- Sphäre (Mathematik)
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Unter einer Sphäre versteht man in der Mathematik die Verallgemeinerung der Oberfläche einer Kugel auf beliebig viele Dimensionen.
Ein wichtiger Spezialfall ist die Einheitssphäre, die Oberfläche einer Kugel mit Radius eins.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Im euklidischen Raum
Sei ein Punkt, dann ist die Sphäre mit Radius R im euklidischen Vektorraum definiert durch
wobei die 2-Norm ist. Ist R = 1 so spricht man von der Einheitssphäre.
In metrischen Räumen
Sei (X,d) ein metrischer Raum und ein Punkt. Dann ist die Sphäre mit Radius R definiert durch
Ist R = 1 so spricht man ebenfalls von der Einheitssphäre.
Sprechweise und Notation
- Die Sphäre SX kann als Rand der Vollkugel BX mit gleichem Radius aufgefasst werden. Dementsprechend schreibt man oft auch für SX. Entsprechendes gilt natürlich auch für Sphären im euklidischen Raum, da diese ein Spezialfall der Sphären in metrischen Räumen ist.
- Kann man dem zugrundligenden metrischen Raum eine Dimension zu ordnen, so überträgt man dies auch auf die Sphäre. Beispielsweise hat die Sphäre die Dimension n-1, weil sie der Rand einer Vollkugel im n-dimensionalen Raum ist und man der Kugel genau eine Dimension mehr zuordnet als ihrem Rand.
Flächeninhalt
Der Flächeninhalt beziehungsweise das Volumen der euklidischen (n−1)-Sphäre, lässt sich mit der Formel
berechnen, wobei Vn das Volumen der n-dimensionalen Einheitskugel und Γ die Gammafunktion bezeichnen.
Beispiele
- Die 1-Kugel B1 ist das Intervall [−1,1]. Dementsprechend besteht die 0-Sphäre S0 nur aus den beiden Punkten +1 und −1. Sie ist als einzige Sphäre nicht zusammenhängend.
- Die 2-Kugel B2 ist die Kreisscheibe mit Radius 1 in der Ebene. Die 1-Sphäre S1 ist die Einheitskreislinie, also der Rand des Einheitskreises. Die Einheitskreislinie ist zusammenhängend, aber nicht einfach zusammenhängend. Sie lässt sich durch komplexe Zahlen vom Betrag 1 beschreiben.
- Die 3-Kugel B3 ist die Vollkugel. Die 2-Sphäre S2 ist die Oberfläche der Einheitskugel. Sie ist einfach zusammenhängend – wie alle höherdimensionalen Sphären. Sie wird durch Kugelkoordinaten beschrieben.
Die Einheits-3-Sphäre
Die 3-Sphäre S3 ist nicht mehr anschaulich vorstellbar. Sie ist eine 3-dimensionale Untermannigfaltigkeit im 4-dimensionalen Raum . Eine mathematisch besonders elegante Beschreibung der Einheits-3-Sphäre ist durch die Quaternionen vom Betrag 1 gegeben.
Die Sphäre in der Topologie und Geometrie
Die Sphäre ist ein wichtiges Objekt in den mathematischen Teilgebieten der Topologie und Differentialgeometrie. Aus Sicht dieser mathematischen Gebiete ist die Sphäre eine Mannigfaltigkeit. Sie ist deshalb so wichtig, weil sie das einfachste Beispiel einer Mannigfaltigkeit ist, das nichttrivial ist.
Topologische Sphären
Unter einen topologischen Spähre versteht man eine topologische Mannigfaltigkeit, die homöomorph zur oben beschriebenen euklidischen Sphäre Sn ist.
Aus Sicht der Topologie betrachtet ist beispielsweise die Oberfläche eines Würfels also auch eine 2-Sphäre. Für einen Topologen sind nämlich Räume, die durch einen Homöomorphismus ineinander überführt werden können, nicht unterscheidbar. Man erhält eine topologische n-Sphäre, indem man die Ränder zweier n-Kugeln orientierungsumkehrend miteinander verklebt.
