Hirnstetten

Hirnstetten
48.97027777777811.290555555556
Hirnstetten, von Pfahldorf aus kommend
Die Kirche mit dem charakteristischen Treppengiebel
Barockausstattung der Kirche in Hirnstetten
Stuckkanzel von Franz Xaver Horneis

Hirnstetten ist ein Gemeindeteil der Marktgemeinde Kipfenberg im oberbayerischen Landkreis Eichstätt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Das Kirchdorf im Naturpark Altmühltal liegt inmitten einer Rodungsinsel auf der Jurahochfläche nordwestlich von Kipfenberg auf ca. 530 Meter Meereshöhe.

Verkehrsanbindung

Von der Jura-Hochstraße EichstättKinding biegt man bei Pfahldorf in das drei Kilometer entfernte Dorf ab, das man auf der Staatsstraße 2336 erreicht. Diese führt weiter über Altdorf und Emsing nach Greding. In Hirnstetten zweigt eine Straße nach dem Pollenfelder Gemeindeteil Götzelshard ab. Weitere Straßen führen vom Dorf aus nach den Kindinger Gemeindeteilen Furthof mit der Furthöhle am Hang des Anlautertales und Schafhausen im Anlautertal.

Geschichte

Südwestlich von Hirnstetten sind Grabhügel aus der Bronzezeit nachgewiesen. Bei einem Brunnenaushub im Ort wurde ein eiszeitlicher Hammerkopf aus Granit gefunden. Das Dorf liegt an der Römerstraße ErkertshofenBöhming. Nördlich führt der ehemalige römische Grenzwall „Obergermanisch-Raetischer Limes“ vorbei, der bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. hinein Bestand hatte und sich nordwestlich von Hirnstetten noch in Flur und Wald mit dem Wachtposten 14/70 abzeichnet.

Erstmals ist Hirnstetten um 1150 erwähnt, als ein Ortsadeliger namens Odelrich von Herswinesteten (= Stätte an der Hirschweide) im Traditionsbuch der Fürstpropstei Berchtesgaden genannt wird. Seit Ende des 12. Jahrhunderts hatte das Augustiner-Chorherren-Kloster Rebdorf Besitz in Hirnstetten. In der Auseinandersetzung um die „Hirschberger Erbschaft“ wurde „Hirweinsteten“ 1305 dem Hochstift Eichstätt zugesprochen. Dort verblieb es bis zur Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts.

Die Gegend von Hirnstetten war aufgrund von reichem Erzvorkommen bedeutend für das fürstbischöfliche Eisenverhüttungswerk Obereichstätt.

Aus neuerer Zeit ist die Flurbereinigung von 1956 zu erwähnen. Am 1. Januar 1972 kam der Ort im Zuge der Gebietsreform an die Großgemeinde Kipfenberg.[1] Ein halbes Jahr später wechselte der Landkreis Eichstätt von Mittelfranken nach Oberbayern. Die Einwohnerzahl betrug 2007 176.

Wirtschaft und Infrastruktur

Das landwirtschaftlich orientierte Hirnstetten verfügt über einen Gastronomiebetrieb an der Kirche.

Filialkirche St. Leonhard

Die katholische Ortskirche ist eine Filialkirche von Altdorf, wird aber seit 1969 vom Pfarrer von Pfahldorf mitversorgt. 2007 zählte man im Dorf 168 Katholiken. Während der von einem Satteldach mit Treppengiebeln abgeschlossene viereckige Kirchturm noch aus der Spätgotik stammt, ist das Langhaus, wie eine Inschrift über dem Portal zeigt, ein Bau der Barockzeit, 1743 nach Plänen des fürstbischöflichen Eichstätter Hofbaudirektors Gabriel de Gabrieli durch den Pollenfelder Maurer Joseph Leitner errichtet und am 6. Juni 1746 durch den Eichstätter Weihbischof Johann Gotfried Groß konsekriert. Die Stuckaturen und die polygone Stuckkanzel mit geschweiftem Korpus mit Evangelistenbildern stammen wahrscheinlich von Franz Xaver Horneis, die bis 1955 übertünchten Deckengemälde sind wohl im 19. Jahrhundert entstanden. Der viersäulige Hochaltar mit geschweiftem Aufzug, den eine Engelsglorie schmückt, ist frühes Rokoko aus der Zeit des Neubaus; das Altarbild zeigt den Kirchenpatron als Befreier von Gefangenen, gemalt von dem Eichstätter Maler Dominikus Murmann. Über den Seitentüren sind spätgotische Plastiken einer Madonna mit Apfel haltendem Jesuskind und eines Heiligen Abtes mit Buch zu finden. Der Kreuzweg wurde um 1766 gemalt. Die beiden zweisäuligen Barock-Seitenaltäre sind in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden. Das Altarbild des linken Seitenaltars zeigt Joachim und Anna mit einem jugendlichen Jesus, das des rechten den hl. Stefanus, Steine im Gewand tragend, gemalt von einem gewissen Gerhäuser 1838. Um 1870 kam eine Steinmayer-Orgel in die Kirche. In den 1970er Jahren wurde die Emporenausbuchtung entfernt. 1996 wurde ein neuer Taufstein aufgestellt.

Vereine

In Hirnstetten wirken als Vereine seit 1895 die Freiwillige Feuerwehr (2005/06 Neubau des Feuerwehrhauses), seit 1934 der Obst- und Gartenbauverein[2] sowie seit 1974 der Mädchen- und Burschenverein.

Sonstiges

Der Sage nach soll in einem der bronzezeitlichen Hügel von Hirnstetten König Etzel des Nibelungenliedes (Hunnenkönig Attila, 434–453 n. Chr.) in einem goldenen Sarg bestattet sein.

Persönlichkeiten

Dr. Dr. Johann Baptist Stufler, Jesuit und Neuscholastiker, wurde am 3. Februar 1865 in Hirnstetten geboren († 28. August 1952 in St. Andrä im Lavanttal/Kärnten).

Literatur

  • Felix Mader (Bearbeiter): Die Kunstdenkmäler von Bayern. Mittelfranken. II. Bezirksamt Eichstätt, München 1928, Nachdruck 1982, S. 124–127, siehe [1]
  • Hans Baier und andere (Redaktion): Der Eichstätter Raum in Geschichte und Gegenwart. Eichstätt 1973: Stadt- und Kreissparkasse, S. 188f. (mit Bibliographie)
  • Das 250. Kirchenjubiläum gefeiert. In: Eichstätter Kurier vom 26. Juni 1996
  • Hirnstetten ein Dorf und seine Häuser. O.O. [1995]
  • Festschrift 250 Jahre St. Leonhard Hirnstetten 1746 [-] 1996. O.O.o.J.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C.H.Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1983, ISBN 3-406-09669-7. Seite 456
  2. Für jeden Neubürger ein Baum, Donaukurier, 8. Juli 2009

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