- Salzstrasse
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Als Salzstraße bezeichnet man alte Handelsstraßen, auf denen Salz transportiert wurde. Wichtige Wegpunkte waren Salinen, Orte in denen Salzbergbau betrieben wurde und große Handelsplätze. In Deutschland sind sehr viele sogenannte "Salzstraßen", "Alte Salzstraßen" und "Salzwege" bekannt. Der Hellweg ist ebenfalls eine ehemalige Salzstraße. Mittelalterliche Salzstraßen sind zumeist in ihrem genauen Verlauf bekannt. Es hat aber schon vorher, im frühen Mittelalter bzw. in vorrömischer Zeit verschiedenerorts Salzbergbau und andere Formen der Salzgewinnung und damit entsprechenden Salzhandel gegeben. Diese alten Routen lassen sich als vorgeschichtliche Handelswege manchmal aus Warenfunden rekonstruieren, aber allenfalls bruchstückhaft in der Landschaft nachvollziehen.
Siehe auch: Altstraße
Inhaltsverzeichnis
Salzstraßen in Deutschland
Sächsische Salzstraßen
In Sachsen gibt es mehrere so genannte Salzstraßen. Sie führten ausgehend von den Salinen bei Halle in Richtung Osten und Süden durch Sachsen. Sie querten das Erzgebirge über verschiedene Erzgebirgspässe und verbanden Sachsen mit Böhmen. Sie wurden deshalb auch Böhmische Steige (tschechisch Česká stezka) genannt. Eine dieser Verbindungen verlief von Leipzig über Oederan, Sayda und Brüx (Most) nach Prag. Diese alte Salzstraße wird heute als "Alte Salzstraße durch Mittelsachsen" touristisch entwickelt. Da diese Salzstraße zu den ältesten Wegen über das Erzgebirge gehört, wird seit altersher für diesen Weg der Begriff "Alte Salzstraße" verwendet.
Eine weitere dieser sächsischen Salzstraßen führte später von Halle über Leipzig, Chemnitz (siehe auch B 174), Zschopau, Marienberg, Reitzenhain und Komotau ebenfalls nach Prag. Um diesen Weg, vom erstgenannten begrifflich zu unterscheiden, hat sich für diesen Weg der Name "Salzstraße" etabliert.
Bekannt ist weiterhin eine "Alte Salzstraße" im Vogtland. Von den Salinen bei Halle ausgehend führte sie dem Fluss Weiße Elster folgend über Elsterberg, Schönbach, Steinsdorf, Plauen, Trogen nach Hof.
Bayerische Salzstraßen
Von Bad Reichenhall die Saalach, Salzach und den Inn entlang nach Passau und weiter über den "Goldenen Steig" nach Böhmen
Ein bedeutender, wenn auch noch nicht wissenschaftlich erforschter Weg, ist der „Böhmweg“ von Deggendorf über Regen, Zwiesel, Lindberg, Prašily/Stubenbach, Dobra Voda/Gutwasser, Hartmanitz/Hartmanice, nach /Sušice/Schüttenhofen. Er ist der in einer Kaiserurkunde vom 1. Januar 1029 am frühesten bezeugte Altweg: „Strata que in Bavariam tendit – Die Straße, die nach Bayern führt“. Eigentlich heißt er also „Bayerstraße“ – wenn man allerdings von Böhmen nach Bayern geht, ist es der „Böhmweg“. Die weitere Strecke nach Bayerisch Eisenstein hat mit der historischen Trasse nichts zu tun, denn der heutige Grenzort ist erst seit dem späten 16. Jahrhundert besiedelt. „Den“ Böhmweg gibt es in der historischen Entwicklung nicht. Vielmehr gibt es ein ganzes Wegebündel, teilweise in der Ausdehnung von ca. 5 km. Eine alte Trasse begann in Seebach bei Niederaltaich, wo der Isarhochweg die Donau überquerte (vgl. Isarhofen, Isargmünd), da ursprüngliche die Isar hier verlief. Dann gibt es noch mehrere Trassen, die von der Geiersbergkirche bei Deggendorf und vom Stadtzentrum aus über Haslach, Parst dem „Ruselabsatz“ zustrebten. Der heute touristisch genutzte „Böhmweg“ führt über Greising, Bischofsmais, Regen, Schweinhütt nach Zwiesel; er ist im 18. Jahrhundert bezeugt. Der in der Urkunde von 1029 genannte „Weg, den Gunther [von Niederaltaich] kürzlich anlegte“, wird heute als „Gunthersteig“ als Wanderweg angeboten. Er führte von Niederaltaich über den Lallinger Winkel nach Rinchnach und bog dann vor Zwiesel in den alten „Böhmweg“ ein. Die heute angebotene Route Niederaltaich – Rinchnach – Zwiesel – Böhmen (bis nach Prag!) ist nur bis Zwiesel historisch. Als in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts der bayerische Herzog den Salzhandel von den Passauer „Goldenen Steigen“ übernahm, verlief eine Salzstraße von Vilshofen über Schönberg, dem Sonnenwaldgebiet, Hangerleithen, Regen weiter nach Böhmen. Auch dieser Weg ist wie der Böhmweg und der Gunthersteig noch nicht wissenschaftlich erforscht.
