Wolfgang Stock (Journalist)

Wolfgang Stock (Journalist)

Wolfgang Stock (* 5. Juli 1959 in Hannover[1]) ist ein deutscher Journalist, Autor, Hochschullehrer und geschäftsführender Gesellschafter der Beratungsagentur für Öffentlichkeitsarbeit der Convincet GmbH.

Inhaltsverzeichnis

Beruflicher Werdegang

Wolfgang Stock studierte Geschichte und Politische Wissenschaften an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg[2] und wurde 1991 mit einer Arbeit über die deutsche Europapolitik an der Universität Oxford promoviert.[3][2] Er absolvierte zudem das „Advanced Management Program“ der IESE Business School in Barcelona.[2]

In den 1980er Jahren begann er seine journalistische Tätigkeit als freier Korrespondent für verschiedene Tageszeitungen in den damaligen Ostblockstaaten, für Die Welt berichtete er während der Zeit des Kriegsrechts aus Polen. Er knüpfte enge Kontakte zu oppositionellen Intellektuellen in der DDR, der polnischen Gewerkschaft Solidarność und der Charta 77 in der Tschechoslowakei. Als Mitarbeiter des Abgeordneten im Europäischen Parlament Otto von Habsburg (CSU) redigierte er die Paneuropa-Zeitschrift. Gleichzeitig engagierte er sich in der Paneuropa-Jugend. Als Organisator und Fahrer für Hilfsgüter der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte unterstützte er Mitte der 1980er Jerzy Popiełuszko in dessen Bemühungen um die Versorgung der Familien der polnischen Opposition.[4][5] Er war der erste Westeuropäer, der nach der Verhängung des Kriegsrechts am 13. Dezember 1981 Hilfsgüter zur Unterstützung der Solidarność nach Danzig brachte.[6] 1985 wurde ihm die Einreise in die DDR verboten. Von 1988 bis 1996 für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) tätig, berichtete er 1990 über die ersten freien Wahlen in der DDR. Ab 1991 war er politischer Korrespondent der FAZ in Bonn. Von 1996 bis 1998 war er leitender Redakteur der Berliner Zeitung, von 1998 bis 2001 politischer Korrespondent des Focus in Bonn und Berlin. 2000 publizierte er die erste Biographie über Angela Merkel. Von 2001 bis 2003 war er Leiter des Ressorts Politik und geschäftsführender Redakteur der Welt am Sonntag.

Stock war von 2001 bis 2009 Professor und Fachleiter für Journalistik an der Gustav-Siewerth-Akademie.[7] An der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) ist er heute Dozent für Journalistik.[8] In den Jahren 2004 und 2005 war er für zwei Semester Vertreter der Professur für Fachjournalistik-Geschichte an der Justus-Liebig-Universität Gießen.[9]

2004 arbeitete er für das Medienforschungsinstitut Medientenor,[7] das unter anderem von Michael Haller der „Datenmanipulation“ beschuldigt und darin gerichtlich bestätigt wurde oder von der Redaktion des NDR-Magazins Zapp dafür kritisiert wurde, dass es „Daten falsch erhob, um damit in vielen Zeitungen abstruse Behauptungen gegen die Nachrichtensendungen von ARD und ZDF zu erheben“ (siehe ausführlicher den Abschnitt „Kritik“ im Artikel zu Media Tenor).[10]

Seit 2005 ist Stock geschäftsführender Gesellschafter der Beratungsagentur für Öffentlichkeitsarbeit Convincet GmbH (früher RCC Public Affairs), die unter anderem den Video-Podcast der Bundeskanzlerin Angela Merkel initiiert und acht Folgen lang produziert hat.[7][11][12] Diese Firma ist laut Stock "spezialisiert auf Krisenkommunikation und Kommunikationsstrategien im iPad-Zeitalter".[13] Convincet-Partnerbüro gibt es in London, geleitet von Jill Cochrane, und in Zürich, geleitet von Hanning Kempe.

