- Fontenay (Abtei)
-
Zisterzienserabtei Fontenay
Abtei Fontenay, Kirche (rechts) und OstflügelLage Frankreich
Region Burgund
Département Côte-d’OrKoordinaten: 47° 38′ N, 4° 23′ O47.6408333333334.3897222222222Koordinaten: 47° 38′ 27″ N, 4° 23′ 23″ O Ordnungsnummer
nach Janauschek12 Gründungsjahr 1119 Jahr der Auflösung/
Aufhebung1791 Mutterkloster Kloster Clairvaux Primarabtei Kloster Clairvaux Tochterklöster Kloster Les Echarlis
Kloster Sept-Fons
Kloster Chézery
Kloster MarcillyDie Abtei Fontenay (Fontanetum) ist ein im Jahre 1118 von Bernhard von Clairvaux gegründetes Zisterzienserkloster in Frankreich, das seit 1981 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Die Abtei von Fontenay, eine der bedeutendsten in Burgund, liegt im Département Côte-d’Or, etwa 60 km nordwestlich der Stadt Dijon, etwa 6 km von Montbard entfernt, in einem entlegenen, ursprünglichen Bachtal. Sie besitzt die älteste erhaltene Zisterzienserkirche. Die Lage entspricht der zisterziensischen Tradition, Klöster in entlegenen Tälern an einem Wasserlauf zu errichten. Da Fisch als Hauptbestandteil der Küche des Zisterzienserordens galt, gehören zu Teichen aufgestaute Bachläufe häufig zum Erscheinungsbild von Zisterzienserabteien. Durch die umgebende Wildnis konnte eine Ablenkung und Versuchung durch die weltlichen Geschäfte der Städte und Dörfer vermieden werden. Die Landstraße D 32, die von Marmagne nach Touillon führt, verbindet heute das ehemalige Kloster mit der Außenwelt.
Geschichte
Fontenay wurde im Jahr 1118 vom Heiligen Bernhard von Clairvaux als Tochterkloster (Filiation) der Primarabtei Clairvaux im Tal von Marmagne gegründet. Der Bau ist ein Manifest der strengen zisterziensischen Romanik und entspricht weitestgehend dem Originalzustand. Fontenay entwickelte sich schnell zu einem führenden geistlichen Zentrum der Region: die Mönche fertigten wertvolle Handschriften und erzielten Erfolge in der Medizin und Heilkunde des Hochmittelalters. Im 13. Jahrhundert wohnten Hunderte Mönche in Fontenay.
Mit der Französischen Revolution 1789 endete das Klosterleben: 1791 verließen die letzten neun Mönche Fontenay. Nach dem Verkauf wurde eine Papierfabrik in den Gebäuden der Abtei eingerichtet, die Basilika war zusehends von Verfall bedroht.
1906 kauften die wohlhabenden Gebrüder Edouard und René Aynard die gesamte Abtei und begannen mit der aufwändigen Restaurierung, die bis heute andauert. Nur den Bemühungen der Aynards ist es zu verdanken, dass Fontenay in seinem wiederhergestellten Zustand im Jahr 1981 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde.
Im Jahr 1997 feierte Fontenay den 850. Jahrestag der Weihe seiner Klosterkirche.
Aufbau
Die Abtei gliedert sich in die Bereiche der Basilika, des Klosters mit Dormitorium, Refektorium und Kapitelsaal, des Abtspalastes, der Wirtschaftsgebäude und der klösterlichen Gärten.
Basilika
Die Abteikirche wurde von 1139 bis 1147 errichtet. Seit ihrer Weihe durch Papst Eugen III. 1147 hat die Basilika nur geringfügige Veränderungen erfahren.
Die Fassade wird von sieben Rundbogenfenstern – der symbolischen Zahl der christlichen Tradition – durchbrochen, oben von drei, unten von vier Fenstern. Das hat nicht nur architektonische Bedeutung. Die Drei, die durch keine andere Zahl teilbar ist, ist die klassische Zahl der göttlichen Trinität: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Die Drei steht für das Umfassende, die Heiligkeit und Vollkommenheit, für die Welt des Geistlichen. Eine weltliche Stadt ist auf künstlerischen Darstellungen des Mittelalters vornehmlich durch vier Arkaden gekennzeichnet, das Himmlische Jerusalem immer durch drei Arkaden.
Die Vier ist eine ganz zentrale Symbolzahl und zwar steht sie ganz allgemein für den Bereich des Weltlichen. Zunächst gibt es im Mittelalter die Einteilung der Materie in die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft. Dann gibt es im menschlichen Leben vier Kardinaltugenden [Tapferkeit (fortitudo), Klugheit (prudentia), Mäßigkeit (temperantia) und Gerechtigkeit (iustitia)], die vier Temperamente (cholerisch, phlegmatisch, melancholisch und sanguinisch), die vier Kirchenväter (Ambrosius, Augustinus, Hieronymus und Gregor der Große), die vier Himmelsrichtungen, die vier Enden der Welt, die vier Tageszeiten usw. Soviel zur Zahlensymbolik.
