Elisabeth Mühlenweg

Elisabeth Mühlenweg

Elisabeth Mühlenweg (* 27. Mai 1910 in Linz (Österreich, Geburtsname Kopriwa); † 15. September 1961 in Allensbach) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie wurde als Tochter des Zahnarztehepaares Kopriwa (teilweise Kopriva) geboren.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung

Elisabeth Kopriwa bestand am 14. Juni 1929 Die Realgymnasiale Reifeprüfung des Städtischen Reform-Gymnasiums Linz mit Auszeichnung. Ihre Noten waren in allen Fächern sehr gut, vor Allem in Freihandzeichnen und Handarbeiten, jedoch auch in Französisch, Latein und Englisch. Sie fühlte sich schon früh zur Künstlerin berufen:

„Solange ich mich zurückerinnern kann, habe ich gezeichnet, und zwar immer Menschen, nie Tiere, Blumen, oder Landschaften. ..., dass ich im Alter von vier Jahren etwa erstmalig bemüht war, Menschen von der Seite darzustellen. ... Ich hoffe, das mir Erreichbare zu erreichen und meine Arbeit zu tun, so gut ich kann.“[1]

Im Juni 1930 erwarb sie ein Zeugnis der Reife für Volksschulen der Bundes-Lehrerinnen-Ausbildungsanstalt in Linz (ebenfalls mit Auszeichnung); zunächst strebte sie wohl eine pädagogische Laufbahn an. Sie besuchte jedoch die Akademie der bildenden Künste Wien, welche zu diesem Zeitpunkt erst seit 10 Jahren Frauen ausbildete.

1930 bis 1934 war sie dort in der Meisterklasse des Professors Ferdinand Andri. Am 1. Juli 1933 erhielt sie für besondere Leistungen der Meisterschul-Preis der Akademie. Im Oktober 1934 legte sie an der parallel zur Kunstakademie besuchten Technischen Hochschule Wien die Lehramtsprüfung für das Zeichnen an Mittelschulen ab.

Leben

1932 lernte sie in der Meisterklasse Andri Fritz Mühlenweg kennen; nach Abschluss der Akademie heiratete sie diesen am 9. September 1933 in Beaucaire (Gard) (F) :

„Ein Fest so für sich allein, dass es nicht einmal ein gemeinsames Hochzeitsfoto gibt.“[2]

Im März 1934 gebar sie in Wien das erste ihrer gemeinsamen sieben Kinder, ihre erste Tochter Regina. Nachdem aufgrund verschärfter Devisenbestimmungen regelmäßige Zahlungen aus Fritz Mühlenwegs väterlichem Erbteil nicht mehr von Deutschland nach Österreich transferiert werden konnten, ging sie nicht in den österreichischen Schuldienst, sondern siedelte im Januar 1935 mit Ehemann und Kind nach Deutschland, Allensbach am Bodensee, Konstanzer Straße 31, um. Dort fühlte sie sich an ihre oberösterreichische Heimat erinnert.

Berufliche Pläne scheiterten - eingereichte Entwürfe für Bilderbücher fanden keinen Verlag. Trotz ihrer hervorragenden Zeugnisse und Qualifikationen wurde ihr Antrag auf Übernahme in den deutschen Schuldienst abgelehnt. 1954/55 endlich bekam sie die Möglichkeit, im katholischen Jugendbildungswerk in Konstanz vorübergehend Kunstunterricht zu geben.

Im Juni 1935 Geburt des Sohnes Christian, August 1938 Tochter Claudia, September 1939 Tochter Cornelia, März 1945 Sohn Andreas, Januar 1944 Florian.

Zwischenzeitlich übernahm sie auch die Kommunikation für die Konstanzer Malergruppe 1938. Als die Männer dieser Gruppe in den Kriegsdienst des Zweiten Weltkriegs eingezogen worden waren, beschickte sie unter anderem aus ihrem kinderreichen Alltag heraus Ausstellungen z. Bsp. in München, Freiburg im Breisgau oder Mannheim (s. u.). Die Gruppe zerfiel allerdings rasch wieder: W. Rohland übersiedelte 1939 nach Dresden; A. Riehm kam 1944 bei einem Badeunfall um´s Leben.

20. April 1946: Kriegsende auch in Allensbach. E. Mühlenweg galt in der schweren Kriegs- und Nachkriegszeit als Seele der Familie und war bekannt für ihre Koch- und Backkünste frei nach dem Kochbuch ihrer böhmischen Großmutter. Auch der regional bekannte Bruno Epple war beeindruckt von Leben, Vielfalt, Kultur und Umtriebigkeit im Haus der Mühlenwegs.[3]

Anfang der 1950er-Jahre erfolgte der Durchbruch ihres Mannes Fritz Mühlenwegs als Autor (In geheimer Mission durch die Wüste Gobi), das Titelbild wurde auf seinen ausdrücklichen Wunsch von ihr gestaltet. Seine Erzählungen aus der Mongolei illustrierte sie nach Vorlage der von Mühlenwegs Mongolei-Expeditionen mitgebrachten indigenen Originalbekleidung.

