- Sojaprodukte
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Sojabohne Systematik Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae) Ordnung: Schmetterlingsblütenartige (Fabales) Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae) Unterfamilie: Schmetterlingsblütler (Faboideae) Gattung: Glycine Art: Sojabohne Wissenschaftlicher Name Glycine max (L.) Merr. Die Sojabohne (Glycine max (L.) Merr.) ist eine Nutzpflanze aus der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae oder Leguminosae), Unterfamilie Schmetterlingsblütler (Faboideae). Innerhalb der Familie gehört sie, gemeinsam beispielsweise mit der Gartenbohne, zum Tribus Phaseoleae.
Die Sojabohne ist eine Ölpflanze. Ihr Hauptwert liegt in ihrem hohen Gehalt an Eiweiß (etwa 39 %) und an Öl (etwa 17 %), wobei letzterer ungewöhnlich für Bohnen ist. Bei einem Großteil der Weltproduktion wird zuerst das Öl extrahiert, die Restmasse (Sojaextraktionsschrot oder Sojakuchen) wird als Futtermittel genutzt, findet aber auch in der menschlichen Ernährung als proteinreiches Lebensmittel Verwendung, zum Beispiel als Sojamilch oder Tofu in der vegetarischen oder veganen Küche
Zur direkten menschlichen Ernährung dienen die frischen, grünen Hülsen ("Schoten"), oder verschiedene Eiweißprodukte, deren bekannteste Tofu und Sojasauce sind. Daneben gibt es weitere Zubereitungen wie Miso, Tempeh, Natto oder Yuba und dessen Variante Bambus (engl.: bamboo). Bei dem im Deutschen fälschlich als „Sojasprossen“ bezeichneten Nahrungsmittel handelt es sich um Keime der Mungbohne.
Sojaprodukte sind heute in vielen Nahrungsmitteln enthalten, was im Zusammenhang mit der Einführung von gentechnisch veränderten Sojasorten zu einer kontroversen Diskussion über mögliche, weitreichende Konsequenzen durch genmanipulierte Lebensmittel führte. Heute ist der Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut weit verbreitet. In den wichtigsten Erzeugerstaaten USA, Brasilien, Argentinien, Bolivien und Paraguay wird es bereits in großem Maßstab eingesetzt. In der EU sind keine gentechnisch veränderten Saatgutsorten zur Aussaat zugelassen.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Die Sojabohne ist eine einjährige Pflanze. Da es sehr viele Convarietäten und Varietäten gibt, sind auch die morphologischen Merkmale sehr unterschiedlich. Am häufigsten sind aufrecht wachsende Sorten von 20 bis 80 Zentimeter Wuchshöhe. Hochwüchsige Sorten erreichen bis zwei Meter Höhe. Die Stängel sind eher dünn und mehr oder weniger verzweigt. Die meisten Sorten sind an Stängeln, Blattstielen und Blätter fein und dicht behaart.
Es gibt Sorten mit begrenztem (determiniertem) Wachstum und mit unbegrenztem (indeterminiertem) Wachstum. Die Mehrzahl der Sorten hat begrenztes Wachstum: Die Endknospe der Triebe entwickelt sich zum Blütenstand, nach der Blüte wächst die Pflanze nicht mehr weiter. Sorten mit unbegrenztem Wachstum wachsen auch nach Blühbeginn noch weiter. In höheren Breitengranden werden erstere Sorten bevorzugt.
Die Blätter sind langgestielt und bestehen meist aus drei unpaarig gefiederten, ganzrandigen Blättchen. Diese sind oval und drei bis zehn Zentimeter lang sowie zwei bis sechs Zentimeter breit. Die Blätter werden noch während der Fruchtreifung abgeworfen.
Sojabohnen haben ausgeprägte Pfahlwurzeln von bis zu 1,5 Meter Länge. Die Seitenwurzeln werden von den für Soja typischen Rhizobium-Stämmen (Knöllchenbakterien) besiedelt.
Die Blüten stehen zu drei bis 20 in blattachselbürtigen oder endständigen Trauben. Sie sind klein und in der Regel selbstbefruchtend. Die Blühperiode erstreckt sich meist über drei bis vier Wochen.
