Swiss Life

Swiss Life
Swiss Life Holding AG
Logo der Swiss Life Holding AG
Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN CH0014852781
Gründung 1857
Sitz Zürich, Schweiz
Leitung Bruno Pfister
(CEO)
Rolf Dörig
(VR-Präsident)
Mitarbeiter 7'820 (2009) [1]
Umsatz 11,987 Mrd. CHF (2009) [1]
Branche Versicherungen
Produkte Lebensversicherungen
Website www.swisslife.com
Firmenlogo auf dem Swiss Life-Hauptgebäude in Zürich
Der erste Hauptsitz der Rentenanstalt in Zürich, erbaut 1898
Der derzeitige Hauptsitz am Mythen-Quai in Zürich, erbaut 1939–40
Kantonswappen und alter Firmenname am Hauptsitz in Zürich

Swiss Life (ehemals Schweizerische Lebensversicherungs- und Rentenanstalt, kurz Rentenanstalt) ist der grösste Lebensversicherungskonzern der Schweiz mit Sitz in Zürich.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Anfänge

Die «Schweizerische Lebensversicherungs- und Rentenanstalt» wurde am 28. September 1857 durch Conrad Widmer mit Hilfe der Schweizerischen Kreditanstalt als erste Lebensversicherung der Schweiz gegründet. Die Gesellschaftsform war die einer Genossenschaft. Der erste Aufsichtsrat setzte sich aus acht Mitgliedern zusammen, darunter F. Wild, Zürcher Regierungsrat, J. J. Rüttimann, Ständerat und Verwaltungsrat der Kreditanstalt sowie Alfred Escher, Regierungspräsident des Kantons Zürich und Verwaltungsratspräsident der Kreditanstalt. Im Verwaltungsrat der bald kurz «Rentenanstalt» genannten Firma sassen Vertreter der meisten Schweizer Kantone.[2] Das Ziel ihrer Gründer war «den schweizerischen Familienvätern auf hinlänglich soliden Grundlagen Gelegenheit zu geben, durch Aufopferung eines kleinen Teils des Erwerbes die Ihrigen gegen mancherlei Wechselfälle des Lebens bis zu einem gewissen Grade sicherzustellen».

Bereits 1866 erhielt Widmer die Konzession in Preussen. Ein Jahr später nahm die Rentenanstalt den Geschäftsbetrieb in Hamburg und Bremen auf. Eine Niederlassung für das politisch noch zersplitterte Deutschland gab es nicht. Jedes Königreich, jedes Herzogtum hatte einen eigenen Generalbevollmächtigten. Die von Hand geschriebenen Policen wurde allesamt in Zürich ausgefertigt. 1885 erreichte das Vermögen der Rentenanstalt 20 Millionen Franken, so dass sie sich von der Kreditanstalt trennen konnte. Danach sollten alle Rechnungsüberschüsse den versicherten Mitgliedern zukommen.[3]

Ab 1894 bot die Rentenanstalt als eine der ersten Lebensversicherungen die Möglichkeit an, eine Berufsunfähigkeits-Versicherung abzuschliessen. Zwischen 1866 und 1987 gründete die Rentenanstalt Niederlassungen in Deutschland, Frankreich (1898), den Niederlanden (1900, unter dem niederländischen Namen «Zwitser Leven»), Belgien, Grossbritannien, Spanien, Luxemburg und Italien. 1988 übernahm sie die «La Suisse» Versicherungen in Lausanne.

Das erste Domizil der Rentenanstalt war in den Tiefenhöfen am Zürcher Paradeplatz. Die rasche Expansion liess die Büros in rascher Folge vom Grünen Schloss am Zwingliplatz, ins Chamhaus an den Unteren Zäunen und schliesslich ans Alpenquai wechseln, wo 1898 der neue Hauptsitz eröffnet wurde. Trotz der für die damalige Zeit grosszügigen Anlage liess die weitere Expansion in der Zwischenkriegszeit noch einen Umzug nötig werden. 1937–1939 wurde in Nachbarschaft des alten Hauptsitzes ein modernes Gebäude nach Plänen der Architekturfirma Pfister erstellt. Dieses, mit von 1961–1963 und später erstellten Erweiterungen, beherbergt bis heute den Hauptsitz der Gesellschaft in Zürich.[4]

Die Aktiengesellschaft

1997 wandelte sich die Rentenanstalt unter Manfred Zobl von einer Genossenschaft in eine börsenkotierte Aktiengesellschaft. Dabei wurden aus den rund 600'000 ehemaligen Genossenschaftern Aktionäre. 1998 wurde die Rentenanstalt/Swiss Life-Aktie im SMI-Index aufgenommen.

