Yana Milev

Yana Milev

Yana Milev (1969 in Leipzig) ist eine deutsche Künstlerin, Kulturphilosophin, Kuratorin und Publizistin. Sie lebt und arbeitet in Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Yana Milev wurde als Tochter des bulgarischen Arztes Geo Milev und der deutschen Sprachmittlerin Karin Fahr-Mileva, in Leipzig geboren. Yana Milev studierte 1987 bis 1995 Bühnen- und Kostümbild, an der HfBK Dresden und schloss ihre künstlerische Ausbildung als Meisterschülerin mit dem Diplom ab.

Künstlerische Laufbahn

Milev inszenierte in den 1980er Jahren Performances und produzierte Schmalfilme, bildnerische Arbeiten, Installationen und urbane Interventionen. Von 1992 bis 2003 wurde ihre künstlerische Arbeit von der Galerie EIGEN+ART Leipzig/Berlin durch den Galeristen Gerd Harry Lybke vertreten. 1997 wurde sie von Catherine David auf die Documenta X (dX) eingeladen und präsentierte im Ottoneum eine Rauminstallation mit dem Titel „Projektionsforum III“. Weiterhin stellte sie auf der Biennale Venedig (1995) aus, im P.S.1 Museum of Contemporary Art New York (1999), dem Haus der Kunst München (1998), dem Von der Heydt Museum Wuppertal (1998), dem Friedericianum Kassel (1999), dem Folkwang Museum Essen (2000), dem Kunst Museum Bonn (2000), der Akademie der Künste Berlin (2002), der Neuen Nationalgalerie Berlin (2003) und dem Museum der Bildenden Künste in Leipzig (2006).

Mit Yana Milev wurde die erste weibliche Position aus den ehemaligen Ostblock-Ländern auf einer Documenta vorgestellt. Weiterhin ist sie die erste Preisträgerin des Max Pechstein Preises“ (1995), wie auch die erste Empfängerin einer Graduiertenförderung des Landes Sachsen (1992–1995). Milev arbeitet mit Aktions-, Konzept- und Medienkunst, Experimentalfilm, Fotografie, Rauminstallation und Szenografie.

Wissenschaftliche Laufbahn

Von 2003 bis 2008 absolvierte sie ein Doktoratsstudium der Philosophie an der Akademie der Bildenden Künste Wien und an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe in den Fächern Kulturphilosophie und Medientheorie. Sie promovierte zur Dr.phil. bei Peter Sloterdijk und Elisabeth von Samsonow (Zweitgutachten) mit summa cum laude. Ihre Dissertation in politischer Philosophie zum Thema des Ausnahmezustands und der Souveränität und wurde als ihre erste wissenschaftliche Monografie vom Verlag Springer Wien New York unter dem Titel „Emergency Empire – Transformation des Ausnahmezustands (Teil 1: Souveränität“, 2009) publiziert.

Zwischen 2004–2009 erweiterte Milev ihr Forschungsfeld um den Bereich der Designforschung. Am Institut für Designforschung Design2context der Zürcher Hochschule der Künste begründete sie im Dialog mit dem Schweizer Designer Ruedi Baur kritische Themen zu Gesellschaft, Medientechnologie, Politik und Design. Die wissenschaftlichen Positionen von Yana Milev bewegen sich in den Bereichen der Philosophie und Ästhetik, der Medien-, Design- und Kulturtheorie, der kritischen Theorie, der Kultur- und Kunstsoziologie, sowie der Kultur- und Kunstanthropologie. 2010 begründet sie das Forschungsfeld der Design-Anthropologie.

Seit 2000 arbeitet Yana Milev als Universitätsdozentin mit Lehraufträgen in Berlin (KHB Weißensee), Salzburg (Universität Salzburg, FH Salzburg), Karlsruhe (HfG)[1][2], Zürich (ZHdK) und St. Gallen (UNISG).

Kuratorische Laufbahn

Ihre ersten kontextorientierten Projektleitungen realisierte Yana Milev zwischen 1988 und 1991 an der HfBK Dresden.[3] Weitere kuratorische Projekte folgten im Leonhardi-Museum Dresden, 1995, im Goethe-Institut Osaka, 1997 und in der Galerie EIGEN+ART Leipzig, 2001. Im Rahmen ihrer Ausstellungen inszenierte sie mit Publikum und Gästen Workshops mit interdisziplinären Charakter, die so genannten „AOBBME Ambulanzen“. Mit dem Internationalen Symposium „Emergency Design“, das 2006 als Festival und Konferenz an der ZHdK in Zürich stattfand, hat Yana Milev ihr spezifisches Profil als Kulturunternehmerin und Kuratorin etabliert. Mit interdisziplinären Konferenz-Panels, einem Film-Programm, Innen- und Außenraum-Szenarien, Veranstaltungs-Zonen auf dem gesamten ZHdK-Gelände, sowie mehr als 60 Teilnehmern internationalen Ranges, organisierte Yana Milev mit ihrem Team eine dreitägige Kulturinszenierung. An der HfG Karlsruhe entstanden kuratorische Programme und Plattformen wie „talk(ing) space“, 2006 und „Guerilla Transit“, 2007. Die 2008 konzipierte Panel-Serie „talks in-between emergencies“ fand 2009 in Zusammenarbeit mit dem ZKM Karlsruhe statt.