Nach dem ersten Schlaganfall ihres Mannes 1957 starb E. Mühlenweg nach langer Nierenkrankheit nur anderthalb Tage nach dem tödlichen letzten Schlaganfall ihres Mannes.[4]

Werk

In Allensbach entstanden zunächst vor Allem Kinder-, Blumen- und Landschaftsbilder in Öl oder Aquarell sowie erste Buchillustrationen. Künstlerische und moralische Unterstützung bekam sie von Professor Andri.

Im November 1938 Gründung der Konstanzer Malergruppe 1938 zusammen mit ihrem Mann und den Malern Sepp Biehler, Werner Rohland und Alexander Riehm.

Herausbildung einer eigenen Maltechnik: auf gold- oder silberfarbiger Aluminiumfolie, von der Rückseite her auf weicher Unterlage Einprägung des Motivs, sodass vorne ein Relief erscheint, welches dann (teilweise) mit Temperafarbe bemalt wird; meist mit religiösen oder antiken Motiven; eigenständige Wirkung durch Glanz und Prägung.

Ein kunstvoll eingebundenes, selbstgemaltes und -geschriebenes Kochbuch, Das größte Glück für einen Mann ist eine Frau, die kochen kann wurde als Hochzeitsgeschenk für die Freundin, die Konstanzer Kunstgewerblerin Liesel Blattner gefertigt.

Ihre eigenen Kinder inspirierten die Mutter zu einer Reihe meist unveröffentlichter Kinderbücher, für die der Ehemann F. Mühlenweg die Texte erfand; die Kinder wurden auch immer wieder porträtiert oder mussten Modell stehen.

Nachdem die eigene elterliche Familie 1916 in Gänze aus der katholischen Kirche ausgetreten und protestantisch geworden war, konvertierte E. Mühlenweg im Alter von 36 Jahren wieder zum Katholizismus - tief empfundener Glaube wurde ihr zur Kraftquelle und Anregung. Ihre Bilder spendeten nach diversen Briefzeugnissen verschiedenen Menschen Hilfe und Trost. Auch der damalige Freiburger Erzbischof Conrad Gröber bewunderte sie.[5]

Im Frühjahr und Sommer 1947 malte E. M. im Kolleg St. Blasien zwei lebensgroße Heiligenbilder für die Hauskapelle und den dortigen Kreuzweg: St. Aloysius, St. Joseph. Der Kreuzweg wurde beim Brand des Kloster im Mai 1977 vernichtet.

Weitere religiöse Kunstwerke in Kirchen in Freiburg und vor Allem in der Heimschule des Klosters Wald; dort zahlreiche Bilder, Messgewänder, Fasten- und Auferstehungsteppich sowie ein großformatiger Wandbehang mit Motiven des Lebens der Heiligen Lioba - dies waren in erster Linie Entgelte für die sonst unbezahlbar gewesenen Aufenthalte und Abiturabschlüsse der vier Töchter in der Klosterschule.

1948/ 49: großformatige Gemälde Noli me tangere, Madonna sowie zwei Wandbehänge für den Hochaltar der Kirche in Allensbach (Arbeitsaufwand für den Auferstehungsteppich: 250 Stunden). Außerdem zwei Wandteppiche in Sticktechnik nach mittelalterlichen Webhandwerks-Motiven im Auftrag der Fa. Schiesser, Radolfzell.
1951 großformatiges Madonnenbild im Stil Alter Meister für den barocken Hauptaltar der Kirche in Horn - dieses fand auch große Anerkennung bei Otto Dix.

Daneben Arbeit als Illustratorin für die Konstanzer Zeitung Südkurier, die literarische Monatszeitschrift Die Erzählung (1947 - 1950), den Fährmann und den jährlichen Hauskalender des Herder-Verlages in Freiburg sowie kunsthandwerkliche Arbeiten: Bemalen von Spanschachteln, Holzkästchen, Bauernschränken, Flaschen und Keramiktellern, Anfertigen von Krippenfiguren und Spielzeughäuschen.

1960 unter Anderem noch sechs Wandteppiche in Applikationstechnik im Auftrag der katholischen Gemeinde Allensbach.

