- Tashkent
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Taschkent usb.: Toshkent (Тошкент) Stadtwappen von Taschkent
Basisdaten Staat: Usbekistan Kreisfreie Stadt: Taschkent Koordinaten: 41° 20′ N, 69° 18′ O41.33333333333369.3455Koordinaten: 41° 20′ 0″ N, 69° 18′ 0″ O Höhe: 455 m Fläche: 334.8 km² Einwohner: 2.140.486 (2008) Agglomeration: 3.247.012 (2008) Telefonvorwahl: (+998) 71 Kfz-Kennzeichen: 01-09 Struktur und Verwaltung (Stand: 2008) Bürgermeister: Abduqahhor Toʻxtaev Webpräsenz: Taschkent (usbek. Toshkent, früher kyrill. Тошкент; tadschik. Тошканд/Toschkand bzw. تاشکند; russ. Ташкент/Taschkent; früher auch Schasch oder Binkent) ist die Hauptstadt Usbekistans mit ca. 2 Mio. Einwohnern, nördlich der großen Seidenstraße an der Grenze zu Kasachstan am westlichen Rand des Tianshangebirges gelegen, Industriestadt (Energiewirtschaft, Maschinen- und Flugzeugbau, Baumwollverarbeitung, Lebensmittelindustrie), Verkehrsknoten mit U-Bahn und Flughafen, Kulturzentrum mit Universität, Hochschulen, Forschungsinstituten, Theater, Museen, Observatorium und Zoo.
Ein modernes Wahrzeichen von Taschkent ist der Fernsehturm.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Das Stadtgebiet von Taschkent hat eine Fläche von 334,8 Quadratkilometern. Dies entspricht etwas mehr als einem Drittel der Fläche Berlins. Die Stadt liegt in einer Höhe von etwa 455 Metern an den Westausläufern des Tianshangebirges. Der Fluss Ankhor durchfließt Taschkent. Am Süden der Stadtgrenze verläuft der Fluss Chirchiq von Nordosten kommend.
Klima
Das Klima ist sehr kontinental geprägt mit heißen, trockenen Sommern und kalten Wintern. Die Temperatur beträgt im Jahresmittel etwa 13,5 °C. Im Sommer steigen die Temperaturen auf über 35 °C, im Winter werden Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt erreicht. Die jährliche Niederschlagssumme beträgt etwa 450 mm. Die meisten Niederschläge fallen von November bis März.
Stadtgliederung
1. Bektemir 7. Shoyhontohur 2. Chilonzor 8. Sobir Rahimov 3. Hamza 9. Uch Tepa 4. Mirobod 10. Yakkasaroy 5. Mirzo Ulugʻbek 11. Yunusobod 6. Sirgʻali Geschichte
Die Zeit vor der russischen Eroberung
Im 3. Jahrhundert v. Chr. wird Taschkent in den schriftlichen Quellen erstmals erwähnt. Ihr ursprünglicher Name war Tschotsch, später Toschkant, was im Türkischen „Stein“ oder „Steinerne Stadt“ bedeutet. Die erste städtische Siedlung auf dem heutigen Stadtgebiet gab es bereits im 4. und 5. Jahrhundert n. Chr.
751 nehmen arabische Streitkräfte Taschkent ein und treffen auf die westlichen Vorposten der Chinesen. Damit stößt die arabische Expansion einstweilen an ihre Grenzen. Gleichzeitig breitete sich in dem Gebiet der Islam aus. Im 9. und 10. Jahrhundert fiel Taschkent an den Staat der Samaniden. Im 11. Jahrhundert wurde Taschkent zum ersten Mal als Stadt genannt.
1220 eroberte Dschingis Khan die Stadt und gliederte sie in sein Reich ein. Im 14. Jahrhundert kam Taschkent unter dem Krieger Timur Lenk und den Timuriden erneut zu Reichtum. Nach und nach eroberten einige mongolische Stämme Timurs Reich und erlangten 1510 die gesamte Kontrolle über das Gebiet.
Im 17. und 18. Jahrhundert brachte man auf dem Landweg, besonders von Taschkent aus, Handelsgüter mit Kamelkarawanen nach Norden. Besonders unter dem Zaren Peter I. (1682–1725) festigten sich auch die diplomatischen Beziehungen zwischen Russland und den mittelasiatischen Khanaten. Häufig wurden Gesandtschaften ausgetauscht.
