- Christen Democratisch Appèl
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Christlich-Demokratischer Aufruf Parteivorsitzender Ruth Peetoom Parteiführer Maxime Verhagen Fraktionsvorsitzender Zweite Kammer Sybrand van Haersma Buma Fraktionsvorsitzender Erste Kammer Jos Werner EP-Delegationsleiter Wim van de Camp Gründung 11. Oktober 1980 Sitze in der Ersten Kammer 11 Sitze in der Zweiten Kammer 21 Mitgliederzahl 67.592 EP-Fraktion EVP Europapartei EVP http://www.cda.nl Der Christen Democratisch Appèl (Christlich-Demokratischer Aufruf, CDA; wegen des niederländischen Geschlechtes von het Appèl eigentlich „das CDA“) ist eine christdemokratische Partei in den Niederlanden. Nach Bemühungen seit 1967 um eine verstärkte Zusammenarbeit dreier konfessioneller Parteien trat eine CDA-Liste erstmals bei den Parlamentswahlen 1977 an. Formell gegründet wurde der CDA am 11. Oktober 1980.
Seit 1977 hat die Mitte-Rechts-Partei mit Dries van Agt (1977-1982), Ruud Lubbers (1982-1994) und Jan Peter Balkenende (2002-2010) die längste Zeit die niederländischen Regierungen angeführt. Sie erlitt 2010 eine schwere Wahlniederlage und fiel mit 13,6 Prozent auf den vierten Platz zurück. Seitdem ist sie im Kabinett von Mark Rutte (VVD) Juniorpartner.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Zusammenschluss und Zeit von Van Agt und Lubbers
Der CDA ging aus dem Zusammenschluss zweier protestantischer und einer katholischen Partei hervor, die ursprünglich die drei großen christlichen Parteien des Landes waren. Sie regierten häufig gemeinsam und stellten seit 1918 meist den Ministerpräsidenten. Es handelte sich um:
- die Anti-Revolutionaire Partij (Anti-Revolutionäre Partei, ARP) von 1879, sie vertrat die strengreligiösen Calvinisten und hatte einen eher demokratisch-volkstümlichen Charakter; sie war aus der Auffassung heraus entstanden, dass der Calvinismus in seiner reinen Form nicht mehr weiterhin das ganze Land prägen könnte, sondern in einer eigenen Subkultur zu pflegen sei;
- die Christelijk-Historische Unie (Christlich-Historische Union, CHU) von 1908 war religiös weniger radikal und sprach als eher klassische Honoratiorenpartei mehr die Oberschicht an;
- die katholische Katholieke Volkspartij (Katholische Volkspartei, KVP) von 1945. Sie war von den dreien die weitaus größte und konkurrierte mit den Sozialdemokraten um die größte Kammerfraktion.
Neben diesen drei Parteien gab und gibt es weitere christliche Parteien, in jüngerer Zeit ChristenUnie und Staatkundig Gereformeerde Partij.
Als Architekt des Zusammenschlusses gilt Piet Steenkamp. Überlegungen eines Zusammenschlusses der drei Parteien gab es aber schon seit 1967 und wurden innerhalb einer parteiübergreifenden Arbeitsgruppe (Groep van Achttien) geführt.
Dabei war der wichtigste Diskussionspunkt die Definition des Begriffs Christliche Politik. Diese Gespräche führten zunächst zu einem gemeinsamen Wahlprogramm der drei Parteien im Jahre 1971, gefolgt von einem Grundsatzprogramm für den künftigen CDA im Jahre 1972. Im Jahre 1973 fand der erste Parteikongress des künftigen CDA statt, bei den Wahlen zur Zweiten Kammer des Parlaments (Tweede Kamer der Staten-Generaal) im Jahre 1977 trat man erstmals mit einer gemeinsamen Liste an. Formal vollzogen wurde der Zusammenschluss schließlich auf einem Sonderparteitag im Oktober 1980, auf welchem Steenkamp auch zum Ehrenvorsitzenden des CDA berufen wurde.
Seit 1977 stellte der CDA unter den Ministerpräsidenten Dries van Agt und Ruud Lubbers zusammen mit verschiedenen Koalitionspartnern die Regierung. Die Epoche Lubbers endete 1994 mit einer großen Wahlniederlage; Grund dafür waren unter anderem die Streitigkeiten zwischen Lubbers und seinem designierten Nachfolger Elco Brinkman.
Oppositionszeit 1994-2002 und Balkenende-Kabinette
Zwischen 1994 und 2002 war der CDA die größte Oppositionsfraktion während der Amtszeit des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Wim Kok. 2001 wechselte der Fraktionsvorsitz von Jaap de Hoop Scheffer zu Jan Peter Balkenende. Bei den Wahlen vom 15. Mai 2002 wurde der CDA wieder die stärkste Partei in der Zweiten Kammer und stellte unter Ministerpräsident Balkenende zusammen mit verschiedenen Koalitionspartnern die Regierung, zunächst zusammen mit der VVD und der LPF, nach den vorgezogenen Neuwahlen vom 22. Januar 2003 mit der VVD und D66. Nachdem D66 2006 die Koalition unter anderem wegen der VVD-Ministerin Rita Verdonk verlassen hatte, kam es zu Neuwahlen. Sie kam bei einem Verlust von drei Sitzen auf 41 der 150 Sitze in der Zweiten Kammer des Parlaments. Damit blieb die Partei aber unter den Umfrageergebnissen.
