Simon Bingelhelm

Simon Bingelhelm
In der Daneilshöhle hielt Tausendteufel Kinder gefangen

Simon Bingelhelm, genannt Tausendteufel von Halberstadt (* um 1565; † 6. Juni 1600 in Gröningen) war einer der größten Verbrecher auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Sachsen-Anhalt.

Leben

Nach seiner Gefangennahme im Frühjahr 1600 gestand er in den Verhören 71 verschiedene Straftaten, darunter die Beteiligung an 26 Morden. Dazu zählt der Überfall auf eine schwangere Frau, die er mit seinen Kumpanen tötete und ihr anschließend den Leib aufschlitzte, um an das ungeborene Kind zu gelangen, aus dessen Eingeweiden er dann Kerzen herstellte, die er beim nächsten Einbruch verwendete.

Daneben war er am Raub und der Tötung von mindestens fünf Kleinkindern beteiligt. Im Verhörprotokoll heißt es dazu u. a.:

Bekennet, das er, Schwarze Hans, Pothans, Rickel und der Dicke Marten zu Hessen (an der Landstraße von Halberstadt nach Wolfenbüttel) einem Manne ein Kind von 3 oder 4 Jahren vorm Tore genommen. Dasselbe einem Juden zu Berßel verkaufen wollen, welcher aber das Kind, weil es ein Medlein gewesen, nicht behalten. Hetten sie es genommen und am Huy auf der Langen Wiesen in die Erde bis an die Achsel vergraben und mit Barten darnach geworfen, Pothans hette dem Kinde den Kopf abgeworfen. Den Kopf bei Huy-Neinstedt in eine Höhle wieder gesteckt und das andere in die Erde vergraben. Das Kind hätte allewege, wenn sie darnach geworfen, gelachet.

Ferner Bekennet, er, [der] Schwartze Hanß, Pothans und Rickel hetten vier Kinder von 3 und 4 Jahren alt, gestolen, […] Hetten die Kinder an die acht Tage im Danneils Höhle im Huy gehabt, und ihm gebeten, dieselbe den Juden verhandeln zu helfen, welche Kinder aber die Juden nicht haben wollen. Derwegen sie dieselben tod geschlagen, drei im Jürgenholtz über Schwanebeck und eins bei der Warthe über Sarckstedt begraben.

Es gelang im Frühjahr des Jahres 1600, Tausendteufel gefangen zu nehmen. Er wurde nach Gröningen gebracht, wo damals der Herzog Heinrich Julius von Braunschweig als Bischof von Halberstadt residierte, und dort inhaftiert. Tausendteufel wurde mehrfach verhört, wobei auch die Folter angewandt wurde. Hierbei kam heraus, dass sein bürgerlicher Name Simon Bingelhelm lautete und er in Halberstadt geboren wurde. Er bekannte sich zu zahlreichen Einbrüchen und Diebstahlsdelikten, so natürlich in erster Linie in Halberstadt, dann aber auch in Wernigerode, Reddeber, Ermsleben, Hoym, Aschersleben, Seehausen, Ballenstedt, Eilenstedt, Heimburg, Klein Quenstedt, Westerhausen, Dardesheim, sogar im märkischen Prenzlau, in der Nähe von Salzwedel, Haldensleben, Neuhaldensleben, Calvörde, Derenburg, Herzberg, Oschersleben, Schermcke, Krottorf und Quedlinburg.

Tausendteufel rühmte sich ferner damit, dass er, als der Brandstifter des Klosters Drübeck 1599 den Brand legte, vom benachbarten Berg aus zugesehen hätte. Ferner bekannte er, dass er aus der Kirche zu Rade einen Kelch und aus dem Armenkasten der St. Georgkirche Derenburg 11 Taler gestohlen hatte. Außerdem brach er mit anderen in die Martinikirche Halberstadt ein und stahl den Opferstock. Vor Helmstedt erstach er wegen zwei Groschen einen Mann sowie einen Bauer bei Bernburg (Saale). Bei Benzingerode brachte er eine junge Frau acht Tage vor Pfingsten 1599 um. Im Wald zwischen Hornburg und Osterwieck versuchte er, ein 18-jähriges Mädchen zu vergewaltigen und tötete es später. Er gestand zahlreiche weitere Mordtaten.

Über seine Hinrichtung heißt es: Und ist darauf mit Zangen achtmahl angriffen, bis zur Gerichtsstadt geschleift, darnach geviertheilet worden und hat ein fein bestendig Ende genommen.

Literatur

  • Jonas Eberhardt, Jörg Brückner: Tausend Teufel, der lange Jörg und andere böse Buben. In: Neue Wernigeröder Zeitung. Wernigerode: Jüttner, Bd. 12 (2001), 7, S. 22.

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