Die Zeit nach der russischen Eroberung
1839 versuchte der russische Zar Nikolaus I. die Expansion der Briten in dem Gebiet zu verhindern. 1865 wurde Taschkent von russischen Streitkräften erobert und zum Zentrum des Generalgouvernements Turkestan gemacht.
Nach der Oktoberrevolution 1917 wurde Taschkent am 18. April 1918 zur Hauptstadt der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik Turkestan innerhalb Russlands ausgerufen. Bei der Aufteilung der ASSR Turkestan im Jahre 1924 wurde Taschkent Teil der am 27. Oktober 1924 neu gegründeten Usbekischen SSR innerhalb der Sowjetunion, das unmittelbare nördliche Hinterland der Stadt kam jedoch zur Kasachischen SSR, sodass die Stadt zur Grenzstadt wurde. Hauptstadt der Usbekischen SSR wurde zunächst Samarkand, sodass Taschkent seine Hauptstadtfunktion vorübergehend verlor. 1930 wurde Taschkent anstelle von Samarkand zur Hauptstadt der Usbekischen SSR erklärt. Während des zweiten Weltkriegs befand sich bei Taschkent ein sowjetisches Internierungs- und Kriegsgefangenenlager, in dem verschleppte Zivilisten und gefangene Soldaten der Achsenmächte festgehalten wurden.
Bei einem Erdbeben am 26. April 1966 wurde die Stadt sehr stark zerstört. In den 60er und 70er Jahren wurde sie völlig neu aufgebaut.
Die Zeit nach der Unabhängigkeit des Landes
Am 31. August 1991 wurde in Taschkent die Unabhängigkeit Usbekistans ausgerufen und Taschkent zur Hauptstadt Usbekistans. Seit dieser Zeit versucht die Regierung Usbekistans der Stadt ein neues, usbekisches Aussehen zu geben. Zahlreiche Gebäude wurden seitdem mit neuen Fassaden versehen.
Politik
Taschkent ist Sitz aller wichtigen staatlichen Institutionen Usbekistans, wie dem Sitz des Präsidenten und des Oliy Majlis, dem Parlament. Dazu kommen zahlreiche Ministerien und internationale Vertretungen und Botschaften, darunter auch die deutsche Botschaft.
Städtepartnerschaften
Taschkent erhält Städtepartnerschaften mit
- Berlin, Deutschland (1993)
- Kortrijk, Belgien
- Marrakesch, Marokko
- Patiala, Indien
- Saragossa, Spanien
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Altstadt
Die Altstadt liegt im Nordwesten Taschkents und ist der einzige Ort in der Stadt, an dem man noch einen Hauch des orientalischen Flairs genießen kann.
Der Altstadtbasar Chorsu Bazar ist einer der größten Basare der Stadt und bietet die ursprünglichsten Güter an. Nur hier ist traditionelle Handwerkskunst zu kaufen, wie z.B. volkstümliche Musikinstrumente und Kinderkrippen. Daneben gibt es aber auch Unmengen günstiger chinesischer Importware zu erwerben.
Traditionelle Gerichte genießt man am besten in der Tschigatai. Einem Stadtviertel voll kleiner Restaurants, die in den Innenhöfen der Gebäude liegen (siehe auch Usbekische Küche).
Sehenswürdigkeiten
Seit dem Wiederaufbau nach dem Erdbeben vom 26. April 1966 ist Taschkent eine grüne und wasserreiche Stadt mit vielen Parks und Springbrunnen. Im Zentrum der Stadt sind Bauwerke altusbekischer Architektur erhalten geblieben, so beispielsweise die Kukeldasch- und die Barak-Chan-Medresse aus dem 16. Jahrhundert.
Religiöse Bauwerke
- Abdul-Kasim-Medresse
- Dzhuma-Moschee
- Kaffal-Schaschi-Mausoleum
- Halfo-Bobo-Mausoleum
- Saineddin-Baba-Mausoleum
- Qaldirghochbiy-Mausoleum
- Scheich Hovendi at-Tahur (Scheihantaur)
- Unus-Chan-Mausoleum
- Sangi-Ata-Komplex
In Taschkent wird eines der ältesten Exemplare des Korans aufbewahrt.
