Édouard Balladur

Édouard Balladur
Édouard Balladur (1987)

Édouard Balladur (* 2. Mai 1929 in İzmir, Türkei) ist ein französischer gaullistischer Politiker (RPR, UMP). Er war von 29. März 1993 bis 16. Mai 1995 Premierminister der Französischen Republik.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Balladur entstammt einer armenischen Bankiers- und Händlerfamilie aus dem osmanischen İzmir. 1935 bezog die Familie Balladur mit ihren fünf Kindern eine Wohnung auf dem Boulevard Chave in Marseille. Trotz gewisser Einschränkungen im Vergleich zu ihrer Situation in İzmir, lebte die Familie in gutbürgerlichen Verhältnissen. Mit 6 Jahren wurde Balladur in eine Einrichtung der Diözese Jean-Baptiste-de-la-Salle aufgenommen, daran anschließend 1942 in das Thiers-Gymnasium. Balladur blieb später der Provence stets sehr verbunden.

Zunächst wollte Balladur Arzt werden, entschied sich dann aber für ein Jura-Studium am Institut d’études politiques in Paris, mit öffentlichen Dienstleistungen als Schwerpunkt. 1950 nahm er sein Abschlussdiplom in Empfang. Einige Zeit hinderte ihn eine Tuberkulose an der Fortführung seiner Studien, aber nach seiner Heilung 1955 nahm er diese wieder auf, diesmal an der Verwaltungshochschule ENA, Jahrgang 1957, Abschlussklasse „France-Afrique“. Schon während des Studiums bildete er mit Jacques Monod, Pierre Verbrugghe, einem ehemaligen Polizeipräfekten von Paris, Jacques Calvet, ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Peugeot, und Jean Dromer, ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Louis Vuitton, eine kleine Arbeitsgruppe. Nach seinem ersten Jahr absolvierte er das obligatorische Praktikum in der Präfektur der Charente. Seine Zwischenarbeit behandelt noch das Thema des Gesetzes von Barangé und der Bautätigkeiten für den schulischen Bereich, doch im zweiten Jahr widmete er sich dem sozialen Bereich.

Berufliche Karriere

Anschließend übernahm er die Leitung von Radio Télévision Française, um 1964 ins Kabinett von Georges Pompidou zu wechseln, dem er zum Zeitpunkt des Abschlusses der Abkommen von Grenelle im Anschluss an die Ereignisse vom Mai 1968 als Berater zur Seite stand. Als Pompidou im gleichen Jahr die Präsidentschaftswahl für sich entscheidet, ernannte er Balladur zunächst zum Stellvertretenden, 1974 schließlich zum Staatssekretär. 1967 wurde er in den Aufsichtsrat von ORTF aufgenommen, ein Jahr später in den des nationalen Forstamtes und wurde Präsident der Gesellschaft zum Bau und zur Nutzung des Mont-Blanc-Tunnels.

1974, nach der Wahl von Valéry Giscard d’Estaing zum Staatspräsidenten, kehrte er in den Staatsrat zurück. 1977 sah er sich an die Spitze einer Tochter der Compagnie Générale d’Électricité (CGE) gesetzt, einem Energiekonzern, der später zu Alcatel gehört: Générale de service informatique (GSI), die für Informatikdienste verantwortlich ist. 1980 übernahm er den Vorstand einer anderen Tochter der Unternehmensgruppe: der Europäischen Gesellschaft für Akkumulatoren.

Politische Karriere

Im März 1986 kandidierte er für die Partei RPR und wurde zum Abgeordneten von Paris gewählt. Jacques Chirac, als erster Premierminister der ersten Cohabitation, ernannte ihn zum Staatsminister im Wirtschafts- und Finanzministerium, zuständig auch für Privatisierungen. Den Posten verließ er im Mai 1988, bevor er wiedergewählt wurde.

Nach dem Sieg der rechtsgerichteten Parteien 1993 schloss er mit Chirac ein Abkommen und wurde Premierminister, im Gegenzug bereitete sich Chirac auf die Präsidentschaftswahlen 1995 vor. Nachdem seine Popularität im Amt stieg, beschloss er, sich neben Chirac als Kandidat für die Präsidentschaftswahlen aufstellen zu lassen und wurde dabei von einem Teil der führenden Mitglieder des RPR unterstützt, darunter Nicolas Sarkozy. Indessen schied er im ersten Wahlgang aus und Chirac wurde zum Präsidenten gewählt. Er räumte seinen Posten als Premierminister und konzentrierte sich wieder auf sein Abgeordnetenmandat. Als Ratsmitglied von Paris wurde er im Kampf um die Bürgermeisterschaft von Philippe Séguin geschlagen. Auch in der XII. Legislaturperiode (2002–2007) war Balladur Mitglied der Nationalversammlung für den 12. Wahlbezirk von Paris; diesmal als Mitglied der neu gegründeten Partei UMP und Leiter der Kommission für auswärtige Angelegenheiten, nachdem sein Gegner bei den Wahlen zur Präsidentschaft der Nationalversammlung Jean-Louis Debré die Wahlen für sich entscheiden konnte.

Regierungsfunktionen

  • 1986–1988: Staatsminister, Minister für Wirtschaft, Finanzen und Privatisierung
  • 1993–1995: Premierminister

Politische Mandate

Werke

  • Der Maibaum (1979)
  • Ich glaube stärker an den Menschen als an den Staat (1987)
  • Leidenschaft und Dauerhaftigkeit (1989)
  • Zwölf Briefe an zu ruhige Franzosen (1990)
  • Wege und Überzeugungen (1992)
  • Wörterbuch der Reform (1992)

Über Édouard Balladur: Balladur von Claire Chazal (1993)


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