- Woltersdorf (bei Berlin)
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Wappen Deutschlandkarte 52.44777777777813.75722222222250Koordinaten: 52° 27′ N, 13° 45′ OBasisdaten Bundesland: Brandenburg Landkreis: Oder-Spree Höhe: 50 m ü. NN Fläche: 9,12 km² Einwohner: 7.802 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 855 Einwohner je km² Postleitzahl: 15569 Vorwahl: 03362 Kfz-Kennzeichen: LOS Gemeindeschlüssel: 12 0 67 544 LOCODE: DE WTF Adresse der
Gemeindeverwaltung:Rudolf-Breitscheid-Str. 23
15569 WoltersdorfWebpräsenz: Bürgermeister: Dr. Rainer Vogel (Bündnis 90/Grüne) Lage der Gemeinde Woltersdorf im Landkreis Oder-Spree Woltersdorf ist eine amtsfreie Gemeinde im Landkreis Oder-Spree in Brandenburg. Zur Unterscheidung von anderen Gemeinden gleichen Namens wird oft der Zusatz „an der Schleuse“, „bei Berlin“ oder „bei Erkner“ verwendet. Sie ist die kleinste Kommune Deutschlands mit eigener Straßenbahn.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Die Gemeinde liegt am Flakensee, Kalksee und Bauernsee, zwischen Schöneiche bei Berlin, dem Berliner Stadtwald und Erkner, mit vielen Geschäften im Ortskern. Von seiner touristischen Bedeutung abgesehen ist der Ort vor allem wegen seines „einzigartigen Bildungskonzeptes“ bekannt.[2] Zu Woltersdorf gehören die Gemeindeteile Schönblick, Springeberg und Stolp.
Nachbargemeinden
Woltersdorf grenzt (im Uhrzeigersinn, von Norden beginnend) an Rüdersdorf, Erkner, Berlin und Schöneiche.
Geschichte
- Um 1240 besiedelten 14 Bauernfamilien das Angerdorf auf einer Anhöhe, auf der heute Kirche, Rathaus und alte Schule stehen, welche noch heute den Ortskern bilden. Die ursprünglichen Bewohner waren Schiffer und Bauern.
- 1319 wurde Woltersdorf erstmal urkundlich als Waltersdorf slawika. Waltersdorf bedeutet so viel wie „das Dorf von Walter“.
- 1375 wurde Woltersdorf erstmals im Landbuch Karls IV. erwähnt und musste mit Rahnsdorf Abgaben an die markgräfliche Burg von Köpenick leisten.
- 1487 erwarb Berlin Woltersdorf als Kämmereidorf.
- 1550 wurde eine Schleuse zwischen dem Flakensee und dem Kalksee errichtet.
- 1555 wurde die erste Kirche in Woltersdorf errichtet.
- 1618–1648 wurde der Ort stark verwüstet (Dreißigjähriger Krieg) und war zeitweise unbewohnt.
- Um 1886 wurde ein Aussichtsturm auf den Kranichsbergen gebaut. Seitdem hat man aus einer Höhe von 105 m einen malerischen Ausblick und kann bei klarer Sicht auch den Berliner Fernsehturm sehen. Im Turminneren ist heute eine Ausstellung zu finden Als Woltersdorf noch Hollywood war, die an die 1920er-Jahre erinnert, als Joe May in Woltersdorf am Kalksee so berühmte Filme wie Das indische Grabmal (1920), Herrin der Welt (1919) und später Der Tiger von Eschnapur drehte. Auch heute sind noch Überbleibsel in der Nähe des Sees zu finden.
- Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Schienenstrang von Berlin nach Osten, wie auch die Bahnstation von Woltersdorfs Nachbargemeinde Erkner fertiggestellt, was Woltersdorf mehr in die Nähe Berlins rücken ließ. Viele Berliner hatten Ferienhäuser in Woltersdorf, von welchen der Ort heute noch geprägt ist.
- Seit 1913 verläuft die Strecke der Woltersdorfer Straßenbahn von der Schleuse bis zum Rahnsdorfer S-Bahnhof.
- Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebiet der Maiwiese militärisch genutzt. In dieser Zeit war es Residenz mehrerer hoher Offiziere. Die Woltersdorfer Kirche nahm in den letzten Kriegstagen durch Artilleriebeschuss großen Schaden und wurde bis 2005 – großteils durch Spendengelder – saniert.
- 1998 wurde die Schleuse (Ursprungsjahr 1550) vollständig saniert. Durch sie verkehrten viele Lastkähne, die Baumaterial für die Regierungsbauten in Berlin transportieren. Auch Sport- und Touristenboote nutzen die Schleuse.
- Nach 1990 erhielt Woltersdorf im Ortskern ein Geschäftszentrum mit mehreren Supermärkten, Gastronomie, zwei Apotheken, Drogerie, Gastwirtschaften und Wohnungen. Zuvor musste ein Feuerwehrgebäude abgerissen werden, unter dem Überreste früherer Bebauung gefunden wurden.
- Heute bietet die sanierte Strandpromenade am Flakensee Eiscafes, einen Bootsverleih und eine Aussicht über den ganzen See.
- Am 16. September 2006 wurde eine neugebaute Freizeit- und Sportanlage „an den Fuchsbergen“ eröffnet. Sie besteht aus einem Sportplatz mit Kunstrasen und Tartanbahn und einem Vereinsgebäude. Der Anbau einer Minigolfanlage und eines Bistros sind bereits abgeschlossen.
Religionen
In Woltersdorf sind eine evangelische (mit starker Landeskirchlicher Gemeinschaft) und eine katholische Gemeinde sowie die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten vertreten.
Einwohnerentwicklung
Seit der Wiedervereinigung (4.790 Einwohner) gibt es einen starken Zuzug nach Woltersdorf, was die Bevölkerungszahl von 6.800 (Stand 2001) auf 7.725 (Ende 2008) steigen ließ. Heute ist Woltersdorf das jüngste Dorf im Landkreis Oder-Spree mit mehr als 12 % Einwohnern unter 15 Jahren.
Wappen
Woltersdorf besitzt kein Wappen.
Politik
Der Gemeinderat besteht grundsätzlich aus 18 Mitgliedern, seit der Kommunalwahl 2008 wegen Verzichts eines unabhängigen Bewerbers jedoch nur aus 17 Abgeordneten.
- CDU: 4 Sitze
- Die Linke: 4 Sitze
- SPD: 3 Sitze
- WBF (Woltersdorfer Bürgerforum): 3 Sitze
- FDP: 1 Sitz
- Grüne: 1 Sitz
- NPD: 1 Sitz
CDU und FDP bilden eine Fraktion (5 Abgeordnete).
(Stand: Kommunalwahl vom 28. September 2008)
Bürgermeister von Woltersdorf war von 1990 bis Mai 2010 der parteilose Wolfgang Höhne. Am 28. März 2010 wurde der bündnisgrüne Rainer Vogel zum neuen Bürgermeister gewählt, er trat das Amt am 5. Mai 2010 an.[3]
Bildung
Kindertagesstätten
Woltersdorf ist landesweit bekannt für eine vorbildliche Kindertagesstätten-Kultur. Woltersdorf hat sich „zu einer Pilgerstätte für Familienpolitiker und Bildungsexperten entwickelt, die sogar von Gästen aus außereuropäischen Ländern besucht wird.“[2]
Die drei Träger von Kitas im Ort, die Arbeiterwohlfahrt (AWO), die "Elterninitiative Christliche Kita e.V." und die Kommune wetteifern um kinder- und familienfreundlichste Konzepte. Die Christliche Kindertagesstätte Woltersdorf wurde 2003 als „bester Kindergarten Brandenburgs“ ausgezeichnet, die kommunale Kita ist „Referenzkita“ des Landes. Alle drei Kitas wurden 2006 mit dem Kita-Gütesiegel ausgezeichnet. Ende 2008 besuchten 491 Kinder die Woltersdorfer Kitas.
Schulen
Die Gemeinde Woltersdorf ist Träger einer dem Landesschulamt unterstehenden Schule, die seit dem 1. August 2005 „Oberschule Woltersdorf mit Grundschulteil“ heißt. Die Schule besitzt einen „Öko-Garten“ und eine Turnhalle. Die Oberschule (nicht aber deren Grundschulteil) wird derzeit aufgrund geringer Anmeldungen abgewickelt.