Anfang 2007 führte Balkenende mit sozialdemokratischer Partij van de Arbeid und streng-protestantischer ChristenUnie die Regierungsgeschäfte fort. Diese Koalition zerbrach im Februar 2010 an der Frage einer Verlängerung des Afghanistaneinsatzes.
Beteiligung am Kabinett Rutte seit 2010
Wegen der großen Verlusten bei den Parlamentswahlen am 9. Juni 2010 (minus 12,9 Prozent, auf 13,6 Prozent Stimmenanteil) trat Parteiführer Balkenende noch am Wahlabend zurück. Die Führung übernahm Maxime Verhagen, der dann auch die Fraktion leitete. Verhagen beantwortet die Frage, ob er politischer Führer sei, mit der Feststellung, dass der CDA nur einen Spitzenkandidaten für die Kammerwahl ernenne und keinen permanenten politischen Führer wie andere Parteien habe.
Seit dem 14. Oktober 2010 befindet der CDA sich mit der rechtsliberalen VVD in einer Koalition. Mark Rutte von der VVD wurde erster Ministerpräsident seiner Partei, der CDA war erstmals als Juniorpartner in einer Koalition vertreten. Verhagen wurde Außenminister. Parlamentarisch unterstützt wird das Kabinett von der rechtspopulistischen PVV von Geert Wilders. Dies wurde innerhalb des CDA heftig diskutiert; wegen der äußert knappen Mehrheitsverhältnisse hätte das Ausscheren von nur zwei Kammerangehörigen bereits die Koalition in Schwierigkeiten gebracht.
Wiederholt kam es zu Konflikten zwischen der immigrationsfeindlichen Haltung von Geert Wilders einerseits und christlich-sozialen Christdemokraten andererseits. Den CDA-Kongress vom Oktober 2011 überschattete die Frage, ob das Kabinett mit dem CDA-Minister für Fremdenpolitik einen bestimmten minderjährigen Asylanten abschieben dürfe oder nicht. Der Kongress blieb ohne Entscheidung. Am Tag darauf meldete das Umfragebüro von Maurice de Hond, dass bei Neuwahlen die Partei nur noch auf elf Kammersitze käme, rund sieben Prozent der Wählerstimmen.[1]
Gedankengut und Position im politischen Spektrum
Der CDA nennt auf seiner Website als Ausgangspunkte öffentliche Gerechtigkeit, geteilte Verantwortlichkeit, Solidarität sowie rentmeesterschap.[2] Mit letzterem Begriff spielt die Partei auf den Verwalter einer Immobilie an, die ihm nicht gehört; gemeint ist das Weitergeben der Erde an die kommenden Generationen, Nachhaltigkeit. Eine christliche Überzeugung ist für die Partei nur eine von mehreren möglichen Inspirationsquellen.
Die CDA-Wähler von 2010 nannten im September des Jahres als diejenigen Parteien, die sie ungern in der Regierung sähen: PvdA 47, Groen Links 41, D66 28, PVV und SP je 20 Prozent. Umgekehrt sahen am wenigsten die Wähler der SP (53 Prozent) den CDA gern in der Regierung. Die größte Zuneigung zueinander zeigten die Wähler von CDA und VVD.[3]
Organisation
Bei der Fusion 1980 hatte die Partei rund 150.000 Mitglieder. Seitdem sank die Mitgliederanzahl beinahe kontinuierlich von Jahr zu Jahr. Von 1994 auf 1995, nach dem ersten Verlust der Regierungsmacht, fiel die Partei relativ ruckartig von 107.000 auf 100.000 Mitglieder. Die Regierungsübernahme unter Balkenende ließ die Anzahl leicht von 78.000 (2002) auf 79.000 (2003) steigen. 2011 zählte der CDA noch 65.905 Mitglieder. Dennoch ist der CDA immer noch die größte politische Mitgliederorganisation in den Niederlanden.[4]
Der Sitz des CDA ist in Den Haag. Innerhalb des CDA bestehen mehrere Organisationen, denen prinzipielle Selbständigkeit zugestanden wird:
- Wetenschappelijk Instituut voor het CDA (wissenschaftliches Institut)
- CDA-bestuurdersvereniging (BSV) (BSV, Unternehmerorganisation)
- CDA-Vrouwenberaad (CDAV, Frauenorganisation)
- CDJA (Jugendorganisation)
- CDA Stichting voor internationale solidariteit
