath mit all seinen Zusammensetzungen und Abwandlungen entstanden. Noch in einem Protokoll von 1559 wird unser Rath Rode genannt. In unmittelbarer Nähe des Dorfes ist noch in den 1930er Jahren Im Rott bei Gypenbusch eine größere Waldfläche gerodet worden.
Der Ortsname Rath, oder, wie es in der Urkunde heißt Rohde, wird zuerst im Jahre 1177 genannt. Am 24. Mai dieses Jahres nämlich stiftete die Witwe des drei Tage zuvor verstorbenen Grafen Adalbert von Molbach und von Nörvenich, seine Tochter und deren Ehemann, Graf Wilhelm von Jülich, der Pfarre Nörvenich ein kleines Hofgut, aus dem immerhin jährlich 40 Malter Roggen erwirtschaftet werden. In der Stiftungurkunde heißt es, übertragen in die Sprache unserer Zeit: „in der Pfarre Nörvenich, in einem Weiler, der Rohde (=Rath) genannt wird, überlassen wir ein Gütchen, welches 40 Malter Korn einträgt, für alle Zwecke der Kirche…“
Neben der ersten Erwähnung des Ortsnamens wird hier auch zum ersten Mal gesagt, dass Rath schon zu dieser Zeit zur Pfarre Nörvenich gehörte, bei der es bis zum Jahre 1804 blieb.
Einwohnerentwicklung des Ortsteiles
Bevölkerungsentwicklung Jahr Einwohnerzahl Jahr Einwohnerzahl Jahr Einwohnerzahl 1885 340 1905 296 1925 311 1945 259 1955 273 1965 292 1975 578 1985 588 1995 603 2005 674 2010 636 Historisches
Der oben beschriebene ursprüngliche Ortsname 'Rode' oder 'Rohde' lässt den Rückschluss zu, dass zunächst fränkische Bauern im frühen Mittelalter diesen Teil des damaligen Urwaldes rodeten, die Fläche urbar machten und sich in der Rodung niederließen.
Im Dreißigjährigen Krieg, genauer im Schwedisch-Französischen Krieg (1635-1648), geriet Rath zwischen die Fronten der französischen Truppen, die nach der Schlacht auf der Kempener Heide von Nord-Westen her anrückten, und der kaiserlichen Truppen, die sich im Bereich des Vorgebirges bei Lechenich verschanzt hatten. Die französischen Truppen belagerten die Festung Lechenich im Januar 1642 fast fünf Wochen lang. In dieser Zeit war auch Rath Lagerstätte der französischen Truppen und Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen.
Im Verlauf des Jahres 1642 wurde Rath durch ein hessisch-weimarisch-französisches Söldnerheer gebrandschatzt. Höfe und Häuser wurden zerstört und verbrannt, die Felder wurden verwüstet und geödet. Die Menschen, soweit sie überlebt hatten, flüchteten und Rath war die folgenden 7 Jahre nahezu unbesiedelt.
Rath gehörte von 1177 bis 1803 zum Kirchspiel/Pfarre Nörvenich. Von 1803 bis 1805 gehörte Rath zur Pfarre Oberbolheim und ab 1805 zur Pfarre Wissersheim. Heute ist die katholische Pfarrgemeinde Teil der Weggemeinschaft Nörvenich. Vom 15. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts tagte in der St. Nikloaus Kapelle in Rath der Send der Pfarrei Nörvenich. Dieses geistliche Sittengericht überlebte in Rath die Wirren der Reformation Anfang des 16. Jahrhunderts und geriet nicht, wie in vielen umliegenden Orten, in Vergessenheit.
Die politische Zugehörigkeit Raths wechselte häufiger. Nachgewiesen sind 1549 eine Zugehörigkeit zum Herzogtum Jülich, 1555 eine Zugehörigkeit zum Amt Hochkirchen und 1813 zum Amt Buir. 1818 wird Rath dem Amt Nörvenich zugeschlagen. Seit der Kommunalreform - kleine, dörfliche Ämter wurden zu großen Verwaltungseinheiten zusammengefasst - im Jahr 1969 gehört Rath zur Großgemeinde Nörvenich.
