Sächsische Fehde

Sächsische Fehde

Als Sächsische Fehde wird die Auseinandersetzung zwischen dem ostfriesischen Grafen Edzard I. und Georg von Sachsen in den Jahren 1514–1517 bezeichnet. Die Kriegshandlungen fanden überwiegend auf ostfriesischem Boden statt und zerstörten ganze Landstriche.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Graf Edzard I. um 1520/30. Gemälde von Jacob Cornelisz van Amsterdam.
Georg der Bärtige (Dresden, Fürstenzug)

1488 zog Herzog Albrecht der Beherzte von Sachsen (Meißen) zur Befreiung des von den Bürgern in Brügge gefangenen Maximilian I. gegen das rebellische Flandern; dieser übertrug ihm die Statthalterschaft der Niederlande, und zum Lohn für die Bewältigung derselben sowie als Ersatz für die aufgewandten Kosten erhielt er 1498 die Erbstatthalterschaft von Friesland, das er jedoch erst mit Waffengewalt unterwerfen musste. Während er wegen eines Landtags nach Leipzig geeilt war, erhoben sich die Friesen erneut und belagerten seinen zurückgelassenen zweiten Sohn, Heinrich, in Franeker. Albrecht eilte an der Spitze eines Heers herbei, befreite Heinrich, starb aber nach der Bezwingung Groningens schon am 12. September 1500 in Emden. Heinrich erbte daraufhin Friesland. Doch weil sich die Friesen seiner Herrschaft widersetzten und er zur Regierung unfähig war, verzichtete er am 30. Mai 1505 in einem Vertrag mit seinem Bruder Georg auf Friesland und begnügte sich mit der Herrschaft über zwei Ämter im Erzgebirge.

Beginn der Fehde

Herzog Georg von Sachsen ließ sich 1504 als Statthalter (ewiger Gubernator) aller friesischen Lande huldigen. Dies wurde von der Stadt Groningen abgelehnt. In dieser Situation versuchte Graf Edzard seinen Herrschaftsbereich auf die Provinz Groningen auszudehnen und übernahm ab 1505 die Schutzherrschaft in der Stadt. Daraufhin fielen 24 deutsche Herzöge und Grafen mit ihren Truppen in die friesischen Lande ein und verwüsteten sie zu großen Teilen und Edzard I. kam durch eine Verfügung des Kaisers in Reichsacht und den Kirchenbann.

Verlauf

1514

Dem Grafen Johann V. von Oldenburg bot sich nun die Gelegenheit, seiner Grafschaft einen Zugang zur Nordsee zu verschaffen. 1514 griff er die Butjadinger Friesen an und besiegte sie endgültig in der Schlacht bei Langwarden. Gleichzeitig fiel Heinrich I. (Braunschweig-Wolfenbüttel) mit einem Heer von 20.000 Mann in Ostfriesland ein und belagerte die nur durch wenige Bauern und Soldaten verteidigte Festung Leerort. Jedoch wurde er dort am 23. Juni 1514 durch einen gezielten Kanonenschuss getötet. Die dadurch führerlos gewordene Truppe zieht sich aus Ostfriesland zurück.

Der Graf von Oldenburg nahm zusammen mit Hero Omken die Burg von Großsander ein. Hero Omken zog weiter und zerstörte alle drei Burgen in Dornum. Auch die Festung Stickhausen ging so verloren. Edzard musste sich zurückziehen und ließ zur Deckung seines Rückzugs das Kloster Meerhusen in Brand setzen. Aurich wurde belagert und infolge der Kämpfe und Brandschatzungen zerstört. An einer weiteren Front beraubten Landknechte der "Schwarzen Garde" die Kommende Dünebroek. Darauf folgte die Zerstörung von Burmönken, Tjüche, Leerhafe und Rispel. Die Friedeburg kapitulierte. Die Burg von Altgödens wurde zerstört und die Burg Kniphausen eingenommen. Daraufhin wandte sich die "Schwarzen Garde" Oldersum zu, wo es am 14. Juni 1514 zu einem ersten Gefecht kam. Unter der Führung der Junker Ulrich von Dornum und Hicko von Oldersum gelang aber die Verteidigung des Fleckens. Auch ein zweiter Versuch, die Ortschaft einzunehmen, scheiterte am 16. August 1514.

1515–1516

Im Jahre 1515 wandte sich das Blatt zugunsten Edzard I. Die Burg Großsander wurde von ihm zurückerobert, während sein Gefolgsmann Fulf von Kniphausen die Festungsanlage Gutzwarden in Butjadingen einnehmen konnte. Georg von Sachsen verkaufte seine Statthalterschaft für 100.000 Gulden an den späteren deutschen Kaiser Herzog Karl von Burgund. Der Konflikt jedoch zog sich noch bis 1517 hin. 1516 ging die Schanze bei Detern verloren.

1517

Zu Beginn des Jahres 1517 gelang es Edzard I., die Friedeburg zurückzuerobern. Karl V. trat seine Herrschaft in den Niederlanden an. Der spätere Kaiser löste Edzard aus der Reichsacht und belehnte ihn mit Ostfriesland, womit die sächsische Fehde beendet wurde.

Auswirkungen

Edzard sah sich gezwungen, Groningen zu räumen und seine Expansionspläne zu beenden. Im Inneren war er nun damit beschäftigt, die Häuptlinge zu befrieden. Außenpolitisch kam es am 3. Dezember 1517 zum Zeteler Frieden zwischen Herzog Heinrich II. von Braunschweig-Lüneburg, Graf Johann V. von Oldenburg und Edzard, Graf von Ostfriesland, wobei die Friesische Wehde (Zetel, Driefel und Schweinebrück) endgültig zu Oldenburg kamen. Die Jeveraner huldigten Edzard und es wurde vereinbart, das Jeverland mit der Grafschaft Ostfriesland zu vereinigen. Sein Sohn Enno II. sollte zu diesem Zweck Maria von Jever heiraten. Er verlor das Jeverland auf immer für Ostfriesland, indem er die Heiratsversprechen seines Vaters nicht einhielt.

Aurich war während der Wirren der sächsischen Fehde völlig zerstört worden. Die Stadt wurde nun planmäßig wiederaufgebaut. Dabei wurde die Stellung Aurichs als bedeutender Viehmarkt berücksichtigt, in dem man diesen vom heutigen Schlossplatz auf den neu geschaffenen (für eine Stadt der Größe Aurichs ungewöhnlich großen) Marktplatz verlegte, welcher durch Stadterweiterungen noch heute den Mittelpunkt der Altstadt bildet.

Die Auseinandersetzungen mit Hero Omken gingen noch bis zu dessen Tod im Jahre 1522 weiter. Edzard versuchte, die vom Kaiser zugesicherten Ansprüche auf das Harlingerland durchzusetzen und fiel raubend in das Harlingerland ein, was durch gut ausgebaute Befestigungsanlagen von Wittmund und Esens jedoch nur von mäßigem Erfolg gekrönt war.

Literatur

Weblinks


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