Geschichte der Niederlande

Geschichte der Niederlande
Wappen der Niederlande

Die Geschichte der Niederlande beginnt nach der letzten Eiszeit. Mit dem Abschmelzen der Gletscher entstand ein relativ sumpfiges Land, das vor allem aufgrund der Bedrohung durch die See auf den höheren Landpunkten bewohnt war. Die Römer eroberten ab etwa 50 v. Chr. das Land. Erste Siedlungsgründungen folgten. Dabei bildeter der Rhein eine natürliche Landgrenze. Das Land nördlich davon blieb unter friesischer Herrschaft. Alle Versuche, das Land der Friesen zu erobern, scheiterten. Ab dem Jahr 355 wurde der Einfluss der Franken immer größer. Nach dem Niedergang des Römischen Reiches übernahmen die Franken den Süden des Landes. Der Norden und die Küstenregionen blieben friesisch, der Osten gehörte zunächst zum sächsischen Gebiet. Mit der Herrschaft der Franken begann die Christianisierung des Landes. Durch die Teilung des Frankenreiches im Vertrag von Verdun 843 kam das Gebiet östlich der Schelde um Maas und Niederrhein an das Mittelreich Lothars I. und 925 an das im Entstehen begriffene Heilige Römische Reich. Flandern fiel 843 an das Westreich Karls II., des Kahlen, das spätere Frankreich.

In der Folgezeit erlebten die Niederlande einen raschen Aufschwung. Städte und mit ihnen Handel und Handwerk entwickelten sich, und vor dem Hintergrund der immer schwächer werdenden lothringischen Herzogsgewalt bildeten sich im 12. Jahrhundert relativ feste und selbständige Territorien heraus: Im Norden, den heutigen Niederlanden, Holland, Seeland, Geldern und das Bistum Utrecht, im Süden das Bistum Lüttich, Flandern, Hennegau, Brabant, Namur und Limburg. Mit Ausnahme von Flandern gehörten die Niederlande zwar nominell zum Heiligen Römischen Reich, die politische Bindung war jedoch sehr locker. Im 15. Jahrhundert gelangte das Land in den Besitz der Habsburger. Kaiser Karl V. vereinigte während seiner Herrschaft 1500–1558 die „Niedere Lande“ mit Belgien und Luxemburg. Nun waren die „Niedere Lande“ Teil des großen burgundisch-habsburgischen Reiches. Philipp II. sah sich im Jahre 1568 mit heftigem Widerstand konfrontiert. Rebellen aus den nördlichen niederländischen Gebieten nahmen die Einschränkung der Religionsfreiheit und absolutistische Tendenzen als Anlass für den achtzigjährigen Krieg. Im Jahr 1579 schlossen sich die sieben nördlichen Provinzen zusammen und gründeten die Republik der Sieben Vereinigten Provinzen. Nach dem Sieg über die Spanier erlangten die Gebiete 1648 im Westfälischen Frieden ihre Selbständigkeit und trugen ab dato den Namen Republik der Vereinigten Niederlande. Die im Jahre 1602 gegründete Vereinigte Ostindische Kompanie (VOC) und die Westindische Kompanie (WIC) verhalfen durch den Handel mit Südostasien, Westafrika und Amerika den Niederlanden im 17. Jahrhundert zu großem Reichtum und zur Goldenen Zeit.

Nach mehreren Kriegen gegen England und gegen Frankreich verlor die Niederlande nach dem Spanischen Erbfolgekrieg seinen Anfang des 17. Jahrhundert erworbenen Großmachtstatus. Die Ressourcen und die Größe des Landes reichten nicht mehr aus, um diese Rolle zu erfüllen. Die Zeit der Republik der Vereinigten Niederlande endete mit der Französischen Revolution. Das Land trugen fortan den Namen „Batavische Republik“. 1813 erlangten die Niederlande ihre Unabhängigkeit wieder. Hauptstadt war weiterhin Amsterdam, der Regierungssitz jedoch zog nach Den Haag. Im Jahre 1815 wurden die Nördlichen und die Südlichen Niederlande zum Königreich der Niederlande zusammengeschlossen und Wilhelm Friedrich wurde König. Die Südlichen Niederlande riefen 1830 ihre Unabhängigkeit aus und trugen ab da den Namen Belgien. Die Niederlande hatte nun die heutigen Grenzen erreicht.

Im Zweiten Weltkrieg wurden die Niederlande, obwohl sie sich neutral verhielten von Deutschland angegriffen. Insgesamt waren die Niederlande fünf Jahre von Deutschland besetzt. Der amerikanische Marshallplan initiierte nach dem Krieg den Wiederaufbau der Niederlande. Mit dem verlust von Niederländisch-Indien 1949 orientierte sich das Land außenpolitisch langsam neu: Aus der neutralen Seemacht wurde ein Partner in der NATO.

Inhaltsverzeichnis

Von der Vorgeschichte bis zum frühen Mittelalter

Vorgeschichte

Hünengrab bei Emmen, Provinz Drenthe

Das Gebiet der heutigen Niederlande, also der westlichste Teil der norddeutschen Tiefebene, ist schon seit der Eiszeit bewohnt. Die bekanntesten Überreste beziehungsweise Funde aus dieser frühen Zeit sind die hunebedden (Hünengräber), große Grabmonumente aus Stein aus der Jungsteinzeit, in der Provinz Drenthe.

Römerzeit

Ab 50 v. Chr. eroberten die Römer den Raum der südlichen Niederlande und gründeten hier die ersten Städte (unter anderem Utrecht, Nimwegen und Maastricht); das Gebiet wurde Teil der römischen Provinz Germania inferior.

Der Rhein bildete die natürliche Grenze zum übrigen Germanien. Der nördliche Raum der heutigen Niederlande, das Land der Friesen und anderer Stämme, blieb daher die meiste Zeit außerhalb des römischen Reichsgebietes.

Ab etwa 290 n. Chr. drangen die germanischen Franken aus dem Südosten kommend in das Gebiet südlich des Rheins ein, insbesondere in das Scheldegebiet. Die Römer versuchten mehrmals, vergeblich, die Franken zu vertreiben. 355 gestand ihnen Julianus, der spätere Kaiser Julian, schließlich ein Gebiet zu, nämlich südlich des Rheins (der niederfränkische Raum der heutigen Niederlande, Flandern und Deutschlands) unter der Bedingung, ihm als foederati (Verbündete) zu dienen.

Die Franken

Nach dem Untergang des Römischen Reiches folgte eine Periode der Unruhen. Die Friesen lebten an der Küste, die Sachsen im Osten und die Franken im Süden.

486 n. Chr. besiegten die Franken ihre römischen Nachbarn unter Syagrius und dehnten unter Chlodwig ihr Reich nach Süden bis zur Loire aus. Das Hauptgebiet des Frankenreichs lag im heutigen Belgien und in Nordfrankreich; die spätere Hauptpfalz (Hauptstadt) war Aachen. Danach, um etwa 700, unterwarfen die Franken auch ihre friesischen Nachbarn. In der Zeit um 800 besiegte Kaiser Karl der Große die Sachsen (ungefähr im heutigen Niedersachsen und den östlichen Niederlanden), ließ ihre heidnischen Heiligtümer zerstören und ihre Anführer ermorden. Nach der Eroberung wurden Friesland und Sachsen christianisiert.

