Der Mann, der zuviel wusste (1956)

Der Mann, der zuviel wusste (1956)
Filmdaten
Deutscher Titel: Der Mann, der zuviel wußte
Originaltitel: The Man Who Knew Too Much
Produktionsland: USA
Erscheinungsjahr: 1956
Länge: 120 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 16
Stab
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: John Michael Hayes
Produktion: Herbert Coleman, Alfred Hitchcock
Musik: Ray Evans, Bernard Herrmann, Jay Livingston
Kamera: Robert Burks
Schnitt: George Tomasini
Besetzung

Der Mann, der zuviel wußte ist ein 1956 von Alfred Hitchcock gedrehter Film, der auf einer Geschichte von Charles Bennett und D.B. Wyndham-Lewis basiert.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der US-amerikanische Arzt Dr. Benjamin (’Ben’) McKenna, seine Frau Josephine (’Jo’), eine ehemalige Sängerin, und ihr Sohn Hank machen Urlaub in Marokko. In einem Bus nach Marrakesch lernen sie den Franzosen Louis Bernard kennen, der ihnen für den weiteren Aufenthalt seine Gesellschaft anbietet. Nach einer von Bernard kurzfristig abgesagten Verabredung zum Abendessen treffen sie ihn am nächsten Tag als Araber verkleidet auf dem Marktplatz wieder. Schwer verletzt mit einem Messer im Rücken nähert er sich McKenna und vertraut ihm Informationen über ein geplantes Attentat an: In London solle in den nächsten Tagen ein wichtiger Staatsmann getötet werden. Mit dem Namen Ambrose Chapel auf den Lippen stirbt er.

McKenna und seine Frau werden zu einem Verhör in das örtliche Polizeirevier gerufen. Noch unter Schock stehend vertrauen sie ihren Sohn den Draytons an, einem Ehepaar aus England, das sie erst am Abend zuvor kennengelernt hatten. Wie sich herausstellt, arbeitete Bernard als Agent für den französischen Geheimdienst. Während der Befragung wird McKenna ans Telefon gerufen. Ein unbekannter Anrufer droht, seinem Sohn Gewalt anzutun, sollte McKenna sein Wissen über das Attentat preisgeben. Nach der Rückkehr ins Hotel sind Hank und die Draytons nicht mehr auffindbar. Verzweifelt entschließen sich die McKennas, nach London zu reisen, um auf eigene Faust nach ihrem Sohn zu suchen. Unmittelbar nach der Ankunft am Flughafen bietet ihnen Scotland Yard unter der Leitung von Inspektor Buchanan Hilfe an; aus Angst streiten sie den Zusammenhang zwischen Entführung und Attentat jedoch ab.

Zur selben Zeit instruiert Drayton einen Killer, den er in Marokko angeworben hatte. Exakt mit einem Beckenschlag zum musikalischen Höhepunkt eines Konzerts in der Royal Albert Hall soll der Ministerpräsident eines verfeindeten Staates erschossen werden, welcher am gleichen Abend als Ehrengast der musikalischen Darbietung beiwohnen wird.

McKenna bemüht sich, Ambrose Chapel ausfindig zu machen, hat aber zunächst keinen Erfolg. Schnell wird ihm klar, dass es sich nicht um eine Person, sondern um eine Kirche handeln muss. Im zweiten Anlauf gelingt es ihm, die dort zum Schein als Priesterehepaar arbeitenden Draytons aufzuspüren. Während McKenna die Entführer hinzuhalten gedenkt, verlässt Jo das Gotteshaus, um Buchanan zu benachrichtigen. Dieser befindet sich aber in der Albert Hall, um die Sicherheit des Staatsgastes zu gewährleisten. Beim Versuch, sich eigenhändig zu seinem Sohn durchzuschlagen, wird McKenna überwältigt und niedergeschlagen. Um keine Zeit zu verlieren, macht sich Jo auf den Weg zum Konzert. Als sie in der Eingangshalle einem verdächtigen Mann begegnet, den sie bereits in Marrakesch flüchtig zu Gesicht bekam, wird ihr klar, dass das Attentat unmittelbar bevorsteht. Mit einem verzweifelten Schrei in letzter Sekunde lenkt sie die Aufmerksamkeit auf sich, so dass der Attentäter sein Ziel verfehlt. Auf der Flucht verliert er durch einen Sturz selbst sein Leben.

Aus Dankbarkeit lädt der nur leicht verletzte Ministerpräsident die McKennas zu einem Empfang in die Botschaft seines Landes ein. Es besteht die Vermutung, dass sich die Draytons und Hank dort aufhalten. Um ihren Sohn in dem großen Gebäude zu finden, macht sich Jo ihre Bekanntheit zunutze und singt vor den geladenen Gästen unter Tränen das Lied Qué Será, Será. Hank verrät daraufhin durch lautes Mitpfeifen seinen Standort und wird schließlich von McKenna entdeckt. Ein letzter Plan von Drayton, mit McKenna und Hank als Geiseln aus der Botschaft zu fliehen, misslingt.