- Steenkampinstituut (Stichting Kader- en Vormingswerk CDA), Ausbildungszentrum
Sitze in der Zweiten Kammer
(Gesamtsitze: 150)
- 1956 - 77 Sitze (KVP 49, ARP 15, CHU 13)
- 1959 - 75 Sitze (KVP 49, ARP 14, CHU 12)
- 1963 - 76 Sitze (KVP 50, ARP 13, CHU 13)
- 1967 - 69 Sitze (KVP 42, ARP 15, CHU 12)
- 1971 - 58 Sitze (KVP 35, ARP 13, CHU 10)
- 1972 - 48 Sitze (KVP 27, ARP 14, CHU 7)
- 1977 - 49 Sitze
- 1981 - 48 Sitze
- 1982 - 45 Sitze
- 1986 - 54 Sitze
- 1989 - 54 Sitze
- 1994 - 34 Sitze
- 1998 - 29 Sitze
- 2002 - 43 Sitze
- 2003 - 44 Sitze
- 2006 - 41 Sitze
- 2010 - 21 Sitze
Fraktionsvorsitzende des CDA in der Zweiten Kammer
- Willem Aantjes 1977-1978
- Ruud Lubbers 1978-1982
- Bert de Vries 1982-1989
- Elco Brinkman 1989-1994
- Enneüs Heerma 1994-1997
- Jaap de Hoop Scheffer 1997-2001
- Jan Peter Balkenende 2001-2002
- Maxime Verhagen 2002-2007
- Pieter van Geel 2007-2010
- Maxime Verhagen 2010
- Sybrand van Haersma Buma 2010-
Weblinks
Commons: Christen Democratisch Appèl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Offizielle Website (ndl.)
Belege
- ↑ Volkskrant: CDA zakt naar 11 zetels, laagste ooit, Abruf am 30. Oktober 2011.
- ↑ CDA.nl: Waar staan we voor, Abruf am 13. September 2010.
- ↑ Peil.nl (mit Anmeldung), Nieuw Haags Peil 12 September 2010, Abgerufen am 13. September 2010.
- ↑ RUG, DNPP: CDA, Abruf am 30. Oktober 2011.
Mitgliedsparteien der Europäischen VolksparteiCentre Démocrate Humaniste (Belgien) | Christen-Democratisch en Vlaams (Belgien) | Bulgarische Agrarische Volksunion (Bulgarien) | Demokraten für ein starkes Bulgarien (Bulgarien) | Demokratische Partei (Bulgarien) | GERB (Bulgarien) | Union der Demokratischen Kräfte (Bulgarien) | Kristendemokraterne (Dänemark) | Det Konservative Folkeparti (Dänemark) | Christlich Demokratische Union (Deutschland) | Christlich-Soziale Union in Bayern (Deutschland) | Isamaa ja Res Publica Liit (Estland) | Kansallinen Kokoomus-Samlingspartiet (Finnland) | Union pour un mouvement populaire (Frankreich) | Nea Dimokratia (Griechenland) | Fine Gael (Irland) | Unione dei Democratici Cristiani e Democratici di Centro (Italien) | Popolari-Unione Democratici per l’Europa (Italien) | Popolo della Libertà (Italien) | Südtiroler Volkspartei (Italien) | Jaunais Laiks (Lettland) | Pilsoniskā Savienība (Lettland) | Tėvynės Sąjunga – Lietuvos krikščionys demokratai (Litauen) | Chrëschtlech Sozial Vollekspartei (Luxemburg) | Partit Nazzjonalista (Malta) | Christen Democratisch Appèl (Niederlande) | Österreichische Volkspartei (Österreich) | Platforma Obywatelska (Polen) | Polskie Stronnictwo Ludowe (Polen) | Centro Democrático e Social - Partido Popular (Portugal) | Partido Social Democrata (Portugal) | Demokratische Union der Ungarn in Rumänien (Rumänien) | Partidul Democrat Liberal (Rumänien) | Partidul Național Țărănesc Creștin Democrat (Rumänien) | Kristdemokraterna (Schweden) | Moderata samlingspartiet (Schweden) | Slowakische Demokratische und Christliche Union – Demokratische Partei (Slowakei) | Partei der ungarischen Koalition (Slowakei) | Kresťanskodemokratické hnutie (Slowakei) | Slowenische Demokratische Partei (Slowenien) | Slovenska Ljudska Stranka (Slowenien) | Partido Popular (Spanien) | Unió Democràtica de Catalunya (Spanien) | Křesťanská a demokratická unie – Československá strana lidová (Tschechien) | Fidesz (Ungarn) | Dimokratikos Synagermos (Zypern)
Assoziierte Parteien:
Hrvatska demokratska zajednica (Kroatien) | Hrvatska seljačka stranka (Kroatien) | Høyre (Norwegen) | Christlichdemokratische Volkspartei (Schweiz) | Demokratska stranka Srbije (Serbien); | G17 Plus (Serbien)
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