Wie auch andere Banken und Versicherungen startete die Rentenanstalt unter dem Titel «Allfinanz» eine expansive Strategie. Fortan sollte ein Bankangestellter auch Versicherungspolicen verkaufen und ein Versicherungsberater auch Anlagefonds. Im Kampf um Marktanteile im Finanzsektor wurden im In- und Ausland Milliardenakquisitionen getätigt, wie etwa 1999 die Übernahme der Immobilienfirmen Uto Albis, Livit AG (von der UBS) und Oscar Weber (2000). Konkurrenten in ganz Europa (Lloyd Continental (Frankreich) 1999, Schweizerischen Treuhandgesellschaft STG (2000)), IT-Firmen und eine Beteiligung an der Jungfraubahn, die zuvor eine amerikanische Beteiligungsgesellschaft kaufen wollte, wurden erworben. Schliesslich übernahm die Rentenanstalt 1999 die Tessiner Banca del Gottardo. So wurde das Unternehmen innert weniger Jahre vollständig vom Lebensversicherer zum Finanzkonglomerat umstrukturiert, welches aber nach Ansicht von Kritikern dadurch zu gross und unübersichtlich geworden war.

Kurz darauf kam es 2002 zu einem Stopp[5][6][7][8] mit neuer Holdingstruktur, Umtausch der Rentenanstalt/Swiss-Life-Aktien und schmerzhaften Korrekturen in den Büchern. Die Banca del Gottardo, zu einem Preis von 2,4 Mrd. Franken übernommen, war noch 1,8 Mrd. wert.[9] 2004 wurde der Wert in den Büchern nochmals nach unten korrigiert, auf 1,5 Mrd. Franken.[10]. Mehrere Versuche, einen Käufer für die Banca del Gottardo zu finden, schlugen dabei fehl.

Das Neugeschäft im Vereinigten Königreich wurde 2003 eingestellt. Im gleichen Jahr wurden die STG Schweizerische Treuhandgesellschaft und die Tochtergesellschaft in Spanien abgestossen.

Per 21. Juni 2010 verliessen die Aktien der Swiss Life den Swiss Market Index.[11]

Neuanfang

Nach diesen Turbulenzen, «einer geballten Ladung unvorsichtiger Manager und entsprechendem Imageschaden [...] liess die Rentenanstalt 2003 den Namen fallen»"[12] und wagte 2004 als Swiss Life mit einer vereinfachten Markenstruktur und neuem Erscheinungsbild einen Neuanfang.

Nur in den Niederlanden und Belgien trat sie weiterhin unter dem alten Namen Zwitserleven auf.[13] Die dortigen Aktivitäten wurden allerdings 2007 verkauft und gehören seit April 2008 – trotz der weiter genutzten Marke Zwitserleven – nicht mehr zu Swiss Life, sondern zum niederländischen Banken- und Versicherungskonzern SNS REAAL.[14] Das britische Versicherungsgeschäft wurde an die Resolution Life Group verkauft, das Private Equity-Portfolio an Pantheon Ventures. Das Leben-Geschäft der «La Suisse» wurde 2005 integriert.

