Rittberg (Adelsgeschlecht)

Rittberg (Adelsgeschlecht)
Wappen der Grafen von Rittberg

Rittberg ist der Name eines ursprünglich westfälischen Adelsgeschlechts. Die Familie, deren Zweige zum Teil bis heute bestehen, gelangte später vor allem in Preußen, aber auch in Polen und Mecklenburg, zu Besitz und Ansehen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Herkunft

In älterer Literatur wird eine Abstammung der Familie von dem 1562 erloschenen Grafengeschlecht von Rietberg vermutet. Demnach soll der letzte Graf Johann von Rietberg in zweiter Ehe mit Maria von Sinzemann verheiratet gewesen sein. Deren Nachkommen, die sich von Rittberg nannten und in Preußen niederließen, führten wegen der nicht standesgemäßen Ehe eines regierenden Reichsgrafen mit einem Fräulein aus niederem Adel keinen Grafentitel.[1] [2]

Nach dem Genealogischen Handbuch des Adels erscheint das Geschlecht 1405 in Lippstadt mit Hermann von dem Redberge erstmals urkundlich.[3] Gobel Redberg erhielt 1651 das Bürgerrecht der Stadt Soest. Dessen Sohn Johann Rembert Rettberg (* 1654; † 1734) auf Sassendorf, Bürgermeister von Soest und königlich dänischer Hauptmann außer Dienst, erhielt am 1. Mai 1717 zu Berlin eine preußische Adelsanerkennung in Form einer Adelserneuerung.[4]

Ausbreitung und Persönlichkeiten

Johann Rembert Rettberg heiratete 1697 Helene Elisabeth von Münnich (* 1679; † 1734), die älteste Schwester des kaiserlich russischen Generalfeldmarschalls Burkhard Christoph von Münnich. Aus der Ehe kamen die drei Söhne Anton Günther Albrecht, Johann Dietrich Arnold und Johann Wilhelm Florens, die 1751 in den preußischen Grafenstand erhoben wurden. Anton Günther Albrecht Graf von Rettberg (* 1693), Herr auf Littschen, starb 1763 als königlich polnischer Generalmajor und Oberst der Krongarde. Er heiratete 1738 Dorothea Sophie von Bardeleben (* 1701; † 1765). Mit dem Tod ihres Sohnes Johann Burchard Theodor Graf Rittberg (* 1735), Herr auf Littschen sowie königlich polnischer Kammerherr und Oberst, am 26. Januar 1771 erlosch ihre Nachkommenschaft im Mannesstamm. Johann Dietrich Arnold Graf von Rittberg, Herr auf Vietzow und Wutzow in Pommern, wurde königlich preußischer Oberst. Er war in erster Ehe seit 1751 mit Wilhelmine Dorothea von Kunow (* 1729; † 1752) und in zweiter Ehe seit 1753 mit Auguste Freiin von Eickstedt aus dem Haus Rothenklempenow (* 1728; † 1784) verheiratet. Johann Wilhelm Florens Graf von Rittberg (* 1719) nahm 1756 als königlich preußischer Hauptmann seinen Abschied und starb 1791 ohne Nachkommen zu hinterlassen.[1]

Die heutigen Grafen von Rittberg sind alle Nachkommen des Grafen Johann Dietrich Arnold von Rittberg. Von seinen Söhnen konnten die drei Grafen Johann Wilhelm Ludwig, Georg Albrecht und Johann Wilhelm den Stamm fortsetzen. Johann Wilhelm Ludwig Graf von Rittberg (* 1752), Herr auf Sydow und Schönfeld in der Mittelmark, später auf Adamsdorf in der Neumark, war in zweiter Ehe seit 1790 mit Charlotte von Beeren (* 1760) verheiratet. Aus der Verbindung gingen mehrere Söhne hervor. Georg Albrecht Graf von Rittberg (* 1758) war königlich preußischer Hauptmann und Landschaftsrat der marienwerder Landschaft sowie Herr auf Stangenberg, Pirklitz, Balau, Linken und Rohdau in Westpreußen, wo die Familie bereits 1750 das Inkolat erhielt. Er heiratete in erster Ehe 1788 Anna Elisabeth Schack von Wittenau (* 1760; † 1793), aus der Heirich Graf von Rittberg entstammte und in zweiter Ehe, seit 1794, Henriette von Steinwehr (* 1772). Aus letzter kamen die Grafen Eduard und Benno. Ihr Onkel Johann Wilhelm Graf von Rittberg (* 1765), Herr auf Warbelow, starb als königlich schwedischer Hauptmann außer Dienst. Er heiratete 1794 Sophie von Güldner (* 1774) und hinterließ drei Söhne, die Grafen Ludwig Georg August, Ernst und Dietrich.[1]

Das gräfliche Haus blühte Mitte des 18. Jahrhunderts in drei Linien in der Mark Brandenburg, in Preußen und in Mecklenburg-Pommern. Letztere gelangte auch nach Schlesien. Aus der märkischen Linie kam August Graf von Rittberg (* 1790), königlich preußischer Major und Sohn des Grafen Johann Ludwig Wilhelm von Rittberg († 1831), königlich preußischer Hauptmann, aus der Ehe mit Caroline von Beeren aus dem Haus Sydow († 1832). Er heiratete 1821 Henriette von Netz (* 1796). Das Paar hatte neben fünf Töchtern die vier Söhne Ferdinand, Oscar, Benno und Alphons. Tochter Hedwig von Rittberg (* 1839; † 1896) wurde Krankenschwester und Gründerin des „Hilfsschwestern-Vereins“, der späteren DRK-Schwesternschaft Berlin. Von ihren Brüdern wurde Ferdinand Graf von Rittberg (* 1826) königlich preußischer Hauptmann und Alphons Graf von Rittberg (* 1835) Grundbesitzer zu Neusaatz in Ungarn. Aus seiner 1860 geschlossenen Ehe mit Mariette von Harisch stammte Sohn Duschan. Oscar Graf von Rittberg (* 1831), königlich preußischer Premierleutnant, heiratete 1859 Anna von Berge und hinterließ die Söhne Benno und Georg.[1]

