Bahnstrecke Reitzenhain–Flöha

Bahnstrecke Reitzenhain–Flöha
Reitzenhain–Flöha
Strecke der Bahnstrecke Reitzenhain–Flöha
Ausschnitt der Streckenkarte Sachsen von 1902
Kursbuchstrecke (DB): 519
Streckennummer: 6619; sä. RF
Streckenlänge: 57,92 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Maximale Neigung: 20 
Minimaler Radius: 224 m
Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h
Legende
   
von Chomutov
   
0,000 Schwarze Pockau (Staatsgrenze Tschechien-Deutschland)
   
1,392 Reitzenhain 776 m
   
9,900 Marienberg-Gelobtland 715 m
   
14,820 Marienberg-Gebirge 655 m
   
Bundesstraße 174
   
17,970 Reitzenhainer Str. (13,9 m)
   
18,877 Marienberg (Sachs) 587 m
Straßenbrücke
Hüttengrund-Tal-Brücke (Bundesstraße 174)
Brücke (klein)
21,134 Schlettenbach (16,2 m)
Brücke (groß)
22,400 Bundesstraße 171 (53 m)
Brücke (klein)
22,673 Rote Pockau (40 m)
Brücke (groß)
23,370 Steinbogenbrücke Kniebreche (63,4 m)
Brücke (klein)
23,757 Schwarze Pockau (39 m)
Haltepunkt, Haltestelle
23,960 Zöblitz-Pobershau (ehem. Bf) 495 m
Brücke (klein)
26,280 Schwarze Pockau (37,5 m)
Haltepunkt, Haltestelle
26,500 Strobelmühle
Brücke (klein)
26,680 Schwarze Pockau (40,5 m)
Brücke (klein)
26,994 Schwarze Pockau (30 m)
Brücke (klein)
29,376 Schwarze Pockau (39 m)
Brücke (klein)
30,545 Schwarze Pockau (37,5 m)
Abzweig – in Gegenrichtung: nach links
von Neuhausen (Erzgeb)
Bahnhof, Station
31,225 Pockau-Lengefeld (Inselbahnhof) 400 m
Brücke (klein)
32,673 Rote Pockau (40 m)
Brücke (klein)
32,818 Flöha (44,5 m)
Haltepunkt, Haltestelle
35,680 Lengefeld-Rauenstein 375 m
Bahnhof, Station
37,200 Reifland-Wünschendorf 365 m
Brücke (klein)
22,673 Werkgraben (10 m)
Brücke (groß)
39,477 Flöha (70 m)
Brücke (groß)
39,713 Flöha (59,1 m)
Brücke (klein)
39,762 Mühlgraben (14,56 m)
Haltepunkt, Haltestelle
39,930 Floßmühle 355 m
Brücke (groß)
40,699 Flöha (54 m)
Bahnhof, Station
42,480 Grünhainichen-Borstendorf 337 m
Brücke (groß)
43,902 Flöha (50 m)
Haltepunkt, Haltestelle
46,290 Leubsdorf (ehem. Bf) 320 m
Brücke (groß)
47,072 Flöha (63 m)
Haltepunkt, Haltestelle
49,160 Hohenfichte (ehem. Bf) 304 m
   
Schmalspurbahn von Großwaltersdorf
   
Hetzdorfer Viadukt (Dresden–Werdau bis 1992)
Bahnhof, Station
52,250 Hetzdorf (Flöhatal) 291 m
Planfreie Kreuzung – unten
Dresden–Werdau Bogendreieck (seit 1992)
Haltepunkt, Haltestelle
54,430 Falkenau (Sachs) Hp 288 m
Abzweig – in Gegenrichtung: nach rechts
von Dresden Hbf und von Annaberg-Buchholz unt Bf
Bahnhof, Station
57,920 Flöha 277 m
Strecke – geradeaus
nach Werdau Bogendreieck

Die Bahnstrecke Reitzenhain–Flöha ist eine Nebenbahn in Sachsen, die ursprünglich durch die Chemnitz-Komotauer Eisenbahngesellschaft als Teil einer überregionalen Verbindung zwischen Prag und Chemnitz erbaut und betrieben wurde. Die heute nur noch teilweise in Betrieb befindliche Strecke schließt an der Staatsgrenze in Reitzenhain an die ehemalige Strecke Chomutov–Reitzenhain an und führt durch die Täler von Schwarzer Pockau und Flöha nach Flöha. Der noch betriebene Abschnitt Marienberg–Flöha gehört heute zum DB RegioNetz Erzgebirgsbahn.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte

Überlegungen und Planungen zum Bau einer Eisenbahn ins obere Flöhatal und nach Marienberg gab es bereits um das Jahr 1863, als über den Bau der Eisenbahnstrecke von Chemnitz nach Freiberg debattiert wurde. So war eine südlichere als die heutige Linienführung vorgesehen, um die Orte im Erzgebirge anzuschließen. Als diese Pläne aufgegeben wurden, sah man sich veranlasst, für eine Eisenbahn durchs Flöhatal über Olbernhau nach Komotau zu werben. Gleichzeitig machte sich auch in Marienberg ein Komitee für den Bau einer Eisenbahn über Marienberg und Reitzenhain nach Komotau stark. So wetteiferten 1867 zwei Projekte um die Konzession zum Bau einer Eisenbahn im Flöhatal. Nachdem die Buschtěhrader Eisenbahn und die Stadt Komotau sich für die Streckenführung über Marienberg aussprachen, wurde dieser Strecke der Vorzug gegeben. 1868 genehmigte der sächsische Landtag die Konzessionserteilung und legte fest, dass die Strecke mit privatem Kapital zu bauen sei. 1869 wurde der Staatsvertrag mit Österreich über den Grenzübergang abgeschlossen.

Am 15. August 1871 wurde die Chemnitz-Komotauer Eisenbahngesellschaft zum Bau und Betrieb der Strecke gegründet. Mit der Bauausführung wurde die Eisenbahnbaugesellschaft Pleßner & Co. aus Berlin beauftragt.

Bau und Eröffnung

Am 22. Februar 1872 fand der erste Spatenstich statt. Um schnell mit dem Bau voranzukommen, wurde an 5 Bauabschnitten gleichzeitig begonnen.

Wegen der schwierigen Geländeverhältnisse in den engen Tälern der Schwarzen Pockau und Roten Pockau wurde die Strecke hier überwiegend auf Brücken und Bahndämmen verlegt, wobei alle Brücken und Viadukte für einen zweigleisigen Ausbau vorbereitet wurden, die Bergeinschnitte aber nur für ein Gleis gesprengt wurden.

Insgesamt waren rund 1,6 Mio m³ Erdmasse zu bewegen. Beim Bau wurden auch italienische Arbeiter eingesetzt, weil diese viel Erfahrung mit Steinbauwerken hatten. Durch die Wirtschaftskrise von 1873 geriet das Bauunternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten, so dass sich die Eisenbahngesellschaft gezwungen sah, den Weiterbau selbst zu übernehmen. Anfang 1875 war der Bahnbau abgeschlossen.

Die erste Lokomotive traf am 3. Februar 1875 in Marienberg ein, am 24. Mai 1875 wurde die Flöhatalbahn eröffnet. Mit der Fertigstellung der Strecke von Krima-Neudorf nach Reitzenhain durch die Buschtěhrader Eisenbahn war die Strecke bis nach Komotau fertiggestellt.

Schon nach dem ersten Betriebsjahr musste die Chemnitz-Komotauer Eisenbahngesellschaft ihre Strecke wegen finanzieller Verluste an den Staat verkaufen. Am 4. Dezember 1876 ging die Strecke an den sächsischen Staat über, Eigentümer und Betreiber waren nun die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Bahnhof Hetzdorf (1978)

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der grenzüberschreitende Bahnverkehr nach Komotau (ab 1945: Chomutov) eingestellt, sodass der Bahnhof Reitzenhain seine Bedeutung verlor. Nachdem in den 70er Jahren anstelle der Eisenbahnbrücke über den Grenzbach eine Straßenbrücke errichtet wurde, war nicht mit einer Wiederaufnahme des grenzüberschreitenden Verkehres zu rechnen.

Am 1. Oktober 1978 wurde der Personenverkehr und am 8. Januar 1994 der Güterverkehr zwischen Marienberg und Reitzenhain eingestellt, stillgelegt wurde dieser Abschnitt am 15. Dezember 1998.

Sanierung und Wiederaufbau

Die Deutsche Bahn AG begann Mitte der 1990er Jahre, im Rahmen des Regionalisierungsprogrammes die Strecke zu erneuern. Aus diesem Grund wurde am 23. Juli 1998 der Bahnverkehr zwischen Pockau-Lenegefeld und Marienberg eingestellt. Die Arbeiten mit einer Gesamtinvestition von fast 24 Millionen Mark waren weitgehend beendet, als im Juli 1999 ein Hochwasser starke Zerstörungen an dieser Strecke verursachte. Erst im Frühjahr 2002 wurde beschlossen, die Strecke wieder aufzubauen. Wegen der Zerstörungen des Streckenabschnittes von Pockau-Lengefeld bis Flöha durch das Augusthochwasser 2002 verzögerten sich die Bauarbeiten. Am 29. Januar 2005 wurde der durchgehende Zugverkehr zwischen Chemnitz Hbf und Olbernhau wieder aufgenommen. Seit 10. Dezember 2006 wird zwischen Chemnitz und Olbernhau werktags ein einheitlicher Stundentakt angeboten.

