Sadoroschje

Sadoroschje
Siedlung
Sadoroschje/
Mallenuppen (Gembern)

Задорожье
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Osjorsk
Erste Erwähnung 1557/58
Frühere Namen Mallenuppen (bis 1938),
Gembern (1938–1946)
Zeitzone UTC+3
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 227 816 002
Geographische Lage
Koordinaten 54° 26′ N, 22° 0′ O54.44083333333321.996111111111Koordinaten: 54° 26′ 27″ N, 21° 59′ 46″ O
Sadoroschje (Russland)
Red pog.svg
Lage in Russland
Sadoroschje (Oblast Kaliningrad)
Red pog.svg
Oblast Kaliningrad

Sadoroschje (russisch Задорожье, deutsch Mallenuppen, 1938–1946 Gembern) ist ein kleiner Ort in der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)) und gehört zur Krasnojarskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Krasnojarskoje (Sodehnen)) im Rajon Osjorsk (Kreis Darkehmen, 1938–1946 Angerapp).

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Sadoroschje liegt vier Kilometer nördlich der Rajonshauptstadt Osjorsk (Darkehmen, 1938–1946 Angerapp) an der russischen Fernstraße R 508 (Neman (Ragnit)–Osjorsk–Snamensk (Wehlau)–Kaliningrad (Königsberg (Preußen))), einem Teilstück der früheren deutschen Reichsstraße 137, die von Groß Skaisgirren (1938–1946 Kreuzingen, seit 1946 Bolschakowo) bis nach Suwalki (1941–1944 Sudauen, seit 1945 Suwałki) führte. In Sadoroschje mündet eine Stichstraße ein, die in Lesnoje (Endruschen, 1938–1946 Maiden) beginnt. Ein Bahnanschluss besteht nicht.

Geschichtliches

Erstmals wurde Malunipis, auch Malunupu 1557/1558 erwähnt, als Herzog Albrecht von Preußen Waldrodungen anordnete, um neue Siedlungen zu bekommen[1]. Im Jahre 1818 lebten hier 66 Menschen, 1863 waren es 108. Ihre Zahl betrug 1910 noch 97[2] und stieg bis 1933 auf 242 und 1939 auf 253[3].

In den Jahren 1874 bis 1945 gehörte Mallenuppen (Schreibweise auch Malenuppen) zum Amtsbezirk Gailboden (heute russisch: Gurjewskoje) im Landkreis Darkehmen (1938–1946 Angerapp) im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen[4]. Am 30. September 1928 vergrößerte sich das Gebiet von Mallenuppen um die Gutsbezirke Gailboden (russisch: Gurjewskoje), Ottoberg (Netschajewo) und Schaumburgsfelde (Stawropolskoje), die in die Landgemeinde eingegliedert wurden. Am 3. Juni 1938 - amtlich bestätigt am 16. Juli 1938 - erhielt Mallenuppen den neuen Namen „Gembern“.

Eine erneute Umbenennung erfolgte im Jahre 1946. Damals war Mallenuppen/Gembern in Folge des Zweiten Weltkrieges unter sowjetische Administration gekommen – und heißt seitdem Sadoroschje (den gleichen russischen Namen erhielt übrigens auch das nur wenige Kilometer nordöstlich liegende Ramoschkehmen, 1938–1946 Ramfelde, das heute nicht mehr existent ist). Bis zum Jahre 2009 war Sadoroschje in den Bagrationowski sowjet (Dorfsowjet Bagrationowo (Wikischken, 1938–1946 Wiecken) eingegliedert und ist seither eine „Siedlung“ (possjolok) in der Krasnojarskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Krasnojarskopje (Sodehnen)) im Rajon Osjorsk der nunmehr russischen Oblast Kaliningrad[5].

Kirche

Mallenuppen resp. Gembern war vor 1945 kein Kirchdorf. Seine überwiegend evangelische war in das Kirchspiel Darkehmen (1938–1946 Angerapp, seit 1946 Osjorsk) eingepfarrt, das zum gleichnamigen Kirchenkreis in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union gehörte. Die letzten deutschen Geistlichen waren die Pfarrer Johannes Gemmel und Helmut Passauer.

Während der Zeit der Sowjetunion war kirchliches Leben offiziell untersagt. In den 1990er Jahren bildeten sich in der Oblast Kaliningrad jedoch wieder vereinzelt evangelische Gemeinden, die sich zur Propstei Kaliningrad zusammenschlossen, die sich in die Evangelisch-Lutherische Kirche Europäisches Russland eingliederte.

Altenheim Carl-Blum-Haus

Der Initiative von Heye Osterwald, Pfarrer an der Salzburger Kirche in Gussew (Gumbinnen), später Propst in Kaliningrad (Königsberg (Preußen)) ist die Entstehung eines Altenheims in Sadoroschje zu verdanken.

Als Gebäude konnte man die in den 1930er Jahren errichtete Schule herrichten, die bis 2003 als Kindergarten genutzt worden war[6]. Verschiedene kirchliche Stellen aus Deutschland und Holland, aber auch viele Einzelpersonen unterstützen den Umbau finanziell und ideell. Die Koordinierung übernahm Horst-Peter Boltz. Am 10. Juni 2006 fand die Eröffnung statt. Es ist das erste und immer noch einzige evangelische Altenheim im Gebiet der Propstei Kaliningrad und gehört zur Kirchenregion („Kirchenkreis“) Gussew. Hier finden nun auch Gottesdienste für Sadoroschje und Umgebung statt[7].

Das Haus wurde nach dem aus dem Kurland stammenden Pfarrer Carl Blum, dem späterem Propst der Propstei Wolga-Wiesenseite, benannt, dessen Predigtbücher besonders den Russlanddeutschen in der kommunistischen und zwangsweise pfarrerlosen Zeit in der Sowjetunion Richtschnur für ihre Gottesdienste war[8].

Persönlichkeit des Ortes

Verweise

Fußnoten

  1. Jürgen Schlusnus, Malenuppen
  2. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis
  3. Michael Rademacher, Deutsch-österreichisches Ortsbuch
  4. Rolf Jehke, Amtsbezirk Gailboden
  5. Nach dem Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1. Juli 2009 nebst Gesetz Nr. 259 vom 30. Juni 2008, präzisiert durch Gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009
  6. Sadoroschje bei Ostpreussen.net
  7. Propstei Kaliningrad, Carl-Blum-Haus
  8. Horst-Peter Boltz, Carl-Blum-Haus

Weblink


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