- Erlinsbach (AG)
-
AG dient als Kürzel für den Schweizer Kanton Aargau und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Erlinsbach zu vermeiden. Erlinsbach Basisdaten Kanton: Aargau Bezirk: Aarau BFS-Nr.: 4005 PLZ: 5018 UN/LOCODE: CH ERL Koordinaten: (643321 / 250067)47.3999978.012503430Koordinaten: 47° 24′ 0″ N, 8° 0′ 45″ O; CH1903: (643321 / 250067) Höhe: 430 m ü. M. Fläche: 9.87 km² Einwohner: 3481
(31. Dezember 2008)[1]Website: www.erlinsbach.ch Karte Erlinsbach (schweizerdeutsch: Ärlischbach oder Speuz) ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Aarau im Schweizer Kanton Aargau. Das Dorf liegt westlich der Bezirkshauptstadt Aarau am Erzbach, der zugleich die Grenze zum Kanton Solothurn bildet.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Erlinsbach liegt am Fusse der südlichsten Jurakette. Die tiefste Stelle liegt an der Gemeindegrenze zu Aarau auf einer Höhe von 370 Metern. Die höchste Erbhebung ist der 908 Meter hohe Geissfluhgrat in der nordwestlichen Ecke des Gemeindegebiets, der zugleich die höchste Stelle des Kantons Aargau ist. Über die 779 Meter hohe Salhöhe führt eine Passstrasse nach Kienberg und weiter nach Gelterkinden.
Der Erzbach bildet die westliche Gemeindegrenze und zugleich die Kantonsgrenze. Er trennt Erlinsbach von der solothurnische Nachbargemeinde Erlinsbach SO. Zusammen bilden diese zwei Gemeinden eine zusammenhängende Siedlung mit über 6'400 Einwohnern. Etwa drei Kilometer nördlich des Dorfzentrums befindet sich auf einer Höhe von 675 Metern der Weiler Hard. Die Gemeindefläche ist 987 Hektaren gross, davon sind 530 Hektaren mit Wald bedeckt und 104 Hektaren überbaut.
Nachbargemeinden sind Aarau und Küttigen im Osten, Erlinsbach SO im Westen sowie Kienberg und Oberhof im Norden.
Geschichte
Bereits während der Bronzezeit und der Herrschaft der Römer war das Tal von Erlinsbach besiedelt. Im Jahr 1173 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung von Arnlesbach. Kaiser Friedrich Barbarossa, der sich damals in Basel aufhielt, bestätigte dem Stift Beromünster seine Besitzungen. Die hohe Gerichtsbarkeit wurde durch die Herren von Kienberg ausgeübt, ein den Habsburgern unterstelltes Adelsgeschlecht. 1351 traten die Kienberger ihre Rechte und Güter an das Kloster Königsfelden in Windisch ab. Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts bestand auf dem heutigen Gemeindegebiet die Siedlung Edliswil, die allerdings nicht mehr lokalisiert werden kann.
Die hohe Gerichtsbarkeit kam 1417 zu Aarau und 1454 an die Johanniterkommende Biberstein. Um 1500 entstand der Weiler Hard. Die Stadt Bern zwang die Johanniter im Jahr 1535 zum Verkauf ihrer Besitzungen. Solothurn hatte in der Zwischenzeit die westliche Seite des Tals erworben. Nachdem Bern 1528 zur Reformation übergetreten war, wurde der Erzbach eine konfessionelle Grenze, da Solothurn katholisch blieb. Erlinsbach AG besass damals keine eigene Kirche. Da Bern das Recht besass, in der Kirche Erlinsbach SO den Pfarrer einzusetzen, versuchte es nach 1528 dort einen reformierten Pfarrer einzusetzen, was zu langwierigen Streitereien im Dorf führte, die erst durch den Bau der reformierten Kirche 1565 entschärft wurden. Der «Wynigervertrag» regelte 1665 die endgültige politische Teilung zwischen Bern und Solothurn. Oft spuckten sich Katholiken und Reformierte gegenseitig an; daraus entstand der Übername «Speuz» (Spucke) für Erlinsbach, der heute noch im Alltag und besonders während der Fasnacht verwendet wird.
Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein, entmachteten die «Gnädigen Herren» von Bern und riefen die Helvetische Republik aus. Erlinsbach gehört seither zum Kanton Aargau. 1910 wurde das Lungensanatorium auf der Barmelweid eröffnet, die heutige kantonale Rehabilitationsklinik. Ab den 1980er Jahren begannen die Erlinsbacher beider Kantone, ihre jahrhundertelangen Gegensätze abzubauen und enger miteinander zu kooperieren. So wurde zum Beispiel eine gemeinsame Kreisschule eröffnet, wo Oberstufenschulkinder aus beiden Gemeinden unterrichtet werden. Auch die Feuerwehr wird gemeinsam geführt.
