Dirk Müller (Börsenmakler)

Dirk Müller (Börsenmakler)
Dirk Müller Anfang 2008 (telefonierend)

Dirk Müller (* 25. Oktober 1968 in Frankfurt am Main)[1] ist ein deutscher Börsenmakler und Bankkaufmann. Er wurde international als „Mister DAX“ und „Dirk of the DAX“ bekannt, weil sein Arbeitsplatz auf dem Parkett der Frankfurter Wertpapierbörse unter der DAX-Kurstafel lag und die Medien dies nutzten, um seinen Gesichtsausdruck zusammen mit dem Kursverlauf des Index als Symbol des aktuellen Börsengeschehens darzustellen.[1]

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung

Dirk Müller stammt aus Reilingen, wo er auch heute noch lebt.[2] Nach seinem Abitur begann er eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Deutschen Bank in Mannheim.[3]

Frankfurter Börse

Seit 1992[4] handelte er Anleihen an der Frankfurter Börse. 1998 wechselte Dirk Müller zur ICF AG und stellte Aktienkurse auf dem Frankfurter Parkett. Sein Arbeitsplatz befand sich am Eingang der Handelsschranke an der Frankfurter Börse unterhalb der DAX-Kurstafel.[2] 2008 wechselte er zur Wertpapierhandelsbank mwb fairtrade AG, wo er die Möglichkeit hat, neben seinem Tagesgeschäft freiberuflich tätig zu sein.[1] Er ist Geschäftsführer der Gesellschaft Finanzethos GmbH, welche die Website cashkurs.com[5] betreibt.

Medienpräsenz

Am 11. März 1999 reagierte die Börse positiv auf Oskar Lafontaines Rücktritt als Bundesfinanzminister. Den darauf folgenden Kursanstieg dokumentierten die Zeitungen erstmals mit Dirk Müllers Konterfei. Ab diesem Zeitpunkt wurde Dirk Müller wiederholt fotografiert, um den DAX-Stand zu personifizieren.[6]

Seit Ende der 1990er Jahre tritt Dirk Müller als Experte zu Finanzmarktthemen auf. Er gibt Interviews und Kommentare zum Marktgeschehen, hält Vorträge und ist Gast in Talkshows. [1]

Analyse der Wirtschaftskrise

Dirk Müller wurde in den letzten Monaten regelmäßig um eine Analyse der Wirtschaftskrise gebeten, was seine Bekanntheit enorm gesteigert hat.

Griechenland

Eine Umschuldung Griechenlands und der letztendliche Ausstieg aus dem Euro sind für Dirk Müller unausweichlich. Seine Kritik richtet sich vor allem gegen

  • Inkompetenz ("Die meisten [Politiker] haben überhaupt keine Ahnung, was passiert." "Unsere führenden Wirtschaftsforschungsinstitute erkennen eine Rezession noch nicht einmal dann, wenn sie bereits seit einem halben Jahr tobt.")[7]
  • ständige Fehlinformationen seitens der Politiker ("Man möchte sich übergeben vor lauter Lügereien.")[8]
  • die Verschleppung und die damit einhergehende Explosion der Kosten und deren Überwälzung von den Banken (über den Verkauf von Anleihen an die EZB) auf den Steuerzahler ("Vor eineinhalb, zwei Jahren war klar, dass Griechenland nicht zu halten sein wird.")[9]
  • die Sinnlosigkeit, Griechenland zum Sparen zu zwingen, da Griechenland gar kein Geschäftsmodell habe. Damit einhergehend kritisiert er auch die Abgabe von Kontrolle und Kompetenzen von der Politik an die Wirtschaft.[10]

Ratingagenturen / USA

Dirk Müller ist der Meinung, dass die AAA-Ratings der USA und Großbritanniens eine Farce seien und dass man die Ratingagenturen ohnehin nicht mehr ernst nehmen könne, insbesondere da diese selbst der Meinung seien, man sollte sich nicht auf sie verlassen, da sie nur Meinungen äußerten. Deshalb versteht er auch nicht, warum man so viel Wert auf deren Meinung gibt[8] und warum die EZB die Macht an private amerikanische Organisationen abgibt[11].