Heiliges Römisches Reich

Das fränkische Reich wurde nach dem Tod Ludwig des Frommen, des Sohnes Karls des Großen, unter seinen Söhnen geteilt. Im Vertrag von Verdun 843 erhielt Lothar I. das Mittelreich. Nach der Prümer Teilung des Mittelreiches 855 unter Lothar II., 870 im Vertrag von Meerssen und 880 im Vertrag von Ribemont kam Lotharingien zum östlichen Teil des Frankenreiches, dem späteren Heiligen Römischen Reich.

Das östliche Frankenreich, das Land der deutschen Sprache (lingua Teutonica), blieb allerdings keine politische Einheit. Örtliche Vasallen, Herrscher von Grafschaften und Herzogtümer, verstärkten ihre Machtstellungen gegenüber dem Kaiser. Das Gebiet der heutigen Niederlande war auf verschiedene adlige Besitztümer verteilt, den Grafen von Holland, den Herzog von Geldern und den Herzog von Brabant, sowie den Bischof von Utrecht. In Friesland und Groningen im Norden regierte dagegen der niedere Adel.

Burgundische Niederlande

siehe Hauptartikel: Burgundische Niederlande

Ausdehnung Burgunds unter Philipp dem Guten.

Durch Heirat kam 1384 Flandern sowie die Städte Antwerpen und Mechelen in den Besitz Philipp des Kühnen von Burgund. In der Folgezeit erwarb Burgund Holland,(1428), Namur (1429), Brabant und Limburg (1430). Die Niederlande bildete fortan den nördlichen Teil dieses Staates. Fortan nannte man sie die „Niederen Lande“ des Hauses Burgund im Gegensatz zum französischen Stammland, der Bourgogne. Unter Philipp den Guten (1419-1467) wurden die loosen Territorien stärker institutionell integriert. Dem Widerstand der Stände gegen die Zentralisierungspolitk begegnete der Herzog, indem er regelmäßig eine Gesamtvertretung seiner niederländischen Territorien zusammenrief. Diese wurden ab 1478 die Generalstände genannt. Der politische und wirtschaftliche Schwerpunkt lag aber immer noch im Süden des Landes, in Flandern und Brabant. Auch die Hofsprache war französisch. Die Nordniederlande standen demgegenüber zurück. Der Süden bestand aus einer zu damaligen Zeiten herausragenden Städtelandschaft. Um 1500 hatten Gent und Antwerpen mehr als 40.000 Einwohner, Brügge und Brüssel über 30.000 Einwohner, während die vier führenden holländischen Städte Leiden, Amsterdam, Haarlem und Delft jeweils nicht mehr als 15.000 Einwohner zählten. Entsprechend setzten die großen flämischen Städte der Integration in den burgundischen Staat den stärksten Widerstand entgegen. So führten Eingriffe des herzoglichen Vogtes in die städtischen Kompetenzen zum Brügger Aufstand von 1436 bis 1438, der mit der Abstrafung Brügges endete.[1]

Karl der Kühne (1467-77), der Sohn und Nachfolger Philipps des Guten, wollte den Traum seines Vaters von einem unabhängigen Königreich Burgund zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich in die Tat umsetzen. Karl betrieb eine antifranzösische Politik, wozu auch seine Heirat mit Margarete von York, der Schwester des englischen Königs 1468 zählte. Zwar eröffnete die Eroberung Lothringens, eines Reichslehens eine Verbindung zwischen seinen burgundischen und niederländischen Territorien, doch scheiterte Karl außenpolitisch auf der ganzen Linie. Nach der vergeblichen Belagerung von Neuss (1474/75) und den schweren Niederlagen gegen die Schweizer Kantone bei Grandson und Murten 1476, fiel er auf dem Schlachtfeld am 5. Januar 1477 bei dem Versuch der Wiedereroberung der lothringischen Hauptstadt Nancy.

Durch den Verlust Lothringens und durch die französische Besetzung der Bourgogne und der Picardie verlagerte sich der Schwerpunkt des Burgundischen Reiches in die Niederlande. Nutznießer der Katastrophe Karls war neben Frankreich Maximilian von Habsburg (1508-1519), dem es gelang, das Burgundische Erbe gegen Frankreich zu behaupten.[2]

Durch die Heirat des späteren Kaisers Maximilian mit der Herzogstochter Maria von Burgund und deren frühen Tod kamen die Niederlande an die Habsburger Dynastie, die in den südlichen Niederlanden bis 1794 regierten. Für die Niederlande war die Verankerung im entstehenden Habsburgischen Reich, in dem die Sonne nicht unterging, zunächst noch von geringer Bedeutung. Zunächst mussten Maria von Burgund und Maximilian von Habsburg ihre Herrschaft gegen zentrifugale Kräfte der Provinz verteidigen. Maria konnte die Opposition der Städte Brügge, Gent, Ypern, Brüssel, Antwerpen, Maastricht etc. allein durch das Großes Privileg von 1477 besänftigen. Dieses Privileg gab den Vertretern der Provinzen, von nun an Generalstaaten genannt, das Recht, jederzeit nach Bedarf zusammenzutreten.[3] Außerdem durften keine Kriege mehr geführt und keine Steuern mehr ohne Zustimmung der Stände erhoben werden. Auch nach dem Tod Marias setzte sich die politische Revolte der Stände der flämischen und Brabanter Städte fort. Nachdem Maximilian zeitweilig von den flämischen Städten in Brügge gefangen gehalten wurde, gewann Maximilian mit zunehmender Dauer des Konfliktes die Oberhand. Die Kapitulation von Gent 1492 beendete die Rebellion. In den noch nicht habsburgisch gewordenen Niederlanden wie Friesland oder Geldern schwelte die Rebellion aber weiter. Erst Karl V. konnte Tournai (1521), Friesland (1524), Overijssel und Utrecht (1528), Drenthe, Groningen und die Ommelande (1536) sowie Geldern und Zutphen (1543) den Niederlanden einverleiben und damit die 17 Provinzen erstmals und für kurze Zeit in einem Staatswesen vereinigen.

