x-Wagen

x-Wagen
x-Wagen
Steuerwagen Bxf 796
Nummerierung: Steuerwagen 2. Kl.: Bxf 796
Mittelwagen 1./2. Kl.: ABx 791
Mittelwagen 2. Kl.: Bx 794
Anzahl: 118 x Bxf 796, 193 x Bx 794, 121 x ABx 791
Hersteller: MBB und DUEWAG
Baujahr(e): 1978–1998
Ausmusterung: seit 2009 (wenige)
Achsformel: 2'2'
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer: Steuerwagen: 25.260 mm
Mittelwagen: 24.500 mm
Höhe: Steuerwagen: 4.002 mm über SO
Mittelwagen: 3.852 mm über SO
Breite: 2.870 mm
Drehzapfenabstand: 17.500 mm
Drehgestellachsstand: 2.500 mm
Kleinster bef. Halbmesser: gekuppelt 150 m, ungekuppelt 80 m
Leermasse: Steuerwagen: 31.100 kg
Mittelwagen: 28.000 kg
Höchstgeschwindigkeit: 140 km/h
Laufraddurchmesser: 730 mm
Bremse: KE-Druckluftscheibenbremse
Zugsicherung: PZB I 60 R, System PZB 90
Zugheizung: elektrisch
Steuerung: zeitmultiplexe Wendezugsteuerung, frequenzmultiplexe Zugsteuerung
Sitzplätze: Bxf 796: 62
ABx 791: 32 (1.) + 48 (2.)
Bx 794: 80
Stehplätze: Bxf 796: 105
ABx 791: 104
Bx 794: 110
Fußbodenhöhe: 1.000 mm über SO
Niederfluranteil: 0 %

Bei x-Wagen handelt es sich um Personenwagen für S-Bahnen in Deutschland. Die Wagen sind in der Regel als feste Wendezüge zusammengestellt, die im Betrieb nicht getrennt, daher wie ein Triebzug behandelt werden. Ihre Einsatzgebiete sind die S-Bahn Nürnberg und die S-Bahn Rhein-Ruhr, kurzzeitig waren sie im Sommer 2002 auch bei der S-Bahn Berlin im Einsatz; seit Ende Juli 2009 ist dies erneut der Fall.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

x-Wagen in der S-Bahn-Lackierung der späten Bundesbahnzeit (ab 1987), am Düsseldorfer Hauptbahnhof
S-Bahn 1986 mit x-Wagen und Elektrolokomotive der DB-Baureihe 111

Die S-Bahn Rhein-Ruhr wurde 1967 zunächst mit lokbespannten Zügen, bestehend aus Silberlingen und Elektrolokomotiven der DB-Baureihe 141, eröffnet. Mitte der 1970er Jahre wurde der Betrieb dann auf Olympiatriebwagen der DB-Baureihe 420 umgestellt. Die Triebwagen befriedigten im Ruhrgebiet jedoch nicht vollends, insbesondere wurde der Komfort bemängelt; eigentlich waren die Züge auch nicht für die langen Abstände zwischen den Haltestellen auf den Strecken im Ruhrgebiet konstruiert worden. Zunächst dachte man über eine 420-Variante mit dem Arbeitstitel 422 nach, aber entschied sich letztlich doch für einen lokbespannten Zug.

Die Waggonhersteller DÜWAG und MBB bekamen 1978 von der Deutschen Bundesbahn den Auftrag, einen Wendezug Rhein-Ruhr zu entwickeln. Als Triebfahrzeug waren E-Loks der DB-Baureihe 111 vorgesehen. Ende des Jahres wurden bereits die ersten Prototypen der Zweite-Klassewagen Bx 794.0 und der Steuerwagen Bauart Bxf 796.0 zur Erprobung an die Bundesbahn übergeben. Die Erste/Zweite-Klasse-Wagen ABx 791.0 folgten Anfang 1979. Auffallend stark ähneln die x-Wagen den nie zur Ausführung gelangten Entwürfen für den 422 (alt), eine Variante des 420 mit antriebslosem Mittelwagen. Technisch dürften sich die x-Wagen auch sehr an den drei Jahre zuvor entwickelten LHB-Nahverkehrswagen orientieren, von denen u. a. Drehgestelle, viele Gestaltungselemente und Heizungs-/Lüftungskonzept übernommen wurden.