Auf dem Streckenabschnitt zwischen Marienberg und Pockau-Lengefeld wurde am 4. September 2006 der fahrplanmäßige Zugbetrieb mit montags bis freitags vier Zugpaaren wieder aufgenommen. Dieser wurde zunächst vom ehemaligen Mittleren Erzgebirgskreis bestellt, wegen des ungünstigen Fahrplans der Züge Chemnitz–Olbernhau und der für den Schülerverkehr optimierten Zeiten waren die Anschlüsse zu den Zügen in Pockau-Lengefeld sehr schlecht. Ab dem 10. Dezember 2006 trat ein Fahrplan mit besseren Anschlüssen in Pockau-Lengefeld in Kraft. Im September 2007 wurde der Fahrplan auf dem Streckenast erneut umgestellt: montags bis freitags verkehrt morgens nur noch ein Zugpaar für den Schülerverkehr, hingegen fahren samstags, sonntags und feiertags nunmehr vier Zugpaare pro Tag. Seit 2007 verkehren wieder Güterzüge für die Bundeswehr bis Marienberg.

Streckenbeschreibung

Verlauf

vereinfachtes Höhenprofil der Strecken

Die Bahnstrecke Reitzenhain–Flöha hat ihren ursprünglichen Nullkilometer an der tschechisch-deutschen Staatsgrenze auf dem Erzgebirgskamm. Von dort führt das Gleis zunächst über die Erzgebirgshochfläche, wobei mehrfach die Bundesstraße 174 niveaugleich gekreuzt wird. Ab Gelobtland fällt die Strecke mit größerem Gefälle und engen Bögen über Marienberg ins Tal der Schwarzen Pockau ab, das bei Zöblitz erreicht wird. Von verläuft die Strecke in den Tälern von Schwarzer Pockau und Flöha. Im Bahnhof Flöha mündet die Strecke in die Hauptbahn Dresden–Werdau ein.

Betriebsstellen

Bahnhof Reitzenhain

Der Bahnhof Reitzenhain (in Fahrplanunterlagen der ČSD: Reitzenhain ČSD) war Grenzbahnhof im Wechselverkehr zwischen Sachsen und Böhmen. Neben der Pass- und Zollkontrolle erfolgte hier insbesondere der Wechsel der Lokomotiven im grenzüberschreitenden Verkehr. Die BEB bzw. später die ČSD besaß für die Gleisanlagen und das Empfangsgebäude Nutzungsrechte auf Pachtbasis. Auf der „böhmischen Seite“ des Bahnhofsgeländes gab es auch ein eigenes Wohngebäude für die Beamten und eine eigene Lokomotiveinsatzstelle.[1] Nach 1945 betrieb die Deutsche Reichsbahn den Bahnhof Reitzenhain noch bis 1992 weiter. Ein Abbruch der Anlagen erfolgte seitdem nur teilweise.

Haltepunkt Strobelmühle

Der Haltepunkt Strobelmühle dient insbesondere als Zugang für das Freizeitzentrum Strobelmühle. Er wurde 2006 neu eingerichtet.

Bahnhof Pockau-Lengefeld
Bahnhof Pockau-Lengefeld (2009)

Der Bahnhof Pockau-Lengefeld ist Abzweigbahnhof der Bahnstrecke Pockau-Lengefeld–Neuhausen. Er liegt auf der Flur der Gemeinde Pockau, den Namenszusatz „Lengefeld“ erhielt er nur wegen der Verwechslungsgefahr mit dem ebenfalls im Erzgebirge gelegenen Bahnhof der Gemeinde Bockau. Die ehemals umfangreichen Anlagen des Bahnhofes wurden um 2005 bis auf einige unbedingt betriebsnotwendige Gleise zurückgebaut.

Bahnhof Hetzdorf (Flöhatal)

Vom Bahnhof Hetzdorf aus verkehrte seit 1893 die Schmalspurbahn nach Eppendorf, welche 1916 noch bis Großwaltersdorf verlängert wurde. Die Strecke wurde 1967 stillgelegt.

Fahrzeugeinsatz

Triebwagen der DBAG-Baureihe 642 am Haltepunkt Falkenau

Die Chemnitz-Komotauer Eisenbahn wickelte den Betrieb insbesondere mit Schleppenderlokomotiven ab, wie sie als Gattung IIIb und Gattung VII auch von der Staatsbahn beschafft wurden.

In Regie der Erzgebirgsbahn kommen heute im Nahverkehr ausschließlich Triebwagen der DBAG-Baureihe 642 „Desiro“ zum Einsatz.

Literatur

  • Günter Baldauf: Die Flöhatalbahn. Altis-Verlag, Friedrichsthal 2001, ISBN 3-910195-30-X.
  • Reiner Bretfeld: 100 Jahre Flöhatalbahn. DMV AG 3/42, Marienberg 1975.
  • Dittrich Marz: 130 Jahre Flöhatalbahn, Lengefelder Nachrichten 2005-2006, Serie aus 12 Teilen
  • Stephan Häupel: Die Eisenbahn im Flöhatal und ihre regelspurigen Zweigstrecken. 1. Auflage. Bildverlag Böttger, Witzschdorf 2008, ISBN 978-3-937496-08-5.

Weblinks

 Commons: Flöhatalbahn – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Lageplan des Bahnhofes Reitzenhain; ca. 1930er Jahre

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