Denkmäler
- Reiterstatue des Eroberers Tamerlan, der in Usbekistan nur Amir Timur genannt wird
- Denkmal des Erdbebens von 1966
Museen
- Amir Timur Museum
- Nationalhistorisches Museum
- Museum der angewandten Kunst
- Staatliche Kunsthalle
- Navoiytheater
- Prinz Romanov Palast
- Eisenbahnmuseum
Parks
- Navoiy-Park
- Zoo Taschkent
- Aquapark
- Japanischer Garten
sonstige Sehenswürdigkeiten
- Metro Taschkent
- Fernsehturm Taschkent
Sport
Für Aufsehen in Europa sorgte der Fußballmeister des Landes, Bunjodkor Taschkent im Sommer 2008, als der Club den brasilianischen Star Rivaldo verpflichtete und sich intensivst um Samuel Eto'o vom FC Barcelona bemühte.
Religion
Taschkent ist Sitz des Eparchen der Russisch-Orthodoxen Kirche in Usbekistan und des Bischofs der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Usbekistan.
Die katholische Hauptkirche in Taschkent wurde 1912 gebaut und in sowjetischer Zeit zweckentfremdet. Seit 1991 gehört sie wieder zur katholischen Gemeinde Taschkent und wurde im Jahr 2000 nach Restaurierungsarbeiten erneut eingeweiht. Zu diesem Zweck spendete die katholische St.-Paulus-Gemeinde in Bonn eine Orgel.
Infrastruktur
Die U-Bahn Taschkent entstand seit 1977 und umfasst heute 3 Linien mit 39 km Streckenlänge. Taschkent ist die einzige Stadt in Zentralasien mit U-Bahn. Neben der U-Bahn ist die Straßenbahn mit über 130 km Streckenlänge das wichtigste Verkehrsmittel der usbekischen Hauptstadt.
Seit 1947 existiert auch ein Oberleitungsbus-Netz, das allerdings schrittweise zurückgebaut wird und durch ein normales Busnetz ersetzt wird. Die neuen Busse sind meist vom Typ Mercedes-Benz Conecto und wurden von der Deutschen Bank mit Unterstützung der damaligen DaimlerChrysler AG finanziert. Sie ersetzen schrittweise Mercedes-Benz-Busse vom Typ O 405, die bereits 1993 angeschafft wurden.[1]
Das Straßennetz ist überwiegend in Form großer Boulevards angelegt und teilweise sehr erneuerungsbedürftig. Die neueren Straßen führen meist zum Amtssitz des usbekischen Präsident, wie z.B. der frühere Prospekt Kosmonavt. Diese Straßen werden zweimal täglich abgesperrt, um dem Präsidenten freie Fahrt zu bieten.
Söhne und Töchter der Stadt
- Jakub Bek (1820–1877), zentralasiatischer Kriegsherr und Herrscher
- Habibullah Khan (1872–1919), afghanischer Emir (1901–1919)
- Genrich Saulowitsch Altschuller (1926–1998), russischer Ingenieur und Wissenschaftler
- Wiktor Iwanowitsch Sarianidi (* 1929), russischer Archäologe
- Yodgor Obid (* 1940), usbekischer Dichter und Bürgerrechtsaktivist
- Alexander Knaifel (* 1943), russisch-usbekischer Cellist und Komponist
- Rashid Sunyaev (* 1943), russischer Astrophysiker
- Lew Leview (* 1956), israelischer Industrieller
- Elena Kats-Chernin (* 1957), usbekisch-australische Komponistin
- Dschamolidin Abduschaparov (* 1964), usbekischer Radrennfahrer
- Artur Grigorian, (* 1967), armenischer Boxer (Weltmeister von 1996-2004)
- Mirjalol Qosimov (* 1970), usbekischer Fußballspieler und Nationaltrainer
- Sulfija Sabirowa (* 1973), russisch-usbekisch-kasachische Radsportlerin
- Jelena Pawlowa (* 1978), kasachische Volleyballspielerin
- Rustam Kasimjanov (* 1979), usbekischer Schachgroßmeister
- Alexander Alexejew (* 1981), russischer Boxer
- Peter Odemwingie (* 1981), russisch-nigerianischer Fußballspieler
- Wilhelm Gratschow (* 1982), deutscher Amateurboxer
- Sergei Michailowitsch Grigorjanz (* 1983), russischer Schachgroßmeister
- Jekaterina Walerjewna Korbut (* 1985), russische Schachspielerin
- Nafisa Muminova (* 1990), usbekische Schachspielerin
Referenzen
Weblinks
- Dokumentation eines Forschungsprojektes zur Stadtgeschichte Taschkents im 20. Jahrhundert mit Bildern und Texten
- Einige Bilder aus Taschkent auf einer privaten Homepage
- Taschkent: Bilder und Information über Sehenswürdigkeiten (Deutsch, Englisch, Russisch)
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