Im Jahre 1981 gingen die x-Wagen mit nur unwesentlichen Änderungen in die Serienfertigung und ersetzten die Baureihe 420 an der Ruhr. Die bis 1984 gebaute Serie umfasste je 59 ABx und Bxf sowie 97 Bx. Für Netzerweiterungen wurde 1989 eine zweite Serie aus je 13 ABx 791.2 und Bxf 796.2, sowie 19 Bx 794.2 beschafft. Diese Fahrzeuge wurden ab Werk im damals neuen DB-Farbschema für S-Bahnen lackiert und unterscheiden sich in Details von der vorhergehenden Serie. Für die neue S-Bahn Nürnberg wurde 1988 entschieden, ebenfalls x-Wagen, allerdings zusammen mit Loks der Baureihe 141, zu verwenden. Hierzu wurde 1991/92 eine Serie aus je 9 ABx 791.3 und Bxf 796.3, sowie 23 Bx 794.3 beschafft. Zuletzt wurden 1995 noch einmal x-Wagen für die S-Bahn Rhein-Ruhr gebaut. Es sind dies 19 ABx 791.4, 21 Bxf 796.4, sowie 30 Bx 794.4.[1] Danach fiel die Entscheidung, die Wagen in den nächsten Jahren durch neue Elektrotriebwagen zu ersetzen. Nachdem der Triebwagen Baureihe 423 im Ruhrgebiet nie in den ursprünglich beabsichtigten Stückzahlen zum Einsatz kam, werden verschlissene x-Wagen-Garnituren seit 2008 durch die aus der Baureihe 423 fortentwickelte Baureihe 422 ersetzt.

Baujahre ABx 791 Bx 794 Bxf 796 Bemerkung
1978-1979 3 4 3 Prototypen
1981-1984 59 97 59 1. Serie
1989 13 19 13 2. Serie
1991-1992 9 23 9 3. Serie für S-Bahn Nürnberg
1995 19 30 21 4. Serie

2011/2012 werden 48 Wagen, darunter 12 Steuerwagen, für die S-Bahn Nürnberg im Werk Nürnberg modernisiert. Sie erhalten neben einer neuen Lackierung innen und außen auch neue Sitzpolster, die Steuerwagen zusätzlich eine mobile Überfuhrrampe für Rollstühle.[2]

Konstruktion

Innenraum im Originalzustand
Fahrgastraum eines Steuerwagens der vierten Bauserie
Inneneinrichtung eines Bxf 796.1 nach der Modernisierung
In der vierten Bauserie kamen elektronische Anzeiger, GPS-gesteuerte Ansagespeicher und Notsprechstellen zum Einbau

Auf Grund der S-Bahn-Konzeption (hohe Beschleunigung und Bremsleistung) und zur Verringerung des Traktionsenergiebedarfs wurde Leichtbau gefordert. Der selbsttragende Wagenkasten besteht aus geschweißten Aluminium-Großstrangpreßprofilen (AlZn4,5Mg1 und AlMgSi0,7). Je Fahrzeugseite sind für schnellen Fahrgastwechsel drei breite, doppelte Schwenkschiebetüren vorhanden, welche sich bei den ersten drei Bauserien per Türgriff, bei der vierten Bauserie per Druckknopf öffnen lassen. Die Türschließung kann an jeder einzelnen Tür mittels Druckknopf sowie zentral für alle Türen von den Führerständen aus erfolgen. Durch Profilerweiterung im Türbereich und den stufenlosen Einstiegsbereich ist am 96 cm hohen S-Bahnsteig ein problemloses Ein- / Ausladen von Rollstühlen oder Kinderwagen ohne zusätzliche Hilfsmittel möglich. Jedoch handelt es sich dadurch bei den Wagen um Lademaßüberschreitungen, welche nur auf geeigneten und dafür abgenommenen Strecken verkehren dürfen.

Die Wärme- und Schallisolation erfolgt mit Bitumenemulsion und mehrlagigen PVC-Wellfolien auf dem Boden und an den Seitenwänden, Spritzkork auf Dach und Stirnwänden sowie in Polyesterfolie eingepackten Mineralwollmatten im Deckenraum. Die Fenster sind als Zweischeibenisolierverglasung mit Goldbedampfung ausgeführt, die Frontscheiben des Steuerwagens können elektrisch beheizt werden.