Aus der preußischen Linie kam Heinrich Graf von Rittberg (* 1789; † 1866), Sohn des 1812 verstorbenen Grafen Georg Albrecht von Rittberg (* 1758) und dessen Frau Anna, geborene Schack von Wittenau (* 1760; † 1793). Er war königlich preußischer Landrat, Hauptmann und Generallandschaftsrat sowie Herr der Rittergüter Stangenberg, Balau und Höfchen im ehemaligen Landkreis Stuhm. Er heiratete 1816 Wilhemine "Minette" von Fritze (* 1791; † 1868). Das Paar hatte, neben zwei Töchtern, drei Söhne. Sohn Heinrich Graf von Rittberg (* 1823; † 1897) wurde königlich preußischer Landrat des Kreises Stuhm und heiratete 1859 Anna von Vegesack (* 1841; † 1887). Aus dieser Ehe gingen vier Söhne und sieben Töchter hervor. Die Brüder von Heinrich waren die Grafen Woldemar von Rittberg (* 1829), königlich preußischer Leutnant, und Oswald von Rittberg (* 1832; † 1908). Letzterer war ebenfalls königlich preußischer Leutnant und Landrat des ehemaligen Landkreises Ueckermünde sowie Herr auf Albrechtsdorf. Aus seiner 1858 geschlossenen Ehe mit Hedwig von Enckevort aus dem Haus Vogelsang (* 1839) kamen zwei Söhne.[1]

Aus der mecklenburgisch-pommerschen und später schlesischen Linie kam Graf Johann Wilhelm Ferdinand von Rittberg, Herr auf Warbelow in Mecklenburg, königlich schwedischer Hauptmann. Er heiratete 1794 Sophie von Güldner († 1852), Erbfrau auf Beselin und Fresendorf in Mecklenburg. Ihr Sohn Ludwig Graf von Rittberg (* 1797; † 1881) wurde königlich preußischer Wirklicher Geheimer Rat, erster Präsident des Appelationsgerichts zu Glogau sowie Kronsyndikus und Mitglied des preußischen Herrenhauses auf Lebenszeit. Er heiratete 1823 Auguste von Eickstedt-Peterswaldt (* 1803). Sie hinterließen zwei Töchter und zwei Söhne. Sohn Max Graf von Rittberg (* 1825) wurde königlich preußischer Hauptmann und Appelationsgerichtsrat zu Frankfurt an der Oder. Sein Bruder Graf Aurel von Rittberg (* 1827), Herr auf Würchitz, Karitsch und Pudel bei Glogau, war königlich preußischer Kammerherr und Hauptmann. Aus seiner 1858 geschlossenen Ehe mit Wilhelmine Freiin von Block-Bibran (* 1821), Erbfrau der Herrschaft Modlau bei Bunzlau in Schlesien, kam Max Graf von Rittberg (* 1861).
Die Brüder des Grafen Ludwig waren die Grafen Dietrich und Ernst. Dietrich Graf von Rittberg (* 1813) ließ sich in Mecklenburg nieder. Sein Bruder Ernst Graf von Rittberg (* 1807), Herr auf Ober- und Niederposchlitz im Landkreis Kreuzburg, wurde königlich preußischer Oberstleutnant. Er heiratete 1836 Adelheit von Dewitz (* 1816). Das Paar hatte neben sechs Töchtern vier Söhne, die Grafen Benno, Ernst, Carl und Leopold. Alle traten in königlich preußische Militärdienste.[1]

Standeserhebungen

Die Brüder Anton Günther Albrecht, Oberst der polnischen Garde zu Fuß, Johann Dietrich Arnold, königlich preußischer Oberstleutnant im Dragonerregiment von Alemann, und Johann Wilhelm Florens von Rittberg, königlich preußischer Leutnant im Infanterieregiment Fürst Anhalt von Dessau, erhielten am 4. September 1751 von König Friedrich II. durch Allerhöchste Kabinettsorder den preußischen Grafenstand. Das Diplom wurde am 30. Dezember 1751 zu Berlin ausgestellt.[2] [4]

Wappen

Das 1751 verliehene gräfliche Wappen ist geviert und belegt mit einem roten Mittelschild, darin ein goldener Adler (Wappen der ausgestorbenen Grafen von Rietberg). 1 und 4 in Silber ein halber goldgekrönter und bewehrter schwarzer Adler am Spalt, 2 und 3 in Blau drei (2:1) fünfstrahlige goldene Sterne. Das Wappen hat zwei Helme, auf dem rechten mit schwarz-silbernen Helmdecken der goldene Adler, auf dem linken mit rot-goldenen Helmdecken eine blaue und eine rote Straußenfeder.
Als Schildhalter zwei vorwärtssehende Geharnischte, die Helme mit vier roten Straußenfedern besteckt, in der Rechten bzw. Linken eine goldene Lanze haltend.[4]

Namensträger

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon, Band 6, Seite 517
  2. a b Neues preußisches Adelslexicon Band 4, Seite 116-118
  3. Stadtarchiv Lippstadt
  4. a b c Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XI, Band 122 der Gesamtreihe, Seite 438-439

Literatur

Weblinks


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