Stock ist Oberstleutnant der Reserve beim Kreisverbindungskommando Frankfurt (Oder) der Bundeswehr und Geschäftsführer von Pro Bürgergeld e.V., der das Konzept eines „solidarischen Bürgergeldes“ mit einer PR-Kampagne unterstützt.[14][7]

Er ist Vorstandsmitglied des Christlichen Medienverbunds KEP.[7] Stock ist ferner Vorsitzender des Brüsewitz-Zentrums, sowie dessen Trägervereins, des Christlich-Paneuropäischen Studienwerkes. Er gehört der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche an.[15] Beim Kongress der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge 2009 in Marburg war er Mitarbeiter der Pressestelle und unterschrieb auch die Marburger Erklärung „Für Freiheit und Selbstbestimmung – gegen totalitäre Bestrebungen der Lesben- und Schwulenverbände“, nach der „Veränderung einer homosexuellen Neigung“ als möglich dargestellt wird und „Menschen, die unter ihrer sexuellen Orientierung leiden und therapeutische Hilfe suchen“, eine Therapie anzubieten sei.

Stock reichte im Oktober 2009 die einzige erfolgreiche Programmbeschwerde in der zehnten Amtsperiode des WDR-Rundfunkrates ein, und zwar gegen einen Film des Journalisten Klaus Martens mit dem Titel „Heilung unerwünscht“, der von einer Neurodermitis-Salbe handelte.[16] Im Mai 2010 stellte der (zwischenzeitlich elfte) Rundfunkrat des WDR unter Leitung von Ruth Hieronymi fest, der Film verletze das Gebot der journalistischen Fairness durch eine sehr vereinfachte und einseitige Darstellung[16] und gab somit Stocks Beschwerde statt. Infolgedessen wurden die „Grundsätze für die investigative Berichterstattung“ für alle Programmgruppen des WDR überarbeitet.[17]

In Woltersdorf (bei Berlin) wurde Stock im Rahmen der Kommunalwahlen in Brandenburg 2008 in die Gemeindevertretung gewählt und war auch zeitweise Vorsitzender des Hauptausschusses. Im Mai 2011 gab er überraschend seinen Rücktritt bekannt und begründete das mit Zeitproblemen. Seit Juni 2010 ist er Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Woltersdorf[18][19], seit 1998 ist er ehrenamtlicher Geschäftsführer der christlichen Kindertagesstätte in Woltersdorf.

Wiki-Watch

Zusammen mit dem Juristen und Hochschullehrer Johannes Weberling betreibt Stock seit 2010 das Projekt Wiki-Watch[20][21] im Namen der Arbeitsstelle im Studien- und Forschungsschwerpunkt „Medienrecht“ der Juristischen Fakultät der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder). Im Rahmen dieses Projektes werden statistische Editierdaten nach von den Betreibern vorgegebenen Kriterien automatisch bewertet. Nach ihren Angaben soll auf diese Weise eine Bewertung der Zuverlässigkeit von Wikipediaartikeln möglich sein.[22][23][24] Unabhängige Untersuchungen über die Zuverlässigkeit dieser von Wiki-Watch vorgenommenen Bewertungen liegen bislang nicht vor.

Ein im Juli 2011 erschienener Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung,[25] beschrieb einen mutmaßlichen Interessenkonflikt zwischen Stocks Arbeit für Wiki-Watch und der PR-Tätigkeit seiner Agentur Convincet für den Pharmakonzern Sanofi-Aventis. Weberling und Stock kündigten juristische Schritte gegen die Zeitung an.[26] Der Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, Wolff Heintschel von Heinegg, drohte indirekt mit dem Aus für Wiki-Watch, sollten sich die Vorwürfe gegen Stock bewahrheiten.[27][28] Stock arbeitet nach Recherchen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel seit Juli 2009 als Kommunikationsberater für den Pharmakonzern Sanofi-Aventis. Nach eigener Aussage hatte er Wikipediaartikel zu gesundheitspolitischen Themen und Arzneistoffen aus Interesse und persönlicher Betroffenheit und nicht gegen Bezahlung bearbeitet.[29][30][31][28] In Folge der Medienkritik verzichtete Stock auf die Zugriffsrechte der Internetplattform Wiki-Watch, die verlagert werden soll. In einer Presseerklärung ließ die Europa-Universität Viadrina verlautbaren, die gegenüber der Arbeitsstelle Wiki-Watch an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und ihren Mitarbeitern Wolfgang Stock, Maximilian Kall und Johannes Weberling erhobenen Vorwürfe seien nachweislich falsch.[32]