Achtzigjähriger Krieg und Unabhängigkeit

siehe Hauptartikel: Achtzigjähriger Krieg

Wilhelm von Oranien ("der Schweiger"), um 1575

Das Zeitalter der durch Martin Luther hervorgebrachten Reformation war angebrochen und auch in den Niederen Landen konvertierten Teile der Bevölkerung zum Protestantismus. Karl V. und sein Sohn und Nachfolger Philipp II. von Spanien, beide strenggläubige Katholiken, ließen die Protestanten verfolgen und versuchten, sie zu rekatholisieren. Erste Opfer waren die Augustinermönche Hendrik Voet und Jan van Etten die 1523 auf dem Marktplatz in Brüssel verbrannt wurden. Die kaiserlicher Repressionspolitik verhinderte zunächst, dass sich protestantische Gemeindestrukturen in den Niederlanden herausbilden konnten. So blieb der Protestantismus in den Niederlanden eine Untergrundreligion, die vielen Einflüssen unterworfen war. Die unnachgiebige Ketzerverfolgung in den Niederlanden setzte immer wieder Flüchtlingsströme nach England und Deutschland in Gang. Dort entstanden niederländische Exilantengemeinden, die unter zwinglianisch-calvinistischen Einfluss gerieten. In den 1550er Jahren entwickelten sich diese Flüchtlingszentren zu Einfallszentren des Calvinismus in die Niederlande. In den Niederlanden eröffnete der Calvinismus den verschiedenen protestantischen Gruppierungen ein gegenüber dem Katholizismus deutlich abgegrenztes Weltanschauungsangebot. Die Verbreitung wurde auch gezielt von Genf aus durch Calvin gefördert und gesteuert. Durch die Schaffung von Organisationsstrukturen und der Verbreitung der von Guy de Bray (1522-67) verfassten Confessio Belgica (1561) als verbindlicher Glaubenslehre wurden die Calvinisten zur dominierenden protestantischen Kraft und damit auch zur politischen und konfessionellen Alternative gegenüber den Katholiken und dem katholischen Besatzungsregime der Spanier.[4] Trotz ihrer noch kleinen Zahl verfolgte die Regierung die Calvinisten unnachgiebig. Dazu wurden neben den bestehenden Bistümern neue Bistümer geschaffen, die, ausgestattet mit zwei Inquisitoren, Jagd auf vermeintliche Ketzer machten. Der Drang der ungehinderten Religionsausübung war schließlich auch ein Anlass, der zum Niederländischen Aufstand gegen die spanische Herrschaft führte. Die Zeit am Vorabend des Aufstands war durch den Versuch der Herrschaftsintensivierung durch Philipp II. (1555-1598), und durch den latenten Widerstand des Adels und der Städte gegen diese Politik gekennzeichnet. Neben der Ablehnung der zunehmenden Hispanisierung des Brüsseler Hofes durch den Adel, lehnte der Adel als auch die Städte die religiöse Verfolgung ab. So waren die meisten Städte nicht bereit, Ketzer zu verfolgen und hinzurichten, weil dadurch die öffentliche Ordnung gestört wurde. Darüber hinaus trug die starke finanzielle Belastung der Niederländer seit den Kriegen Karls V., die zuletzt durch die Auseinandersetzungen Habsburgs mit Frankreich gesteigert worden waren, zu dem Konflikt erheblich bei. Die Bevölkerung der Städte wurde mit Verbrauchssteuern auf Wein und Bier, einer Mehrwertsteuer auf Handelsumsätze und vor allem Zwangsanleihen belastet.[5]

Im April 1566 forderte der Adel in einer Petition die endgültige Suspendierung der Ketzerverfolgung und eine Neuregelung der offenen Religionsfrage. Die religiösen Spannungen entluden sich im September in einem Bildersturm. In vielen Städten Flanderns und Brabants wurden Klöster und Kirchen zerstört. Der katholische Gottesdienst wurde eingestellt. Unter dem Druck der Ereignisse zeigte sich die Landvögtin Margarethe von Parma zunächst kompromissbereit und tolerierte die protestantische Predigt. Als Gegenleistung erhielt sie die Unterstützung des Hochadels, der unter Führung Wilhelms von Oranien die schlimmsten Gewaltausbrüche verhinderte. Der König Philipp II. schickte Herzog Alba (1507-1582) mit Armee, Blutgericht und verschärfter Inquisition ins Land. Alle Zugeständnisse wurden rückgängig gemacht. Das kompromisslose Vorgehen Albas trieb auch die bisher gemäßigten Kräfte in den Aufstand. So übernahm Wilhelm I. von Oranien, eigentlich Philipps Statthalter in den Grafschaften von Holland, Zeeland und Utrecht, die Führung der Aufständischen. Jedoch gelang es angesichts der militärischen Erfolge der Spanier nur den Geusen, in Holland und Seeland einige Städte der spanischen Herrschaft zu entreißen und dauerhaft als Stützpunkte zu behaupten.

Je länger sich der Krieg hinzog, desto stärker gewannen das auf Ausgleich bedachte Zentrum der Rebellen an Bedeutung. Durch eine Meuterei der spanischen Truppen und dem Tod des Statthalters Don Luis Requesens (1573-76) entstand ein Machtvakuum. Die Generalstaaten drängten auf Frieden und setzten diesen 1576 in der Genter Pazifikation durch. Nach dieser Vereinbarung sollten die abtrünnigen Provinzen Holland und Seeland in den Verband der 17 niederländischen Provinzen zurückkehren und mit diesen Frieden halten, während die fremden Truppen aus dem Land getrieben werden sollten. Damit schien ein Frieden in greifbare Nähe gerückt. 1577 rangen die Generalstaaten dem neuen Statthalter Don Juan (1576-78) dem Stiefbruder des Königs den Abzug der spanischen Truppen ab. Aber nachdem die Spanier ein Friedensabkommen mit dem osmanischen Sultan schlossen und die amerikanische Silberflotte genügend Edelmetalle für die Kriegsfinanzierung anlandete, nahm der Statthalter Don Juan den Kampf gegen die protestantischen Provinzen wieder auf. Der Kampf endete mit der Niederlage der Generalstaaten in der Schlacht von Gembloux und leitete endgültig die Spaltung der 17 Provinzen ein.

Im Januar 1579 vereinigten sich die wallonischen Provinzen zur Union von Arras und schlossen einen Sonderfrieden mit dem spanischen König. Fast gleichzeitig schlossen sich die Sieben niederländischen Provinzen (Holland, Zeeland, Groningen, Utrecht, Friesland, Gelderland und Overijssel) zur Utrechter Union zusammen, gründeten 1581 die Republik der Sieben Vereinigten Provinzen und setzten den spanischen König als Landesherren ab. Damit war die Spaltung des Landes eingeleitet.

In den Kernprovinzen Flandern und Brabant hatten calvinistische Kräfte in den Städten Gent, Brügge, Ypern, Antwerpen und Brüssel die Herrschaft übernommen und die Ausübung des katholischen Glaubens verboten. Bis 1585 wurden diese Städte aber von spanischen Truppen unter Alessandro Farnese erobert und damit die Grenzen zwischen dem nördlichen und südlichen Niederlanden gebildet. Versuche der Oranier Antwerpen zurückzugewinnen schlugen fehl. So blieb der Status Quo seit dem Ende des 16. Jahrhunderts unangetastet. Am 15. Mai 1648 kam es zur eigentlichen Geburtsstunde und damit Unabhängigkeit der Vereinigten Provinzen der Niederlande durch den Westfälischen Frieden in Münster und Osnabrück.

Goldenes Zeitalter

siehe Hauptartikel: Goldenen Zeitalter der Niederlande

Aus dem achtzigjährigen Krieg gingen die Niederlande als eine Großmacht und führende Handelsnation hervor. Dem gingen im europäischen Mächtesystem grundlegende Umwälzungen zuvor. Dabei verlagerte sich das ökonomische und politische Zentrum vom Süden Europas endgültig an die Nordsee und Atlantik. Vor diesem Hintergrund vollzog sich in der Niederlande ein Wandel in Wirtschaft, Gesellschaft und Kunst.

Zur Mitte des 17. Jahrhunderts hatten die Niederländer die bei weitem größte Handelsflotte Europas aufgestellt, mit mehr Schiffen als alle anderen Nationen zusammengenommen. Ihre Wirtschaft baute beinahe vollkommen auf dem Seehandel auf. Im europäischen Handel, besonders mit dem Baltikum, hatten sie eine Vormachtstellung errungen. Weiter hatten sie fast alle portugiesischen Besitzungen in Südostasien übernommen. Damit erlangten sie die Kontrolle über den enorm profitablen Gewürzhandel. Sie konnten sogar bedeutenden Einfluss auf den englischen Seehandel mit ihren nordamerikanischen Kolonien erlangen, als England durch das Chaos im Gefolge des englischen Bürgerkriegs abgelenkt war. Der Reichtum, den sie aus diesem Handel anhäuften, führte im 17. Jahrhundert zum sogenannten Goldenen Zeitalter (de gouden eeuw).

