- Eugene de Kock
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Eugene de Kock (* 1948) ist ein ehemaliger hochdekorierter Oberst der südafrikanischen Polizei während der Zeit der Apartheid. Als Leiter der geheimen Einsatzgruppe C1 (früher C10), die auch als Todesschwadron bezeichnet wurde, war er ab 1985 für die Bekämpfung des Widerstands in der Bevölkerung zuständig, vor allem des ANC. In dieser Funktion ist de Kock für die Tötung von vielen Menschen verantwortlich und wurde deswegen verurteilt.[1].
Inhaltsverzeichnis
Beruflicher Weg
Als Constabler wurde er im Januar 1968 in die Südafrikanische Polizei aufgenommen. De Kock erhielt im Rahmen seiner beginnenden Laufbahn eine neunmonatige Ausbildung an einer Polizeiakademie. Danach entsandte man ihn nach Rhodesien, wo er als Grenzschutzoffizier in einer angespannten Zeit tätig war. im Jahr 1978 wechselte sein Diensteinsatz zur Security Branch-Dienststelle in Oshakati, von wo er bereits am 1. Januar 1979 zur neu geschaffenen Koevoet-Einheit wechselt, diese ein Teil der Strukturen vom Security Branch-Hauptquartier. Durch seine beeindruckende Mitwirkung und Leitung in dieser Einheit wählte man ihn zur Durchführung eines Bombenattentates auf das ANC-Quartier in London aus. Dafür erhielt er die höchste Auszeichnung der Südafrikanischen Polizei, den Star for Outstanding Service.[2].
Nach dem Ende der Rassentrennung 1994 wurde er vor Gericht gestellt und wegen mehrfachen Mordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu einer Haftstrafe von zweimal Lebenslänglich plus 212 Jahren verurteilt; er verbüßt die Strafe in einem Hochsicherheitsgefängnis in Pretoria. Von der südafrikanischen Presse wurde er, nach seinem Spitznamen unter Kollegen, als „Prime Evil“ (engl., etwa: das Böse schlechthin) bezeichnet, seine umfangreichen Aussagen trugen maßgeblich zur Aufklärung illegaler verdeckter Operationen der ehemaligen weißen Regierung bei.
Enthüllungen
De Kocks Aussagen über den so genannten „Schmutzigen Krieg“[3] der Regierung, vor allem über die geheimgehaltenen politischen Morde an schwarzen Oppositionellen schockierten die Öffentlichkeit und wurden über Südafrika hinaus bekannt.[4] Besonders die grausamen Begleitumstände ließen die ehemalige Apartheid-Regierung in einem schlechten Licht erscheinen. So waren regelmäßig Menschen durch umgeschnallte Sprengstoffgürtel exekutiert worden, die Leichen wurden durch wiederholte Sprengung[5] zerstückelt, um sie unidentfizierbar zu machen und die Beseitigung zu erleichtern. Zudem berichtete er, dass seine Einheit gegen Ende der Apartheid von reaktionären Kräften in der Regierung missbraucht wurde, um den von Frederik Willem de Klerk und Nelson Mandela eingeleiteten Dialog zwischen den Bevölkerungsgruppen zu sabotieren. Dazu wurde die Inkatha Freedom Party, die in Opposition zum ANC von Mandela stand, mit Waffen beliefert, um mit einer Strategie der Spannung Konflikte innerhalb der schwarzen Bevölkerung zu schüren. Allein dieser Konflikt forderte seit 1985 15.000 Opfer in der am meisten betroffenen Provinz KwaZulu-Natal.[5]
Laut de Kocks Aussagen folterte und mordete seine Einheit, verschob Waffen in großen Mengen, zettelte Verschwörungen an, fälschte Dokumente, fabrizierte Beweise und legte Bomben im In- und Ausland. 1987 zerstörte ein Sprengsatz die Zentrale der schwarzen ANC-nahen Dachgewerkschaft Cosatu in Johannesburg. Laut de Kock geschah dies auf direkten Befehl des damaligen Staatspräsidenten Pieter Willem Botha. 1988 zerstörte eine Bombe das Khotso-Haus, den Sitz des oppositionellen Kirchenrates.[5]
Während seines Prozesses, vor der Wahrheits- und Versöhnungskommission und später während seiner Haft machte de Kock umfangreiche Aussagen, wer die Vorgehensweise seiner Einheit (die nach ihrem Sitz als Vlakplaas bekannt wurde) angeordnet hatte und über die Morde an Widerständlern Bescheid wusste oder sie teilweise direkt angeordnet hatte. Dabei belastete er mehrere Polizeigeneräle und führende Politiker schwer, darunter auch de Klerk, den letzten weißen Präsidenten und Träger des Friedensnobelpreises. De Klerk war in der neuen, mehrheitlich schwarzen Regierung Mandelas Vizepräsident. De Kocks Aussagen führten jedoch nicht zu juristischen Konsequenzen für die Betroffenen. Er war über diese Tatsache verbittert und bezeichnete sich als eine Art Bauernopfer, während die Befehlsgeber und eigentlich Verantwortlichen straflos ausgingen.
Persönliche Reue
In seiner Haft wurde de Kock mehrfach von der schwarzen südafrikanischen Psychologin Pumla Gobodo-Madikizela besucht, die auch Mitglied der Wahrheitskommission war. Sie schrieb ein vielbeachtetes Buch über diese Interviews, in dem sie unter anderem die Frage diskutiert, wie de Kock als eigentlich hochmoralischer Mensch zu einem Massenmörder werden konnte. Nach ihren Aussagen haben zwei Witwen von Männern, die de Kock getötet hatte, ihm nach persönlichen Gesprächen wegen seiner als echt wahrgenommenen Reue vergeben. In ihrem Buch äußerte Gobodo-Madikizela die Ansicht, dass sie der Regierung gegebenenfalls empfehlen würde, de Kock zu begnadigen.[6]
Werke
- Eugene de Kock: A long night's damage: Working for the Apartheid State. Contra Press, 1998, ISBN 0620221984
Literatur
- Pumla Gobodo-Madikizela: Das Erbe der Apartheid – Trauma, Erinnerung, Versöhnung. Budrich 2006, ISBN 3866490259
Weblinks
- Bartholomaeus Grill: Der Kampfhund singt In: Die Zeit, Ausgabe 40/1996
- Katja Thimm und Johann Grolle: Angst vor dem Geruch von Blut Interview mit Pumla Gobodo-Madikizela über ihre Gespräche mit de Kock In: Der Spiegel vom 8. Mai 2006
Einzelnachweise
- ↑ Report of the Truth and Reconciliation Commission 2003: The Former South African Government and its Security Forces. S. 184 ff. (englisch)
- ↑ Report of the Truth and Reconciliation Commission 2003: The Former South African Government and its Security Forces. S. 219 Fußnote (englisch)
- ↑ Yolandi Gronewald, Tumi Makgetlavlok: My role in dirty war. Mail & Guardian, 8. September 2006
- ↑ Bob Drogin: South African Policeman Found Guilty of Five Murders. Los Angeles Times, 27. August 1996
- ↑ a b c Bartholomaeus Grill: Der Kampfhund singt. Die Zeit, Ausgabe 40/1996
- ↑ I forgave apartheid's chief killer. The Age, 21. Februar 2004
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