Des Weiteren sieht er seit 2010[12] einen konzertierten Angriff auf den Euro ausgehend von der amerikanischen Regierung oder der Wall Street (ein Beispiel sei das Auftauchen des Franc auf der Anzeigetafel der NYSE[13]), die die Ratingagenturen instrumentalisieren, um eigene politische und finanzielle Interessen zu verfolgen.[14]

Neuaufstellung des Währungssystems

Dirk Müller sieht das Verfallsdatum des derzeitigen Wirtschaftssystems erreicht. Dieses System sei nämlich darauf ausgerichtet, dass immer mehr Geld bei wenigen angehäuft wird und dieser Anteil (aufgrund des Zinseszins-Effekts) exponentiell wächst. In Deutschland beträgt das Geldvermögen der Privaten fünf Billionen Euro, wobei die reichsten zehn Prozent zwei Drittel besitzen. Irgendwann kann die Zinsenlast für diese Vermögen (Zinsenlast Deutschlands 2009: 42 Mrd. Euro[15]) aber von den anderen nicht mehr erwirtschaftet werden (Bürger zahlen die Zinsenschulden des Staates über Steuern oder jene der Industrie über die Produkte[14]) und es kommt zwangsläufig zu einem Reset, d.h. einer großen weltweiten Neuaufstellung des Währungssystems[16], mit der er 2012 rechnet.

Dieser Reset bedeutet eine Umverteilung von oben nach unten, d.h. eine Entlastung der Mehrheit, entweder durch fiskalische Umverteilung, durch eine Währungsreform oder durch hohe Inflation. In den USA[17] und Großbritannien wird dies durch das Niedrighalten von Zinsen und das Drucken von Geld schon gemacht (die Inflationsrate Großbritanniens liegt bereits bei über 5%[9]), und auch die EZB könnte versucht sein, Anleihen aufzukaufen, dadurch Schulden zu Geld zu machen und dann diese Schulden wegzuinflationieren. Allerdings besteht die große Gefahr einer Hyperinflation[16].

Zukünftige Entwicklung

2012 rechnet Dirk Müller mit einem Angriff auf den Iran[16], und in zwei bis drei Jahren mit einem Platzen einer unvorstellbar großen Immobilienblase in China und einer anschließenden Revolution, was einen deflationären Schock mit globalen Kurseinbrüchen bei allen realen Märkten zur Folge hätte[14]. Für die USA sieht er einen Abschied von der Demokratie[16] und einen Zusammenbruch der US-Staatsanleihen.[8]

Ende des Euro

Innerhalb der nächsten fünf Jahre erwartet er den Untergang des Euros, der entweder von den Finanzmärkten oder, falls nicht, von der Straße erzwungen wird. Dies könnte noch früher geschehen, falls Italien zahlungsunfähig wird, da das Land mit bereits 1,8 Billionen Euro Schulden mit dem Euro-Rettungsschirm nicht zu halten wäre.[14] Der Euro stellt neben der Verschuldung das zweite große Problem dar und ist ein Problem an sich, da die einzelnen Währungen zu unterschiedlich sind.

  • Wenn es soweit ist, wäre die seiner Meinung nach beste Lösung eine Art "Vereinigte Staaten von Europa", d.h. ein föderales System mit einheitlicher Steuergesetzgebung und einheitlicher Wirtschaftsregierung. Da Europa aber nicht demokratisch sei, müsste das System vollkommen umgebaut werden und ganz anderen Gesetzen folgen.[14]
  • Die zweitbeste Lösung wäre für ihn eine Rückkehr zu den nationalen Währungen oder eine gemeinsame Währung der AAA-Staaten. Die Gefahr von Einbußen im Export aufgrund einer starken Währung sieht er nicht.[14]
  • Dirk Müller rechnet allerdings mit der schlechtesten aller Varianten, nämlich einer Transferunion, d.h. einer Art "Vereinigten Schulden von Europa" mit gemeinsamen Schulden aber keinerlei Mitsprache. Die Schuld dafür sieht er in der Deregulierung aufgrund zu großer Verflechtungen zwischen Politik und Banken.[9]

