- Siegmund Günther
-
Adam Wilhelm Siegmund Günther (* 6. Februar 1848 in Nürnberg; † 4. Februar 1923 in München) war ein deutscher Geograph, Mathematikhistoriker und Naturwissenschaftler.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Siegmund Günther, Sohn eines Nürnberger Kaufmanns, besuchte von 1855 bis 1865 das Gymnasium seiner Vaterstadt. Bereits als Schüler entwickelte er eine Vorliebe für die Geografie. Nach der Reifeprüfung bezog Günther die Universität Erlangen und wurde Mitglied der Burschenschaft Bubenruthia. Da das Studienfach Geografie damals noch nicht existierte, studierte Günther Mathematik und Physik. Er wechselte im Lauf der Jahre an andere Studienorte: Heidelberg, Leipzig, Berlin und Göttingen. Bei Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges unterbrach er 1870 sein Studium und meldete sich als Kriegsfreiwilliger. Nach der Entlassung 1871 legte er das Erste Staatsexamen in Mathematik ab.
Ein Jahr nach dem Examen, 1872, wurde er mit der Dissertation Studien zur theoretischen Photometrie promoviert und wurde Lehrer am Realgymnasium zu Weißenburg am Sand. Schon nach einem Jahr habilitierte er sich mit einer Darstellung der Näherungswerte von Kettenbrüchen in independenter Form, verließ den Schuldienst und ging als Privatdozent für Mathematik an die Universität Erlangen. 1875 wechselte er an die Technische Hochschule München. Dort war er drei Semester tätig. 1877 verbrachte er ein halbes Jahr als Hilfslehrer am Gymnasium zu Amberg und wurde dann zum Gymnasialprofessor für Mathematik und Physik in Ansbach ernannt. Nach neun Jahren Tätigkeit wurde er als Nachfolger Friedrich Ratzels auf den Lehrstuhl für Geografie an die Technische Hochschule München berufen. Günther entfaltete eine rege Lehrtätigkeit weit über die Grenzen seines Faches hinaus. Er sorgte für eine Ausstattung des Geographischen Seminars nach neuesten technischen Standards.
Günther gehörte von 1878 bis 1884 dem Deutschen Reichstag als Abgeordneter der DFP zunächst für den Wahlkreis Mittelfranken 1 (Nürnberg), später Berlin 5 (Spandauer Vorstadt) an.
Die Naturhistorische Gesellschaft zu Nürnberg ernannte Günther zu ihrem Ehrenmitglied und widmete ihm zu seinem 60. Geburtstag eine Preisschrift. Er wurde 1900 zum außerordentlichen, 1905 zum ordentlichen Mitglied der Mathematisch-Physikalischen Klasse der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewählt.
Werk
Günthers Publikationstätigkeit war zunächst mathematisch ausgerichtet. Größere Bekanntheit erlangte er schon als Gymnasiallehrer mit zahlreichen Schulprogrammen und Handbüchern. Neben wichtigen Problembesprechungen und -lösungen beschäftigte sich Günther intensiv mit der Mathematikgeschichte und verknüpfte insbesondere mathematische mit geografischen Forschungsfragen. 1876 erschien seine Vermischte Untersuchungen zur Geschichte der mathematischen Wissenschaften, 1908 seine Geschichte der Mathematik I: Von den ältesten Zeiten bis Cartesius und 1887 seine Geschichte des mathematischen Unterrichts im deutschen Mittelalter bis zum Jahres 1525.
Neben der Mathematik war die Meteorologie ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit Günthers. Seine frühen Arbeiten Der Einfluß der Himmelskörper auf die Witterungsverhältnisse (1874) und Praktische Meteorologie (1881) fanden großen Beifall. Nach 1900 führte er breit angelegte Forschungen über das Phänomen der Erdbeben aus, und auch vulkanologischen Studien widmete er sich. Den größten Ruhm aber brachten ihm seine geophysikalischen Schriften ein, besonders sein Hauptwerk Handbuch der Geophysik (zwei Bände 1. Auflage 1884/1885, 2. Auflage 1897/1898). Auch die Geschichte der Erdkunde (Leipzig und Wien 1904) war das erste Werk seiner Art. 1915 erschien in der Sammlung Göschen des Verlags Walter de Gruyter der Band Astronomische Geographie (Neudruck 1919).
Literatur
- Josef Reindl: Siegmund Günther. Nürnberg 1908
Weblinks
- Literatur von und über Siegmund Günther im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Siegmund Günther in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
- Fachbibliografie der Universität Heidelberg
Direktor (1868–1903): Karl Maximilian von Bauernfeind | Wilhelm von Beetz | August von Kluckhohn | Karl Maximilian von Bauernfeind | Karl Ritter von Haushofer | Egbert Ritter von Hoyer
Rektor (1903–1976): Walther Ritter von Dyck | Friedrich von Thiersch | Moritz Schröter | Siegmund Günther | Heinrich Frhr. von Schmidt | Karl Lintner | Karl Heinrich Hager | Walther Ritter von Dyck | Jonathan Zenneck | Kaspar Dantscher | Johann Ossanna | Richard Schachner | Anton Schwaiger | Albert Wolfgang Schmidt | Lutz Pistor | Hans Döllgast | Georg Faber | Robert Vorhoelzer | Ludwig Föppl | Hans Piloty | August Rucker | Robert Sauer | Ernst Schmidt | Max Kneissl | Gustav Aufhammer | Franz Patat | Heinrich Netz | Gerd Albers | Horst Freiherr von Engerth | Heinz Schmidtke | Ulrich Grigull
Präsident (seit 1976): Ulrich Grigull | Wolfgang Wild | Herbert Kupfer | Otto Meitinger | Wolfgang A. Herrmann
Wikimedia Foundation.