Im Schuljahr 2008/2009 hat nach zweijähriger Vorbereitungszeit eine reformpädagogisch orientierte Grundschule in freier Trägerschaft den Schulbetrieb aufgenommen.[4] In der Freien Schule Woltersdorf lernen derzeit 36 Kinder. Die Schule bietet eine Alternative zum staatlichen Schulangebot: gelernt wird in altersgemischten Lerngruppen der Altersgruppen 1-3 und 4-6 , es gibt keine Noten, der Tag ist über drei jeweils 90-minütige Lernphasen strukturiert.
Die Gemeindevertretung hat im September 2008 beschlossen, den privaten Bildungsträger "Fürstenwalder Aus- und Weiterbildungszentrum gGmbH" (FAW) mit dem Betrieb einer öffentlichen Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe (Abschluss: Abitur) mit starker beruflicher Prägung zu beauftragen. Diese neue Oberschule hat am 31. August 2009 zweizügig den Betrieb aufgenommen. Es lernen derzeit etwa 30 Kinder an der Schule.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke und Sehenswürdigkeiten
In der Liste der Baudenkmale in Woltersdorf (bei Berlin) stehen die in der Denkmalliste des Landes Brandenburgs eingetragenen Denkmäler.
- Dauerausstellung in der alten Schule (Fidus – Ein Künstler in Woltersdorf, Altes Handwerk und Gewerbe, Unsere Schule in Woltersdorf, Entwicklung des Radios)
- Ehrenmal aus dem Jahre 1952 von Kurt Holzfäller an der Berliner Straße/Ecke Baumschulenstraße zur Erinnerung an die Verfolgten des Naziregimes. Der Vater des Schöpfers, Karl Holzfäller, gehörte zu den kommunistischen Widerstandskämpfern und wurde 1945 in Brandenburg-Görden ermordet
- Sowjetischer Ehrenfriedhof am Thälmannplatz für 36 sowjetische Kriegsgefangene und 13 Zivilpersonen, vermutlich Zwangsarbeiter, darunter einige Polen
- Sanierte Strandpromenaden am Flakensee und am Kalksee mit Liebesquelle
- Evangelische St.-Michaels-Kirche, erbaut 1855 bis 1857 im neugotischen Stil (Zwei Vorgängerbauten von 1555 bzw. 1658), 1945 gegen Ende des Zweiten Weltkrieges durch Beschuss zerstört, nach Wiederaufbau am 8. Mai 1949 wieder eingeweiht.
- Woltersdorfer Schleuse
- 25 Meter hoher Aussichtsturm von 1962 auf dem Kranichsberg (102 Meter über NN) (mit Ausstellung Als Woltersdorf noch Hollywood war), Vorgängerbau von 1886 1945 zerstört).
- Das ehemalige Sanatorium wurde 1896 von Hans Knoch als Kurhaus auf dem Sandberg der Woltersdorfer Halbinsel gekauft. Ein weiteres Gebäude baute er 1899 an. Durch den stattlichen Mittelbau wurden beide Häuser 1910 miteinander verbunden. Gleichzeitig entstanden am Hang die sogenannten Lufthütten zur Luftbehandlung. Das nach und nach erworbene Land ließ Knoch parkähnlich gestalten. Den Erholungssuchenden und Patienten wurden besonders Luft- und Badekuren angeboten. Heute wird das Gebäude vom Ev. Krankenhaus "Gottesfriede" als Fachkrankenhaus und Tagesklinik für Geriatrie und vom EC-Begegnungs- und Bildungszentrum "Haus Gottesfriede" genutzt.
- Liebesquelle
Sport
- Freizeit- und Sportanlage in den Fuchsbergen
- Sportverein 1919 Woltersdorf e.V.