Hintergründe

  • Der Mann, der zuviel wußte ist das Remake eines Films, den Hitchcock bereits 1934 in England drehte. Gegenüber dem Film von 1934 wurden Schauplätze verlegt, die Handlung gestreckt, neue Handlungsstränge eingefügt und einzelne Filmelemente in einen neuen Zusammenhang gebracht. Außerdem tauchen andere handelnde Personen auf. So beginnt das Remake in Marrakesch und nicht in St. Moritz. Neu sind die Szene beim Tierpräparator und das Finale in der Botschaft, es fehlt der sadistische Zahnarzt. Andere Szenen wiederum wurden im Wesentlichen übernommen, wenn auch zum Teil mit anderen Personen, wie etwa beim Gottesdienst in der Kapelle. Fast identisch ist die Konzert-Szene in der Royal Albert Hall.
  • Neben John Michael Hayes war vor allem Angus MacPhail an dem Drehbuch beteiligt. Leider zwang der Drehplan Hitchcock erneut, einen Film zu beginnen, dessen Drehbuch noch nicht fertig war. So wurden die Entwürfe von Hayes oft noch einen Abend vor dem Dreh von Hitchcock und MacPhail umgeschrieben.
  • Ein Teil der Dreharbeiten fand an Originalschauplätzen in Marrakesch statt. Aufgrund der Termin- und Drehbuchprobleme hinkten sie dem eigentlichen Drehplan aber stark hinterher, und so mussten viele Szenen im Studio vor Rückprojektionen nachgedreht werden. Insgesamt überzog Hitchcock den Drehplan um insgesamt 34 Drehtage.
  • Das Studio wollte die Popularität Doris Days als Sängerin ausnutzen, und so wurde vertraglich festgelegt, dass sie in dem Film ein Lied singen musste. Sie sträubte sich erst, den eigens komponierten Song „Qué Será, Será“ zu singen, da es sich „nur um ein Kinderlied“ handele. Der Song gewann jedoch einen Oscar und verschaffte Day den größten Erfolg ihrer Platten-Karriere.

Cameo

Auch in diesem Film hat Hitchcock einen Cameo-Auftritt: Er steht auf dem marokkanischen Marktplatz mit dem Rücken zur Kamera und beobachtet die Artisten unmittelbar vor dem Mord. (zu sehen bei 24:19 min) Einige Zeit zuvor, im Bus nach Marrakesch, ist ein oder zwei Sitzreihen vor Familie McKenna, am äußeren rechten Rand des Bildes, ein Mann zu sehen, dessen Gesicht zunächst verdeckt bleibt, der aber in all seinen sichtbaren Eigenschaften eine starke Ähnlichkeit mit Hitchcock aufweist und der aufgrund seiner Platzierung die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich zieht. Wenig später wird dieser Mann von der Seite gezeigt, und man kann sehen, dass es sich bei ihm ganz eindeutig nicht um Hitchcock handelt.

Synchronfassung

Der Film Der Mann, der zuviel wußte wurde im Gegensatz zu einigen anderen Hitchcockfilmen (z.B. Das Fenster zum Hof, Vertigo - Aus dem Reich der Toten oder Immer Ärger mit Harry) nur ein einziges Mal synchronisiert. Die Synchronfassung entstand 1956 bei der Berliner Synchron unter der Regie von Klaus von Wahl. Fritz A. Koeniger verfasste das deutsche Dialogbuch.

Für die Besetzung der deutschen Stimmen griff man mit Siegmar Schneider (für James Stewart) und Edith Schneider (für Doris Day) auf die langjährigen Standardsprecher der beiden Hauptdarsteller zurück. In den Nebenrollen wurden viele bekannte Synchronschauspieler wie z.B. Siegfried Schürenberg (auch bekannt als Sir John in vielen Edgar Wallace Filmen), Curt Ackermann (deutsche Standardstimme für Cary Grant) oder auch Friedel Schuster (bekannt als deutsche Stimme von Jessie Royce Landis) besetzt.

Eine Besonderheit dieser deutschen Fassung ist ihre (offizielle) Existenz. Hitchcock fielen seinerzeit nach 8 Jahren Auswertungszeit durch Paramount die Rechte an einigen seiner Filme, die er für dieses Filmstudio gedreht hatte, zu: Das Fenster zum Hof, Immer Ärger mit Harry, Vertigo - Aus dem Reich der Toten und Der Mann, der zuviel wußte. Bei allen genannten Filmen wurden offiziell alle ausländischen Tonspuren vernichtet, was ebenfalls im Pressebericht zur Restaurierung von Das Fenster zum Hof erwähnt wird. Als die Filme dann Anfang der 80er Jahre wiederaufgeführt werden sollten, war zu keinem der genannten Filme mehr die deutsche Tonspur verfügbar - außer zu Der Mann, der zuviel wußte. Es ist bislang ungeklärt, warum gerade zu diesem Film die deutsche Fassung erhalten blieb. Durch die (im Gegensatz zu Vertigo - Aus dem Reich der Toten) auch offizielle Verfügbarkeit dieser Synchronfassung wird sie auch für heutige TV-Ausstrahlungen und DVD-Auflagen verwendet.

Kritik

Preise

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