Nur 20 bis 80 Prozent der Blüten setzen Hülsen an. Diese sind zwei bis zehn Zentimeter lang und bei der Reife strohgelb, grau oder schwarz. Sie enthalten ein bis fünf Samen von brauner, grüner oder schwarzvioletter Farbe. Die Form ist kugelig, ei- oder nierenförmig, flach oder gewölbt. Die Tausendkornmasse reicht von 50 bis 450 Gramm. Reife, trockene Samen enthalten 5,0 bis 9,4 Prozent Wasser, 29,6 bis 50,3 Prozent Eiweiß, 13,5 bis 24,2 Prozent Fett, 14,0 bis 33,9 Prozent Kohlenhydrate, 2,6 bis 6,3 Prozent Rohfaser und 3,3 bis 6,4 Prozent Mineralstoffe.[1]
Kulturgeschichte
Die Sojabohne ist nur in Kultur bekannt. Sie dürfte aus der Wildform Glycine soja Sieb. et Zucc. abstammen. Sie wurde vor rund 5000 Jahren in China kultiviert und galt dort als eines der fünf heiligen Körner - neben Reis, Weizen, Gerste und Hirse. Die Verbreitung über China und Japan hinaus fand erst sehr spät statt. Für Europa entdeckt wurde die Pflanze von Engelbert Kaempfer, der sie nach seiner Japan-Reise 1691/92 erstmals beschrieb.
Aus dem Jahre 1737 gibt es erste Belege, dass die Sojabohne in Holland in botanischen Gärten gezogen wurde, 1739 auch in Frankreich. Ab 1840 gab es erste Anfänge, die Sojabohne als Ackerfrucht anzubauen. Der Durchbruch gelang Friedrich Haberlandt 1873 auf der Weltausstellung in Wien. In den USA wurde sie ab Beginn des 20. Jahrhunderts großflächig angebaut. In Europa wurde und wird sie hauptsächlich in Mittel- und Südosteuropa angebaut. (Italien, Rumänien, Länder des ehemaligen Jugoslawien, Frankreich, Ungarn, Bulgarien, Spanien).[2]
Weltproduktion von Sojabohnen 2007
Die Welternte 2007 belief sich auf 216.144.262 Tonnen. Die gesamte Anbaufläche betrug 94.899.216 ha.
Die größten Sojaproduzenten weltweit (2007) Rang Land Menge
(in t)Rang Land Menge
(in t)1 Vereinigte Staaten 70.707.492 9 Ukraine 836.000 2 Brasilien 58.197.297 10 Uruguay 800.000 3 Argentinien 45.500.000 11 Indonesien 745.526 4 China 15.600.200 12 Russland 651.840 5 Indien 9.433.000 13 Nigeria 617.000 6 Paraguay 3.900.000 14 Italien 617.000 7 Kanada 2.785.400 15 Südafrika 430.000 8 Bolivien 1.900.000 Welt 216.144.262 (Quelle: FAO, Faostat, 12/2008 [3])
Die wichtigsten Exportländer sind die USA, Brasilien und Argentinien.
Die bedeutendsten Importländer sind Japan, die Niederlande und Deutschland.
Sojabohnen-Anbau in Europa
In Europa hat der Anbau von Sojabohnen in nur wenigen Ländern eine Bedeutung. Soja wird bislang nur in drei westeuropäischen Ländern in größerem Umfang angebaut: In Italien, Frankreich und Österreich (Reihung nach Produktionsmenge), wobei Italien die Produktionsstatistik der EU mit einer Menge von 0,4 Mio. Tonnen im Jahr 2007 anführt. Von den neuen Mitgliedsstaaten der EU weisen Rumänien, Ungarn, die Tschechische Republik und die Slowakei größere Anbauflächen auf. Außerhalb der EU gibt es eine umfangreiche Produktion in der Ukraine (0,8 Mio. t), Russland (0,7 Mio. t), und Serbien (0,4 Mio. t im Jahr 2005).[4]
Sojabohnen-Anbau in den USA
Laut FAO lagen 2007 ca. 32,2 % der weltweiten Soja-Anbaufläche in den USA, und 32,7 % der Produktion stammen aus den Vereinigten Staaten - hauptsächlich aus dem "Corn Belt", wo fast ausschließlich Mais und Sojabohnen angebaut werden. Illinois und Iowa sind die produktionsstärksten Bundesstaaten. Mehr als ein Drittel der US-Produktion wird exportiert, und Sojaöl ist das verbreitetste Pflanzenöl in der Lebensmittelproduktion in den USA.
