Keudell (Adelsgeschlecht)

Keudell (Adelsgeschlecht)
Wappen derer von Keudell aus Siebmachers Wappenbuch von 1605

Keudell, auch Keudel, ist der Name eines alten hessischen Adelsgeschlechts. Die Familie gehört seit dem Stiftungsjahr 1532 zur Althessischen Ritterschaft.

Eine weitere Familie gleichen Namens erhielt am Ende des 18. Jahrhunderts eine preußische Adelsbestätigung. Sie leitet ihre Abstammung von dem hessischen Uradelsgeschlecht ab und führt auch dasselbe Wappen.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Herkunft

Erstmals urkundlich erwähnt wird die Familie im Jahre 1227 mit Albertus Kedel, miles (lat. - Ritter). [2] Die Stammreihe des Geschlechts beginnt um 1350 mit Rudolf Keudell zu Schwebda.[1]

Ausbreitung und Persönlichkeiten

Der Stammvater Rudolf heiratete eine Tochter aus dem Adelsgeschlecht derer von Hanstein. Von zwei Söhnen aus dieser Ehe wurde Heinrich der Stammvater der älteren Linie zu Falken (heute Ortsteil von Treffurt) unweit Mühlhausen und der jüngere Reinhard der Stammvater der Linie zu Schwebda in Kurhessen und zu Keudelstein (auch Keudellstein) im Eichsfeld. Falken war schon um 1400 in Familienbesitz und ist später nach Abgang der Linie an die jüngere gelangt. Keudelstein erhielt 1433 Hans von Keudell auf Fürbitte des Landgrafen Ludwig vom Kurfürsten Konrad III. zu Mainz zu Lehen. Mit Schwebda, zusammen mit einem Hof in Treffurt, wurde Asmus von Keudell 1490 vom Landgraf Wilhelm von Hessen belehnt.[3]

Hans von Keudell auf Schwebda hat als ein naher Verwandter der Eva von Trotten 1541 die Klage an Kaiser Karl V. gegen Herzog Heinrich von Braunschweig mitunterzeichnet. Zur gleichen Zeit war Reinhard von Keudell Vogt zu Wolfenbüttel im Herzogtum Braunschweig und hat für seinen Landesherren mit 209 Gulden gebürgt.[4] Angehörige der Linie zu Schwebda waren Mitglieder der Reichsritterschaft im Ritterkanton Rhön-Werra des fränkischen Ritterkreises.[5]

Aus der keudellsteinschen Linie wurde 1736 Walrab von Keudell ältester Vorsteher der adeligen Stifte in Hessen. Mit dem Tod von Heinrich Walrab von Keudell, landgräflich-hessen-kassler Generalmajor außer Dienst, erlosch diese Linie 1792. Er hat unter anderem in den 1780-Jahren im Nordamerikanischen Freiheitskrieg mitgekämpft. Allerdings wurde wegen eines angeblich alten Lehensfehlers, aller Gegenvorstellungen der Familie ungeachtet, die Linie zu Schwebda von Kurmainz nicht mit Keudelstein belehnt. Das alte Stammgut gelangte in den Besitz des kurmainzischen Generalfeldmarschalleutnants von Pfrimbdt. Auch später, als die kurmainzischen Besitzungen im Eichsfeld an das Königreich Preußen fielen, gelangte die Familie dennoch nicht in den Besitz ihres Stammgutes, sondern es wurde dem Generalmajor von L’Estocq zugesprochen.[4]

Nach Kneschke und Zedlitz-Neukirch ließ sich der aus der Linie zu Schwebda kommende Johann Caspar von Keudell (* 1678), zunächst herzoglich-braunschweiger Forstinspektor, 1728 in Ostpreußen nieder. Seine Tochter heiratete den preußischen Amtsrat August Lüdtkens in Rodersleben bei Halberstadt. 1728 wurde er von König Friedrich Wilhelm I. nach Litauen entsandt, um die Generalpacht des Krondomänengutes Grumkowkniten zu übernehmen. Von seinen Söhnen fiel Heinrich Ernst von Keudell als königlich preußischer Major 1758 in der Schlacht bei Zorndorf. Sein zweiter Sohn Heinrich Christian von Keudell heiratete eine Schwester des späteren preußischen Oberpräsidenten von Domhardt, der wiederum die Schwester von Heinrich Christian zur Frau nahm. Er erhielt von seinem Schwager die Generalpacht des Domänengutes Georgenburg bei Insterburg. Da aber damals adelige Personen nicht Domänenpächter sein durften, verzichtete Heinrich Christian von Keudell auf seinen Adel. Seine beiden Söhne Johann Heinrich Leopold und Theodor Heinrich Friedrich, die Generalpächter der Domänengüter Grumkowkniten und Georgenburg, baten im Jahre 1788 König Friedrich Wilhelm II. von Preußen um die Erlaubnis, ihren alten Adel wieder annehmen zu dürfen, was 1789 auch gestattet wurde.[4] [3]

