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VETAMIN D ist ein vor allem in der Tierneurologie verwendetes Akronym zur Einteilung von Krankheiten in sieben ätiologische Gruppen. Das Akronym entstand in Anlehnung an Veterinär und Vitamin D. Man unterscheidet Vaskuläre Erkrankungen, Entzündungen, Traumatische Erkrankungen, Anomalien, Metabolisch-toxische Erkrankungen, Idiopathische Erkrankungen, Neoplasien und Degenerative Erkrankungen. Prinzipiell ist das Akronym auch bei anderen Organkrankheiten anwendbar.
Aus der großen Vielzahl der neurologischen Erkrankungen sollen in Folge nur die häufigeren dargestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
Vaskuläre Erkrankungen
Vaskuläre Erkrankungen (lat. vas=Blutgefäß) sind alle durch Gefäßkrankheiten wie Fehlbildungen von Gefäßen, Blutungen, Infarkte oder Ischämien verursachten neurologischen Erkrankungen. Sie sind bei Tieren, mit Ausnahme von Infarkten des Rückenmarks, relativ selten.
Häufigere vaskulär bedingte neurologische Erkrankungen bei Haustieren Krankheit Vorkommen Bemerkungen Ischämische Myopathie v. a. Katze Thrombose der Aorta mit Paraplegie der Hintergliedmaße Fibrokartilaginöse Embolie v. a. Hund Infarkt des Rückenmarks durch Bandscheibenmaterial Entzündungen
Entzündungen mit neurologischen Krankheitsbildern können entweder durch infektiöse (durch Prionen, Viren, Bakterien, Pilze, Protozoen, Parasiten) oder durch krankhafte immunologische Vorgänge hervorgerufen werden. Einige von ihnen sind durch konsequente Tierseuchenbekämpfung und/oder Impfungen mittlerweile in Europa selten, z. B. Tollwut, Klassische Schweinepest. Einige Erkrankungen betreffen nicht spezifisch das Nervensystem (z. B. Feline Infektiöse Peritonitis, Katzenseuche), haben aber eine sogenannte „nervöse Form“.
Häufigere entzündlich bedingte neurologische Erkrankungen bei Haustieren Krankheit Vorkommen Bemerkungen Prionen- und Virusbedingte neurologische Erkrankungen Tollwut alle Haustiere Zoonose, anzeigepflichtig, Impfung v. a. bei Hund und Katze Aujeszkysche Krankheit alle Haustiere, Hauptwirt Schweine Staupe Hund Impfung möglich Panleukopenie Katze Syn.: Katzenseuche, Impfung möglich Feline Infektiöse Peritonitis Katze EHV-1 Infektion Pferd nervöse Form (Paralytisches Syndrom) selten Borna-Krankheit Pferd, Schaf BSE Rind anzeigepflichtig, Transmissible spongiforme Enzephalopathie Scrapie (Traberkrankheit) Schaf anzeigepflichtig, Transmissible spongiforme Enzephalopathie Maedi-Visna Schaf Visna ist die zentralnervöse Form dieser Viruserkrankung Caprine Arthritis-Enzephalitis Ziege Klassische Schweinepest Schwein anzeigepflichtig Ansteckende Schweinelähmung Schwein anzeigepflichtig, Syn.: Teschener Krankheit Bakterielle Erkrankungen Tetanus v. a. Pferd Zoonose, Impfung möglich (streng genommen keine Entzündung sondern durch das Tetanospasmin hervorgerufene Intoxikation des ZNS) Botulismus alle Tierarten Toxin-bedingte Erkrankung (streng genommen keine wirklich entzündlich bedingte sondern durch das durch Clostridium botulinum gebildete Botulinumtoxin hervorgerufene Erkrankung des ZNS) Meningitis alle Tierarten verschiedene Erreger (unter anderen Borrelia burgdorferi) Listeriose v. a. Schaf Zoonose Protozoäre Erkrankungen Encephalitozoonose vor allem Kaninchen Erreger: Encephalitozoon cuniculi, Zoonose Neosporose Hauptwirt Hund Erreger: Neospora caninum, bei Rindern Aborte Parasitäre Erkrankungen Strongylose Pferd Pferdepalisadenwurm (Strongylus vulgaris) Parelaphostrongylose Schaf, Ziege Parelaphostrongylus tenuis Coenurose Schaf Coenurus cerebralis, die Finne des Quesenbandwurms Sonstige Entzündungen Myasthenia gravis v. a. Hund Autoimmunerkrankung Kaumuskelmyositis Hund Autoimmunerkrankung der Kaumuskulatur Granulomatöse Meningoenzephalitis Hund v. a. ältere Hunde, vorwiegend Stammhirn betroffen Meningitis-Arteriitis des Hundes Hund Ursache unbekannt Traumatische Erkrankungen
Hier werden alle neurologischen Erkrankungen durch mechanische Einflüsse (Trauma) eingeordnet, die eine direkte oder indirekte (z. B. traumatisch bedingte Blutung, Bandscheibenvorfall) Schädigung hervorrufen. Die Erkrankungen treten meist akut nach Einwirkung von außen wirkender Kräfte (Verkehrsunfall, Stürze) auf.
Häufigere traumatisch bedingte neurologische Erkrankungen bei Haustieren Krankheit Vorkommen Bemerkungen Schädel-Hirn-Trauma v. a. Hund, Katze Gehirnerschütterung, Gehirnprellung, Gehirnquetschung Rückenmark-Trauma v. a. Hund, Katze Plexus brachialis-Abriss v. a. Hund, Katze Nervenquetschung alle Tierarten v. a. Fazialislähmung, Radialislähmung, Supraskapularislähmung, Obturatoriuslähmung Anomalien
Durch Anomalien, also Fehlbildungen vor der Geburt, können neurologische Erkrankungen infolge genetischer Defekte oder durch intrauterine Infektionen der Feten, die zu Missbildungen führen, auftreten.
