Samarskit-(Y)

Samarskit-(Y)
Samarskit-(Y) (Samarskit)
Samarskite-(Y)-Columbite-266268.jpg
Samarskit-(Y) und Columbit aus Divinésia, Minas Gerais, Brasilien
Chemische Formel (Y,Fe3+,U4+)(Nb,Ta)O4
Mineralklasse Oxide und Hydroxide
4.DB.25 (8. Auflage: IV/D.19-60) (nach Strunz)
08.01.11.01 (nach Dana)
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse orthorhombisch-dipyramidal, 2/m 2/m 2/m\, [1]
Farbe schwarz, braun bis gelbbraun
Strichfarbe rotbraun
Mohshärte 5 bis 6 (HV = 736 bis 897)
Dichte (g/cm3) gemessen: 5,0 bis 5,69 ; berechnet: 6,28
Glanz Glasglanz
Transparenz undurchsichtig
Bruch muschelig
Spaltbarkeit undeutlich nach {010}
Habitus massig
Weitere Eigenschaften
Radioaktivität sehr stark radioaktiv

Samarskit-(Y), auch kurz als Samarskit bezeichnet oder unter den synonymen Bezeichnungen Adelfolit, Adelpholit, Ampangabéit und Nuevit bekannt, ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (Y,Fe3+,U4+)(Nb,Ta)O4[2] und entwickelt meist nur derbe, massige Mineral-Aggregate, selten aber auch tafelige bis prismatische Kristalle von samtschwarzer Farbe bei dunkelrotbrauner Strichfarbe.

Das Mineral ist undurchsichtig, in dünnen Schichten jedoch durchscheinend. Grobkristalliner Samarskit-(Y) zeigt Glas- bis Wachsglanz, massige Aggragate sind dagegen matt.

Inhaltsverzeichnis

Besondere Eigenschaften

Das Mineral ist durch seinen Urangehalt von bis zu 15,9 % als sehr stark radioaktiv eingestuft und weist eine spezifische Aktivität von etwa 28,74 kBq/g [1] auf (zum Vergleich: natürliches Kalium 31,2 Bq/g).

Etymologie und Geschichte

Das Mineral wurde nach seinem Entdecker, dem russischen Montanisten Wassili Ewgrafowitsch Samarskij-Bychowez (1803-1870) benannt, der im Korps der Russischen Bergbauingenieure arbeitet (1861 bis 1870 Chef). Der Mineralname wurde auf Vorschlag von dem deutschen Mineralogen Heinrich Rose vergeben (1847). Für Samarskit sind in der älteren Literatur auch die Namen Uranotantal (nach Gustav Rose) und Yttroilmenit (nach R. I. Herman) belegt.

Für die wissenschaftliche Erforschung der Lanthanoidgruppe kommt das Mineral Samarskit eine wichtige Stellung zu. Die relativ großen verfügbaren Mengen von diesem Mineral gestatteten eine umfangreiche Analyse. Marc Delafontaine entdeckte 1878 mit der Spektralanalyse die Uneinheitlichkeit des aus ihm erhaltenen Didymoxides. Lecoq de Boisbaudran isolierte 1879 aus Samarskit das Samariumoxid. Marignac konnte aus ihm 1880 neben Samariumoxid auch das Gadoliniumoxid extrahieren. [3]

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Samarskit-(Y) zur allgemeinen Abteilung der „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 1 : 2“, wo er zusammen mit Calciosamarskit, Euxenit-(Y), Fersmit, Ishikawait, Loranskit-(Y), Polykras-(Y), Tanteuxenit-(Y), Uranopolykras, Yttrocolumbit-(Y), Yttrokrasit-(Y) und Yttrotantalit-(Y) eine eigenständige Gruppe bildete.

Die seit 2001 gültige und von der IMA verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Samarskit-(Y) ebenfalls in die Abteilung der „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 1 : 2 (und vergleichbare)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings inzwischen präziser unterteilt nach der Größe der beteiligten Kationen und der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seines strukturchemischen Aufbaus in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen Kationen: Ketten kantenverknüpfter Oktaeder“ zu finden ist, wo es zusammen mit Calciosamarskit, Ishikawait, Iwashiroit-(Y), Ixiolith), Písekit-(Y), Samarskit-(Yb), Srilankit und Yttrocolumbit-(Y) die unbenannte Gruppe 4.DB.25 bildet.

