Tilia platyphyllos

Tilia platyphyllos
Sommer-Linde

Sommer-Linde (Tilia platyphyllos)

Systematik
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung: Malvenartige (Malvales)
Familie: Malvengewächse (Malvaceae)
Unterfamilie: Lindengewächse (Tilioideae)
Gattung: Linden (Tilia)
Art: Sommer-Linde
Wissenschaftlicher Name
Tilia platyphyllos
Scop.

Die Sommer-Linde (Tilia platyphyllos), auch Großblättrige Linde genannt, ist eine Laubbaum-Art aus der Gattung der Linden (Tilia) in der Familie der Malvengewächse (Malvaceae).

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Die Sommer-Linde ist in Mittel- und Südeuropa heimisch, aber relativ selten wild vorkommend. An schuttreichen Hangstandorten vermag sie sich aufgrund ihrer hohen Austriebskraft gegenüber anderen Baumarten durchzusetzen. Sie ist daher häufig in Hangschuttwäldern und Schluchtwäldern vertreten. Sie gilt als Baum der mittleren Gebirgslagen. Im Freistand entwickelt sie eine mächtige Krone, ist jedoch empfindlich gegen Spätfröste.

Beschreibung

Großblättrige Linde (Sommerlinde).
a. Zweig
b: Blüte
c: Staubblätter
d: Stempel
e: Früchte
f,g: Samen

Die Sommer-Linde ist ein Baum, der Wuchshöhen von bis zu 40 Metern und Stammdurchmesser bis zu 1,8 Metern erreicht. Sie hat dunkelgrüne und feinrissige Blätter. Die Baumkrone ist hoch mit ziemlich steil ansteigenden Ästen. Als junger Baum hat die Sommerlinde meist eine mehr halbkugelige Krone.

Die jungen Austriebe sind rötlichgrün und deutlich behaart. Die eiförmigen Knospen sind dunkelrot. Die Laubblätter sind eirund und plötzlich lang zugespitzt; sie sind an der schiefen Basis herzförmig. Der Blattrand ist scharf kerbig gesägt. Die Blätter sind oben dunkelgrün und behaart, unten heller und vor allem auf den Nerven dicht behaart. Die Größe der Blätter ist sehr veränderlich mit etwa 6 bis 15 cm (Länge wie Breite). Das Blatt sitzt an einem behaarten etwa 2 bis 5 cm langen Stiel.

Die Sommer-Linde blüht im Juni und ist damit in Mitteleuropa die am frühesten blühende Lindenart. Die Blüten hängen in Trugdolden meist zu 3 bis 4 (manchmal bis 6). Die Blüten sind etwa 12 mm groß mit einem weißlichgrünen Hochblatt. Die kugelige Frucht hat fünf Rippen, ist dicht behaart und wird etwa 8 bis 10 mm groß.

Linden werden häufig sehr alt, was viele Baumdenkmäler in Deutschland zeigen. Der Volksmund behauptet, dass Linden „dreihundert Jahre kommen, dreihundert Jahre stehen und dreihundert Jahre vergehen.“ Selbst uralte, hohle Linden entwickeln manchmal noch eine erstaunliche Vitalität. Das Geheimnis ihrer Langlebigkeit sind neue Innenwurzeln, die vom greisen Stamm aus in Richtung Boden wachsen, sich dort verankern und eine junge Krone bilden, wenn der alte Baum abstirbt. Die Linde verjüngt sich also sozusagen von innen heraus.

Nutzung

Die Sommer-Linde spielt in Forstkulturen Mitteleuropas eine untergeordnete Rolle. Als Park- und Alleebaum wurde und wird sie jedoch häufig gepflanzt.

Das Holz der Sommer-Linde ist ein gutes Schnitzholz, gilt aber als geringwertiger als dasjenige der Winter-Linde. Die Sommerlinde gehört zu den Baumarten mit der besten Austriebsfähigkeit. Die schnellwüchsige Baumart wurde als Unterholz in Mittelwäldern herangezogen. Ihr Holz wurde, trotz des relativ geringen Brennwerts, daher als Brennholz genutzt.

Kulinarisch

Die jungen, noch weichen Lindenblätter sind essbar und eignen sich wegen ihres ausgesprochen milden Geschmacks gut für Salat.[1]

Habitus der Sommer-Linde
Gerichtslinde in Wetter-Amönau
Die Sambacher Linde bei Mühlhausen (Thüringen). Einst Mittelpunkt des Weilers Tutterode.
Linde in Schenklengsfeld, ältester Baum Deutschlands
Sommer-Linde im Englischen Garten in München, etwa 200 Jahre alt
Derselbe Baum im Herbst

Pflanzenheilkunde

Als Heilmittel wurde die Lindenblüte schon lange und wird auch heute noch mit gutem Erfolg verwendet. Sie zählt zu den bekanntesten Hausmitteln. Ihre Wirksamkeit wird durch die Erfahrung in der Hausmedizin belegt, andere Wirksamkeitsstudien für die Lindenblüte selbst fehlen. Es gibt jedoch Studien zu ihren Inhaltsstoffen.

Erst im 17. Jahrhundert hat man offenbar die schweißtreibende Wirkung des Lindenblütentees entdeckt, der noch immer als Heilmittel eingesetzt wird. Die Linde gibt es auch als Winter-, aber nicht als Frühling- oder Herbst-Linde. Die Sommerlinde ist die am weitesten verbreitete Art.

