- Großer Heuberg
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Der Große Heuberg (meist nur „Heuberg“ genannt, mundartlich „Haiberg“ ausgesprochen) ist eine dünn besiedelte Hochfläche im Südwesten der Schwäbischen Alb. Zu den höchsten und bekanntesten Erhebungen zählen Lemberg (1015 m, höchster Berg der Schwäbischen Alb), Oberhohenberg (1011 m), Plettenberg (1002 m) sowie Dreifaltigkeitsberg (983 m) und der Segelfliegerberg Klippeneck (980 m).
Siehe auch: Region der 10 Tausender
Inhaltsverzeichnis
Natur
Die verkarstete Hochfläche des Heubergs bildet einen wesentlichen Teil des Naturparks Obere Donau.
Geographische Lage
Im Westen wird der Heuberg begrenzt durch die Täler von Faulenbach und Prim und die Baarhochebene, im Norden durch den Albtrauf, im Osten durch die Täler der Eyach und der Schmiecha bzw. im engeren Sinne, ohne die „Hardt“, durch die Täler der Schlichem und der Bära. Die südliche Grenze bildet die Donau, jedoch ragt der Heuberg als Badischer Heuberg im Süden auch über die Donau hinaus.
Folgende Gemeinden können zum Heuberg gerechnet werden: Bärenthal, Böttingen, Bubsheim, Egesheim, Gosheim, Irndorf, Kolbingen, Königsheim, Leibertingen, Mahlstetten, Meßstetten, Nusplingen, Obernheim, Reichenbach am Heuberg, Renquishausen, Schwenningen, Wehingen und Stetten am kalten Markt. Kleinere Ansiedlungen am Heuberg, am Albrand gehören zu Spaichingen (Dreifaltigkeitsberg), Denkingen (Klippeneck), Rietheim-Weilheim (Rußberg) und Dürbheim (Risiberg).
Klima
Das Klima auf dem Großen Heuberg ist rau und kühl. Der Niederschlag beträgt ca. 1000–1100 mm im Jahr.
Dialekt
Der Heuberg befindet sich an der Grenze des niederalemannischen Sprachraums zum Schwäbischen (vgl. hierzu: Heuberg-Schwäbisch).
Geschichte, Wirtschaft, Infrastruktur und Verkehr
Funde von steinzeitlichen Gegenständen in der „Beilsteinhöhle“ (daher auch der Name) bei Egesheim belegen, dass schon Steinzeitmenschen hier gesiedelt haben. Von der späteren Besiedlung des Areals durch Kelten und Alemannen zeugen über 1000 Hügelgräber und die Kultstätten „Götzenaltar“ und „Heidentor“.
Die Abgeschiedenheit und schwere Erreichbarkeit der Heubergdörfer auf der Albhochfläche, die geringe Fruchtbarkeit der Böden sowie der bis in das 20. Jahrhundert bestehende Wassermangel führten dazu, dass der Heuberg über Jahrhunderte zu den ärmsten Gegenden Deutschlands zählte. Mit dem Ausbau des Lochenpasses zwischen 1849 und 1852 wurde im Königreich Württemberg erstmals versucht, die Heubergdörfer an das Albvorland anzubinden. Noch in den 1930er Jahren galt der Heuberg als „Notstandsgebiet“, jahrhundertelang war er eine klassische Auswanderungsregion. Aufgrund der früher prekären Lebensverhältnisse galten die Bewohner einst zwar als rückständig, andererseits aber auch als gerissen und voller Bauernschläue.
Die Industrialisierung begann in den westlichen Heuberggemeinden zögerlich erst mit dem Bau der Heubergbahn in den 1920er Jahren, etwa durch Filialbetriebe des Trossinger Harmonikaherstellers Hohner. Im scharfen Kontrast dazu begann in der Zeit des Wirtschaftswunders durch viele Neugründungen und stetigem Wachstum kleiner und kleinster Unternehmen handwerklichen Ursprungs eine wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung. Eine große Rolle hierbei spielte die Uhrenindustrie mit der Hermle Uhrenmanufaktur.
Die wirtschaftlichen Zentren des Heubergs bilden Gosheim (Sitz des Maschinenbauers Hermle AG) und Wehingen im Westen sowie Meßstetten im Osten. Von wichtiger wirtschaftlicher Bedeutung für den westlichen Heuberg ist heute die Drehteileindustrie mit etwa 200 Betrieben (zum Beispiel Anton Häring). Dieser Umstand brachte dem Heuberg in der Nachbarschaft den Spitznamen Schraubengebirge ein.
Der weitläufigen Heuberg-Raum ist durch den ÖPNV mit Ausnahme des Schülerverkehrs wenig erschlossen, die Situation wurde aber in den letzten Jahren durch Busanbindung an den Ringzug Richtung Westen verbessert. Der motorisierte Individualverkehr ist immer noch vorherrschend, Firmen stellen ihren Mitarbeitern vielfach auch Kleinbusse für Fahrgemeinschaften zur Verfügung.
Aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte werden insbesondere kleinere Heuberggemeinden von der Deutschen Telekom nur unzureichend mit DSL-Leitungen versorgt, weshalb die betroffenen Gemeinden 2006 mit der Kabel BW den Breitband-Ausbau vereinbarten, womit nun auf dem Heuberg verbreitet eine zum modernen VDSL2-Hochgeschwindigkeitsnetz der Telekom in den Ballungszentren ebenbürtige Informationsinfrastruktur zur Verfügung steht.
Das KZ Heuberg
Noch heute erinnert in Stetten am kalten Markt ein Wegweiser zum Lager Heuberg an die Existenz des ersten Konzentrationslagers in Südwestdeutschland. 1933 wurden dort zeitweise etwa 2000 Menschen gefangen gehalten und drangsaliert. Bei seiner Auflösung kamen viele Gefangen in das KZ Oberer Kuhberg bei Ulm.
Literatur
Barbara Waibel: Auswanderung vom Heuberg 1750–1900. Untersuchungen zur Wanderungsstruktur und Wanderungsmotivation. Hrsg. vom Geschichtsverein für den Landkreis Tuttlingen, Bd. 2. Tuttlingen, etwa 1992.
Film
Im Jahr 1980 erschien eine vom Südwestfunk gedrehte Dokumentation über die Region Heuberg, die damals von der Bevölkerung überwiegend als verzerrend und negativ empfunden wurde. Dies wirkt sich bis heute aus.[1]
Einzelnachweise
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