Do 335

Do 335
Do 335
Dornier Do 335 1945 im Patuxent River Testzentrum der US-Navy
Typ: Jagdbomber
Entwurfsland: Deutsches Reich Deutsches Reich
Hersteller: Dornier
Erstflug: 26. Oktober 1943
Indienststellung: 1944
Produktionszeit: 1944 bis 1945
Stückzahl: ca. 40


Die Dornier Do 335 ist ein Flugzeug von Dornier, das als Jagdbomber, Tag- und Nachtjäger und als Aufklärer gebaut wurde. Die lange Nase und die hochbeinige Konstruktion brachten diesem Flugzeug den offiziellen Namen „Pfeil“ (für die einsitzige Version) und „Ameisenbär“ (für den Doppelsitzer) ein.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklungsgeschichte

1937 hatte sich Dornier das Prinzip eines Druckpropellers mit Fernwelle patentieren lassen. 1939 bauten Ulrich W. Hütter und Schempp-Hirth Flugzeugbau das Versuchsflugzeug Göppingen Gö 9, um die Funktionsfähigkeit zu prüfen. Nach den erfolgreichen Tests nutzte Dornier 1942 das Konzept im Projekt Do P.231, aus dem dann die Do 335 wurde.[1]

Der Erstflug des Prototypen fand am 26. Oktober 1943 auf dem Flugplatz Mengen-Hohentengen statt.

Es wurden 1944 und 1945 nur wenige Serienmaschinen in verschiedenen Versionen gebaut; aufgrund der langen Entwicklungszeit und der schlechten Kriegslage war eine Massenproduktion nicht mehr möglich.

Es existierten noch zwei Weiterentwicklungen, allerdings nur als Projekt: Die Do 435 mit zwei Jumo 213-Triebwerken, verlängertem Rumpf und vergrößerter Tragfläche sowie die Doppelrumpfausführung Do 635.

Insgesamt wurden von diesem imposanten Flugzeug inklusive Prototypen knapp 40 Stück gebaut, und bei der Eroberung des Dornier-Werkes in Oberpfaffenhofen befanden sich noch etwa 30 Stück in der Endfertigung, Teile für weitere 50 Maschinen waren vorhanden.

Versionen

A-Serie

  • A-0 : Nullserie für A-1 (10 Flugzeuge)
  • A-1 : Jäger
  • A-4 : unbewaffneter Aufklärer mit hoher Reichweite
  • A-6 : Zweisitziger Nachtjäger mit FuG 217/218 Neptun-Radar
  • A-10/A-12 : Zweisitziger Trainer

B-Serie

Stärkere Motoren und Detailverbesserungen kennzeichnen diese Serie.

  • B-1 : Jäger
  • B-2 : Schwerer Jäger/Zerstörer mit zwei zusätzlichen MK 103 im Flügel
  • B-3 : Zerstörer
  • B-4 : Höhenzerstörer
  • B-5 : zweisitziges Schulflugzeug
  • B-6 : Zweisitziger Nachtjäger

Einsatz

Der Erfahrungsbericht des Erpobungskommando 335 in Rechlin vom 23. Januar 1945 deckte die Schwächen der Do 335 auf und stellte ihren Einsatz völlig in Frage.[2]. Die Maschine litt Anfang 1945 immer noch unter einer Reihe anscheinend ungelöster technischer Probleme. Zu erwähnen sind die falsche Konstruktion des Fahrwerks, die unzuverlässige Hydraulik, die schlechte Regulierung der Kühlung der Motoren, die sehr schlechten Sichtverhältnisse, das zu komplizierte Schließen und Öffnen des Kabinendachs beim Einstieg und auch beim Notausstieg u.a.m. Sie war damit noch weit davon entfernt, als Kampfflugzeug wirklich einsatzfähig zu sein. Die Do 335 bot kaum mehr Vorteile als die Messerschmitt Me 410 ein Jahr zuvor und wäre im Jägerkampf ebenso unterlegen wie die Me 410. Auf der Minusliste der Do 335 standen zudem der hohe Fertigungsaufwand (zwei Motoren), der enorme Kraftstoffverbrauch und ein erheblicher Wartungsaufwand seitens der Truppe.