Lösungsansätze

Das Grundproblem liegt seiner Meinung nach neben dem Zinseszins in der Geldschöpfung durch private Banken. Deshalb wäre eine völlige Neustrukturierung des Geldsystems wünschenswert, d.h. man sollte mittels eines Vollgeldsystems den privaten Banken die Geldschöpfung entziehen und die Implementierung eines zinseszinslosen Systems überdenken. Andere Verbesserungen bzw. Alternativen sieht er im Trennbankensystem, im Regiogeld (Chiemgauer) und in der steuerlichen Bevorzugung von Arbeitsentgelt und Risikokapital.[18]

Veröffentlichungen

  • Crashkurs. Weltwirtschaftskrise oder Jahrhundertchance? Wie Sie das Beste aus Ihrem Geld machen. Droemer, München 2009, ISBN 978-3-426-27506-1.
  • Crashkurs. Weltwirtschaftskrise oder Jahrhundertchance? Wie Sie das Beste aus Ihrem Geld machen (aktualisierte Ausgabe). Droemer, München 2010, ISBN 978-3-426-78295-8.
  • Cashkurs: So machen Sie das Beste aus Ihrem Geld: Aktien, Versicherungen, Immobilien. Droemer, München 2011, ISBN 978-3-426-27534-4.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Über Dirk Müller. Selbstdarstellung auf cashkurs.com, abgerufen zuletzt am 17. Oktober 2011
  2. a b Bernd Johann: Börse: Das Gesicht des DAX. In: Focus, 28. Januar 2008, abgerufen zuletzt am 17. Oktober 2011
  3. Martin Hesse: Dirk Müller, Popstar. In: Süddeutsche Zeitung, 23. Januar 2008, abgerufen zuletzt am 17. Oktober 2011
  4. Reicht Merkels Geld für alle? Video der Sendung Maybrit Illner vom 9. Oktober 2008, 3:58 min, abgerufen am 2. Januar 2009, inzwischen nicht mehr verfügbar
  5. Impressum der Internetpräsenz cashkurs.com, abgerufen zuletzt am 17. Oktober 2011
  6. Stefan Schultz: Wirtschaftssymbolfotos 2008: So sieht ein Desaster aus. In: Spiegel, 23. Dezember 2008, abgerufen zuletzt am 17. Oktober 2011
  7. "Die Schweinehunde bestimmen, wo es langgeht"; Handelsblatt, 19. Oktober 2011
  8. a b c Mr. Dax Dirk Müller: Das wird eine ganze üble Geschichte! @ DAF; 8. Juni 2011
  9. a b c Alfred Schier im Gespräch mit Finanzmarktexperte Dirk Müller @ Youtube; 24. Oktober 2011
  10. Anne Will: Dirk Müller vs. Otto Fricke (FDP) @ Youtube; 26. Juni 2011
  11. Dirk Müller: "Finale Phase hat begonnen: Wir kollabieren!" @ Youtube; 17. Juni 2011
  12. Börsen-Experte sieht konzertierten Angriff auf Euro; Welt Online, 8. Mai 2010
  13. New Yorker Börse: Französischer Franc taucht wieder auf (n-tv-Telebörse) @ Youtube; 3. März 2010
  14. a b c d e f Dirk Müller - Das Euro Aus wird erzwungen @ Youtube; 25. Oktober 2011
  15. Dirk Müller (Mr. DAX) und Sarah Wagenknecht über Einkommen und Vermögen (Phoenix Runde) @ Youtube, 16. Oktober 2009
  16. a b c d Dirk Müller zu griechischem Referendum @ Youtube; 6. November 2011
  17. "Mister DAX" Dirk Müller: "Ich warne! Die Blase kann jeden Tag platzen!" @ Youtube; 6. April 2011
  18. "De facto ist das schon der Staatsbankrott"; Handelsblatt, 2. November 2011

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