Ihre Söhne standen alle in preußischen Militärdiensten und dienten bei den ostpreußischen Husaren- und Dragonerregimentern. Theodor von Keudell erwarb sich große Verdienste als Pferdezüchter und erhielt im Jahre 1788 von König Friedrich Wilhelm II. die Goldene Medaille für die Verbesserung der Pferdezucht. Als im Jahr 1795 mit der Dritten polnischen Teilung ein Teil des ehemaligen Königreiches Polen mit Preußen vereinigt wurde, kaufte Theodor von Keudell vom Fürsten Czartoryski die in Neuostpreußen am Niemen gelegene Herrschaft Nieder-Gielgudischken, wodurch ein Teil der Familie von Keudell auch in Polen ansässig wurde. Theodor von Keudell war auch einer der ersten preußischen Landwirte, der den Kleeanbau in dieser Provinz einführte.[4]

Aus der in Hessen blühenden Linie zu Schwebda und Falken stammte Friedrich Wilhelm von Keudell, der 1807 kurhessischer Landrat war. Sein Sohn Friedrich Caspar war bis 1815 kurhessischer Oberforstmeister und sein Enkel Rudolf von Keudell kurhessischer Kammerherr und späterer Herr des Lehengutes Schwebda bei Eschwege.[4]

Briefadelige Familie

Nach dem Genealogischen Handbuch des Adels führt diese Familie ihre Abstammung auf das hessische Uradelsgeschlecht zurück. Demnach beginnt die Stammreihe im Harz mit Martin Kaydel, der um 1550 Ilsabe Plathner vom Hammerwerk Nöschenrode bei Wernigerode heiratete. Sein Sohn war Heinrich Keydel der Ältere zu Königshof und Kammschlacken, Hüttenherr auf Sieber. Mit Johann Caspar Keudell (auch Keidell, * 1676; † 1734), herzoglich-braunschweiger Forstsekretär, kommt das Geschlecht nach Ostpreußen. Die Verwandtschaft bestätigten zwei Mitglieder aus dem hessischen Uradelsgeschlecht am 28. August und 29. August 1784. Eine preußische Adelsbestätigung und Erneuerung erfolgte am 16. Juni 1789 zu Berlin für die Brüder Leopold, Pächter der Domäne Grumbkowkaiten, königlich preußischer Amtsrat, und Theodor Keudell auf Nieder-Gielgudyszki in Ostpreußen, königlich preußischer Amtsrat in Georgenburg bei Insterburg in Ostpreußen. Das dabei verliehene Wappen ist identisch mit dem des hessischen Uradelsgeschlecht von Keudell.[1]

Wappen

Das Wappen zeigt in Silber über einem niedrigen grünen Balken sechs (je drei) aus den Schildrändern hervorgehende schwarze Schweinshauer. Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein hermelingestulpter, schwarzer Hut mit zwei auswärts-gekehrten silbernen Schweinsohren.[1]

Namensträger

  • Elise von Keudell (* 1867; † 1962), deutsche Pädagogin
  • Elsbeth von Keudell (* 1857; † 1953), Krankenschwester und Oberin des Gräfin-Rittberg-Schwestern-Verein vom Roten Kreuz
  • Otto von Keudell (* 1810; † 1853), preußischer Offizier, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
  • Otto von Keudell (* 1887; † 1972), deutscher Verwaltungsjurist
  • Robert von Keudell (* 1824; † 1903), deutscher Politiker und Botschafter
  • Walter von Keudell (* 1884; † 1973), deutscher Forstmann, Jurist und Politiker (DNVP, CNBLP, NSDAP, CDU), Reichsminister des Innern 1927/28

