Siemens ES64U4

Siemens ES64U4
A: 1216
D: 183
PL: EU 44
SZ: 541
IT: E190
Lokomotive der ÖBB Reihe 1216 in Ingolstadt Hbf
Nummerierung: ÖBB: 1216 001–009, 011–025, 127–131, 141–150, 210, 226, 232–240
PKP: 5 370 001–010
: 541-001–-022, -101–-110
Anzahl: min. 113
Hersteller: Siemens
Baujahr(e): 2005–2011
Achsformel: Bo'Bo'
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer: 19.580 mm
Drehgestellachsstand: 3.000 mm
Leermasse: 87 t
Radsatzfahrmasse: 21,8 t
Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h
Italien: 140 km/h
Slowenien: 160 km/h
Polen: 160 km/h
Stundenleistung: 6.400 kW
Dauerleistung: 6.000 kW
Anfahrzugkraft: 304 kN
Leistungskennziffer: 73,6 kW/t
Stromsystem: 15 kV, 16,7 Hz AC
25 kV/50 Hz AC
3 kV DC
1,5 kV DC
Anzahl der Fahrmotoren: 4
Antrieb: Kardan-Hohlwellen-Antrieb
Lokbremse: Elektropneumatisch
Zugbremse: Elektronischer Regler, pneumatische Rückfallebene
Zugsicherung: Sifa, PZB 90, LZB
Sowie zusätzliche Sicherungssysteme je nach länderspezifischen Paketen
Steuerung: Sibas 32, K-MICRO compact

Die Elektrolokomotiven der Baureihe Siemens ES64U4, eingesetzt als Reihe 1216 (Taurus III) der ÖBB sowie bei weiteren Eisenbahnverkehrsunternehmen in Österreich, Slowenien und Deutschland, sind Mehrsystem-Drehstrom-Universallokomotiven, die auf der Technik der Siemens-EuroSprinter-Typenfamilie basieren. Seit 2006 werden die Loks im grenzüberschreitenden Planverkehr eingesetzt. Die ÖBB besitzen derzeit 50 Lokomotiven, davon hält eine mit 357 km/h den Geschwindigkeits-Weltrekord für konventionelle Elektrolokomotiven.

Inhaltsverzeichnis

Technik

Das Rollout der Lok war am 31. März 2005 im Siemens-Werk München-Allach. Die Lok entspricht vom elektrischen und elektronischen Teil zwar weitgehend der Siemens ES64F4, sieht von außen aber weitgehend wie eine ÖBB 1116 aus, jedoch mit einigen Detailänderungen:

  • Der Wagenkasten ist um 300 mm länger
  • Vier konventionelle Türen, statt zwei + Notausstiege, um die Innenausstattung der ES64F4 übernehmen zu können.
  • Verkleidung der Dachaufbauten, welche (parallel zur ES64F4) wesentlich umfangreicher sind
  • Gegenüber 1116 abgesenkter Dachmittelteil, um in das Umgrenzungsprofil UIC 505 zu passen
  • Das dritte Spitzenlicht befindet sich jetzt über dem Frontfenster
  • LED-Beleuchtung wie bei 189 / ES64F4
  • Griffstange für den Rangierer bis zu den Ecken gezogen

Um Gewicht zu sparen, wurde die Masse des Trafos um 2,5 Tonnen vermindert. Deshalb ist die maximale Leistung der Lok etwas kleiner als die der Vorgängerbaureihe: Dauerleistung 6 MW, Stundenleistung 6.4 MW.[1]

ÖBB 1216 Taurus 3

Im Oktober 2003 verwandelte die ÖBB die Bestellung für die letzten 68 Loks der Baureihe 1116 in eine Bestellung für 50 weiterentwickelte Lokomotiven, die als Dreisystemloks auch unter 3 kV Gleichspannung fahren können.[1][2]

Geplante Einsatzgebiete der ÖBB Lokomotiven sind die Nachbarländer Österreichs, insbesondere Italien und Slowenien.

