Technischen

Technischen

Unter Technik (altgriechisch τέχνη [téchne], „Fähigkeit, Kunstfertigkeit, Handwerk“) versteht man Verfahren und Fähigkeiten zur praktischen Anwendung der Naturwissenschaften und zur Produktion industrieller, handwerklicher oder künstlerischer Erzeugnisse, wobei der griechische Begriff zwischen den heutigen Kategorien Kunst und Technik nicht unterschied (siehe Martin Heidegger: Die Frage nach der Technik).

Ein Gesicht der Technik: Gerüst über der Schachtanlage einer Zeche in Gelsenkirchen

Inhaltsverzeichnis

Definition

Technik ist grundsätzlich die Anwendung von besonderen Methoden, Prinzipien, einzeln oder in Kombination, um bestimmte Wirkungen zu erzielen. Somit ist Technik Arbeit um Arbeit zu sparen. Beispiel: Einbau eines neuen Eiweiß-Gens in das Genom eines Bakteriums mit gentechnischen Methoden, um anschließend mit biotechnologischen Verfahren mit Hilfe des neuen Bakteriums großtechnisch das gewünschte Eiweiß herzustellen.

Technik kann als die Fähigkeit des Menschen verstanden werden, Naturgesetze, Kräfte und Rohstoffe zur Sicherung seiner Existenzgrundlage oder zur Befriedigung seines Bedürfnisses zur Selbstverwirklichung sinnvoll einzusetzen oder umzuwandeln. Neben den materiellen Bedürfnissen (Nahrung, Kleidung, Wohnen) werden auch kulturelle Bedürfnisse durch die Technik gesichert.

Technische Fertigkeiten werden in Handwerk und Industrie auf den verschiedensten Ebenen von den Lehrberufen bis zu den Ingenieurwissenschaften benötigt. Letztere sichern den Erhalt bekannter und die Entwicklung neuer Techniken, sind aber mit Technik nicht gleichzusetzen.

Abgrenzung des Begriffs „Technik“ zur „Technologie“

Der Begriff Technik wird oft mit Technologie gleichgesetzt. Dies ist aber irreführend, denn Technologie ist die Lehre von der Gewinnung bzw. Bearbeitung bzw. Herstellung oder Produktion bzw. Distributionspolitik und -logistik von Stoffen und Erzeugnissen oder allgemein Waren sowie Dienstleistungen mithilfe der verfügbaren Techniken (Rammert 1999: 3). Technologie als Überbegriff ist prozessorientiert und vom Produkt losgelöst.

Beispiel: Korrekt heißt es daher nicht „Brennstoffzellentechnologie“, sondern Brennstoffzellentechnik.

Das englische Wort technology kann nicht immer mit Technologie übersetzt werden. Im Englischen gibt es die Aufteilung in Technik bzw. Technologie nicht.

Bedeutungsvarianten

Das Fremdwörterbuch des Duden definiert die Technik in fünf Aspekten

  1. Alle Verfahren, Einrichtungen und Maßnahmen, die der praktischen Nutzung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse dienen – insbesondere in Fachgebieten wie Elektrotechnik, Bauingenieurwesen, Maschinenbau und Informationstechnik.
  2. Ausgebildete Fähigkeit oder Kunstfertigkeit, die zur richtigen Ausübung einer Sache notwendig ist
  3. Die Gesamtheit der Verfahren und Kunstgriffe, die auf einem bestimmten Fachgebiet üblich sind („Stand der Technik“)
  4. Technische Hochschule und Technische Universität (TU), (süddt./österr.)
  5. Industrielle und andere Herstellungs- und Produktionsverfahren.

Eine Definition die sich eher an den Produkten (Sachsystemen) orientiert findet man in der VDI-Richtlinie 3780 zur Technikbewertung:

Technik umfasst

  1. die Menge der nutzenorientierten, künstlichen, gegenständlichen Gebilde (Artefakte, Sachsysteme);
  2. die Menge menschlicher Handlungen und Einrichtungen, in denen Sachsysteme entstehen und
  3. die Menge menschlicher Handlungen, in denen Sachsysteme verwendet werden.

Technik in naturwissenschaftlicher Anwendung

Technik besteht in der Anwendung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse und den daraus resultierenden Verfahren in verschiedenen Fachgebieten:

Entwicklungs- und Forschungseinrichtungen dieser Fächer erarbeiten an Hochschulen, in der Industrie und anderen Forschungsstätten zusammen mit Betrieben und Einzelpersonen auch die Grundlagen von Produktionsverfahren und den aktuellen „Stand der Technik“ (Aspekt 3).