Ehrungen

Wolfgang Stock (rechts) mit Bronisław Komorowski bei der Verleihung der Dankbarkeitsmedaille der Solidarność, im Hintergrund Norbert Lammert

Wolfgang Stock erhielt als Vertreter der damaligen Polenhilfe der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte am 3. September 2010 im Reichstagsgebäude in Berlin die Dankbarkeitsmedaille des Europäischen Zentrums der Solidarność. Überreicht wurde ihm die Medaille durch den polnischen Staatspräsidenten Bronisław Komorowski für seine Unterstützung der Solidarność in Danzig unter anderem mit Druckmaschinen und durch Schmuggeln von Tagesliteratur von Deutschland nach Polen sowie politischer, regimekritischer Literatur von Polen nach Deutschland.[33]

Sonstiges

Stock hat fünf Kinder mit seiner Ehefrau[34][35] und lebt in Woltersdorf (bei Berlin).[18]

Publikationen

Einzelnachweise

  1. Rückblick. kommunikationskongress 2010, archiviert vom Original am 8. Oktober 2010, abgerufen am 8. Oktober 2010.
  2. a b c Prof. Dr. Wolfgang Stock. Justus-Liebig-Universität Gießen, 10. September 2005, archiviert vom Original am 7. Oktober 2010, abgerufen am 7. Oktober 2010.
  3. Wolfgang Stock: The impact of the federal provisions in the Basic Law on the political discretion of the German government in the decision-making of the European Community. Thesis (D.Phil.), University of Oxford, Oxford 1991, Bodleian LCN 11268865. (Im GVK auch als E-Book: GRIN Verlag, 2005, ISBN 978-3-638-39476-5.)
  4. Gerhard Gnauck: Ein Märtyrer des 20. Jahrhunderts - Polens Pfarrer Popieluszko wird seliggesprochen. in: Die Welt vom 5. Juni 2010, Seite 7 (Auch online).
  5. IGFM-Zeitschrift Menschenrechte, 1/1984, S. 16-18.
  6. Polen / IGFM: Polnischer Staatspräsident ehrt deutsche Menschenrechtler für Unterstützung im Kampf für Freiheit. IGFM, 3. September 2010, archiviert vom Original am 3. September 2010, abgerufen am 3. September 2010 (deutsch): „Nach Angaben von Solidarnosc-Vertretern war der Organisator der IGFM-Hilfskonvois Wolfgang Stock der erste Westeuropäer in Danzig nach der Verhängung des Kriegsrechtes.“
  7. a b c d e Convincet: Biographie von Wolfgang Stock. Archiviert vom Original am 20. Januar 2011, abgerufen am 20. Januar 2011 (PDF, 33 kB).
  8. Europa-Universität Viadrina: Dozenten. Abgerufen am 23. April 2010.
  9. Verband_Evangelischer_Bekenntnisschulen: Professor Wolfgang Stock. Abgerufen am 23. April 2010.
  10. Vgl. z.B. [1], [2], [3], [4].
  11. heise online: Merkels Video-Podcast kostet 6500 Euro pro Ausgabe. 16. Juni 2006, abgerufen am 23. April 2010.
  12. Christoph Schwennicke: Realer Ärger um die virtuelle Kanzlerin, Merkel-Podcast, SZ vom 9. August 2006.
  13. Vgl. z.B. [5]
  14. Kontakt. Abgerufen am 24. Mai 2010.
  15. Prof. Dr. Wolfgang Stock: Kirche fehlt in der quoten-bringenden TV-Unterhaltung - Interview mit Prof. Dr. Wolfgang Stock. In: Ausgabe 02/2006. 2006, archiviert vom Original am 23. April 2010, abgerufen am 23. April 2010 (PDF).
  16. a b Ann-Christin Sievers: Beim WDR geht es rund - Die seltsame Geschichte einer Programmbeschwerde, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 21. Mai 2010, Feuilleton S. 37.