Die luftgefederten Drehgestelle werden über Zugstangen angelenkt und verfügen über eine Niveauregelung, so dass die Fußbodenhöhe unabhängig von der Belastung konstant bei 1000 mm über Schienenoberkante gehalten wird. Bei Druckverlust in den Luftfedern kann der Zug im Notbetrieb noch mit maximal 70 km/h bewegt werden. Jeder Radsatz verfügt über zwei Radbremsscheiben; ab der dritten Bauserie sind drei Bremsscheiben vorhanden, da die Bremsleistung der vorherigen Drehgestelle mit Rücksicht auf die sonst zu starke Erwärmung der Bremsscheiben recht gering war. Ein elektronischer Gleitschutz beugt der Flachstellenbildung bei schlechtem Reibwert vor.

Wie schon bei den LHB-Wagen erfolgt die Heizung über die zugeführte Frischluft, welche in einem Luftaufbereitungsgerät erwärmt und über Ausblasgitter unterhalb der Fenster dem Fahrgastraum zugeführt wird. In der warmen Jahreszeit dient die Anlage der Belüftung. Das Luftvolumen wird über den Besetzungsgrad gesteuert.

Die Energieversorgung erfolgt zentral über die 1000-V-Leitung durch die Lokomotive. Über Batterieladegeräte wird der 24-V-Stromkreis für Steuerung und Beleuchtung versorgt, welcher über eine Bleibatterie mit 24 V, 165 Ah gepuffert ist. Der Steuerwagen besitzt eine zweite Batterie dieser Kapazität für die Führerstandseinrichtungen.

Der Steuerwagen Bxf 796 besitzt einen DB-Einheitsführerstand (erstmals bei der Baureihe 111 verwendet und auch bekannt als „integrierter Führerraum“). Neu war die digitale zeitmultiplexe Wendezugsteuerung (ZWS) sowie die Steuerung und Überwachung von Zugfunktionen (Beleuchtung, Türen, Luftfedern) über die damals noch als „Zusatz-ZWS“ bezeichnete frequenzmultiple Zugsteuerung (FMZ) über die durchgehende UIC-Leitung des Zuges. Die in S-Bahn-Farben (orange Bauchbinde) lackierten 111er des Bahnbetriebswerks Düsseldorf waren dazu mit entsprechenden Steuergeräten ausgerüstet worden; gleiches geschah später mit einigen Nürnberger 141ern. Die ZWS wurde auch nach Umstellung der Traktion von den Baureihen 111 und 141 auf ehemalige Reichsbahn-Loks der Baureihe 143 beibehalten. Dazu wurden die 143 mit ZWS und FMZ nachgerüstet. Heute gehören ZWS und FMZ zum Standard bei modernen lokbespannten Wendezügen.

Letzter orange-grauer x-Wagen, auf dem Gelände des BW Krefeld abgestellt

Statt Abteilen besitzen die Wagen vier, der Steuerwagen drei Großräume mit Sitzen in Gegenüberanordnung und durchgehendem Mittelgang. Die Sitze waren bei den ersten drei Serien als kunstlederbezogene Sitzbänke ausgeführt, in der vierten Serie kamen vandalismusresistente Einzelsitze zum Einbau. Die Innenwände sind bei den ersten drei Serien in Orange-Tönen gehalten, bei der vierten Bauserie dominieren Pastellfarben bei Wandverkleidungen und Sitzbezügen. Die vierte Bauserie besaß ursprünglich Notsprecheinrichtungen in den Einstiegsbereichen, diese wurden jedoch später wieder zurückgebaut. Nutzbar waren sie ohnehin nur dann, wenn das führende Fahrzeug auch mit entsprechender Technik ausgerüstet ist, dazu mussten also serienreine Einheiten mit einer passenden 143 gekuppelnt werden. Zahlreiche Wagen der ersten drei Bauserien wurden inzwischen modernisiert. Dabei wurden die Sitze neu mit blau kariertem Stoff bezogen und alle Verkleidungen und Einrichtungselemente in hellgrauen Farben gestrichen. In einigen schon einige Jahre zuvor zu Innovationszügen umgebauten Garnituren wurden zudem elektronische Fahrgastinformationssysteme, Videoüberwachung, Laptop-Steckdosen und neue Sitze sowie eine neue Farbgestaltung im aktuellen DB-Medien-Stil verwirklicht.