Technik in humanwissenschaftlicher Anwendung

Die Idee, gewünschte Resultate durch die Anwendung kontrollierter, standardisierter Verfahren zu erzeugen, ist nicht auf den Umgang mit Dingen beschränkt, sondern wird auch auf Menschen angewandt. So verwendet der Philosoph Karl Popper den Begriff der Sozialtechnik als Summe rationaler Verfahren zur Regulation der Gesellschaft. Auch in der Psychologie werden therapeutische Eingriffe und Verfahren als Techniken bezeichnet.

Technik als menschliche Handlungsfertigkeit

bedeutet im Sinn der Aspekte 2 und 5 sinnvolle, zielgerichtete und wiederholbare Vorgehensweisen des menschlichen Handelns, die in sämtlichen Bereichen menschlicher Aktivitäten anzutreffen sind. Beispiele:

  • im Sport (Technik des Stabhochsprungs, des Diskuswurfs, des Delphin-Schwimmstils etc.),
  • in der Kunst (Technik der Aquarellmalerei, des Trompetenblasens usw.),
  • Alltagsaktivitäten (Technik des Fensterputzens usw.)

Neben der Befriedigung materieller Bedürfnisse (Nahrung, Kleidung, Wohnen) werden auch kulturelle Bedürfnisse durch Anwendung von Techniken gedeckt. Auch der Einsatz naturwissenschaftlich unwirksamer Fertigkeiten – „magischer Techniken“ nach Gehlen – wird hier gelegentlich einbezogen (beispielsweise als Götterzwang durch Opfer, Gebetsformeln, Tänze).

Das verständnisvolle Erschauen der zur Betrachtung freigegebenen Werke und Objekte der Technik nutzt schon viel, das eigene Planen und Basteln, mag es noch zu klein und unbedeutend sein, hilft weiter und steigert jenes Einfühlungsvermögen, das allmählich von selbst kommen muss. Zur Handlungsfertigkeit wird Technik, wenn Instrumente im Spielen, Lernen, Betrachten und Versuchen zu seiner Grundlage wird, dabei das Wissen wächst, das in Erfahrung übergeht. Daraus wird das können und die Gewandtheit im Messen und Rechnen auf dem Niveau die das Gebot der Sicherheit für den Techniker fordert.

Technik als Kürzel für Hochschulen

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folgt einem langjährigen Sprachgebrauch. Auch wenn dieser nicht ganz korrekt ist, entspricht die Gliederung technischer Hochschulen und -Universitäten (THs, TUs) in Abteilungen oder Fakultäten doch den obigen Aspekten. Außerdem tragen sie wesentlich zum „Stand der Technik“ bei.

Das Attribut „technisch“

Das Attribut „technisch“ bezeichnet verschiedene Aspekte im Alltag, in der Industrie, in den Naturwissenschaften und in der Technik, die über oben genannte Aspekte hinausgehen:

Siehe auch

Literatur

  • Nina Degele: Einführung in die Techniksoziologie, Fink/UTB, München 2002. ISBN 3-8252-2288-8.
  • Karl-Friedrich Fischer (Hrsg.): Taschenbuch der Technischen Formeln. 3. Auflage. Fachbuchverlag Leipzig 2005, ISBN 3-446-21974-9.
  • Martin Heidegger: Die Frage nach der Technik (1953, Vortrag), in: ders.: Vorträge und Aufsätze, Klett-Cotta, Stuttgart 1954 (10. Auflage 2004). ISBN 3-608-91090-5.
  • Werner Rammert: Technik. Stichwort für eine Enzyklopädie. Technical University Technology Studies, TU Berlin, 1999, Institute for Social Sciences.
  • Ropohl, Günther: Eine Systemtheorie der Technik, Zur Grundlegung der Allgemeinen Technologie, Hanser Verlag, München, Wien 1979
  • Schneider, Helmuth: Einführung in die antike Technikgeschichte. WBG, Darmstadt 1992. ISBN 3-534-08335-0.
  • Helmut Seiffert, Gerard Radnitzky (Hrsg.): Handlexikon zur Wissenschaftstheorie. dtv, Berlin 1992, ISBN 3-423-04586-8.
  • Wolffgramm, Horst: Allgemeine Technologie, Franzbecker Verlag, Hildesheim 1994

Weblinks


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