Die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Samarskit-(Y) ebenfalls in die Klasse der „Oxide“ ein, dort allerdings in die Abteilung der „Mehrfachen Oxide mit Nb, Ta und Ti“. Hier ist er zusammen mit Samarskite-(Yb) in der unbenannten Gruppe 08.01.11 innerhalb der Unterabteilung „Mehrfachen Oxide mit Nb, Ta und Ti mit der Formel ABO4“.

Bildung und Fundorte

Samarskit-(Y) aus der „Tom Ross Mine“, Yancey County, North Carolina, USA
Samarskit-(Y) mit frischer Bruchfläche aus der Sammlung der Brigham Young University, Utah, USA

Samarskit-(Y) bildet sich als seltener, akzessorischer Bestandteil in Granit-Pegmatit-Gängen mit hohem Anteil an Metallen der Seltenen Erden.

Dort tritt er in Paragenese unter anderem mit Albit, Äschynit, Beryll, Biotit, Columbit, Granat, Magnetit, Monazit, Muskovit, Topas, Turmalin, Uraninit und Zirkon auf.

Am Ort der Erstentdeckung, Bljumowskaja kop' im südlichen Illmengebirge (bei Miass), wurde der Samarskit in Verwachsungen mit Columbit gefunden. Das Illmengebirge ist ein Teil vom Südural und befindet sich etwa 200 km südlich von Jekaterinburg. Die Bljumowskaja Grube (Bljumowskaja kop') entstand 1835 und ist als reichhaltige Mineralienfundstelle im Südural bekannt. Hier wurden 1911 durch die Radiumexpedition von Miterabeitern Wernadskijs etwa 15 Kilogramm Samarskit geborgen und zur Untersuchung an Marie Skłodowska-Curie weitergegeben.[4]

Weltweit konnte Samarskit-(Y) bisher (Stand: 2010) an rund 280 Fundorten nachgewiesen werden[5], so unter anderem in

  • Australien - South Australia
  • Brasilien - Minas Gerais
  • China - Guangdong, Liaoning, Sichuan, Xinjiang
  • Deutschland - Bayern, Rheinland-Pfalz
  • Finnland - Etelä-Suomen, Länsi-Suomen
  • Frankreich - Aquitanien
  • Guyana - Barima-Waini
  • Indien - West Bengal
  • Italien - Piemont, Trentino-Südtirol
  • Japan - Honshū, Shikoku
  • Madagaskar - Antananarivo, Antsiranana, Mahajanga, Toamasina
  • Mosambik - Zambezia
  • Norwegen - Akershus, Aust-Agder, Nordland, Østfold, Troms, Vest-Agder
  • Kanada - Ontario, Québec
  • Österreich - Salzburg, Oberösterreich
  • Russland - Ostsibirien, Ural
  • Sambia - Nordwestprovinz
  • Saudi-Arabien - Mintaqah Ha'il, Mintaqah Tabuk
  • Schweden - Dalarna, Södermanland, Uppland, Västergötland, Västmanland
  • Schweiz - Tessin
  • Slowakei - Banská Bystrica, Košice
  • Südafrika - Limpopo, Nordkap
  • Tschechien - Mähren
  • Ukraine - Zaporozh'e
  • Vereinigte Staaten - Alaska, Arizona, Colorado, Connecticut, Georgia, Idaho, Kalifornien, Maine, Massachusetts, Montana, Nevada, New Hampshire, New Jersey, New Mexico, New York, North Carolina, Pennsylvania, Texas, Utah, Virginia, Washington, Wisconsin

Kristallstruktur

Samarskit-(Y) kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pbcn mit den Gitterparametern a = 4,92 Å; b = 5,69 Å und c = 5,21 Å sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Verwendung

Samarskit dient als Rohstoff zur Gewinnung von Lanthanoid-Metallen sowie für die seltenen Übergangsmetalle Niob und Tantal .

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Webmineral - Samarskite-(Y) (englisch)
  2. a b Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 209.
  3. Heinrich Remy: Lehrbuch der Anorganischen Chemie. Bd.2. Leipzig (Geest & Portig) 1973, S. 661
  4. P. Kolesar / J. Tvrdý: Zarenschätze. Haltern (Bode) 2006, S. 298 u. 321 ISBN 3-925094-87-3
  5. Mindat - Localities for Samarskite-(Y)

Weblinks


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