Kulturelle Bedeutung

Die Dorflinde, die Tanzlinde, die Gerichtslinde

In vielen Regionen Deutschlands wurde der Dorfmittelpunkt einst mit Sommerlinden gekennzeichnet. Er war Verkündstätte, Versammlungsort, hier wurde Gericht gehalten. Noch Kurfürst August von Sachsen unterzeichnete seine Verordnungen mit „Gegeben unter der Linde“. Auch der Ausdruck subtil leitet sich von der Linde her - sub tilia. Unter den Linden wurden keine harten Urteile gesprochen, wo es um Leben und Tod ging, sondern hier wurden eher leichte Fälle behandelt. Bekannte Gerichtslinden sind zum Beispiel die Mahllinden bei Oberdorla und die Gerichtslinde (Mallinde) oberhalb Berka v. d. Hainich.

siehe auch: Gerichtslinde

Es fanden jedoch auch die Feste des Dorfes unter der Linde statt. In manchen Orten wurde dafür sogar ein Tanzboden hoch oben zwischen den Ästen der Linde aufgebaut. Die seitliche Einfassung der „Lindenzimmer“ bildeten Hohlbrüstungen, die mit geleiteten Lindentrieben geschlossen wurden. Das fröhliche Treiben fand dann inmitten des Baumes statt. Auch die Musikanten spielten dort oben auf. Erhalten sind unter anderem die Tanzlinden von Limmersdorf bei Bayreuth, von Galenbeck in Mecklenburg-Vorpommern und Effeltrich. Eine andere ehemalige Tanzlinde ist die von Schenklengsfeld in der Nähe von Bad Hersfeld.

Eine weitere Besonderheit sind die sogenannten Apostellinden, bei denen zwölf Äste einer Linde künstlich in die Breite gezogen wurden und die weit ausladenden Äste mit Eichen- oder Steinsäulen gestützt werden. Damit entsteht eine riesige Lindenlaube. Die bekannteste Apostellinde ragt in Gehrden bei Warburg und kann über eine eiserne Wendeltreppe erklommen werden. Eine weitere schmückt die Ortsmitte in Effeltrich, wo die niedrige, weit ausladende Krone von einem zweireihigen Balkengerüst mit 24 Stützen getragen wurde.

Alte Sommer-Linden in der Feldflur oder im Wald kennzeichnen häufig Dorfwüstungen. Die Sambacher Linde westlich von Mühlhausen stand beispielsweise früher im Zentrum des Weilers Tutterode.

In Norddeutschland, insbesondere in Westfalen, wurden Sommer-Linden auf die Westseite der Häuser gepflanzt und Jahr für Jahr wie ein Spalier parallel zum Haus beschnitten. Diese natürliche Außenhaut hält im Sommer die Sonne vom Haus und kühlt dieses, im Herbst wird das Laub abgeschnitten und die Herbst- und Wintersonne kann das Haus wärmen.

Die Linde in der Symbolik

Die Linde ist das Symbol ehelicher Liebe, der Güte, der Gastfreundschaft und Bescheidenheit. Diese Symbolik soll auf Ovids Erzählung von Philemon und Baucis zurückgehen, dem alten Ehepaar, das sich nichts mehr erwünschte als gemeinsam zu sterben, damit keiner von ihnen den Tod des anderen erleben müsse. Zeus erfüllte ihnen diesen Wunsch; als der Tod zu ihnen kam, verwandelte er die beiden in Bäume: Philemon in eine Eiche und Baucis in eine Linde.

Die Linde in der Literatur

Bettina Brentano schrieb einst an ihren Bruder Clemens:

Die Linden blühen, Clemente, und der Abendwind schüttelt sich in ihren Zweigen. Wer bin ich, daß ihr mir all euren Duft zuweht, ihr Linden? Ach, sagen die Linden, Du gehst so einsam zwischen unseren Stämmen herum und umfaßt unsre Stämme, als wenn wir Menschen wären, da sprechen wir dich an mit unserm Duft.

Die Linde in der Musik

Die Sommer-Linde hat auch im deutschen Volksliedgut Eingang gefunden. Die erste Strophe des bekannten Liedes „Am Brunnen vor dem Tore“ von Wilhelm Müller nach der Melodie von Franz Schubert beispielsweise lautet:

Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum: ich träumt in seinem Schatten so manchen süßen Traum; ich schnitt in seine Rinde so manches liebe Wort; es zog in Freud und Leide zu ihm mich immer fort.“

Zuchtformen

  • 'Aurea': Die Rinde der Jahrestriebe ist frisch hellgrün, wodurch diese Form im Winter sehr auffallend wirkt. Bisweilen in Parks zu sehen, auch in manchen Gärten.
  • 'Laciniata': Diese Form wird bis etwa 16 Meter hoch. Die Blätter sind kleiner als beim Typ (etwa 5 bis 6 cm lang). Die Blattspreite ist tief eingeschnitten und oft gekräuselt. Gelegentlich in Parks gepflanzt.

Bekannte Sommerlinden

Sommerlinde aus der Forscherperspektive

Literatur

  • Doris Laudert: Mythos Baum Geschichte - Brauchtum - 40 Baumporträts. BLV, München 2003
  • Robert Bannan: Die Linde, Tilia Cordata. Homöopathie Verlag Jost Marcus, 1997

Quellen

  1. http://www.pfaf.org/database/plants.php?Tilia+platyphyllos

Weblinks


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