Ausstellungen

  • 1936, Wessenberg-Haus Konstanz: Sonderausstellung, Überblick über bisheriges Gesamtwerk, mit Entwürfen für Glasfenster, Fresken und Gobelins
  • 1937, Kunstverein Konstanz: mit Bildern unter Anderem von Sepp Biehler, Werner Rohland und Alexander Riehm
  • 1939: Sonderschau Konstanzer Malergruppe 1938 (Tagebucheintrag: ...Eröffnung nach langen Schwierigkeiten. - wegen der Zensur durch die Nationalsozialisten)
  • 1940, Kunstverein Mannheim und Freiburg: wie vor
  • 1941, Kunstverein Karlsruhe: wie vor; Baden-Baden: 3. Oberrheinische Kunstausstellung
  • 1945, Wessenberg-Haus Konstanz: mit Fritz Mühlenweg, Sepp Biehler und dem Bildhauer Walter Diesch
  • 1946, Konstanzer Kulturwochen: französische und deutsche Malerei
  • 1947, wie 1945; Freiburg: mit Ehemann als Mitglieder bei Werkschau der Badischen Secession
  • ab nun alljährlich: Stadt Singen, Kunstausstellung (Ölgemälde Rosen hängt seit 1959 bis heute im Vorzimmer des Trauzimmers des Singener Rathauses)
  • 1948, Karlsruhe, Badischer Kunstverein: Christliche Kunst der Gegenwart
  • 1949, Freiburg, Augustiner-Museum: Christliche Kunst unserer Zeit
  • 1950, Freiburg, Casino: Badische Künstlerinnen
  • 1951, München, Haus der Kunst: wie 1947 (Werkschau Bad. Secession)
  • 1958, Wien, auf Einladung von Professor Andri: Gedächtnisausstellung zu seinem 85. Geburtstag zusammen mit Werken ihres Mannes
  • 1963, Konstanz, Arztpraxis Dr. Scholz: Gedächtnisausstellung
  • 1964, Singen, Rathaus: dto.
  • 1996, Gaienhofen, Hermann Hesse-Museum: Bilder des Künstlerpaares aus dem Besitz der Kinder
  • 2006, Allensbach, Gnadenkirche: Repräsentative Auswahl des malerischen Werkes
  • 2010, wie vor, Heimatmuseum: Sonderausstellung zum 100. Geburtstag

Veröffentlichungen

  • 1948/ 49 weite Verbreitung des ikonenhaften Allensbacher Kirchengemäldes Madonna als Kunstpostkarte der Verlagsgruppe teNeues sowie als Poster und Andachtsbildchen.
  • Die Weihnachtsgeschichte nach der Heiligen Schrift erzählt; Bebilderung, 1949
  • Nuni, 1953
  • Kasperl mit der Winduhr, Illustrationen; Autor: Fritz Mühlenweg, Freiburg, Herder, 1956
  • In jenen Tagen / Die Geschichte von dem Jungen, der die zwei Fische und fünf Brote brachte - Eine Kommunion-Erzählung für Kinder, Bebilderung; 1957, 1972, 1978, Autor: Fritz Mühlenweg
  • Hausbuch zur Advents- und Weihnachtszeit, Illustrationen, 1955, 1959; Hrsg: Georg Thurmair, Josef Diewald, Karlheinz Schmidthüs
  • Der Religionsunterricht für die beiden unteren Schuljahre der Grundschule, Mit 8 Bildern von Elisabeth Mühlenweg, 1958
  • Der Familienausflug, Bilderbuch, 1960, Herder
  • Kommt ihr, Kinder? Illustrationen; Autor: Albert Thomas, Freiburg, Herder, 1962, 1986
  • Echter und falscher Zauber: Geschichten von der Mongolei Illustrationen, 1963; Autor: Fritz Mühlenweg
  • Grosser-Tiger und Christian, 1965, wie vor
  • Kochbuch für Liesel, 2010; Faksimile des Kochbuchs für Liesel Blattner

Auszeichnungen

Siehe auch

  • Tami Oelfken, mit dem Ehepaar befreundete deutsche Schriftstellerin und Reformpädagogin
  • Martha und Otto Dix, Nelly Dix, eng befreundetes, familiär verbundenes (Maler)ehepaar sowie deren Tochter, ebenfalls Malerin und Autorin
  • Helen und Kurt Wolff, ebenfalls befreundetes (Verleger)ehepaar

Quellen

  • Inga Pohlmann, Rielasingen-Worblingen: Die Allensbacher Künstlerin Elisabeth Mühlenweg. in: Hegau - Frauen - Geschichte, hegau - Jahrbuch 66/2009 des Geschichtsvereins e.V. Singen/ Hohentwiel, S. 241-264
  • wie vor, in: Allensbacher Almanach 2010, Arbeitsgemeinschaft Allensbach (AGA) e.V. (Hg.), Jahresheft Nr. 60, S. 13 - 21

Einzelnachweise

  1. Selbstportrait, undatiertes Typoskript, Nachlass Fritz Mühlenweg, Franz-Michael-Felder-Archiv des Vorarlberger Landesbibliothek, Bregenz, Signatur N 58:D:3:2
  2. Brief E. Kopriwa an F. Mühlenweg, 27. Mai 1933. in: Ekkerhard Faude: Erzählfäden über das Leben des Drogisten, Mongolei-Reisenden und Malers Fritz Mühlenweg. in: Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz (Hrsg.): Fritz Mühlenweg - Malerei, Libelle Verlag, Gottlieben (CH), 1999, S. 169
  3. Elisabeth Kantzenbach: Alias - Umrisse des Lebensbildes von Nelly Dix-Thaesler genannt Nelly Alias Dix (1923 - 1955). S. 155; Selbstverlag
  4. libelle.ch, Ekkehard Faude, 2006, Allensbach: anlässlich der Eröffnung der entsprechenden Ausstellung: Das Künstlerehepaar Elisabeth und Fritz Mühlenweg (27. November 2010)
  5. Brief des Erzbischofs an die Malerin vom 19. Januar 1947, Nachlass Fritz Mühlenweg, Franz-Michael-Felder-Archiv, N 58:B:5:4

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