- Tanzsport WCV06 e.V.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Kirchturmfest am 1. Advent
- Osterfeuer
- Feuerwehrfest der Freiwilligen Feuerwehr Woltersdorf jährlich im Mai
- Woltersdorfer Sommerfest
- Oktoberfest der Freiwilligen Feuerwehr Woltersdorf
- Karneval mit dem Woltersdorfer Carneval Verein
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Seit 1913 verbindet die normalspurige Woltersdorfer Straßenbahn GmbH den S-Bahnhof Rahnsdorf mit der Schleuse am Ortsende von Woltersdorf. Der Ort ist die kleinste deutsche Gemeinde, die eine eigene Straßenbahn besitzt. Miteigentümer ist zu 50 Prozent der Landkreis Oder-Spree.
Außerdem ist Woltersdorf durch Buslinien mit den umliegenden Orten und dem Bahnhof Erkner (S-Bahn Berlin S 3 und Regionalexpress RE 1) verbunden.
Persönlichkeiten
- Maler und Illustrator Fidus
- Entertainerin Dagmar Frederic
- Schriftstellerin Vera Friedländer (eigentlich Veronika Schmidt)
- Klarinettist Matthias Glander
- Politikerin Regine Hildebrandt
- Hans Knoch, Gründer des Kurhauses/Sanatoriums Woltersdorf († 1938)
- Primaballerina Monika Lubitz
- Begründer der Wasserheilanstalt am Wilhelmsbad Woltersdorf, Dr.med. Alfred Pritzel
- Günther Rimkus ehemaliger Intendant der Deutschen Staatsoper Berlin
- Fußballer Bodo Rudwaleit
- Komponist Hans-Joachim Scheitzbach
- Wolfgang Seppelt, Intendant des Berliner Kriminal Theaters
- Architekt Friedrich Heinrich Stöckhardt
- Autor Manfred Wolter
Literatur
- Gerald Ramm: Das märkische Grabmal. Vergessene Filmlegenden zweier Drehorte. Woltersdorf 1997, ISBN 3-930958-06-6.
- Gerald Ramm: Als Woltersdorf noch Hollywood war, Woltersdorf 1993, ISBN 3-86155-024-5.
- Gerald Ramm: Woltersdorf - Ein Dorf im Dritten Reich, Woltersdorf 1993, ISBN 3-86155-022-9.
- Jörg Lüderitz: Woltersdorf/Schleuse und Umgebung Orts- und Wanderführer, 2. Auflage 2006, ISBN 3-86155-083-0
- M. Liebermann: Woltersdorf – am Ende der Welt?, Individuell Verlag 2001
- Helmut Caspar: "Woltersdorf - Ersatz für Träume ...", In: "Die Mark Brandenburg", Heft 73, Marika Großer Verlag Berlin, 2009 ISBN 978-3-910134-12-6
Einzelnachweise
- ↑ Amt für Statistik Berlin-Brandenburg: Bevölkerung im Land Brandenburg am 31. Dezember 2010 nach amtsfreien Gemeinden, Ämtern und Gemeinden (PDF; 31,71 KB), Stand 31. Dezember 2010. (Hilfe dazu)
- ↑ a b Neue Zürcher Zeitung, 7. August 2006: Woltersdorf - das Dorf der Kinder. Ein brandenburgischer Ort macht positive Schlagzeilen.
- ↑ MOZ-Bericht über Wahl
- ↑ [1] - "Wir können es besser." Bericht in der SZ vom 15. April 2010 über die Freie Schule Woltersdorf
Weblinks
Commons: Woltersdorf (bei Berlin) – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienStädte und Gemeinden im Landkreis Oder-SpreeBad Saarow | Beeskow | Berkenbrück | Briesen (Mark) | Brieskow-Finkenheerd | Diensdorf-Radlow | Eisenhüttenstadt | Erkner | Friedland | Fürstenwalde/Spree | Gosen-Neu Zittau | Groß Lindow | Grünheide (Mark) | Grunow-Dammendorf | Jacobsdorf | Langewahl | Lawitz | Madlitz-Wilmersdorf | Mixdorf | Müllrose | Neißemünde | Neuzelle | Ragow-Merz | Rauen | Reichenwalde | Rietz-Neuendorf | Schlaubetal | Schöneiche bei Berlin | Siehdichum | Spreenhagen | Steinhöfel | Storkow (Mark) | Tauche | Vogelsang | Wendisch Rietz | Wiesenau | Woltersdorf | Ziltendorf
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