Einzelnachweise

  1. a b c d Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band VI, Band 91 der Gesamtreihe, Seite 203
  2. Original des Kloster Weißenstein bei Kassel bzw. Jochen Schultze: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt kassel und Kloster Weißensteins. Regesten und Urkunden. Marburg 1913
  3. a b Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon Band 5, Seite 86
  4. a b c d e Neues preußisches Adelslexicon Band 3, Seite 104-106
  5. Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. C.H. Beck, München 2007; ISBN 9783406549861. Seite 333

Literatur

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Liste deutscher Adelsgeschlechter A–M — Diese Liste umfasst nur Adelsgeschlechter im deutschen Sprachraum (Deutschland, Österreich, Schweiz und teilweise Polen und Italien), die schon in der deutschsprachigen Wikipedia enthalten sind. Ausländische Geschlechter, die nicht in den… …   Deutsch Wikipedia

  • Hessische Ritterschaft — Die Althessische Ritterschaft ist eine bis in die Gegenwart bestehende Vereinigung des ehemaligen ritterschaftlichen hessischen Adels, dem auch die vormaligen Landesfürsten aus dem Haus Hessen angehörten. Sie ist heute ebenfalls unter der… …   Deutsch Wikipedia

  • Kurt Freiherr von Plettenberg — (* 31. Januar 1891 in Bückeburg; † 10. März 1945 in Berlin) war ein deutscher Forstmann und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Er gehörte zum engeren Kreis des 20. Juli 1944. Plettenberg war Hofkammerpräsident der… …   Deutsch Wikipedia

  • Ritterschaftliches Stift Kaufungen — Die Althessische Ritterschaft ist eine bis in die Gegenwart bestehende Vereinigung des ehemaligen ritterschaftlichen hessischen Adels, dem auch die vormaligen Landesfürsten aus dem Haus Hessen angehörten. Sie ist heute ebenfalls unter der… …   Deutsch Wikipedia

  • Stift Kaufungen — Die Althessische Ritterschaft ist eine bis in die Gegenwart bestehende Vereinigung des ehemaligen ritterschaftlichen hessischen Adels, dem auch die vormaligen Landesfürsten aus dem Haus Hessen angehörten. Sie ist heute ebenfalls unter der… …   Deutsch Wikipedia

  • Gräfin Schleinitz — Marie von Schleinitz. Gemälde von Franz von Lenbach, 1873. Marie („Mimi“) Gräfin von Schleinitz Wolkenstein, geb. von Buch (* 22. Januar 1842 in Rom; † 18. Mai 1912 in Berlin) war eine der bedeutendsten Berliner Salonièren in der zwe …   Deutsch Wikipedia

  • Marie Gräfin Schleinitz — Marie von Schleinitz. Gemälde von Franz von Lenbach, 1873. Marie („Mimi“) Gräfin von Schleinitz Wolkenstein, geb. von Buch (* 22. Januar 1842 in Rom; † 18. Mai 1912 in Berlin) war eine der bedeutendsten Berliner Salonièren in der zwe …   Deutsch Wikipedia

  • Marie Gräfin von Schleinitz — Marie von Schleinitz. Gemälde von Franz von Lenbach, 1873. Marie („Mimi“) Gräfin von Schleinitz Wolkenstein, geb. von Buch (* 22. Januar 1842 in Rom; † 18. Mai 1912 in Berlin) war eine der bedeutendsten Berliner Salonièren in der zwe …   Deutsch Wikipedia

  • Marie Gräfin von Schleinitz-Wolkenstein — Marie von Schleinitz. Gemälde von Franz von Lenbach, 1873. Marie („Mimi“) Gräfin von Schleinitz Wolkenstein, geb. von Buch (* 22. Januar 1842 in Rom; † 18. Mai 1912 in Berlin) war eine der bedeutendsten Berliner Salonièren in der zwe …   Deutsch Wikipedia

  • Marie Gräfin von Wolkenstein — Marie von Schleinitz. Gemälde von Franz von Lenbach, 1873. Marie („Mimi“) Gräfin von Schleinitz Wolkenstein, geb. von Buch (* 22. Januar 1842 in Rom; † 18. Mai 1912 in Berlin) war eine der bedeutendsten Berliner Salonièren in der zwe …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”