Bedeutung

Die letzte erhaltene Do 335 (VG+PH)

Der vordere Zugpropeller wurde von einem konventionell in der Rumpfnase eingebauten Motor angetrieben, der zweite Motor war im Mittelrumpf eingebaut und trieb über eine drei Meter lange Fernwelle den Druckpropeller hinter dem Leitwerk an. Durch dieses unkonventionelle Antriebsprinzip wurde erreicht, dass der Luftwiderstand kaum größer war als bei einem einmotorigen Flugzeug. Damit konnten außerordentlich hohe Leistungen erreicht werden: Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 730 bis 770 km/h (je nach Version) war die Do 335 das schnellste in Serie gebaute Flugzeug der Welt mit Kolbenmotor.

Ein weiterer Vorteil dieser Konfiguration war die im Vergleich zu anderen zweimotorigen Maschinen relativ hohe Rollrate, da durch die Unterbringung der schweren Motoren nahe der Flugzeuglängsachse das Trägheitsmoment gering war. Außerdem führte der Ausfall eines Triebwerkes nicht zu einer asymmetrischen Schubverteilung.

Besonderes Merkmal dieses Flugzeugs war auch der Schleudersitz. Bei dessen Betätigung wurden zur Sicherheit des Piloten der hintere Propeller sowie das obere Seitenleitwerk abgesprengt.

Technische Daten (Do 335 A-1)

  • Einsatzzweck: Jäger/Jagdbomber
    • Besatzung: 1 Mann
  • Abmessungen
    • Höhe: 5,00 m
    • Länge: 13,85 m
    • Spannweite: 13,80 m
    • Flügelfläche: 38,50 m²
  • Gewicht
    • Rüstgewicht: 7.400 kg
    • Maximales Startgewicht: 9.600 kg
  • Triebwerk
    • zwei V-12-Motoren Daimler-Benz DB 603 E mit je maximal 2.000 PS Startleistung und 1.740 PS in 6000 m Höhe
Alternativantrieb durch zwei DB 603 A mit maximal 1.750 PS Startleistung und 1.680 PS in 5700 m Höhe
  • Leistungen
    • Höchstgeschwindigkeit : 765 km/h in 6.400 m Höhe
    • Maximale Reisegeschwindigkeit : 685 km/h in 7.100 m Höhe
    • Steigzeit auf 8.000 m Höhe: 14,3 min
    • Steigleistung: 11 m/s
    • Dienstgipfelhöhe: 11.400 m
    • Einsatzreichweite: 1.800 km (mit Zusatztanks)
  • Bewaffnung
    • Eine 30-mm-Kanone MK 103 durch die Propellernabe feuernd
    • Zwei 20-mm-Kanonen MG 151/20 oberhalb des Frontmotors
    • 500 kg Bombenlast intern, alternativ zusätzlicher Treibstofftank
    • Zwei 250-kg-Bomben oder zwei 300-l-Abwurftanks an Flügelstationen

Erhaltenes Flugzeug

Do 335 (VG+PH)

Die letzte Beutemaschine wurde wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nachdem sie 1974 aus den USA nach Deutschland zurückgebracht worden war, wurde sie zunächst bei Dornier in Oberpfaffenhofen restauriert und stand danach bis 1986 als Leihgabe im Deutschen Museum in München. Heute befindet sie sich im Steven-F.-Udvar-Hazy-Center in der Nähe des Washingtoner Dulles-International-Airport. [3]

Siehe auch

Literatur

  • Karl-Heinz Regnat: Dornier Do 335: Mehrzweck-Jagdflugzeug. Aviatic Verlag, Oberhaching 2000, ISBN 3-925505-59-8. 

Einzelnachweise

  1. Luftarchiv-Do335
  2. D. Hermann: Der "Wundervogel" beim Erprobungskommando. In: Flugzeug Classic. Nr. 11, 2008, ISSN 1617-0725, S. 18-23. 
  3. Dornier Do 335 A Pfeil at the Udvar-Hazy Center

Weblinks


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