Im November 2007 gab Swiss Life den seit längerem erwarteten Verkauf der Banca del Gottardo bekannt. Für 1.775 Mrd. Franken übernahm die Generali-Tochter BSI SA die Banca del Gottardo, mit der sie zu einem neuen Private Banking Institut fusioniert wurde.[15]

Am 3. Dezember 2007 kündigte Swiss Life ein öffentliches Übernahmeangebot an, mit der Absicht, AWD Holding AG mehrheitlich zu übernehmen. Swiss Life wurde ebenfalls wichtiger Produktpartner von AWD, dabei sollte AWD das Geschäftsmodell der unabhängigen Finanzberatung und der offenen Produktplattform beibehalten. Als Ziele der Übernahme nannte Swiss Life den Zugang zu den Wachstumsmärkten Zentral- und Osteuropas und dem österreichischen Markt, sowie den Ausbau ihrer Marktdurchdringung in Deutschland und eine weitere Stärkung der Position in der Schweiz. Swiss Life erwartete dabei eine deutliche Steigerung des Neugeschäftsvolumens.[16]

Diese angekündigte Übernahme wurde am Markt aus verschiedenen Gründen mit grosser Skepsis aufgenommen. Zum einen wiesen Experten darauf hin, dass das Image von AWD als aggressiver Verkäufer von Finanz- und Vorsorgeprodukten nicht wirklich zur Geschäftskultur von Swiss Life passe. Andererseits wurde auch die Unabhängigkeit der zukünftigen AWD-Beratung stark in Frage gestellt, da nun ein wichtiger Produktpartner zugleich auch Mehrheitsaktionär sei. Auch stehe die geplante Übernahme im Widerspruch zu mehreren noch kurz zuvor von AWD gemachten Aussagen. Ebenfalls wurde der Übernahmepreis, der rund 36 % über dem Drei-Monats-Durchschnittspreis lag, als zu hoch kritisiert. So fiel denn auch der Wert der Swiss Life-Aktie am Tag der Ankündigung um 7,15 %, womit der Börsenwert von Swiss Life um rund CHF 800 Mio. sank.[17]

Am 13. März 2008 hat Swiss Life das Angebot an die Aktionäre der AWD Holding AG erfolgreich abgeschlossen, womit ihr Anteil an AWD auf zunächst 86,2 % stieg.[18] Mitte August gab Swiss Life bekannt, auch noch die bei Carsten Maschmeyer verbliebene Beteiligung von 10,46 % übernommen zu haben und somit neu 96,71% der AWD-Aktien zu halten.[19]

In der gleichen Medienmitteilung gab Swiss Life bekannt, von Carsten Maschmeyer ein Aktienpaket von 26,75 % an den Finanzdienstleister MLP AG erworben zu haben. Swiss Life wolle dadurch ihre Stellung in der unabhängigen Finanzberatung mit Schwerpunkt Altersvorsorge in Deutschland weiter ausbauen. Der überraschende Schritt wurde an den Finanzmärkten wie bereits anlässlich der AWD-Übernahme mit einer sehr kritischen Bewertung und einem heftigen Kursrückgang der Swiss Life Aktien aufgenommen. Diese verloren innerhalb von zwei Tagen über 12 % an Wert, womit der Börsenwert von Swiss Life um rund 1,2 Milliarden Franken gesunken ist.

Im März 2009 vereinbarten die Talanx AG und Swiss Life eine strategische Partnerschaft. Um die Zusammenarbeit zu untermauern, erwarb die Talanx AG einen dauerhaften Aktienanteil von 9,9 % an Swiss Life. Weiter übernahm Talanx von Swiss Life einen Anteil von 8,4 % an MLP.[20]

Präsidenten der Generaldirektion der Rentenanstalt (CEOs)

  • 1857–1892: Conrad Widmer[21]
  • 1892–1895: Emil Frey[22]
  • 1936–1947: Hans König (1880–1954)[23]
  • 1945: Max Karrer
  • 1958–?: Hans Wyss[24]
  • 1958–1961: Riccardo James Jagmetti (1896–1964)[25]
  •  ?–1973: Ernst Reber
  •  ?–1976: Jacques Ruedin (1910–1997)
  • 1973–1978: Hans Ammeter (1912–1986)[26]
  • 1978–?: Walter Diener
  •  ?–1992: Kurt Rutz
  • 1992–2002: Manfred Zobl
  • 2002: Roland Chlapowski
  • 2002–2008: Rolf Dörig
  • seit 2008: Bruno Pfister

Produkte

Sowohl für Privatpersonen als auch für Unternehmen werden verschiedene Produkte und Dienstleistungen angeboten, neben Erwerbsunfähigkeits-, Unfall-, und Rentenversicherungen auch fondsgebundene Versicherungen und Vermögensverwaltung. Die Produkte werden zumindest teilweise im Strukturvertrieb vertrieben,[27] was bei den Beratern zu hohem Verkaufsdruck führen kann.