Im Jahr 1875 trat in Rath eine Scharlach-Epidemie auf. Die Gesamtzahl der Opfer ist nicht bekannt, es starben jedoch 17 Schulkinder an der Krankheit. Das war zur damaligen Zeit mehr als die Hälfte aller Schulkinder in Rath.
Während Rath lange Jahre durch landwirtschaftliche Betriebe geprägt war und die Einwohner der Arbeit auf den Feldern und Wiesen nachgingen, änderte sich mit Beginn des 20. Jahrhunderts das Berufsspektrum. Immer mehr Menschen fanden in den umliegenden Kohlebergbaubetrieben der Firma Rheinbraun, heute RWE-Power, und den neu entstandenen chemischen Betrieben im Chemiegürtel Köln, Hürth und Wesseling Lohn und Brot. Heute leben viele Pendler in Rath, die in Großbetrieben in der Umgebung arbeiten oder Dienstleistungen in den nahen Städten erbringen. Dieser Wandel wird auch an der Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Rath deutlich. Gab es 1945 noch 14 Bauernhöfe in Rath, reduzierte sich die Zahl bis 1975 auf sieben Höfe. Heute gibt es noch einen landwirtschaftlichen Betrieb (Martinshof) in Rath.
Eingemeindung
Am 1. Januar 1969 wurde die Gemeinde Rath bei Nörvenich - so hieß sie offiziell - nach Nörvenisch eingemeindet.[1]
Bauliches
Kirche St. Nikolaus
Im 12./13. Jahrhundert wurde in Rath die St. Nikolaus Kapelle im heutigen Zentrum des Dorfes erbaut. Im Dreißigjährigen Krieg wurde sie 1642 von einem hessisch-weimarisch-französischen Söldnerheer schwer beschädigt. Aber schon 1656 wurde sie wieder aufgebaut. 1841 wurden an der einschiffigen Kapelle bauliche Veränderungen vorgenommen, die das Gebäude nach Westen hin deutlich vergrößerten. Eine weitere Vergrößerung ergab sich nach einem Anbau in den 1970er Jahren. Dabei erfolgte auch eine grundlegende Renovierung des Gotteshauses.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die St. Nikolaus Kapelle zur Pfarrkirche erhoben.
Marienkapelle
1954/1955 wurde am nördlichen Orstrand (heute Ecke Kerpener Straße / An der Marienkapelle) von den Anwohnern eine Kapelle zu Ehren der heiligen Maria erbaut. Das kleine, nicht begehbare Gebäude beherbergt eine Marienfigur. Vor der Kapelle finden auch heute noch kirchliche Veranstaltungen statt.
Kindergarten Rather Feldmäuse
Der Kindergarten Rather Feldmäuse (ehemals Zwergenland) war nach Auflösung der Volksschule am 1. August 1968 vom 1. April 1974 bis zum 22. Februar 2002 im ehemaligen Rather Schulgebäude an der Hubertusstraße untergebracht. Danach zog der Kindergarten in einen Neubau an der Martinstraße, direkt neben dem Spielplatz, um. Der Kindergarten wird von einer Gruppe (z.Zt. 25 Kinder) genutzt. Er untersteht der kommunalen Trägerschaft.
Vereinsleben
Rath hat seinen dörflichen Charakter gewahrt. Daher erfährt das Vereinsleben in Rath großen Zuspruch. Den Kindergarten Rather Feldmäuse unterstützt der Förderverein. Das karnevalistische Treiben fördert der Karnevals-Club „Rather Jecke“. Zum regen Vereinsleben trägt die Rather Jugend bei. Die durch einen Förderverein unterstützte Freiwillige Feuerwehr mit ihrer Jugendabteilung, der Jugendfeuerwehr, trägt wesentlich zum kulturellen Ortsleben bei. Das Maibrauchtum wird von den Rather Maijungen gepflegt. Wie in den angrenzenden Dörfern gibt es auch hier einen Schützenverein mit einem dazugehörigen Schützenfest.
Sonstiges
In den 1960er Jahren lebte der „Burgenkönig“ Herbert Hillebrand in Rath.
Einzelnachweise
- ↑ Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970.
Literatur
- Rath bei Nörvenich – Anmerkungen zur Geschichte des im Jahre 1177 zuerst urkundlich genannten Dorfes, Karl Heinz Türk, herausgegeben von der Gemeinde Nörvenich 2004
Weblinks
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