In den USA ist der Anbau gentechnisch veränderter Soja weit verbreitet. Beim Export in die EU müssen Produkte aus gentechnisch veränderter Soja gekennzeichnet werden; dies gilt sowohl für Futtermittel als auch für Lebensmittel.
Sojabohnen-Anbau in Südamerika
Genmanipuliertes Soja gewinnt auch in Südamerika immer größere Bedeutung, dies gilt insbesondere in den Hauptanbauländern Argentinien und Brasilien.
In Brasilien ist der Großteil der Sojaproduktion jedoch nicht gentechnisch verändert. Nach offiziellen Regierungsangaben waren 2004 ca. 8 % der Ernte gentechnisch verändert. Einige Bundesstaaten haben den Anbau auf Grund von Umwelt- und ungeklärten Gesundheitsrisiken sowie dadurch zunehmender Abhängigkeit der Landwirte von internationalen Konzernen verboten. Seit dem Frühjahr 2005 gilt ein Gesetz, das den Anbau von genmanipulierten Pflanzen in Brasilien regeln soll. Damit wird auch deren illegaler Anbau, den es seit einigen Jahren gibt, in rechtliche Bahnen gelenkt.
In Argentinien sind ca. 99 % der Soja gentechnisch verändert.
Unterschiedliche Regelungen existieren in unterschiedlichen Ländern, was den Anbau von genverändertem Soja angeht. Dies führt zu illegalem Anbau, was sowohl gegen staatliche Interessen als auch gegen die Interessen der Gentechnikkonzerne ist.
Großen Einfluss auf den Anbau von gentechnikfreier oder genmanipulierter Soja haben die Abnehmer in der EU. Große Mengen der in Südamerika angebauten Soja werden als Futtermittel in die EU exportiert.
Problematisch ist zudem, dass in Argentinien und Brasilien weiterhin große Flächen Regenwald abgeholzt werden, um die Anbauflächen für Soja zu vergrößern.[5]
Sojabohnen im Welthandel
Sojabohnen werden an der Warenterminbörse Chicago Board of Trade (CBOT) in der Größe von 5.000 Bushels und 1.000 Bushels (Mini) gehandelt. Die Terminmonate sind September, November, Januar, März, Mai, Juli und August. Die Handelszeiten sind börsentäglich von 9:30 am bis 1:15 pm Ortszeit im Parketthandel (Symbol S) sowie von 6:31 pm bis 6:00 am und 9:30 am–1:15 pm Ortszeit im elektronischen Handel (Symbol ZS).
Alternative für Erdöl
Seit kurzem wird im Zusammenhang mit der sogenannten Peak-Oil-Debatte, die einen bevorstehenden Rückgang der Welt-Erdölfördermengen diskutiert, verstärkt auch der Einsatz von Sojaöl als Grundlage für die Gewinnung von Biodiesel erwogen. Sojaöl bietet sich dank seiner hervorstechenden Umwelteigenschaften (hohe Treibhausklimaneutralität) und wegen seiner mit 93 % sehr hohen Energie-Effizienz als mögliches ideales Substitut für Mineralöl (Benzin, Diesel) förmlich an, wie im Juli 2006 von der US-amerikanischen National Academy of Sciences veröffentlichte Studien der University of Minnesota und des St. Olaf Colleges in Northfield, Minnesota, ergaben[6] (zum Vergleich: die Energie-Effizienz von Mais-Ethanol beträgt ca. 25 % der zuvor bei Anbau und Verarbeitung eingesetzten Energiemenge).
Dennoch zeigen sich die vorgenannten Studien skeptisch hinsichtlich der ausreichenden Verfügbarkeit von Soja-Öl als rascher und vor allem billiger Benzin- oder Dieselersatz: Selbst wenn die gesamte amerikanische Mais- und Sojaproduktion für Biokraftstoffe verwendet würde, so deckte der daraus gewonnene Kraftstoff gerade einmal 12 % des Bedarfs an Benzin und 6 % des Bedarfs an Diesel, so die Studie.[7]
Medizinische Aspekte
Die Sojabohne ist reich an sogenannten Phytoöstrogenen. Deren Hauptvertreter, die Isoflavone Genistein und Daidzein, sind das Objekt zahlreicher aktueller Forschungsarbeiten und wurden vor allem mit der niedrigeren Inzidenz von Gefäßkrankheiten wie der koronaren Herzkrankheit in ostasiatischen Ländern in Verbindung gebracht[8], wo Soja in viel höheren Mengen konsumiert wird als in Westeuropa und den USA.[9] Aufgrund der Datenlage erlaubt die amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde FDA auf Sojaprodukten das Anbringen der werbenden Aussage: "Eine an gesättigten Fettsäuren und Cholesterin arme Diät, die 25 g Sojaprotein pro Tag enthält, kann das Risiko von Herzerkrankungen reduzieren."[10]
Auch das geringere Auftreten von Tumorerkrankungen wie dem Brustkrebs[11] sowie chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen in diesen Ländern ist in Verbindung mit dem täglichen Phytoöstrogenkonsum gebracht worden, sodass Sojaisoflavonprodukte in jüngerer Vergangenheit auch mit Hinweis auf diese Eigenschaften intensiv beworben werden. Die Evidenz für diese Indikationen bleibt jedoch dürftig.