Die Republik wurde von einem Patriziat (Regenten) - bestehend aus wohlhabenden Bürgern und Adeligen, welche schon im ausgehenden Mittelalter in die Städte einwanderten - regiert und nicht von einem König oder hohen Edelleuten. Damit ging die Niederlande einen gänzlich anderen Weg als die absolutistisch regierten südlichen Niederlande. Im Prinzip hatte jede Stadt und jede Provinz ihre eigene Regierung und eigenen Gesetze und wurde von den miteinander eng verwandten Regenten beherrscht. Die Städte und Distrikte waren weitgehend unabhängig, obwohl die südlichen, katholischen Gebiete wie Brabant und Limburg unter der Zentralgewalt standen. Dieses aristokratisch-bürgerliche und föderale System behielt die Republik bei, auch wenn sie im 17. Jahrhundert im Vergleich zu der wachsenden Macht der absolutistischen Staaten als altmodisch erschien. So funktionierte dieser Staatenbund gut und war in den europäischen Kriegen dieser Zeit den Anforderungen gewachsen. Dennoch kam es im 17. Jahrhundert auch zu innenpolitischen Spannungen. Die Statthalter, die besonders in Kriegszeiten eine große Machtfülle besaßen, hatten im Verlauf des achtzigjährigen Krieges für die Fortsetzung des Konfliktes gestimmt. So hatte Willem II. sich 1648 gegen die Annahme des Westfälischen Friedens gestellt und in Geheimverhandlungen mit Frankreich versucht, sein Staatsgebiet unter eine zentrale Regierung zu stellen. Dazu griff er 1650 auch zum Mittel des Staatsstreichs. Als er nach nur drei Jahren Regierungszeit 1650 unerwartet starb und keinen Nachfolger hatte (sein Sohn Willem, der spätere König von England, wurde erst nach seinem Tod geboren), nutzten die Generalstände die Gelegenheit unter der Führung von Johan de Witt, Gaspar Fagel, Gillis Valckenier und Andries de Graeff – mit dem Eeuwig edict (Jahrhunderterlass), die Funktion des Statthalters abzuschaffen, was den Sturz des Hauses von Oranien beinhaltete. Später sollte diese Zeit het Eerste Stadhouderloos Tijdperk – die erste statthalterlose Periode – genannt werden. In dieser Zeit war Johan de Witt, Ratspensionär von Holland, der einflussreichste niederländische Politiker, der mit der Hilfe seiner mächtigen Verwandten den niederländischen Regierungsapparat beherrschen konnte.

Englisch-Niederländische Kriege

siehe Hauptartikel: Englisch-Niederländische Seekriege

Ausfahrt der Ostindiensegler von Hendrick Cornelisz. Vroom um 1630–1640

Die aus dem Machtvakuum des frühen 17. Jahrhunderts zur Großmacht aufgestiegene Niederlande[6] musste in der Zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts dann diese Position gegen das erstarkende England und Frankreich verteidigen, die die holländische Vormachtstellung streitig machten. Die erste Bedrohung ging von England aus. 1650 starb Statthalter Wilhelm II. von Oranien und hinterließ die Nation ohne mächtigen Herrscher. Im folgenden Jahr verhängte England die Navigationsakte von 1651, die vielen niederländischen Handelsinteressen schadete. Nach dem First Navigation Act mussten importierte Waren vom Ursprungsland der ersten Verschiffung direkt nach England gebracht werden. Für die Beförderung der Waren wurden nur englische Schiffe oder Schiffe des Herkunftslandes zugelassen. Dies war als Verteidigungsmaßnahme gegen die niederländische Universalhandelspolitik gedacht. Der Kampf um die Akte endete im Ersten Englisch-Niederländischen Krieg, der von 1652 bis 1654 dauerte und nach einem ungünstigen Verlaufs für die holländische Flotte unter Admiral Maarten Tromp im Frieden von Westminster endete, worin die Navigationsakte anerkannt werden musste. Die Handelsstreitigkeiten der beiden Nationen waren mit diesem Friedensschluss jedoch nicht beigelegt. Besonders in den ausgedehnten Überseekolonien setzten sich die Feindseligkeiten zwischen den englischen und niederländischen Handelsgesellschaften fort, die selbst über Truppen und Kriegsschiffe verfügten. Die Niederländer legten ein größeres Schiffbauprogramm auf, um ihren Nachteil bei den Linienschiffen auszugleichen, den sie bei den Seeschlachten von Kentish Knock, Gabbard und Scheveningen zu spüren bekommen hatten.

1665 erklärten die Engländer den Niederländern erneut den Krieg (Zweiter Englisch-Niederländische Krieg). Bereits zuvor hatten sie niederländische Siedlungen in Nieuw Nederland angegriffen. Mit Unterstützung der Franzosen (die in der Zwischenzeit in die Spanischen Niederlande – heute Belgien – einmarschiert waren) erlangten die Niederländer die Oberhand. Nachdem der niederländische Admiral Michiel de Ruyter einen großen Teil der englischen Flotte auf der Themse zerstört hatte, schlossen Engländer und Niederländer 1667 den Frieden von Breda. Der Krieg war von Seiten der Vereinigten Niederlande zu einem Zeitpunkt beendet worden, als sie gerade in der vorteilhaftesten Position waren, weil die politische Entwicklung in den Spanischen Niederlanden sie dazu zwang. Der Friedensvertrag stellte deshalb einen Kompromiss dar. Das englische Kriegsziel, den niederländischen Handel zu zerstören und einen Teil desselben an sich zu bringen, war gescheitert. Doch dadurch, dass einerseits die Niederlande sich aus Nordamerika, andererseits England sich aus Suriname und Indonesien zurückgezogen hatte, trat eine echte Entspannung ein. Die Vereinigten Niederlande blieben die führenden Lieferanten von Muskatnuss und erhielten mit Niederländisch-Guayana eine neue Kolonie. Auch die Navigationsakte wurde zu Gunsten der Niederlande modifiziert. Jedoch verhinderten die Mäßigungen der niederländischen Seite nicht den nächsten Krieg mit England der sich wenige Jahre später anbahnte.

Rampjaar

siehe Hauptartikel: Rampjaar

Karte der 17 Provinzen der Republik der Vereinigten Niederlande und der Österreichischen Niederlande aus dem Atlas Curieux (18. Jh.)

1672 ist in den Niederlanden als das Rampjaar, das Katastrophenjahr, bekannt: Nacheinander erklärten England (Dritter Englisch-Niederländischer Krieg), Frankreich, Münster und Kurköln, die eine Allianz gegen die Niederlande gebildet hatten, der Republik den Krieg (Holländischer Krieg). Frankreich, Kurköln und Münster marschierten in die Republik ein, während die Landung der Engländer an der Küste nur knapp verhindert werden konnte.