  17. WDR-Rundfunkrat: Pressemitteilung vom 20.05.2010 - WDR-Rundfunkrat entscheidet über Programmbeschwerden gegen „Heilung unerwünscht“ und „Hart aber fair". 20. Mai 2010, archiviert vom Original am 20. Mai 2011, abgerufen am 20. Mai 2011.
  18. a b CDU Woltersdorf mit neuem Vorsitzenden: Wolfgang Stock einstimmig ins Amt gewählt. Märkische Oderzeitung vom 29. Juni 2010, Seite 16 (Spree Jounral).
  19. CDU-Woltersdorf mit neuem Vorsitzenden, Mitteilung der CDU vom 15. Juni 2010
  20. Wiki-Watch. Abgerufen am 25. Oktober 2010.
  21. FAZ: Externe Aufpasser wollen Wikipedia verbessern, 13. Januar 2011
  22. Ernst Corinth: Netzgeflüster: Einblicke ins Wiki. In: Hannoversche Allgemeine vom 4. November 2010, S. 23.
  23. Torsten Kleinz; Jo Bager: Wikipedia-Admins: männlich, gebildet und genervt. Archiviert vom Original am 25. Oktober 2010, abgerufen am 25. Oktober 2010.
  24. Miriam Hollstein: Undurchschaubare Wissensmacht. In: Welt am Sonntag. 31. Oktober 2010, S. 4.
  25. Jörg Wittkewitz: Hier prüft der Staatsbürger das Insulin noch persönlich. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Nr. 151, 2011, S. 42.
  26. Zum Artikel „Hier prüft der Bürger das Insulin noch persönlich. In: ''Frankfurter Allgemeine Zeitung. 2. Juli 2011, abgerufen am 4. Juli 2011.
  27. Zielkonflikt: Wikipedia-Autor arbeitet für Sanofi-Aventis. In: Spiegel online. 10. Juli 2011, abgerufen am 11. Juli 2011.
  28. a b Markus Grill: Wiki-Watch-Gründer gerät in Erklärungsnot. In: Spiegel Online. 15. Juli 2011, abgerufen am 15. Juli 2011.
  29. Markus Grill: Wir bleiben im Hintergrund. In: Der Spiegel. Nr. 28, 2011, S. 74-76
  30. Zielkonflikt: Wikipedia-Autor arbeitet für Sanofi-Aventis. In: Spiegel online. 10. Juli 2011, abgerufen am 11. Juli 2011.
  31. Jörg Wittkewitz: Kritik an Wiki-Watch: Schon Großmutter war zuckerkrank. In: FAZ online. 11. Juli 2011, abgerufen am 11. Juli 2011.
  32. europa-uni.de Medieninformation Nr. 129-2011 vom 7. September 20: wiki-Watch organisiert sich neu
  33. js: Polnische Dankbarkeitsmedaille für KEP-Vorstand Wolfgang Stock. In: Medienmagazin pro. 3. September 2010, archiviert vom Original am 3. September 2010, abgerufen am 3. September 2010 (deutsch).
    ktu,amk//kdj: Komorowski z Merkel o umocnieniu współpracy. In: tvn24. 3. September 2010, archiviert vom Original am 3. September 2010, abgerufen am 3. September 2010 (polnisch): „Wolfgang Stock, który dostarczał gdańskim opozycjonistom powielacze do drukowania podziemnych wydawnictw.“; Gerald Praschl: Polen sagt Danke an elf Deutsche. In: SUPERillu. Burda, 3. September 2010, archiviert vom Original am 3. September 2010, abgerufen am 3. September 2010 (deutsch).
  34. Brüsewitz-Zentrum: Prof. Dr. Wolfgang Stock. Abgerufen am 23. April 2010.
  35. Internet Archive: Prof. Dr. Wolfgang Stock. Abgerufen am 15. Juli 2011.

Weblinks

 Commons: Wolfgang Stock – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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