Tatsächlich gibt es auch Forschungsergebnisse, die auf eine schädliche Wirkung von Isoflavonen hindeuten. So bewirkten Isoflavone zum Beispiel in der Zellkultur eine Zunahme des programmierten Zelltods in Herzmuskelzellen neugeborener Schweine.[12] Andere Forschungsergebnisse deuten auf einen Zusammenhang mit verringerter Spermienqualität hin.[13] Da Übertragbarkeit und Bedeutung dieser Ergebnisse aus der Grundlagenforschung völlig ungeklärt bleiben, lassen sich hieraus keinerlei Ernährungsempfehlungen ableiten.
Siehe auch
Belege und weiterführende Informationen
Literatur
- Gunther Franke: Nutzpflanzen der Tropen und Subtropen. Band 3: Spezieller Pflanzenbau. Ulmer, Stuttgart 1994, S. 270-282. ISBN 3-8252-1769-8 (Merkmale).
- W. Diepenbrock, G. Fischbeck, K.-U. Heyland, N. Knauer: Spezieller Pflanzenbau. 3. Auflage, Ulmer, Stuttgart 1999, S. 240-250. ISBN 3-8252-0111-2 (Merkmale).
Weblinks
- Wissenswertes zur Sojabohne
- Lebensmittellexikon
- Biosojaanbau in Süddeutschland
- Anbauanleitung für Sojabohnen 2007 (PDF) - Hrsg. Regierungspräsidium Freiburg
- 135 Jahre Sojabohne und Sojaforschung in Österreich (PDF)
Einzelnachweise
- ↑ G. Franke: Nutzpflanzen der Tropen 1994, S. 273.
- ↑ Diepenbrock et al.: Spezieller Pflanzenbau, 1999.
- ↑ Statistik der FAO
- ↑ FAO: FAOStat - PRODStat - Produktionsmengen für 2007.
- ↑ SPIEGEL: Die Gier nach Soja frisst den Regenwald
- ↑ „Biodiesel aus Soja energieeffizienter als bislang angenommen“ auf Heise-Online)
- ↑ „If all American corn and soybean production were dedicated to biofuels, that fuel would replace only 12 percent of gas demand and 6 percent of diesel demand, the study notes.“ zit. aus: It’s Corn vs. Soybeans in a Biofuels Debate. in: The New York Times. New York 13. Juli 2006. ISSN 0362-4331
- ↑ Menotti et al.: Food intake patterns and 25-year mortality from coronary heart disease: cross-cultural correlations in the Seven Countries Study. The Seven Countries Study Research Group. Eur J Epidemiol. 1999;15(6):507-15. PMID 10485342
- ↑ Yamori: Worldwide epidemic of obesity: hope for Japanese diets. Clin Exp Pharmacol Physiol. 2004;31 Suppl 2:S2-4. PMID 15649277
- ↑ Henkel: Soy: Health Claims for Soy Protein, Questions About Other Components.FDA Consumer magazine. May-June 2000 [1]
- ↑ Wu et al.: Epidemiology of soy exposures and breast cancer risk. Br J Cancer. 2008;98(1):9-14. Epub 2008 Jan 8. PMID 18182974
- ↑ Mau et al.: Effects of dietary isoflavones on proliferation and DNA integrity of myoblasts derived from newborn piglets. Pediatr Res. 2008;63(1):39-45. PMID 18043503
- ↑ Jorge E. Chavarro, Thomas L. Toth, Sonita M. Sadio, Russ Hauser: Soy food and isoflavone intake in relation to semen quality parameters among men from an infertility clinic Hum. Reprod. 23/08
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