Vorausgegangen war ein diplomatischer Wandel im Verhältnis zwischen der Niederlande und Frankreich. Nachdem Frankreich die Niederlande schon seit langer Zeit im Kampf gegen Spanien unterstützt hatte, gingen beide Mächte 1662 schließlich ein Defensivbündnis ein. Ludwig XIV. war darauf bedacht, die Unterstützung der Vereinigten Niederlande für eine Eroberung der Spanischen Niederlande zu erhalten und strengte deshalb Verhandlungen an. In den Generalstaaten befürchtete man ein Zusammengehen von England und Frankreich, wenn man auf die französischen Angebote nicht einging. Der einflussreiche holländische Ratspensionär Johan de Witt (1625–1672) schlug vor, die Spanischen Niederlande gemeinsam aufzuteilen. Solche Pläne wurden bereits seit 1663 diskutiert. Doch der Anteil, den Ludwig XIV. für sich einforderte, schreckte de Witt ab und der Vertrag wurde nie abgeschlossen. 1667/68 führte dann der französische König Ludwig XIV. im Alleingang den sogenannten Devolutionskrieg gegen Spanien, um Teile der Spanischen Niederlande zu erobern.[7] Dabei operierten die französischen Truppen so erfolgreich, so dass sich im Januar 1668 eine Koalition aus England, Schweden und den Niederlanden, die sogenannte Tripelallianz, bildete, die Frankreich mit einer gemeinsamen Kriegserklärung gedroht hatte, falls dieses den Eroberungszug nicht einstellte. Der schnelle französische Vormarsch hatte die Vereinigten Niederlande sehr beunruhigt. Zwar waren auch sie eigentlich Feinde der spanischen Monarchie, doch „ein inaktives und müdes Spanien stellte für sie einen besseren Nachbarn dar als ein mächtiges und aggressives Frankreich.“ Sie wollten die Spanischen Niederlande als eine Art „Pufferstaat“ unbedingt erhalten. König Ludwig XIV. hatte daraufhin am 2. Mai 1668 widerwillig den Frieden von Aachen unterzeichnen müssen. Da der französische König vor allem die Vereinigten Niederlande für das Zustandekommen der Tripelallianz verantwortlich machte und sich persönlich von dem ehemaligen Verbündeten betrogen fühlte, richtete sich seine Politik in den folgenden Jahren vor allem gegen diese.[8]

Die Franzosen drangen beinahe ungehindert über Lüttich und Kleve nach Gelderland vor und nahmen Utrecht ein. Der am Anfang des Krieges als Generalkapitän eingesetzte Wilhelm III. von Oranien konnte eine vollständige Niederlage nur verhindern, indem er gezielt Schleusen und Dämme öffnen ließ, um so das Land zu überfluten und den Vormarsch der Franzosen zu stoppen. Hollands vormals allmächtiger Ratspensionär Johan de Witt mitsamt seinem Bruder Cornelis wurden von einer von oranischen Parteigängern aufgehetzten Volksmenge in Den Haag gelyncht. Mit Hilfe anderer deutscher Staaten konnten die Niederländer die Invasoren zurücktreiben, worauf mit Kurköln und Münster 1674 Friede geschlossen wurde, nachdem England im Zweiten Frieden von Westminster ebenfalls nach mehreren Niederlagen in den Friedensschluss einwilligte. 1678 wurde mit dem Vertrag von Nimwegen auch Frieden mit Frankreich geschlossen, obgleich die spanischen und deutschen Verbündeten sich durch den in Nimwegen unterzeichneten Frieden betrogen fühlten.

Wilhelm III. beendete nicht nur den Krieg, sondern heiratete auch 1677 Maria, eine Nichte des englischen Königs, und leitete so ein niederländisches -englisches Verteidigungsbündnis ein. Als sein inzwischen zum König gekrönter Schwiegervater Jakob II. (1685-1688) die Rekhatolisierung Englands vorantrieb, rief das englische Parlament Wilhelm III. zur Hilfe und bot ihm in der Glorious Revolution die Königskrone an. Von nun an wurden England und die Niederlande zum Zentrum der antifranzösischen Koalitionen.

Während der Friedensschlüsse von Nimwegen (1678) und von Rijswijk (1697), der den Neunjährigen Krieg beendete, erreichte die niederländische Außenpolitik ihren Höhepunkt.

Aus dem Spanischen Erbfolgekrieg (1700-1713) ging die Niederländische Republik als eine mittelgroße Macht hervor, die sich auf das Wahren des vorhandenen Beschränken musste. Obwohl die Niederlande finanziell die Hauptlast und die niederländischen Truppen eine erheblichen Teil der Verluste getragen hatte, wurde deutlich, das die Niederlande zu klein waren, um die Rolle einer Seemacht oder Landmacht dauerhaft zu spielen.[9] Wirtschaftlich büßten die Niederlande einen Teil der auswärtigen Märkte für ihre Erzeugnisse ein. Im Inneren gab ein politisches Machtvakuum den partikularen Mächten auftrieb. So wird das 18. Jahrhundert oft als die Zeit des Stillstands bzw. des politischen und wirtschaftlichen Niedergangs der Republik bezeichnet. Durch einen strikten Neutralitätskurs gelang es ihr, sich aus den meisten Konflikten des 18. Jahrhunderts heraus zu halten.

Französische Herrschaft seit 1795

Territoriale Entwicklung 1806 bis heute

Ende des 18. Jahrhunderts wuchs die Unruhe in den Niederlanden. Zwischen den Oraniern, die Wilhelm V. von Oranien mehr Macht verleihen wollten, und den Patrioten, die unter dem Einfluss der Amerikanischen und Französischen Revolution eine demokratischere Regierung forderten, entstanden Kämpfe. Die Niederlande waren das erste Land, welches die Vereinigten Staaten von Amerika anerkannte. Großbritannien erklärte den Krieg, bevor das Land sich der Gruppe der Neutralen anschließen konnte, die sich gegenseitige Unterstützung schworen. Der Vierte Englisch-Niederländische Krieg (1780–1784) war wieder ein Desaster für die Niederlande, besonders ökonomisch. 1785 entflammte eine demokratische ("patriotische") Revolte, aber das Haus von Oranien holten seine preußischen Verwandten zu Hilfe, um die Revolte niederzuschlagen. Viele Patrioten flohen aus dem Land nach Frankreich.

Nach der Französischen Revolution marschierte die französische Armee in die Niederlande ein und verhalf der Batavischen Republik (1795–1806) zu ihrem kurzen Dasein. Der französische Einfluss war stark, und nachdem Napoleon an die Macht gekommen war, vereinigte er die Niederlande und einen kleinen Teil Deutschlands (Ostfriesland, Jever) unter dem Königreich Holland, welches er von seinem Bruder Louis Bonaparte als König regieren ließ. Auch dieses Königreich währte nicht lange, da Napoleon bemängelte, dass sein Bruder die niederländischen Interessen vor die französischen stellte, woraufhin er die Niederlande 1810 dem französischen Reich einverleibte. Die französischen Interessen verlangten eine Beteiligung des Königreiches Holland an der Kontinentalsperre, die aber in den Niederlanden wie auch in anderen Küstengebieten durch Schmuggel oftmals unterlaufen wurde.

Das Haus Oranien schloss im Jahre 1796 einen Vertrag mit Großbritannien, in dem es diesem seine Kolonien in 'Sicherungsverwahrung' überantwortete und den Gouverneuren der Kolonien Anweisung gab, sich der Herrschaft der Briten zu beugen. Damit verloren die Niederlande einen großen Teil ihres Kolonialreiches: Guyana und Ceylon gingen nicht mehr an die Niederlande zurück, die Kapkolonie wurde zwar auf dem Papier zurückgegeben, dann aber 1806 erneut, nun endgültig, von den Briten übernommen. Die übrigen Kolonien, einschließlich Indonesien, kamen nach dem Britisch-Niederländischen Vertrag von 1814 an die Niederlande zurück. Drei Jahre zuvor kam es zu einer kriegerischen Auseinandersetzung beider Nationen um die Insel Java.