Ausstellungen

  • 1990: „L’autre Allemagne hors les murs“, La grande halle de la Villette, Paris, F
  • 1990: AVE-Media-Festival, Arnhem, NL
  • 1992: „4 aspekte zu exodus“, Galerie EIGEN + ART, Leipzig, D
  • 1993: „exodus=asyl+analyse“, Galerie EIGEN + ART, Berlin, D
  • 1994: Galerie EIGEN + ART in London, Independent Art Space, Museum of Installations, London, UK
  • 1995: „Club Berlin“, kuratiert von Klaus Biesenbach, Biennale, Venedig, I
  • 1996: „ exercitium 1.01.-schweigen im reigen“, Rauminstallation Leonhardi-Museum, Dresden, D
  • 1997: documenta X, Ottoneum, Kassel, kuratiert von Catherine David (erste TeilnehmerIn aus den ehemaligen Ostblock-Ländern), D
  • 1997: „AOBBME – de-urban ambulance“, Goethe-Institut Osaka, JP
  • 1997: „URBAN LIVING“, Galerie „Fons Welters“, Amsterdam, NL
  • 1999: „Go East“, SCA Gallery, Sydney, AUS
  • 1999: „Talk. Show“, Von der Heydt-Museum Wuppertal, kuratiert von S.M.-Büsser und B. Schwenk, D
  • 1999: „Children of Berlin“, P.S.1 Museum of Contemporary Art, kuratiert von Klaus Biesenbach, New York, USA
  • 2000: „Floating Cities“, kuratiert von Nina Muecke und Angelika Sommer, Haus der Kulturen der Welt, Berlin, D
  • 2001: „doublewatch“, Galerie EIGEN + ART, Leipzig, D
  • 2003: „Rituale“, kuratiert von N. Muecke und A. Sommer, Akademie der Künste, Berlin, D
  • 2005: „the storytellers return: romantica und cella“, kuratiert von Volkmar Billig, Kloster Altzella, Nossen, D
  • 2006: „Kultur-Invest-Dresden“, Die Dresdner Bank im Oktogon, kuratiert von Susanne Greinke, Hochschule der Bildenden Künste Dresden, D
  • 2006: „revision ddr/40 jahre videokunst.de“, kuratiert von Dieter Daniels und Jeannette Stoschek, Museum der Bildenden Künste Leipzig, D
  • 2007: Transmediale, Akademie der Künste, Berlin, D

Schriften

  • Emergency Design. Designstrategien im Arbeitsfeld der Krise, Gerhard Blechinger, Yana Milev (Hrsg.), Springer Wien New York,
  • Emergency Design und Wohnraumverhältnisse, in: Gerhard Blechinger, Yana Milev (Hrsg.), Emergency Design. Designstrategien im Arbeitsfeld der Krise, Springer Wien New York, 2008 (Hrsg.)
  • Brief an die Ägypter: Vom Ausnahmezustand der politischen (Onto)Theologie zum Ausnahmeraum der Resonanzarchitektur. Ein Antwortschreiben zu Peter Sloterdijks „Derrida ein Ägypter. Über das Problem der jüdischen Pyramide“, Jacques Derridas „Vom Geist. Heidegger und die Frage“ und Martin Heideggers „Bauen, Wohnen, Denken“. In: Marc Jongen (Hrsg.): Philosophie des Raumes. Fink, München 2008
  • Skulpturen des Übergangs. Über den Aufenthalt beyond the emergencies. In: Volkmar Billig (Hrsg.): Quer Feld Über. Zur Topologie von Kunst. Verlag für Moderne Kunst, Nürnberg 2008
  • Emergency Empire – Transformation des Ausnahmezustands. Souveränität, Springer, Wien / New York 2009
  • Am Anfang war der Unfall – oder: Die Befreiung der Krise als Wohnmedium. Der »Kristallpalast« im Spiegel seiner paradoxen Designstrategien. Fragmente in Bewegung entlang Peter Sloterdijks Entwurf katastrophiler Immersionswelten, in: Die Vermessung des Ungeheuren. Philosophie nach Peter Sloterdijk, Koenraad Hemelsoet/Marc Jongen/Sjoerd van Tuinen (Hrsg.), Fink, München 2009
  • Der Postmoderne Ausnahmezustand. Überführung der Episteme Carl Schmitts in eine postmoderne Syntax. In: Oliver Ruf (Hrsg.): Ästhetik der Ausschließung. Ausnahmezustände in Geschichte, Theorie, Medien und literarischer Fiktion. Königshausen & Neumann, Würzburg 2009
  • Mediale (Des)Orientierung als Kulturkatastrophe (Emergency) und Emergency Design als Kulturtechnik der Transformation. Ein designsoziologischer Exkurs, in: Orientierung/Desorientierung, Ruedi Baur/Andrea Gleiniger/Stefanie-Vera Kockot/Clemens Bellut (Hrsg.), Lars Müller Publishers, Baden 2009
  • Emergency Design – Die Reorganisation von Lebensraumverhältnissen während, nach und vor Kulturkatastrophen. Ein katastrophensoziologischer Exkurs, zusammen mit Wolfgang Fach, in: Behemoth. A Journal on Civilisation, 2009
  • (als Hg.), Design Anthropology. Outline of an Expanded Concept of Design in the Field of the Empirical Cultural Sciences. Peter Lang Bern, Brüssel, Berlin, Oxford, Wien, New York, 2011