Häufigere durch Anomalien bedingte neurologische Erkrankungen bei Haustieren Krankheit Vorkommen Bemerkungen Taubheit v. a. Hund bei bestimmten Rassen gehäuft Kongenitales Vestibularsyndrom Hund, Katze Hydrocephalus v. a. Hund, Katze, Pferd Atlanto-axiale Subluxation Hund Fehlbildung des zweiten Kopfgelenks, v. a. kleine Rassen Infektionen v. a. Wiederkäuer Blauzungenkrankheit, BVD, Border Disease Metabolisch-toxische Erkrankungen
Metabolisch-toxisch bedingte Erkrankungen werden durch Stoffwechselstörungen, endokrine Störungen (Über- oder Unterproduktion von Hormonen), Mangel an Nährstoffen, Vitaminen und Spurenelementen hervorgerufen.
Häufigere Metabolisch-toxisch bedingte neurologische Erkrankungen bei Haustieren Krankheit Vorkommen Bemerkungen Hepatoenzephalopathie v. a. Hund durch portosystemischen Shunt, beschrieben auch bei älteren Hunden mit chronischen Lebererkrankungen Hypothyreose v. a. Hund Beim Hund sind u.a. Gehirnnervenerkrankungen, Krampfanfallsleiden und Paresen anderer peripherer Nerven mit einer Hypothyreose in Verbindung gebracht worden Thiaminmangel-Enzephalopathien Katze (Thiaminmangel-Enzephalopathie der Katze)
Wiederkäuer (Zerebrokortikalnekrose)
Pelztiere (Chastek-Paralyse)Polioencephalomalazie Metabolische Encephalopathie Kreuzverschlag Pferd Syn. paralytische Myoglobinurie, Lumbago Enzootische Ataxie Schaf, Ziege Kupfer-Mangel Ketose Rind, Schaf Idiopathische Erkrankungen
Als idiopathische Erkrankungen werden Funktionsstörungen ohne erkennbare Ursache bezeichnet.
Häufigere idiopathische neurologische Erkrankungen bei Haustieren Krankheit Vorkommen Bemerkungen Fazialislähmung v. a. Hund, Katze eine Lähmung des Nervus facialis kann auch traumatisch, entzündlich oder metabolisch bedingt sein Polymyositis v. a. Hund, Katze Epilepsie v. a. Hund, Katze, Araber Kehlkopfpfeifen v. a. Pferd Halbseitige Lähmung des Kehlkopfs durch Schädigung des Nervus laryngeus recurrens Neoplasien
In diesen Komplex werden Neubildungen (Neoplasie), also alle Tumorerkrankungen eingeordnet. Dies können Tumoren der Nervenzellen sein, wobei bei Tieren nahezu ausnahmslos Tumore der Gliazellen (Gliome) vorkommen. Eine zweite Gruppe sind Tumoren, die von mesenchymalen Geweben ausgehen.
Häufigere neoplastisch-neurologische Erkrankungen bei Haustieren Krankheit Vorkommen Bemerkungen Schwannom-Neurofibrom v. a. Hund, Katze Paraneoplastische Neuropathie Hund Chondrosarkom v. a. Hund, Katze v. a. Chondrosarkome des Felsenbeins Plexuspapillom Rind, Hund Papillom des Plexus chorioideus Malignes Lymphom der Katze v. a. Katze bei Lokalisation im Epiduralraum, virusbedingt Retikulose Hypophysentumor Meningiom Hund, Katze häufigster diagnostizierter Gehirntumor der geriatrischen Katze, häufigster extraaxialer Gehirntumor des Hundes Gliome v. a. beim Hund diagnostiziert hierzu zählen u. a. Astrozytome und Oligodendrogliome Degenerative Erkrankungen
Degenerative Erkrankungen sind bei Tieren meist durch Abnutzungserscheinungen der Bandscheiben bzw. der Wirbelsäule bedingt, die sekundär zu Rückenmarksschädigungen führen.
Häufigere degenerative neurologische Erkrankungen bei Haustieren Krankheit Vorkommen Bemerkungen Bandscheibenvorfall v. a. Hund Prädisposition einiger Rassen durch Knorpelgewebsschwäche (Dackellähme) Degenerative lumbosakrale Stenose v. a. Hund „Cauda-equina-Syndrom“ Degenerative Myelopathien v. a. Hund nur die der älteren Hunde sind relativ häufig Wobbler-Syndrom Hund, Pferd kann auch durch Anomalie oder Ernährungsstörung verursacht sein Siehe auch
Haltungs- und Stellungsreaktionen
Literatur
- K. G. Braund, C. H. Vite: Braund's Clinical Neurology in Small Animals. Localization, Diagnosis and Treatment (www.ivis.org, last updated 24 Nov 2006).
- André Jaggy: Atlas und Lehrbuch der Kleintierneurologie. Schlütersche, Hannover 2005, ISBN 3-87706-739-5.
- Michael D. Lorenz, Joe N. Kornegay: Handbook of Veterinary Neurology. 4. Auflage. Saunders, St. Louis MO 2004, ISBN 0-721-68986-8.
- Marc Vandevelde u. a.: Veterinärmedizinische Neurologie. Ein Leitfaden für Studium und Praxis. 2. neubearbeitete und erweiterte Auflage. Paul Parey Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-8263-3224-5.
Kategorie:- Veterinärmedizinische Diagnostik
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