Die ersten x-Wagen waren noch in der von der Baureihe 420 bekannten orange-grauen Farbgebung lackiert, ab der zweiten Serie kam das neue orange-weiße Farbschema zur Anwendung. Inzwischen sind alle noch eingesetzten Wagen im verkehrsrot des DB-Regionalverkehrs lackiert. Zahlreiche Wendezuggarnituren haben in letzter Zeit eine Lackauffrischung und -versiegelung erhalten und hinterlassen jetzt wieder einen wesentlich attraktiveren Eindruck.

Einsatz in anderen Gebieten

Berlin

S-Bahn Ersatzzug aus x-Wagen in Berlin Hauptbahnhof

Im Sommer 2002 kamen aufgrund umfangreicher Bauarbeiten auf der Berliner Stadtbahn aushilfsweise auch bei der S-Bahn Berlin x-Wagen zum Einsatz. Damals wurden die normalerweise von der Berliner S-Bahn benutzten Stromschienen-Gleise zwischen dem alten Lehrter Stadtbahnhof und dem neuen Berliner Hauptbahnhof verschwenkt, ein S-Bahn-Betrieb war damals nur auf den mit Oberleitung versehenen Fernbahngleisen möglich. Bei den betreffenden Zügen handelte es sich um Leihfahrzeuge aus Düsseldorf und Nürnberg, im Einsatz waren insgesamt vier Garnituren die (gemeinsam mit einem Doppelstockwagen-Zug) im 30-Minuten-Takt zwischen Berlin-Ostbahnhof und Berlin-Spandau pendelten (darüber hinaus teilweise auch bis Nauen). Die vier Garnituren bestanden aus jeweils fünf Mittelwagen (darunter teilweise auch deklassierte ABx-Wagen, da die Berliner S-Bahn keine 1. Klasse kennt) und einem Steuerwagen. Auch die in Berlin eingesetzten x-Wagen-Züge wurden mit Lokomotiven der Baureihe 143 bespannt (darunter teilweise auch in Cottbus beheimatete Maschinen). Zusätzlich zu den 24 planmäßig benötigten Wagen hielten sich damals außerdem vier Ersatzwagen in Berlin auf (darunter zwei Steuerwagen).

Am 11. Juli 2009 wurden erneut zwei Garnituren x-Wagen der S-Bahn Rhein-Ruhr nach Berlin überführt und in Lichtenberg betriebsbereit abgestellt. Derzeit besteht durch Einschränkungen bei der Baureihe 481 ein großer Fahrzeugmangel bei der S-Bahn Berlin, wodurch seit 20. Juli 2009 auf zahlreichen Strecken massive Einschränkungen im Fahrplanangebot bestehen. Für die zum Ausgleich eingerichteten S-Bahn-Ersatzverkehre kamen die x-Wagen auf der Relation Berlin Gesundbrunnen – Hennigsdorf (b Berlin) und teilweise auch auf der Relation Berlin Ostbahnhof – Potsdam Hauptbahnhof zum Einsatz.

Im Januar 2011 hatte sich die Fahrzeugsituation bei der S-Bahn Berlin erneut derart verschlechtert, dass der Einsatz von konventionellen Zügen unausweichlich wurde. Es wurden daher mehrere komplette x-Wagen-Wendezüge aus Düsseldorf überführt, die auf der Linie RB 13 Wustermark – Berlin-Spandau eingesetzt wurden und als S-Bahn-Ergänzungsverkehr mit Halt in Berlin-Jungfernheide weiter nach Berlin Hbf (tief) verkehrten.

Rhein-Ruhr-Projekt MELEZ

MELEZ.Liebes-Express in Essen Hauptbahnhof

Für das Festival der Kulturen (MELEZ), einer der Höhepunkte im Kulturhauptstadtjahr 2010, fuhren vom 3. Oktober bis zum 28. Oktober 2010 fünf x-Wagen zusammen mit 143 247-5 des Bw Düsseldorf der S-Bahn Rhein-Ruhr in einem neuen Design. Dabei erreichte er auf seinen Pendelfahrten zwischen Duisburg und Dortmund teilweise Strecken, auf denen heute kein planmäßiger Personenverkehr mehr angeboten wird. Um- und ausgebaut wurden die Wagen von Auszubildenden der Deutschen Bahn. Es war das erste Mal, dass das MELEZ-Festival, welches bereits zum fünften Mal im Ruhrgebiet stattfand, in einem Zug untergebracht wurde.

Weblinks

 Commons: X-Wagen der Deutschen Bahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Fahrzeuge der Nürnberger S-Bahn – Die x-Wagen
  2. eisenbahn-magazin 4/2011, S. 16

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