Günter Krusche

Günter Krusche

Günter Krusche (* 25. Februar 1931 in Dresden) ist ein deutscher evangelisch-lutherischer Pfarrer, kirchlicher Lehrer und ehemaliger Generalsuperintendent von Ost-Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Krusche stammt aus kirchlich geprägtem Elternhaus, sein Vater war Kirchenangestellter. Nach der Ablegung des Abiturs in Radebeul studierte er von 1949 bis 1954 Evangelische Theologie an der Universität Leipzig. Als er das Zweite theologische Examen im Predigerseminar von Lückendorf bestanden hatte, wurde er 1956 zum Pfarrer ordiniert. Danach war er einige Zeit in Taucha als Pfarrer tätig, bevor er nach Lückendorf zum Studieninspektor berufen wurde. Von 1966 bis 1969 war er Referent im Landeskirchenamt Sachsen und Pfarrer in Dresden, danach bis 1974 Studiendirektor in Lückendorf.

Seit 1970 arbeitete er im Lutherischen Weltbund mit in seiner Studienkommission. Im Jahre 1974 wurde er zum Dozenten für Praktische Theologie am Sprachenkonvikt in Berlin berufen. Im Jahre 1983 wurde Krusche als Nachfolger von Hartmut Grünbaum zum Generalsuperintendenten des Berliner Sprengels der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg berufen. Im gleichen Jahr wurde er an der Karl-Marx-Universität Leipzig zum Doktor der Theologie promoviert. Im Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR beteiligte er sich an dessen Arbeitsgruppe „Menschenrechte“. Für die Christliche Friedenskonferenz (CFK) hielt er 1987 in Prag eines der Referate zum Thema "Sprache des Friedens".

Er gehörte 1989 zu den Erstunterzeichnern des Aufrufs „Für unser Land“ für die Erhaltung einer sozialistischen DDR und gegen die Deutsche Wiedervereinigung.

Im Jahre 1991 wurde Krusche in den Zentralausschuss des Weltkirchenrats gewählt. Seit 1992 arbeitete er im Kuratorium der Gossner-Mission mit. Als 1992 seine Tätigkeit als inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit bekannt wurde, versetzte man Krusche in den vorgezogenen Ruhestand.[1]

Seither beteiligt er sich mit Vorträgen sowie mit Beiträgen in Büchern und Zeitschriften zur kirchlichen Zeitgeschichte.

Krusche ist ein Vetter zweiten Grades des ehemaligen Hamburger Bischofs Peter Krusche.[2]

Kirchliche und politische Positionen

Nach eigenen Aussagen bewertete er insbesondere die Fortschritte hoch, die der „Helsinki-Prozess“ 1975 für die Arbeit der Kirchen brachte.[3] Einerseits unterstützte er Gruppen in der Kirche, die sich gesellschaftlicher Kritik und dem Studium friedenspolitischer und ökologischer Fragen zuwandten, andererseits versuchte er ihre Aktivitäten von einer oppositionellen Grundhaltung hinzulenken zu einer Mitarbeit an der „Verbesserung“ des „realen Sozialismus“. 1986 hängte er auf der Friedenswerkstatt eigenhändig Plakate auf dem Stand der Initiative Frieden und Menschenrechte ab, die Menschenrechtsverletzungen in Rumänien dokumentierten [4]und 1987 verbot er die Friedenswerkstatt ganz. [5] Während manche den Grund für diese Haltung in seiner Suche nach dem Dialog mit einflussreichen SED-Mitgliedern und Staatsfunktionären sehen, sehen andere seine Gesprächskontakte als Kollaboration mit dem MfS, das ihn als IM unter dem Decknamen „Günter“ führte.[6]

Veröffentlichungen

  • Seelsorge zwischen Anpassung und Verweigerung. Ein Kapitel politischer Seelsorge in der DDR, Heft 5 (März 1989)[7]
  • "Alle Menschen sind frei und gleich" - die Kirche an der Seite der Unterdrückten, Rothenburg o.d. Tbr. : Ernst-Lange-Inst. für Ökumenische Studien, 1998, 1. Aufl.
  • ...und ich will bei euch wohnen, Berlin : Evangelische Haupt-Bibelgesellschaft, 1987, 1. Aufl.
  • Bekenntnis und Weltverantwortung, Berlin : Evangelische Verlagsanstalt, 1986, 1. Aufl.
  • Bekenntnis und Weltverantwortung - die Ekklesiologiestudie des LWB (1973 - 77), ein Beitrag zur ökumenischen Sozialethik, 1983
  • Das prophetische Wächteramt. Die zukünftige Rolle der Kirche. In: H.Knabe (Hrsg), a.a.O. S.98-106, hier S.101.
  • (Herausgeber: Rogge, Joachim und Schille, Gottfried) Theologische Versuche III Evangelische Verlagsanstalt GmbH, Berlin , 1971, darin: Günter Krusche: Soziologische Aspekte
  • (Herausgeber: Rogge, Joachim und Schille, Gottfried) Theologische Versuche V Evangelische Verlagsanstalt GmbH, Berlin , 1975, darin: Günter Krusche - Die theologische Relevanz der Situation für die Verkündigung des Evangeliums
  • (Herausgeber: Rogge, Joachim und Schille, Gottfried) Theologische Versuche XI Evangelische Verlagsanstalt GmbH, Berlin , 1979, darin: Günter Krusche - Einheit und Pluralität der Kirche
  • Buchreihe Kirche in der Stadt, herausgegeben von: Hans Werner Dannowski, Wolfgang Grünberg, Michael Göpfert, Günter Krusche (Sebastian Borck, Gisela Groß, Ralf Meister-Karanikas, Dietrich Werner)
    • Band 1: Erinnern und Gedenken, 1991.
    • Band 2: Religion als Wahrheit und Ware, 1991.
    • Band 3: Die Armen und die Reichen - Soziale Gerechtigkeit in der Stadt? 1993.
    • Band 4: Götter auf der Durchreise - Knotenpunkte des religiösen Verkehrs, 1993.
    • Band 5: Citykirchen - Bilanz und Perspektiven, 1995.
    • Band 6: Kirchen - Kulturorte der Urbanität, 1995.
    • Band 7: Fremde Nachbarn - Religionen in der Stadt, 1997.
    • Band 8: Hamburg als Chance der Kirche. Zur Zukunft der Großstadtkirche, 1997.
    • Band 9: Gott in der Stadt. Analysen - Konkretionen - Träume, 1998.
    • Band 10: Um der Hoffnung willen. Praktische Theologie mit Leidenschaft. Festschrift für Wolfgang Grünberg, 2000.
    • Band 11: Räume riskieren. Reflexion, Gestaltung und Theorie in evangelischer Perspektive. Hrsg. von Friedrich Brandi-Hinnrichs, Annegret Reitz-Dinse, Wolfgang Grünberg. Schenefeld 2003.
    • Band 12 ist in Vorbereitung
  • Junge Kirche 1,2001: Der Ökumenische Rat der Kirchen im Kalten Krieg: Karl-Heinz Dejung, Günter Krusche, Martin Stöhr

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.jugendopposition.de/index.php?id=2007
  2. Eintrag beim Munzinger-Archiv
  3. http://www.zeit.de/1992/10/mit-dem-gegner-kaffee-trinken
  4. http://www.jugendopposition.de/index.php?id=1618
  5. http://books.google.de/books?id=HCiSjXdSAQYC&pg=PA578
  6. Ehrhart Neubert: Krusche, Günter. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Ch. Links Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4, Band 1.
  7. http://www.kontextverlag.de/archiv.html

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