Sehenswürdigkeiten
Die Kirche von Erlinsbach entstand im Jahr 1565. Damit wurde der jahrelange Streit zwischen Bern und Solothurn um die Kirche in Erlinsbach SO gelöst. Das im spätgotischen Stil errichtete rechteckige Bauwerk mit Käsbissenturm steht am Südhang eines vorgelagerten Hügelsporns, inmitten des Friedhofs. Es ist die erste Kirche auf dem Gebiet des heutigen Kantons Aargau, die ohne Chor erbaut wurde. Die Kirche, die in den Jahren 1964/65 vergrössert wurde, bildet zusammen mit dem Pfarrhaus (1565) und der Pfarrscheune (1765) eine Baugruppe.[2]
Wappen
Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «Durch weissen Schrägfluss geteilt von Gelb mit schwarzem Schräglinksbalken und von Blau mit fünfstrahligem weissen Stern.» Das erste Gemeindewappen zeigte in Blau einen weissen Schrägfluss, oben mit drei sechsstrahligen weissen Sternen, unten einen grünen Dreiberg. In heraldischer Hinsicht konnte dieses Wappen nie überzeugen und wurde 1948 durch das heute verwendete ersetzt. Der Schräglinksbalken erinnert an die Herren von Kienberg.[3]
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung:[4]
Jahr 1764 1803 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000 Einwohner 433 523 930 1161 1383 1679 1940 2690 3046 3281 3286 Am 31. Dezember 2007 lebten 3468 Menschen in Erlinsbach, der Ausländeranteil betrug 14,6 %.[5] Bei der Volkszählung im Jahr 2000 waren 48,5 % reformiert, 29,1 % römisch-katholisch, 1,8 % christlich-orthodox und 3,8 % moslemisch; 0,9 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 90,3 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 2,7 % Serbokroatisch, 1,7 % Italienisch, 0,9 % Albanisch, 0,7 % Französisch, 0,6 % Türkisch.[6]
Politik und Recht
Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden. Gemeindeammann der Amtsperiode 2006-2009 ist Markus Lüthy (SVP).
Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Aarau zuständig. Erlinsbach gehört zum Friedensrichterkreis Kirchberg, der die Gemeinden Biberstein, Densbüren, Küttigen und Erlinsbach umfasst.
Wirtschaft
Erlinsbach ist eine Wohngemeinde ohne Industriebetriebe. Die meisten Erwerbstätigen pendeln in die Nachbarstadt Aarau. Die Gemeinde verfügt über eine grössere Anzahl von Landwirtschaftsbetrieben, vor allem im Weiler Hard und auf diversen Aussenhöfen. Auf einigen Hektaren der Gemeindefläche wird Weinbau betrieben. Drei Kilometer nordwestlich des Dorfzentrums, auf einer Höhe von 770 Metern, befindet sich die kantonale Rehabilitationsklinik Barmelweid mit 200 Betten.[7] Auf halbem Weg dorthin befindet sich das früher bekannte Heilbad Laurenzenbad, das heute ein Pflegeheim mit 60 Betten ist. Insgesamt gibt es rund 750 Arbeitsplätze, davon 11 % in der Landwirtschaft, 16 % im Kleingewerbe und 73 % im Dienstleistungsbereich.[8]
Verkehr
Erlinsbach wird durch zwei Buslinien erschlossen. Die Gesellschaft AAR bus+bahn fährt nach Aarau, die Gesellschaft BOGG nach Olten. Eine weitere Buslinie von AAR bus+bahn führt auf die Salhöhe und zur Klinik Barmelweid. Auf der Salhöhe endet die Postautolinie aus Richtung Gelterkinden.
Bildung
Erlinsbach besitzt einen Kindergarten und eine Primarschule. Für die Oberstufen (ab 5. Klasse) bildet Erlinsbach zusammen mit Erlinsbach SO einen Zweckverband und betreibt eine grenzübergreifende Kreisschule, in der sowohl aargauische als auch solothurnische Kinder unterrichtet werden. Die nächste Kantonsschule (Gymnasium) befindet sich in Aarau.
Einzelnachweise
- ↑ Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2008 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Michael Stettler: Die Kunstdenkmaeler des Kantons Aargau - Band I: Die Bezirke Aarau, Kulm, Zofingen. Birkhäuser Verlag, Basel 1948.
- ↑ Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004. ISBN 3-906738-07-8
- ↑ Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Aarau - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Bevölkerungsstatistik 2. Halbjahr 2007 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Gemeindeporträt - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Rehabilitationsklinik Barmelweid
- ↑ Betriebszählung 2005 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
Weblinks
Politische Gemeinden im Bezirk AarauAarau | Biberstein | Buchs | Densbüren | Erlinsbach | Gränichen | Hirschthal | Küttigen | Muhen | Oberentfelden | Rohr | Suhr | Unterentfelden
Kanton Aargau | Bezirke des Kantons Aargau | Gemeinden des Kantons Aargau
Wikimedia Foundation.