Baumannshöhle

Baumannshöhle
Baumannshöhle
Eingang der Baumannshöhle

Eingang der Baumannshöhle

Lage: Harz, Deutschland
Geographische Lage: 51° 45′ 18″ N, 10° 50′ 36″ O51.75510.843333333333Koordinaten: 51° 45′ 18″ N, 10° 50′ 36″ O
Baumannshöhle (Sachsen-Anhalt)
Baumannshöhle
Typ: Tropfsteinhöhle
Entdeckung: 1536
Schauhöhle seit: 1649
Beleuchtung: elektrisch (seit 1892)
Gesamtlänge: 1950 Meterdep1
Länge des Schau-
höhlenbereiches:
600 Meterdep1
Besucher pro Jahr im Durchschnitt: 80.645 (2006–2010)
Besucher aktuell: 90.637 (2010)
Besonderheiten: Schauhöhle seit 1649
Website: Offizielle Seite

Die Baumannshöhle ist neben der Hermannshöhle eine Schauhöhle in Rübeland im Landkreis Harz und gilt als älteste Schauhöhle Deutschlands.

Die Höhle entstand im Devon-Kalk des Elbingeröder Komplexes in Verbindung mit der Ausbildung des Bodetals.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Baumannshöhle in einer Darstellung von Conrad Buno (1616-1671)
Goethesaal
Hamburger Wappen
Mönch
Palmengrotte
Säulenhalle in der Baumannshöhle (1951)
Lebensbaum in der Säulenhalle
Vormals im Eingangsbereich zur Baumannshöhle stehendes Bärenskelett, 1951

Einer Sage nach erfolgte die Entdeckung durch einen Bergmann Baumann, worauf auch der Name der Höhle zurückgeht. Baumann soll auf der Suche nach einer Erzlagerstätte in die Höhle gelangt sein und sich dort nach verlöschen seines Grubenlichts verlaufen haben. Nach drei Tagen gelang es ihm den Ausgang wieder zu finden. Er konnte zwar noch von der Höhle berichten, verstarb dann jedoch an den Folgen der Entbehrungen in der Höhle. Bereits seit etwa 1500 fanden regelmäßige Besuche in der Höhle statt. 1649 erteilten die Herzöge von Braunschweig einem Rübeländer das Privileg Besucher durch die Höhle zu führen. Dieser Zeitpunkt gilt als Beginn regulärer Führungen. Aufgrund der Zerstörung von Tropfsteinen erließ der Braunschweiger Herzog Rudolf August eine Verordnung zum Schutz der Baumannshöhle. Die Höhle gilt daher auch als erste rechtlich unter Schutz gestellte Naturdenkmal in Deutschland. Um unbefugte Zutritte zu verhindern sicherte man den Zugang 1688 durch eine Tür, so dass der Tropfsteinschmuck bis heute erhalten blieb. Zu den bekanntesten Besuchern zählte Johann Wolfgang von Goethe, der die Höhle 1777, 1783 und 1784 besuchte. Weitere bekannte Besucher waren 1656 der Theologe Gottfried Olearius und 1690 der Wissenschaftler Gottfried Wilhelm Leibniz. Die älteste Darstellung über das Höhleninnere ist für das Jahr 1654 durch Merian überliefert. Die Höhle wurde, neben dem Brocken, eine bekannte Harzer Sehenswürdigkeit und gewann somit für Rübeland Bedeutung als wichtiger Wirtschaftsfaktor. Damals wurde auch die in der Nähe gelegene Bielshöhle besucht.

Der Zugang zur Baumannshöhle befand sich hoch am westlich Hang des Bodetals. Die Begehung der Höhle war schwierig. Eine gründlichere Erforschung der Höhle folgte dann ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Höhlenführer Streitberg fand dabei am 1. Juli 1888 den Zugang zu bis dahin nicht bekannten Teilen der Höhle, die als Neue Baumannshöhle bezeichnet werden. Durch Nehring wurde ein wissenschaftlich exakter Plan der Höhle erstellt. Im heutigen Goethesaal der Höhle wurden 1901 Untersuchungen zur natürlichen Radioaktivität durch die Wolfenbütteler Forscher Elster und Geitel. 1928/1929 führte Stolberg eine teilweise Neuvermessung der Baumannshöhle durch. 1928 schuf man auch einen neuen Eingang zur Höhle. Aus der mitten im Ort gelegenen, damals neu errichteten Eingangshalle, gelangt man nun durch einen 74 Meter langen, 1927 angelegten, steil aufführenden Stollen komfortabel zur Höhle. Der alte Eingang wurde geschlossen und dient nur noch als Zugang für betriebliche Zwecke. Auch innerhalb der Höhle wurden neue Wege angelegt, wobei jedoch nicht alle Teile der Höhle für die Öffentlichkeit zugänglich sind.