Künstlerische Publikationen (in Auswahl)

  • Yana Milev – von exodus bis exercitium, Buch, Auflage 1.400 Exemplare, Edition EIGEN + ART, Leipzig, ISBN 3-929294-15-X
  • Yana Milev, Max Pechstein-Förderpreis der Stadt Zwickau 1995, Ausstellungskatalog, ISBN 3-9803420-7-7
  • Gegenbilder. Filmische Subsversion in der DDR 1976-1989, Karin Fritzsche, Claus Löser (Hrsg.), Gerhard Wolf Janus Press, Berlin 1996, ISBN 3-928942-38-7
  • bohème und diktatur in der ddr, Katalog zur gleichen Ausstellung im Marstall, Berlin, Fannei & Walz-Verlag, Deutsches Historisches Museum, Berlin 1997, ISBN 3-927574-39-2, S.81.
  • Politics/Poetics. Das Buch zur documenta X, Werner Stehr, Johannes Kirchenmann (Hrsg.), Hatje Cantz Verlag, ISBN 3-89322-909-4f
  • Yana Milev, A.O.B.B.M.E. – MICROTOPIC ENTERPRISE®, Katalog, Edition EIGEN + ART, Berlin, ISBN 3-929294-24-9
  • Deutschlandbilder. Katalog zur gleichen Ausstellung Martin-Gropius-Bau, Berlin, DuMont Verlag, ISBN 3-7701-3869-4
  • X mal documenta X. Über Kunst und Künstler der Gegenwart. Ein NachLesebuch zur 10. documenta, Bernhard Balkenhol, Heiner Georgsdorf (Hrsg.), Universität Gesamthochschule Kassel, ISBN 3-88122-963-9
  • Talk.Show. Die Kunst der Kommunikation, Ausstellungskatalog, Prestel Verlag, München, London, New York
  • Yana Milev – ResonanzArchitektur, Begleitkatalog zur Ausstellung, Leopold-Hoesch-Museum Düren, Peill Stiftung, Düren 2001, ISBN 3-925955-38-0
  • Rituale in der zeitgenössischen Kunst, Ausstellungskatalog, Akademie der Künste Berlin, ISBN 3-88331-073-5
  • Grauzone 8mm. Materialien zum autonomen Künstlerfilm in der DDR, Dieter Daniels, Jeannette Stoschek (Hrsg.), Materialband zur Ausstellung 40 jahrevideokunst.de:revision.ddr, Museum der bildenden Künste Leipzig mit DVD produziert vom Ludwig Boltzmann Institut Medien.Kunst.Forschung. Gefördert von der Kulturstiftung des Bundes, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2007, ISBN 978-3-7757-1955-1

Auszeichnungen

Weblinks und Quellen

Einzelnachweise

  1. [ http://www.hfg-karlsruhe.de/lehrende/lehrbeauftragte/dr-yana-milev-mfa.html Lehrauftrag an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe]
  2. [* http://www.hfg.edu/index.php/De:institut:fellows:ymilev Visiting Research Fellow am Forschungsinstitut der HfG Karlsruhe]
  3. [* Design2context, Dozentin/Projektleiterin]

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