Konstitutionelle Monarchie im 19. Jahrhundert

König Wilhelm I. der Niederlande (1815), der von 1815 bis 1840 herrschte.

Nach der napoleonischen Zeit kamen die Niederlande wieder als Staat auf die Karte Europas zurück. Das Land hat schon immer eine Rolle als Puffer gespielt, um dem französischen Expansionsdrang Einhalt zu gebieten. Insbesondere der russische Zar wollte, dass diese Rolle von den Niederlanden wieder aufgenommen werden sollte, und auch, dass die Kolonien wieder zurückgegeben werden sollten. Ein Kompromiss wurde mit den Briten auf dem Wiener Kongress 1815 geschlossen, wonach nur Niederländisch-Indien wiedergegeben wurde, dafür aber der Norden und Süden der Niederlande wiedervereinigt werden sollte.

Am 2. Dezember 1813 proklamierten die Niederlande ihre Unabhängigkeit von französischer Herrschaft und den am 30. November zurückgekehrten Wilhelm Friedrich, Prinz von Oranien-Nassau als souveränen Fürsten. Er war der Sohn des letzten Statthalters Wilhelm V. Das Land wurde 1814/15 eine Monarchie. König wurde der Oranierprinz als Wilhelm I. Sein Vereinigtes Königreich der Niederlande bestand seit 1815 aus den Ländern, die heute die Niederlande und Belgien bilden; hinzu kam Luxemburg, dessen Großherzog Wilhelm war.

Viele Belgier empfanden sich als Untertanen zweiten Ranges, aus den folgenden Gründen:

  • Konfession: der vorherrschend katholische Süden gegen den mehrheitlich protestantischen Norden;
  • Wirtschaft: der Süden war industriell fortgeschrittener, der Norden traditionell eine Handelsnation;
  • Sprache: (nicht nur Wallonien war französischsprachig, auch im flämischen Norden sprach die Oberschicht französisch, während die übrige flämische Bevölkerung Niederländisch bzw. einen niederländischen Dialekt sprach).
Johan Rudolf Thorbecke (1798-1872), liberaler Staatsmann.

1830 eskalierte die Situation; der Süden erhob sich in der belgischen Revolution und erklärte sich vom Norden unabhängig. König Wilhelm entsandte eine Armee, die sich allerdings nach nur wenigen Tagen zurückziehen musste, nachdem Frankreich sein Heer mobilisiert hatte. Allerdings erkannte er Belgien bis 1839 nicht an. Im Jahr 1848 brachen in ganz Europa Unruhen aus. Das Ergebnis war auch in den Niederlanden bedeutend. Der liberale Staatsrechtler Johan Rudolf Thorbecke wurde vom König beauftragt, die Verfassung der Niederlande zu reformieren. Durch die Einführung der Ministerverantwortlichkeit - genauer gesagt: die Pflicht der Regierung, dem Parlament Auskünfte zu erteilen - wurde das später sich etablierende parlamentarische System ermöglicht. Der Parlamentarismus – de facto wählt das Parlament die Regierungsmitglieder aus – hat sich endgültig 1866/68 etabliert.

Bei der Verfassungsänderung 1848 erhielten die Katholiken in den Niederlanden das Recht auf freie kirchliche Organisation. 1853 wurden die historischen katholischen Bistümer wiederhergestellt.

Die Niederlande bis zum Zweiten Weltkrieg

Eduard Douwes Dekker, der unter dem Pseudonym Multatuli schrieb.

Am Ende des 19. Jahrhunderts, als viele Staaten Kolonien für sich beanspruchten, erweiterten die Niederlande ihre Besitzungen in Niederländisch-Indien (dem heutigen Indonesien). Max Havelaar von Eduard Douwes Dekker, eines der berühmtesten Bücher in der niederländischen Literaturgeschichte, berichtet über die Ausbeutung des Landes und seiner Bewohner durch Niederländer und einheimische Herrscher.

Nach einer Verfassungsänderung 1884 konnte das Wahlrecht ausgeweitet werden, und 1917 erhielten in einer weiteren Verfassungsänderung alle Männer das Wahlrecht. Gleichzeitig wurde das Mehrheitswahlrecht in Einerwahlkreisen durch ein Listensystem mit Verhältniswahl ersetzt. Die erste Wahl unter diesen neuen Bedingungen fand im Juli 1918 statt. 1922 durften erstmals auch Frauen wählen.

Erster Weltkrieg

Als der Erste Weltkrieg im August 1914 ausbrach, mobilisierten die Niederlande ihre Armee, blieben jedoch neutral und konnten sich erfolgreich aus dem Krieg halten. Der Einfall Deutschlands in das ebenfalls neutrale Belgien im selben Jahr führte zu einer großen Flüchtlingswelle von über einer Million Menschen.

Die Niederlande waren von kriegführenden Ländern umschlossen. Durch die vor allem für die zivile Seefahrt unsicher gewordene Nordsee wurde die Nahrung knapp; Lebensmittel wurden nun über Lebensmittelkarten ausgegeben. Ein Fehler in der Lebensmittelzuteilung verursachte den so genannten Aardappeloproer (Kartoffelaufruhr) in Amsterdam im Jahr 1917, als Zivilisten Nahrungsmitteltransporte für Soldaten plünderten.

Zwischenkriegszeit

Im November 1918 rief der Führer der Sociaal-Democratische Arbeiders Partij (SDAP, Sozialdemokratische Arbeiterpartei), Jelles Troelstra eine sozialistische Revolution aus, die jedoch scheiterte und für längere Zeit die Sozialisten von der politischen Teilhabe ausschloss. Trotz der Einführung der Verhältniswahl änderte sich im politischen Leben noch relativ wenig: Weiterhin dominierten die konfessionellen Parteien. Es wurde als bedeutsame Neuigkeit angesehen, dass 1918 der erste Katholik Ministerpräsident wurde. Die Sozialisten kamen erstmals 1939 in die Regierung.

Kommunisten (Communistische Partij van Holland) und Nationalsozialisten (Nationaalsocialistische Beweging) blieben im internationalen Vergleich schwach.

Zweiter Weltkrieg

Kapitulation der Niederlande am 15. Mai 1940

Mai 1940

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 versuchten die Niederlande erneut, ihre Neutralität zu wahren; da sie jedoch – wie Belgien – im Spannungsfeld zwischen Frankreich, Großbritannien und dem Deutschen Reich lagen, wurden sie am 10. Mai 1940 von der deutschen Wehrmacht angegriffen. Der Großteil des Landes wurde in kürzester Zeit besetzt, Widerstand wurde nur von einer schwach ausgerüsteten niederländischen Armee geleistet. Schon am 10. Mai flohen der niederländische Außenminister van Kleffens und der Kolonialminister Charles Welter ins Exil nach London.

Am 14. Mai gab es nur noch wenige Kampfschauplätze, unter anderem bei Rotterdam. Da die Niederländer die Stadt erst kurz vor der geplanten Bombardierung übergeben hatten, verhinderten Kommunikationsprobleme mit den Bombern den Abbruch des Bombardements: 800 Menschen kamen ums Leben, große Teile der Stadt wurden zerstört und 78.000 Einwohner wurden obdachlos. Danach kapitulierten die Niederlande. Auch die königliche Familie war zu diesem Zeitpunkt bereits nach Großbritannien geflohen, unter Pieter Sjoerds Gerbrandy bildete sich eine niederländische Exilregierung.