In den 1990er Jahren fanden Untersuchungen und Vermessungen durch die Arbeitsgemeinschaft für Karstkunde e.V. statt.

Raumbeschreibung

Die Baumannshöhle besteht aus mehreren miteinander verbundenen Hohlräumen. Zu nennen ist hier die von ein Meter hohen Stalagmiten geprägte Leuchterschlucht. Größter Raum ist der Goethesaal mit etwa 2500 m², in dem auch Konzerte und während der Schulferien gelegentlich Theaterstücke aufgeführt werden. In diesem Saal bestehen zwei Bühnen und Plätze für bis zu 300 Zuschauer. Der Goethesaal ist zugleich Außenstelle des örtlichen Standesamts. Die Benennung als Goethesaal erfolgte erst 1928, zuvor hieß die Halle Tanzsaal. Im Goethesaal befindet sich der künstlich angelegte Wolfgangsee, dessen maximale Tiefe 0,80 Meter beträgt. Der höchste Punkt der Höhle, das Himmelreich, liegt bei 440 Meter über Normalnull. Die tiefste Punkt, der Wassergang 61 Meter tiefer bei 379 Metern über Normalnull. In einer als Hamburger Wappen bezeichneten Höhle besteht eine Gesteinsformation, die Goethe an das Hamburger Wappen erinnerte. Da diese kleinere Höhle zunächst Goethesaal hieß, musste sie nach der Umbenennung des Tanzsaals einen neuen Namen erhalten, wobei man auf die Äußerung Goethes zurückgriff. Im Hamburger Wappen gibt es darüber hinaus einen künstlich veränderten, etwa einen Meter hohen Stalagmit, den Mönch. Vom Hamburger Wappen gelangt man zu den 1888 entdeckten Teilen der sogenannten Neuen Baumannshöhle, so zur Schildkrötenschlucht. Der Name rührt von einer Sinter- und Bruchformation her, die an eine Schildkröte erinnert. Oberhalb der Schlucht befindet sich die für Gruppenfotos genutzte Treppenanlage.

Weitere Räume sind das Hängende Gebirge und die Palmengrotte, die ihren Namen von einer Sinterformation hat, die an eine Palme erinnert. Als besonders schöner Raum gilt die Säulenhalle, die von einer Vielzahl von Stalaktiten, Stalagmiten, Sinterfahnen und kleinen Sinterröhrchen, sogenannten Makkaronis, geprägt wird. In dieser Halle befindet sich auch der als Lebensbaum bezeichnete Stalagmit.

Bekannt geworden ist die Höhle unter anderem wegen der zahlreichen Knochenfunde des heute ausgestorbenen Höhlenbären. Sie sind auf einem als Großes Knochenfeld bezeichneten Areal zusammengetragen. Hier befindet sich auch ein zusammengefügtes Skelett eines Höhlenbären.

In der Baumannshöhle überwintern Fledermäuse. Als problematisch stellt sich das Auftreten sogenannter Lampenflora dar. Der Bewuchs von Moosen und anderen Pflanzen tritt in der Umgebung von künstlichen Lichtquellen auf und kann das Erscheinungsbild der Höhle verändern bzw die Steine schädigen. Mit Beleuchtungskonzepten und Reinigungsarbeiten im Winter wird die Erscheinung entgegengewirkt.

Siehe auch

Literatur

  • Uwe Fricke, Friedhart Knolle, Die Rübeländer Tropfsteinhöhlen, Studio Volker Schadach Goslar, 1999, ISBN 3-928728-42-3
  • Christian Friedrich Schroeder: Naturgeschichte und Beschreibung der Baumans- und besonders der Bielshöhle wie auch der Gegend des Unterharzes, worin beyde belegen sind, Hildesheim 1789 (Digitalisat)

Weblinks

 Commons: Baumannshöhle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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