Am 17. Juni 2011 startete Swiss Life die erste Versicherung, um seinen guten Ruf im Internet schützen [28].

Sponsoring

Swiss Life engagiert sich als Sponsorin in Sport und Kultur, unter anderem für die Schweizer Fussballnationalmannschaft, das Zürcher Kammerorchester und das Orchestre de la Suisse Romande. Die Partnerschaft zwischen Swiss Life und dem Circus Knie wurde 2008 aufgelöst.

Konzernbeteiligungen

Neben dem Lebensversicherungsgeschäft ist die Swiss Life-Gruppe auch im Nichtleben-Geschäft tätig.

  • Swiss Life Asset Management, Zürich
  • Livit AG, Zürich, Immobilien
  • Swiss Life Selecton AG, Zürich
  • Swiss Life Funds AG, Lugano, Fondsgesellschaft
  • Swiss Life Network, Zürich
  • AWD Holding AG, Hannover, Finanzdienstleistungs-Beratung und -Vermittlung (Aktienanteil 97,71 %) [19]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Swiss Life Holding AG: Geschäftsbericht 2009, Teil Jahresbericht. Abgerufen am 6. Mai 2010 (PDF).
  2. Chronik der Stadt und des Bezirkes Zürich, Zürich 1964, S. 624f.
  3. Chronik der Stadt und des Bezirkes Zürich, Zürich 1964, S. 624f.
  4. Chronik der Stadt und des Bezirkes Zürich, Zürich 1964, S. 624f.
  5. http://report.swisslife.com/2002_ye/swisslife/page.asp@pageid375528356927718634folderid826663984946~1.htm
  6. http://www.schweizerbank.ch/de/sesselwechsel/sesselwechsel.asp?pkBerichtNr=56456
  7. http://www.schweizerbank.ch/de/sesselwechsel/sesselwechsel.asp?pkBerichtNr=56981
  8. http://www.schweizerbank.ch/de/sesselwechsel/sesselwechsel.asp?pkBerichtNr=59193
  9. http://www.kvschweiz.ch/sw1700.asp
  10. http://www.nzz.ch/2004/03/30/wi/newzzDSFQH06W-12.html;jsessionid=27C927342B6E7FDB84B72962199101B3
  11. SIX Swiss Exchange: Ausserordentliche Aufnahme von Transocean Ltd in die Indizes SMI und SLI (pdf) Medienmitteilung vom 3. Juni 2010, abgerufen am 21. Juni 2010
  12. Tages-Anzeiger, 9. Januar 2007, S. 23.
  13. http://www.swisslife.com/slcom/de/home/gruppe/strategy/brand.html
  14. http://www.zwitserleven.nl/algemeen/geschiedenis_zwitserleven
  15. Medienmitteilung von Swiss Life zum Verkauf der Banca del Gottardo
  16. Medienmitteilung Swiss Life, 3. Dezember 2007, Ankündigung der Übernahme der AWD Holding AG
  17. Reuters, 3. Dezember 2007, AWD gibt Unabhängigkeit auf - Swiss Life übernimmt
  18. Medienmitteilung Swiss Life, 19. März 2008
  19. a b Medienmitteilung Swiss Life, 14. August 2008
  20. http://www.talanx.com/de/presse/presseinformationen/pressemitteilungen_2009/swiss_life_kooperation.jsp
  21. Chronik der Stadt und des Bezirkes Zürich, Zürich 1964, S. 624f.
  22. Chronik der Stadt und des Bezirkes Zürich, Zürich 1964, S. 624f.
  23. Unabhängige Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg: Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg. Chronos, Zürich 2002. ISBN 3-0340-0616-0
  24. Chronik der Stadt und des Bezirkes Zürich, Zürich 1964, S. 624f.
  25. http://www.matrikel.unizh.ch/pages/602.htm
  26. http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D31281.php
  27. http://www.geprellte-strukkis.de/index.php?name=News&file=article&sid=816
  28. Versicherung für seinen Ruf im Internet speichern, Le Figaro, 17. Juni 2011

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