Bücherregal, hinter dem das Versteck von Anne Frank begann. Rekonstruktion im Anne-Frank-Haus Amsterdam.

Deutsche Besatzung

Nach der Eroberung kam es auch in den Niederlanden zu Verfolgung und Deportation von Juden, Sinti und Roma. Zu Beginn des Krieges lebten in den Niederlanden 160.000 jüdische Niederländer, einschließlich 20.000 jüdischer Flüchtlinge. Ab 1942 wurde das 1939 errichtete Flüchtlingslager Durchgangslager Westerbork von der deutschen Besatzung als Konzentrationslager (Sammel- und Transitlager) genutzt. Weitere Lager auf niederländischem Boden waren das 1941 errichtete Durchgangslager Amersfoort sowie das KZ Vught südlich von Herzogenbusch. In Doetinchem und Barneveld wurden die Villa Bouchina, De Schaffelaar und De Biezen zum Teil unter niederländischer Kollaboration als Internierungslager genutzt. Am Ende des Krieges lebten nur noch etwa 30.000 der niederländischen Juden. Unter den Ermordeten befand sich auch das jüdische Flüchtlingsmädchen Anne Frank aus Frankfurt am Main; das "Tagebuch der Anne Frank" wurde später weltweit bekannt. Mit 112.000 Ermordeten verloren die Niederlande ungefähr 75 Prozent ihrer Juden, prozentual viel mehr als andere westeuropäische Länder.

Am 22. und 23. Februar 1941 gab es die erste groß angelegte Razzia: mehr als 400 jüdische Männer wurden ins KZ Mauthausen verschleppt. Die niederländischen Kommunisten riefen daraufhin einen Generalstreik aus, der als „Februarstreik“ in die Geschichtsbücher einging. Die Besatzungstruppen schlugen den Streik, der in ganz Nordholland durchgeführt wurde, blutig nieder.

Im Juli 1940 gründeten drei Männer, darunter der spätere Ministerpräsident Jan de Quay, eine Nederlandse Unie. Sie akzeptierte die Besatzung als nicht änderbare Tatsache und versprach die Zusammenarbeit mit den Besatzern, sollte aber auch einen Zulauf zur Nationaal-Socialistische Beweging (NSB) verhindern. 1941 allerdings wurde die Unie verboten, da sie antideutsche Gefühle anzog. Sie konnte ihre selbstgestellte Rolle als ausgleichende Kraft nicht erfüllen. So hatte sie aus Vorsicht Juden "empfohlen", nicht Mitglied zu werden. Außerdem wurde ihr nach dem Krieg Kollaboration und Defätismus vorgeworfen.

Britische Fallschirmjäger landen für die Operation Market Garden bei Arnheim, September 1944.

Nach dem Verbot aller Parteien im Verlaufe des Jahres 1941 stieg der Einfluss der NSB leicht an. Die Regierungsgewalt blieb allerdings in den Händen der Besatzer, doch die Beliebtheit in der Bevölkerung war sehr begrenzt. Begrenzt war aber auch die Bereitschaft, aktiv Widerstand zu leisten, weswegen der Historiker Chris van der Heijden von einer "grauen Vergangenheit" spricht, statt der nach dem Krieg weitverbreiteten Einteilung in eine gute widerständige Mehrheit und eine kleine kollaborierende Minderheit. Die meisten Niederländer mussten sich auf die eine oder andere Weise mit der Besatzung arrangieren.

Alliierter Vormarsch und Hungerwinter

Nachdem die Alliierten in der Operation Overlord im Juni 1944 in der Normandie gelandet waren, stießen sie sehr schnell in Richtung der niederländischen Grenze vor. Am 5. September wurde eine gewagte Operation gestartet (Operation Market Garden), die einen schnellen Einfall in die südlichen Niederlande vorsah, um Brücken über die drei Hauptflüsse zu erobern. Die Brücke von Arnheim über den Rhein konnte allerdings nicht erobert werden (siehe dazu den Film Die Brücke von Arnheim). Die Niederländer, die dachten, die Befreiung habe bereits begonnen – der Tag, an dem die Operation startete, ist bekannt als der „Dolle Dinsdag“ („Toller Dienstag“ – „toll“ im Sinne von „verrückt“) –, mussten noch bis 1945 warten, obwohl der südliche Teil der Flüsse zu diesem Zeitpunkt bereits befreit war.

Königin Wilhelmina, etwa 1942

Im Winter 1944–1945 mussten viele Niederländer im noch besetzten Gebiet hungern, daher wurde er auch „Hongerwinter“ (Hungerwinter) genannt. Am 5. Mai 1945 kapitulierten die deutschen Soldaten bei Wageningen, kurz darauf folgte das Kriegsende in Europa.

Am 11. Januar 1942 begann die japanische Invasion von Niederländisch-Indien. Die Niederländer kapitulierten am 1. März, als Truppen auf Java landeten. Niederländische Einwohner wurden gefangen genommen und in Arbeitslager gebracht. Mit der japanischen Kapitulation am 15. August 1945 endete auch hier der Zweite Weltkrieg, der allerdings in einen Kolonialkrieg um die indonesische Unabhängigkeit umschlug.

Nachkriegszeit

Königin Wilhelmina, Symbolfigur des Widerstandes gegen die deutschen Besatzer, war nach einer fünfzigjährigen Herrschaft 1948 zugunsten ihrer Tochter Juliana zurückgetreten. Während der Besatzungszeit hatten sich Wilhelminas absolutistische Neigungen verstärkt (sie wollte selbst die Minister auswählen), die sie nach der Rückkehr in ihr Land allerdings nicht durchsetzen konnte.

1949 kam die westdeutsche Gemeinde Elten (bei Emmerich) mit Umgebung bis 1963 unter niederländische Verwaltung. Die dortigen Bewohner blieben zwar formal deutsche Staatsbürger, erhielten jedoch niederländische Pässe und wurden niederländischen Bürgern rechtlich gleichgestellt. Eine in den Niederlanden erhobene Forderung nach Angliederung von Teilen des Münsterlandes und des grenznahen Rheinlandes hatte sich nicht durchsetzen können. Ebenfalls unter niederländische Verwaltung gestellt wurde 1949 auch der Selfkant. Dies war in der Schlusserklärung der Londoner Deutschland-Konferenz so vorgesehen. Erst nach langen Verhandlungen und Zahlung von 280 Mio. DM wurde der Selfkant wieder an die Bundesrepublik Deutschland zurückgegeben. Die durch dieses Gebiet führende N274 blieb allerdings bis 25. Februar 2002 in niederländischem Besitz. Siehe auch: Niederländische Annexionspläne nach dem Zweiten Weltkrieg.

Obwohl ursprünglich erwartet wurde, dass der Verlust von Indonesien zum ökonomischen Untergang führen würde, trat das Gegenteil ein, und in den 1950er-Jahren wuchs der Reichtum der Niederlande schnell an. 1952 gründeten die Niederlande mit Frankreich, der Bundesrepublik Deutschland, Italien, Belgien und Luxemburg die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl. Die EGKS (oder Montanunion) war einer der Grundpfeiler für die spätere Europäische Union. Das Land ist auch eines der Gründungsmitglieder der NATO.

