Tegerfelden

Tegerfelden
Tegerfelden
Wappen von Tegerfelden
Basisdaten
Staat: Schweiz
Kanton: Aargau
Bezirk: Zurzachw
Gemeindenummer: 4320i1f3f4
Postleitzahl: 5306
Koordinaten: (663780 / 268321)47.5625018.286112364Koordinaten: 47° 33′ 45″ N, 8° 17′ 10″ O; CH1903: (663780 / 268321)
Höhe: 364 m ü. M.
Fläche: 7.11 km²
Einwohner: 1062 (31. Dezember 2010)[1]
Website: www.tegerfelden.ch
Karte
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Tegerfelden (schweizerdeutsch: ˈtɛ.gər.fɛl.də)[2] ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Zurzach des Schweizer Kantons Aargau. Sie liegt im Surbtal, rund drei Kilometer südlich der Grenze zu Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Der südliche Teil des Dorfes liegt im schmalen Tal der Surb, der nördliche Teil in einer Mulde, die auf drei Seiten von Hügeln des Tafeljuras begrenzt wird. Es sind dies der Belchen (468 m ü. M.) im Westen, dem Hörndli (521 m ü. M.) im Norden und dem Imberg (532 m ü. M.) im Osten. An den steilen Süd- und Südwesthängen dieser Hügel befinden sich ausgedehnte Rebberge. Südlich der Surb liegt das Ruckfeld, eine ausgedehnte, flache Ebene, die aber an ihren Rändern durch sehr steile, bis zu 40 Meter hohe Hänge begrenzt ist.

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 711 Hektaren, davon sind 263 Hektaren bewaldet und 71 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt liegt auf 532 Metern auf dem Imberg, der tiefste auf 337 Metern an der Surb.

Nachbargemeinden sind Bad Zurzach im Norden, Rekingen im Nordosten, Baldingen im Osten, Unterendingen im Süden und Döttingen im Westen.

Geschichte

Die Gegend von Tegerfelden war bereits während der Jungsteinzeit vor 3500 bis 5000 Jahren besiedelt, wie verschiedene Werkzeugfunde beweisen. Weitere Funde stammen von den Römern, den Alamannen und den Franken. Die erste urkundliche Erwähnung von Tegerfelt erfolgte im Jahr 851. Der Ortsname stammt vom althochdeutschen (ze demo) tegarin feld und bedeutet «beim grossen Feld».[2] Gegen Ende des 11. Jahrhunderts liessen die Freiherren von Tegerfelden auf einem Felsvorsprung des Ruckfelds eine Burg errichten. Von der Burg Tegerfelden sind ein paar Mauerreste erhalten geblieben.

1150 tritt ein Luitoldus de Tegeruelt in einer Urkunde des Klosters St. Blasien auf.[3] Bekannte Vertreter der Freiherren von Tegerfelden waren Ulrich von Tegerfelden, Abt des Klosters St. Gallen von 1167 bis 1199 und gleichzeitig Bischof von Chur zwischen 1171 und 1179 sowie sein Neffe Konrad II. von Tegerfelden, der von 1209 bis 1233 Bischof von Konstanz war. Konrads Bruder Waltherus III. starb 1254 ohne männliche Nachkommen. Seine Tochter Ita brachte das Erbe durch Heirat an Ulrich von Klingen, dem Gründer des Städtchens Klingnau. 1276 gelange der ehemalige Besitz der Tegerfelder an das Kloster St. Blasien. Auch die Habsburger besassen einige Güter und übten ausserdem die hohe Gerichtsbarkeit aus.

Die Eidgenossen eroberten 1415 den Aargau und Tegerfelden gehörte nun zum Siggenamt im Grafschaft Baden, einer Gemeinen Herrschaft. 1529 trat ein grosser Teil der Bevölkerung zur Reformation über. Im Gegensatz zu zahlreichen Nachbardörfern konnte sich hier die neue Konfession auch nach dem Zweiten Kappelerkrieg von 1531 behaupten. Bis 1661 benutzen Katholiken und Reformierte die Kapelle gemeinsam. Dann weihten die Katholiken in Unterendingen eine eigene Kirche, während die Reformierten die Kapelle bis 1664 zu einer Kirche ausbauten.

Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein und riefen die Helvetische Republik aus. Tegerfelden wurde eine Gemeinde im kurzlebigen Kanton Baden, seit 1803 gehört sie zum Kanton Aargau. Nach der Eröffnung der Eisenbahnlinien TurgiWaldshut (1859) und DielsdorfNiederweningen (1891) reichten die Gemeinden des Surbtals eine Konzession für den Bau einer Verbindungsbahn zwischen Niederweningen und Döttingen ein. Doch der Erste Weltkrieg verhinderte den Bau und das Projekt wurde 1937 endgültig abgeschrieben.