Die mittelalterliche Salzstraße von Bad Reichenhall über München und Landsberg am Lech zum Bodensee
Schleswig-Holsteinische Salzstraße
Diese "Alte Salzstraße" führt von Lüneburg nach Lübeck und ist heute als Ferienstraße ausgeschildert.
Thüringer Salzstraßen
Eine Straße Thüringens, auf der früher hauptsächlich Salz transportiert wurde ist die Salzmannstraße. Eine weitere Salzstraße führte von der Werra bei Bad Salzungen nach Erfurt.
Westfalen
In Münster gibt es in der heutigen Innenstadt die Salzstraße.
Salzstraßen in Österreich
Obere Tiroler Salzstraße
Sie führte von Hall in Tirol durch das Außerfern über dem Oberjochpass in das Allgäu und dort über Immenstadt und Simmerberg nach Buchhorn bei Friedrichshafen am Bodensee, von wo aus das Salz in die Schweiz verschifft wurde. 1771 verlor Buchhorn sein Monopol und Lindau wurde zum bevorzugten Salzumschlagplatz.
Untere Tiroler Salzstraße
Sie ist die ältere der beiden Salzstraßen, die die Abbaugebiete um Berchtesgaden und Hall in Tirol mit dem Bodensee verband. Sie führte im westlichen Teil über vom Bischof von Kempten beherrschtes Gebiet (Kempten–Isny–Wohmbrechts). Die wirtschaftlichen Vorteile des Transportmonopols veranlassten den Herzog von Tirol, die vorgenannte obere Handelswegvariante auf überwiegend eigenem Gebiet einzurichten.
Salzstraßen in Italien
Die bekannteste italienische Salzstraße, die Via Salaria führte von Ostia über Rom bis zur Adria.
Salzstraßen zwischen Frankreich und Italien
Auf einer Vielzahl von Salzstraßen wurde Salz aus den Salinen der Provence in die Poebene und weiter in die mitteleuropäischen Zentren transportiert. Die bekanntesten sind
- die Salzstraße, die durch das Royatal in den Seealpen über den Col de Tende nach Cuneo und
- die Salzstraße, die durch den Buco di Viso in den Cottischen Alpen nach Saluzzo im Piemont führte.
Literatur
- M. Ruttkowski: Altstraßen im Erzgebirge; Archäologische Denkmalinventarisation Böhmische Steige. in: Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege, Band 44, 2002 ISBN 3-910008-52-6
- H. Wiechel: Die ältesten Wege in Sachsen. in: Sitzungsberichte und Abhandlungen der naturwissenschaftlichen Gesellschaft "Isis", Jahrgang 1901, Seite 18 - 51
- Literatur zum „Böhmweg“ und „Gunthersteig“
- Dinklage K., Eine frühmittelalterliche Handelsstraße über den hohen Böhmerwald, in: Süd-Ost-Forschungen 5, 1940, 165 ff.
- Ders., Der frühmittelalterliche Handelsweg von Böhmen ins bairische Isartal, in: Altböhmen und Altmähren 1, 1941, 82 ff.
- Kvĕt R./Manske D. J., Vor- und frühgeschichtliche Stege und Wege zwischen Bayern und
- Böhmen, ein Überblick, in: Regensburger Beiträge zur Regionalgeographie und Raum-Planung 19, 2005, 141-14 Molitor J., Alte Beziehungen zwischen Ostbayern und Böhmen, in: Deggendorfer Geschichtsblätter 20, 1999, 134-142
- Ders., „Die Straße, die nach Bayern führt“ und der Gunthersteig. Zwei Altstraßen
- Durch den Mittleren Bayerischen Wald nach Böhmen, in: Archäolog. Arbeitsgemeinschaft Ostbayern/West- und Südböhmen, 11. Treffen 2001, Rahden/Westf. 227-240
- Ders., Altwege zwischen Bayern und Böhmen, in: J. Molitor (Hg.), Deggendorf 1002-2002, Deggendorf 2003, 195-197
- Ders., Die Straßen, die nach Bayern führen – Zur Geschichte des Böhmwegs und des Gunthersteigs, in: Der Bayerwald, 3, 2005, 16-44 (mit ausführlichen Literaturhinweisen)
- Pohl W./Seyfert I., Alte Pfade und Moderne Verkehrswege, in: Der Landkreis Regen. Heimat im Bayerischen Wald, Regen 1982, 96-193
- Seyfert I., Waldeinwärts auf alten Straßen, in: Der Bayerwald 4, 1977, 228-240
Weblinks
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