Am 31. März 2005 wurden die ersten drei Maschinen feierlich an die ÖBB übergeben.[3]

Die ersten Lokomotiven wurden dafür mit folgenden länderspezifischen Paketen ausgerüstet:

  • 1216 001-025 Als Variante A für Österreich, Deutschland, Italien und Slowenien
  • 1216 141-150 Als Variante B für Österreich, Deutschland und Slowenien
  • 1216 226-240 Als Variante C für Österreich, Deutschland, Tschechien und die Slowakei

Wegen Verzögerungen bei der Streckenzulassung in Tschechien und der Slowakei wurden 1216 227-231 in Slowenien-taugliche Einheiten (Variante B) umgebaut und im April 2007 in ÖBB 1216 127-131 umgezeichnet. Ebenfalls im April 2007 wurde ÖBB 1216 232 für 200 km/h Zulassungsfahrten in Italien in 1216 032 umgebaut.[2]

Loks der Reihe 1216 werden seit Mai 2010 vor den DB-ÖBB-ECs zwischen Norditalien und München grenzüberschreitend eingesetzt und erreichen Verona, Bologna und Mailand im fahrplanmäßigen Personenverkehr.

SŽ 541

Die Slowenische Eisenbahn (SZ) hat 10 Lokomotiven der Variante B2 und 10 Lokomotiven der Variante F (Reihe 541) zwischen Juni 2006 und Mai 2007 erhalten. Weitere 12 Fahrzeuge der Variante B2 wurden im Januar 2007 im Wert von 48 Millionen Euro bestellt, die seit Mai 2009 im Regelverkehr eingesetzt werden [4].

  1. 541 001-022 Als Variante B2 für Österreich, Deutschland, Kroatien und Slowenien
  2. 541 101-110 Als Variante F für Österreich, Deutschland, Tschechien, Kroatien, Ungarn, Italien, und die Slowakei

Die erste Lokomotive der Reihe 541 wurde in der zweiten Jahreshälfte 2005 fertiggestellt und am 28. Oktober 2005 einer ersten kurzen Testfahrt unterzogen.[5]

PKP EU 44 Husarz

Polnisch EU44 "Husarz"

Im Juni 2008 bestellten die Polnischen Staatseisenbahnen PKP 10 Lokomotiven des Bautyps ES64U4 von Siemens. Der PKP-Baureihe EU 44 wurde der Name Husarz (Husar) gegeben. Im September 2008 lieferte Siemens eine Lok unter der Nummer 183 601 aus, die zunächst für Zulassungsfahrten in Polen eingesetzt wurde [6]. Inzwischen sind mehrere Lokomotiven dieses Typs im polnischen Liniendienst im Einsatz.[7]. Mittlerweile tragen alle zehn Husarz-Maschinen die Bezeichnung PKP Intercity 5 370 001 bis 010. Sie kommen mit Eurocity-Zügen auch nach Berlin.

Am 30 Juli 2010 unterschrieben die PKP Intercity sowie Siemens einen Vertrag von weiteren 10 Lokomotiven des Bautyps ES64U4 in Höhe von 44,5 Millionen Euro.

Privatbahnen

Folgende Liste ergibt eine Übersicht der ES 64 U4 Lokomotiven, bei welchen Privatbahnen sie unter welcher Bezeichnung eingesetzt werden. Des Weiteren wird die Konfiguration des Loktyps angegeben.

Name der Privatbahn Anzahl Land Nummerierung Loktyp
RTS Rail Transport Service GmbH 2 Österreich 1216 901 + 902 VB3
LTE 1 Österreich 1216 910 VB3
Adria Transport 3 Österreich 1216 920 - 922 VB3
CargoServ 2 Österreich 1216 930 + 931 VG
Salzburger Lokalbahn 1 Österreich 1216 940 VG
Wiener Lokalbahnen Cargo GmbH 1+4 Österreich 1216 950 + 183 704/705 VG/VC
mgw SERVICE 1 Deutschland 183 500 VB
Netinera (ehemalig Arriva) 4+1 Deutschland 183 001 - 005 VG
Ferrovie Udine Cividale 2 Italien VD

Arriva hat für den von ihr seit Dezember 2007 gefahrenen ALEX-Verkehr auf der Strecke München–Regensburg(–Schwandorf–Hof/–Furth i. Wald–Pilsen–Prag) zunächst vier Lokomotiven als Arriva Baureihe 183 (183 001–183 004) beschafft, die zwar den Kasten der ES64U4 haben, aber reine Wechselstromloks für 15kV/16,7 Hz und 25kV/50 Hz sind - also strenggenommen "nur" ES64U2. Die offizielle Bezeichnung der Loks lautet ES64U4-G. Seit November 2009 ist eine fünfte Lok (183 005) im Einsatz, die ab Dezember 2009 für den zwischen München und Regensburg um drei Expresszugpaare erweiterten Verkehr benötigt wird.

