- Emmerich Czermak
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Emmerich Czermak (* 14. März 1885 in Datschitz, Mähren; † 18. April 1965 in Wien) war ein österreichischer Gymnasialdirektor, Politiker (Christlichsoziale Partei) und Unterrichtsminister.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Czermak besuchte das Gymnasium in Iglau und studierte anschließend Geographie und Geschichte an der Universität Wien, wo er 1907 promoviert wurde. Er lehrte am Realgymnasium Stockerau und wurde 1921 Gemeinderat, 1927 Vizebürgermeister der Stadt; seit 1921 war er auch Abgeordneter zum Landtag von Niederösterreich. Er gehörte seit den 1920er Jahren (wie auch Engelbert Dollfuß) der deutschnationalen Geheimgesellschaft „Deutsche Gemeinschaft“ an. Der profilierte CVer (Nordgau Wien, Saxo Bavaria Prag) und prononcierte Antisemit war 1929 bis 1932 als Unterrichtsminister tätig und agierte als letzter Vorsitzender der christlichsozialen Partei. Am 27. September 1934 musste er auf Druck von Dollfuß die Partei auflösen, sie ging in der Vaterländischen Front auf. Ab 1934 war er Präsident des Landesschulrates für Niederösterreich, bis er 1938 von den Nazis enthoben wurde.
In seiner 1933 publizierten Schrift „Ordnung in der Judenfrage“ trat Czermak für eine Lösung durch Zionismus und Auswanderung nach Palästina ein. Im Auftrag Schuschniggs nahm er dann Kontakt zu „nationalen Juden“ auf, die damals von Oskar Karbach geführt wurden und schrieb ihm in einem Brief: „ […] Wir begegnen dem jüdischen Volk und auch seiner nationalen Religion gerne mit voller Achtung. Wir wollen sie geschützt sehen, aber auch uns selbst schützen. Nicht etwa vor den Bekennern der jüdischen Religion und Nation, sondern vor den national und religiös heimatlos gewordenen Schädlingen, welche an der Zerstörung der ihnen unverständlich gewordenen Werte des eigenen und des Wirtsvolkes Schuld tragen. […] “[1]
Nach 1945 war Czermak als öffentlicher Verwalter im Versicherungswesen tätig. Er war der Vater des Mediziners Hans Czermak.
Auszeichnungen
- Wollek-Band
- Ehrenpräsident der Österreichischen Pfadfinder
Schriften
- Geschichte Hermanns, Markgrafen von Baden und Herzogs von Österreich und Steier. 1248–1250. In: Jahresbericht über die Niederösterreichische Landes-Oberrealschule und die damit verbundene Landes-Handelsschule in Krems. Band 1911/12. Krems 1912.
- Ordnung in der Judenfrage? Mit Beiträgen von Emmerich Czermak: Verständigung mit dem Judentum? und Oskar Karbach: Wende der staatlichen Judenpolitik. (Dokumente, zusammengestellt von der Schriftleitung der Berichte zur Kultur- u. Zeitgeschichte). 4. Sonderschrift der Berichte zur Kultur- und Zeitgeschichte. Hrsg. von Nikolaus Hovorka. Reinhold Verlag, Leipzig-Wien 1933.
- Kunst ins Volk. (Hrsg. Emmerich Czermak). Verlag des Kulturreferates der Vaterländischen Front der Landesleitung Niederösterreich, Wien 1936.
- Benjamin Disraeli (Lord Beaconsfield): Die jüdische Weltherrschaft. Übersetzt und erläutert von Lothar von Mitis. Nebst einem Geleitwort von Emmerich Czermak. Verlag O. Hillmann, Leipzig 1937.
- Demokratie und Wahlrecht. Europa Verlag, Wien 1948.
Literatur
- Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Hrsg. vom Österreich-Institut. Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei, Wien 1951, S. 38.
- Das große Buch der Österreicher. Zusammengestellt von Walter Kleindel unter Mitarbeit von Hans Veigl. Verlag Kremayr & Scheriau, Wien 1987, ISBN 3-218-00455-1, S. 67.
- Isabella Ackerl, Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik. Verlag Ueberreuter, Wien 1992, ISBN 3-8000-3464-6, S. 72.
- Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Band 1. Hrsg. von Richard und Maria Bamberger, Ernst Bruckmüller, Karl Gutkas. Verlagsgemeinschaft Österreich-Lexikon, Wien 1995, ISBN 3-95004-380-2, S. 202.
Weblinks
- Literatur von und über Emmerich Czermak im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biografie von Emmerich Czermak auf den Seiten des Landtags von Niederösterreich (pdf)
- Emmerich Czermak. In: Österreich-Lexikon, online auf aeiou.
Einzelnachweise
- ↑ Lucian O. Meysels: Der Austrofaschismus. Amalthea, Wien 1992, ISBN 3-85002-320-6, S. 54f.
Dazu die Anmerkung Meysels: „Mit ‚Schädlingen’ waren offensichtlich die ‚roten’ Juden gemeint. In dieser Hinsicht hatte sich seit Luegers berühmtem Ausspruch ‚Wer a Jud’ ist, bestimm’ ich’ nichts geändert“.
Unterrichtsminister – Erste Republik:
Pacher | Renner | Eldersch | Breisky | Glanz | Breisky | Waber | Breisky | Schneider | Resch | Rintelen | Schmitz | Czermak | Schober | Srbik | Czermak | Rintelen | Schuschnigg | Pernter | Menghin
Unterrichtsminister – Zweite Republik:
Fischer | Hurdes | Kolb | Drimmel | Piffl-Perčević | Mock | Gratz | Sinowatz | Zilk | Moritz | Hawlicek | Scholten | Busek | Gehrer | Schmied
Wissenschaftsminister (1970–2000):
Firnberg | Fischer | Tuppy | Busek | Scholten | Einem
Bildungsminister (2000–2007):
Wissenschaftsminister (seit 2007):
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