Differenzierbare Strukturen
Im Bereich der Differentialgeometrie wird die Sphäre noch mit einer differenzierbaren Struktur ausgestattet, so dass man von differenzierbaren Abbildungen auf der Sphäre sprechen kann. Auf einer topologischen Mannigfaltigkeit ist es in der Regel möglich unterschiedliche nicht kompatible differenzierbare Strukturen zu definieren. Die stereografischen Projektion beispielsweise induziert die auf der Sphäre meist betrachtete differenzierbare Struktur. Bei der Sphäre hängt es von der Dimension ab, ob es noch weitere differenzierbare Strukturen gibt. Der Mathematiker John Milnor beschäftigte sich mit diesem Thema und zeigte die Existenz von sogenannten exotischen Sphären.
Aussagen über Sphären
Poincaré-Vermutung
Die Poincaré-Vermutung lautet:
- Jede geschlossene einfach zusammenhängende 3-dimensionale Mannigfaltigkeit ist homöomorph zur 3-Sphäre
Darüber hinaus gibt es noch eine Verallgemeinerung der Vermutung, auf n-dimensionale Mannigfaltigkeiten in der folgenden Form:
- Jede geschlossene n-Mannigfaltigkeit mit dem Homotopietyp einer n-Sphäre ist zur n-Sphäre homöomorph.
Für den Fall n=3 stimmt diese verallgemeinerte Vermutung mit der ursprünglichen Poincaré-Vermutung überein. Für den Fall n > 4 wurde sie 1960 von Stephen Smale bewiesen. Der russische Mathematiker Grigori Perelman bewies die Poincaré-Vermutung im Jahre 2002, wofür ihm die Fields-Medaille zuerkannt wurde. Diese lehnte er jedoch ab.
Exotische Sphären
Der US-amerikanische Mathematiker John Milnor fand 1956 heraus, dass es differenzierbare Mannigfaltigkeiten gibt, die homöomorph zur 7-Sphäre sind, ihre differenzierbaren Strukturen jedoch nicht kompatibel miteinander sind. Zusammen mit dem Schweizer Mathematiker Michel Kervaire zeigte er, dass es für die 7-Sphäre S7 15 verschiedene differenzierbare Strukturen (28 bei Berücksichtigung der Orientierung) existieren.
Sphärensatz
Die Mathematiker Harry Rauch, Wilhelm Klingenberg und Marcel Berger konnten zeigen, dass bei bestimmten Voraussetzungen an die Krümmung kompakter riemannscher Mannigfaltigkeit diese homöomorph zur Sphäre sind, es sich also um topologische Mannigfaltigfaltigkeiten handelt. Diese Aussage wurde noch verschäft. Es konnte sogar gezeigt werden, dass diese riemannsche Mannigfaltigkeit dann diffeomorph zur Sphäre mit der normalen differenzierbaren Struktur ist.
Topologische Gruppen
Die einzigen Sphären, die gleichzeitig eine Gruppenstruktur haben und damit eine topologische Gruppe bilden, sind die 0-, 1- und die 3-Sphäre. Dabei entspricht der 0-Sphäre die Gruppe , der 1-Sphäre S1 die Lie-Gruppe U(1) und der 3-Sphäre S3 die Lie-Gruppe SU(2).
Die 7-Sphäre ist zwar keine topologische Gruppe, aber sie ist eine echte Moufang-Loop, da sie durch die Oktonionen mit dem Betrag 1 beschrieben werden kann.
Parallelisierbarkeit
Die 1-, 3- und 7-Sphäre sind die einzigen Sphären, die parallelisierbar sind. Aus dem Satz vom Igel folgt, dass eine Sphäre mit gerader Dimension nicht parallelisierbar ist. Die Ausnahmestellung der 1-, 3- und 7-Sphäre hängt allerdings mit der Existenz der Divisionsalgebren zusammen.
Literatur
- I. S. Sharadze: Sphere. In: Michiel Hazewinkel (Hrsg.): Encyclopaedia of Mathematics. Springer-Verlag, Berlin 2002, ISBN 1-4020-0609-8.
Weblinks
Commons: Sphere – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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