Weltrekord

Siemens ES64U4 1216 050 in Hersbruck

Am 2. September 2006 stellte die Lokomotive 1216 050, welche sich zu diesem Zeitpunkt noch im Besitz von Siemens befand (und bei der ÖBB später als 1216 025 geführt wurde[8]), auf der Neubaustrecke Nürnberg–Ingolstadt zwischen Kinding und Allersberg einen Weltrekord für konventionelle Lokomotiven auf. Sie erreichte im ersten Versuch 344 km/h und im zweiten Versuch 357 km/h und überbot damit beide Male den Rekord aus dem Jahre 1955 von 331 km/h, damals aufgestellt von SNCF BB 9004, die zum Anlass aus dem Eisenbahnmuseum Mülhausen nach Kinding gebracht wurde.[9]

Die etwa 3,7 Millionen Euro teure Lokomotive, mit der die Rekordfahrt durchgeführt wurde, ist die 50. von der ÖBB bestellte „Taurus“ der dritten Generation. Nach Angaben von Siemens waren weder die Strecke noch die Lokomotive besonders präpariert worden. Lediglich die Fahrspannung wurde, so wie zur Rekordfahrt des ICE V, leicht erhöht und die Zugsicherungssysteme abgeschaltet. Kleinere Modifikationen an der Maschine umfassten die Entfernung der Scheibenwischer, des Schienenräumers und den Einbau von Messsystemen am Stromabnehmer und zwei Radsätzen.

Insgesamt 19 Unternehmen waren an der Rekordfahrt beteiligt. Die mit der Durchführung der Rekordfahrt betraute „Internationale Gesellschaft für Eisenbahnverkehr“ (IGE) wurde, laut Angaben auf der Weltrekord-Feier, zum schnellsten privaten Eisenbahn-Verkehrsunternehmen (EVU) der Welt.

Bis 2008 wurde die Lok noch bei Versuchsfahrten in verschiedenen Ländern eingesetzt, darunter wiederholt auf der Schnellfahrstrecke HSL Zuid (Schnellfahrstrecke Schiphol–Antwerpen) in den Niederlanden.[9] Die Maschine wurde am 25. Mai 2008 an die ÖBB übergeben. Seit dem 23. Juni 2008 ist sie als ÖBB 1216 025 im Einsatz.[8]

Siehe auch

Literatur

  • Karl Gerhard Baur: EuroSprinter - Die erfolgreiche Lokomotivfamilie von Siemens. EK-Verlag, Freiburg, 2007 ISBN 3-88255-226-3
  • Michael Palfinger: Taurus - Die Werbeloks der ÖBB. Eisenbahn-Bildarchiv - Band 36. EK-Verlag, Freiburg 2009. ISBN 3-88255-375-8
  • Jörg Schurig: Die Mehrsystem-Lokomotive ES 64 U4 (ÖBB-Reihe 1216). In: Eisenbahn-Revue International, Heft 5/2005 (S. 220–229), 6/2005 (S. 268–274) und 7/2005 (S. 333–336).

Einzelnachweise

  1. a b Karl Gerhard Baur: Die neue Reihe 1216 der ÖBB. In: Eisenbahn Kurier. Juni 2005, S. S. 60-63. Abgerufen am 25. Januar 2009.
  2. a b ÖBB 1216. RAILCOLOR.NET (2008). Abgerufen am 25. Januar 2009.
  3. Roll-out der ÖBB-Reihe 1216. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 5/2005, ISSN 1421-2811, S. 219.
  4. Slowenische Bahn bestellt Siemens-Lokomotiven im Wert von 48 Millionen Euro. Siemens (20. Januar 2008). Abgerufen am 25. Januar 2009.
  5. Meldung Erste ES 64 U4 für Slowenien fertiggestellt. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 12/2005, S. 587.
  6. PKP IC ES64U4. RAILCOLOR.NET (2008). Abgerufen am 25. Januar 2009.
  7. 183 603 and 604 already in revenue service. RAILCOLOR.NET (2010). Abgerufen am 26. Januar 2010.
  8. a b Siemens 21136. RAILCOLOR.NET (2008). Abgerufen am 25. Januar 2009.
  9. a b Demonstrator 1216 050. RAILCOLOR.NET (2008). Abgerufen am 25. Januar 2009.

Weblinks

 Commons: Siemens ES 64 U 4 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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