1953 kam es durch eine schwere Flutkatastrophe zu vielen Toten in Zeeland und Südholland. Um solch einem Unglück in Zukunft zuvorzukommen, wurde der Deltaplan aufgestellt, der Deicherhöhungen und den Verschluss von Meerarmen vorsah. Die Verwirklichung des ehrgeizigen Plans nahm mehrere Jahrzehnte in Anspruch.

Entkolonialisierung 1945-1975

Bereits in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg waren die Niederlande mit diversen nationalistischen Bewegungen innerhalb der Kolonien konfrontiert gewesen. Bereits im Laufe der 1930er Jahre hatte eine aggressive Entfaltungspolitik Japans für scharfe Kritik seitens der Niederländischen Regierung gesorgt. Einen Tag nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Habour im Dezember 1941 erklärten auch die Niederlande Japan den Krieg. Bereits am 8. März 1942, nur eine Woche nach der japanischen Invasion auf Java, mussten die auf Java stationierten niederländischen Truppen kapitulieren. Die Kolonialverwaltung wurde abgesetzt und die niederländische Bevölkerung in Internierungslager gebracht oder zur Zwangsarbeit gezwungen.

Sofort nach der japanischen Kapitulation am 15. August 1945, erklärte Niederländisch-Indien am 17. August 1945 seine Unabhängigkeit und nannte sich fortan Indonesien. Dieses Datum wird bis heute als die Geburtsstunde der Republik angesehen. [10]Die Niederlande bekämpften die indonesische Republik militärisch und gaben erst auf internationalen Druck der Vereinten Nationen und der Vereinigten Staaten von Amerika auf. Das Land wurde formal am 27. Dezember 1949 unabhängig, nach dem Indonesischen Unabhängigkeitskrieg. Die westliche Hälfte von Neuguinea wurde allerdings erst 1961/62 unabhängig und dann von Indonesien annektiert trotz der deutlichen kulturellen Unterschiede.

1954 wurden die Kolonien Niederländische Antillen (in der Karibik) und Surinam (in Südamerika) mit der Verabschiedung des Statuts für das Königreich der Niederlande gleichberechtigte Partner der Niederlande. Die Zuständigkeit für Verteidigung und auswärtige Beziehungen verblieb beim Königreich. 1975 wurde Surinam zu einer unabhängigen Republik. Seitdem 1986 die Insel Aruba aus den Antillen ausgegliedert wurde, besteht das Königreich aus den Niederlanden, den Niederländischen Antillen und Aruba.

Seit der Entsäulung der 1960er Jahre

In den 1960er Jahren erreichte die Verzuiling ihren Höhepunkt, danach wurden die Bindungen der Niederländer an ihre religiösen oder kulturellen Gruppen schwächer. In den 1970er Jahren vereinigten sich die drei großen konfessionellen Parteien, während auf der Linken ähnliche Versuche (wie von Democraten 66) nicht fruchteten.

Flevoland, Provinz seit 1. Januar 1986.

Am 30. April 1980 kam es zu einem Wechsel an der Spitze des Königshauses. Königin Beatrix von Oranien-Nassau wurde Königin und folgte damit Königin Juliana nach, die im Alter von 71 Jahren abdankte.

Aus den schon ab 1929 eingedeichten Poldern Nordostpolder und Flevolandpolder entstand 1986 die neue Provinz Flevoland.

Von der lila Koalition zu Jan Peter Balkenende

In den Wahlen des Jahres 1994 stürzten die Christdemokraten dramatisch ab. Zum ersten Mal seit 1918 kam ein Kabinett ohne konfessionelle Partei zustande, und zwar von Sozialdemokraten, Rechts- und Linksliberalen. Ministerpräsident der "lila Koalition" (bis 2002) wurde der Sozialdemokrat Wim Kok. Zu den gesellschaftspolitischen Neuerungen der Koalition gehören die aktive Sterbehilfe und die homohuwelijk, die Ehe für Homosexuelle (seit 1. April 2001).

In der kurzen Zeit von 2002 bis 2004 starben die Eltern (Bernhard und Juliana) und der Ehemann (Claus) der Königin. Im Jahre 2002 sorgte die Hochzeit des Kronprinzen Willem-Alexander mit Máxima Zorreguita für Aufsehen - der Vater der Braut war während der Videla-Diktatur in Argentinien Regierungsmitglied. Er durfte bei der Hochzeit nicht anwesend sein. 2003 kam es zu einem Skandal, als eine Tochter von Beatrix' Schwester Irene, Prinzessin Margarita, der Königin und der Regierung vorwarf, sie und ihren Ehemann abgehört zu haben. Bestätigt werden konnte nur der Vorwurf, dass der finanzielle Hintergrund des Ehemanns von den Sicherheitsbehörden geprüft worden war, entgegen den üblichen Bestimmungen. Die Königin fand den Ehemann charakterlich nicht geeignet für die königliche Familie; 2006 trennte Margarita sich von ihm.

Statue von Pim Fortuyn, Rotterdam

Die Morde am Politiker Pim Fortuyn, am 6. Mai 2002 in Hilversum, und an dem Filmregisseur Theo van Gogh, am 2. November 2004 in Amsterdam, erschütterten die niederländische Öffentlichkeit. Sie führten zu heftigen Debatten über eine multikulturelle Gesellschaft, das Zusammenleben mit Zuwanderern und das Selbstverständnis der niederländischen Gesellschaft. Nach dem Mord an Theo van Gogh kam es in den Niederlanden auch zu Brandanschlägen auf islamische und christliche Einrichtungen.

Die Wahlliste von Pim Fortuyn konnte bei der Wahl vom Mai 2002 aus dem Stand 17 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen, während die Regierungsparteien (vor allem die Sozialdemokratie) verloren. Der Christdemokrat Jan Peter Balkenende bildete zusammen mit Rechtsliberalen und Fortuynliste eine Koalition. Im Oktober zerbrach die Koalition bereits, und Balkenende wechselte nach den Neuwahlen von 2002 die Fortuynisten durch die Linksliberalen (Democraten 66) aus. Letztere verließen die Regierung 2006, nach den Neuwahlen im selben Jahr bildete Balkenende 2007 eine Regierung aus Christdemokraten, Sozialdemokraten und fundamentalchristlicher ChristenUnie.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Belege

  1. Michael North: Geschichte der Niederlande, S. 11.
  2. Michael North: Geschichte der Niederlande, S. 19.
  3. Michael North: Geschichte der Niederlande, S. 21.
  4. Michael North: Geschichte der Niederlande, S. 28.
  5. Michael North: Geschichte der Niederlande, S. 30.
  6. Michael North: Geschichte der Niederlande, S. 40.
  7. Für eine detaillierte Vorgeschichte des Konfliktes, siehe: Paul Sonnino: Louis XIV. and the origins of the Dutch War. Cambridge University Press, New York 1988, ISBN 0-521-34590-1 (Cambridge studies in early modern history).
  8. John A. Lynn: The Wars of Louis XIV 1667–1714. Longman, London 2002, ISBN 0-582-05628-4, S.109 (Nachdr. d. Ausg. London 1999).
  9. Michael North: Geschichte der Niederlande, S. 67.
  10. Nach Friso Wielenga: Die Niederlande. Politik und politische Kultur im 20. Jahrhundert, S. 296.

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