Um 1880 waren rund 47 Hektaren mit Weinreben bepflanzt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts geriet der einst dominierende Weinbau in eine tiefe Krise, verursacht durch billige Weinimporte mit der Eisenbahn, den Mehltau und die aus Nordamerika eingeschleppte Reblaus. Die Anbaufläche verringerte sich ständig und erreichte in den 1960er Jahren den Tiefststand. Seit 1970 ist jedoch wieder ein Aufwärtstrend feststellbar, die Anbaufläche wächst seitdem an und erreicht fast wieder den alten Stand.

Galerie

Wappen

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Blau mit rot-weiss gestücktem Bord weisser Adler.» Die Gemeindesiegel von 1811 und 1872 zeigten eine Abbildung, die auf einer Fehldeutung des Ortsnamens beruhte. Der aus dem rechten Schildrand ragende ausgestreckten Arm mit einem Degen in der Hand sollte den Begriff «Degenfeld» darstellen. Um 1930 übernahm die Gemeinde das Wappen der Freien von Tegerfelden. Das rot-weisse Bord wies allerdings drei Reihen auf, wodurch der Adler äusserst klein erschien. Seit 1953 ist der Bord nur noch einreihig.[4]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung:[5]

Jahr 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010
Einwohner 577 579 579 588 620 658 821 965 1062

Am 31. Dezember 2010 lebten 1062 Menschen in Tegerfelden, der Ausländeranteil betrug 11,2 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 54,8 % römisch-katholisch, 34,7 % reformiert und 2.2 % muslimisch. 96,3 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 1,7 % Albanisch.[6]

Politik und Recht

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Bad Zurzach zuständig. Tegerfelden gehört zum Friedensrichterkreis Bad Zurzach.

Wirtschaft

In Tegerfelden gibt es gemäss Betriebszählung 2005 rund 300 Arbeitsplätze, die Hälfte davon in der Industrie.[7] Die wichtigsten Industriezweige sind die Holzverarbeitung, die Herstellung von Thermobeschichtungen sowie Maschinen- und Apparatebau. Die meisten Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten hauptsächlich in Bad Zurzach oder Döttingen sowie weiteren Gemeinden in der Region.

Überregionale Bedeutung besitzt in Tegerfelden der Weinbau, der mindestens bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Mit einer Anbaufläche von 38 Hektaren ist Tegerfelden die grösste Weinbaugemeinde des Kantons Aargau, hier wird zehn Prozent des Aargauer Weines produziert.[8] In Tegerfelden befindet sich auch das kantonale Weinbaumuseum.[9]

Verkehr

Tegerfelden liegt an der Hauptstrasse 17, die von Döttingen durch das Surbtal und das Wehntal nach Dielsdorf führt. Der kurvenreiche Verlauf durch das Dorfzentrum wurde durch eine Umfahrungsstrasse ersetzt. Eine weitere Strasse führt über den Achenberg nach Bad Zurzach. Mehrere Postautolinien treffen in Tegerfelden aufeinander: Brugg–Bad Zurzach, Baden–Tegerfelden und Döttingen–Niederweningen (Anschluss an die Linie S5 der S-Bahn Zürich).

Bildung

Die Gemeinde verfügt über einen Kindergarten und eine Primarschule. Die Bezirksschule kann in Endingen besucht werden, die Realschule und Sekundarschule in Lengnau. Die nächstgelegenen Kantonsschulen (Gymnasien) befinden sich in Baden und Wettingen.

Brauchtum

Berchslete jeweils am 2. Januar: Dieser Heischebrauch ist wahrscheinlich Teil eines einst weit verbreiteten Volksfestes alemannischer Art, das mit Rebe und Weinbau zu tun hatte. Zu den Klängen der Musikgesellschaften tanzen heute die Junggesellen in einer Polonaise durchs Dorf; zum Schluss gibt es gemeinsames Cervelatbraten ums Feuer.

Literatur

Die Geschichte von Tegerfelden wurde in einer ausführlichen Dorfchronik zusammengefasst. Band I ist 1989 erschienen. Band II gibt einen Einblick zu Leben und Leuten in der früheren und heutigen ländlichen Gesellschaft um Tegerfelden. Beide Bände können bei der Gemeinderatskanzlei bezogen werden.

Persönlichkeiten

Weblinks

 Commons: Tegerfelden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2010, Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 28. März 2011
  2. a b Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100, Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 419–424.
  3. Trudpert Neugart: Codex Diplomaticus Alemanniae Et Burgundiae Trans-luranae Intra Fines Dioecesis Constantientis, Band 2, S. 81f
  4. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 289.
  5. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Zurzach, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  6. Gemeindeporträt, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  7. Betriebszählung 2005, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  8. Weinbau in Tegerfelden
  9. Kantonales Weinbaumuseum

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