Dem Ordensideal folgend sind die Zisterzienser-Kirchen – und das sieht man hier an der Fassade von Fontenay – einfach, streng und klar. Die Regeln des Ordens verboten Türme, nur Dachreiter und Glocken waren erlaubt. Figürlicher Kapitellschmuck, skulptierte Portale und Ornamentik waren ebenso untersagt wie buntfarbige Fensterverglasung. Darin stehen die Zisterzienser in schärfstem Gegensatz zur gleichzeitigen romanischen Baukunst, vor allem zu Cluny, und das machte sie später zu Mitverbreitern des gotischen Stils in seiner asketischen Version. Dieses Schema lockerte sich später auf und es wird sich etwas wiederholen, was in Cluny, dem Ausgangsort der Bewegung, ebenfalls geschehen ist. Die anfängliche Askese konnte sich nicht durchhalten.
Die achtjochige Kirche ist 66 Meter lang (Cluny III war ungefähr dreimal so groß) und 16,70 Meter hoch. Zur Atmosphäre dieser Kirche passt es sehr gut, dass keinerlei Sitzbänke und ähnliches den Innenraum zustellen und dass es eigentlich auch keinen Fußboden gibt außer festgetretenem Lehm. Der originale Eindruck des 12. Jhs. ist vollständig erhalten geblieben. Das Mittelschiff von Fontenay wird – wie in Cluny III – bis zum Chor von der burgundischen Spitztonne auf mächtigen Quergurten überwölbt.
Aber eine Fensterzone fehlt, die Beleuchtung erfolgt durch die Seitenschiffe und die dichten Fenstergruppen an der Eingangswand, an den Chorwänden und an den Querschiffenden. Das Innere blieb entweder steinsichtig oder wurde verputzt und mit weißen Fugen bemalt, der einzigen zulässigen Farbe – auch die Gewänder der Zisterzienser waren farblos. Sonst erhielt der turmlose Bau weder plastischen noch malerischen Schmuck.
Dafür war die Behandlung des Steins außerordentlich sorgfältig und sauber – und damit auch teuer. Teilweise konnte ohne Mörtel gemauert werden. Diese asketische Einfachheit fand außerordentlichen Zuspruch. In kürzester Zeit verbreiteten sich – zusammen mit dem Orden – die Bauformen der Zisterzienser über ganz Europa. Ihre ersten Bauten waren noch aus Holz errichtet. Erst in der zweiten Ordensgeneration unter Bernhard von Clairvaux entstanden Steingebäude.
Die erhaben schlichte, dreischiffige Basilika hütet die überlebensgroße Steinstatue der „Madonna von Fontenay“ aus dem 13. Jahrhundert. Im Chor, der sich hinter den hohen Säulen erstreckt, sind Grabplatten burgundischer Adliger aus dem 13. Jahrhundert erhalten, der Blütezeit der Abtei. Ebenfalls aus dem 13. Jahrhundert stammt der gotische Altar.
Dormitorium
Vom südlichen Querhaus aus gelangt man über eine Treppe nach oben in das Dormitorium, in den Schlafsaal der Mönche, der immer über dem Kapitelsaal liegt. Er ist 56 Meter lang, das Gebälk ist aus Eichenholz und stammt noch von ca. 1450. Die Mönche schliefen in dem unbeheizten, schwach beleuchteten Raum auf Strohsäcken unter einer Wolldecke und waren kaum getrennt voneinander. Es bestanden nur zwei durch einen Mittelgang getrennte Reihen. Innerhalb dieser Reihen waren die Liegeplätze lediglich durch einfache, niedere Scheidewände getrennt.
Im Verlauf des Mittelalters wurden allerdings bei den Zisterziensern höhere hölzerne Trennwände zwischen die Betten gestellt; so entstanden offene Kabinen, die gegen den Mittelgang immerhin durch Vorhänge abgeschlossen waren, also wenigstens eine gewisse Privatheit erlaubten. Seit dem 15. Jahrhundert waren auch Türen mit Guckloch erlaubt. Die jüngeren Brüder schliefen zur Kontrolle häufig zwischen den älteren. Der Abt sah nach, ob sich in den Betten kein Sonderbesitz befand, der gegen das Armutsgebot verstieß.
Anfangs war es üblich, dass nach der Benediktinerregel alle Mönche in einem Raum gemeinsam schlafen sollten, so dass das Dormitorium sehr groß werden konnte, manchmal größer als das Kirchenschiff. Später kam es deshalb zu Abweichungen dieser Regel, aber die Mönche verbrachten auch dann zumindest in Gruppen zu 10 oder 20 die Nacht. Meistens hatten die Schlafsäle zwei Zugänge, einen unmittelbar zum Querhaus der Kirche, den zweiten zum Klosterhof oder zu den Latrinen. Das Licht sollte bei alledem nie ausgehen – Dunkelheit erzeugt Angst und erschwert die Kontrolle.
Weitere Teile der Anlage
Als Meisterwerk der Romanik gilt der Kreuzgang, der sich um einen begrünten Hof schließt und der über exzellent bearbeitete Kapitelle verfügt. Der anschließende Kapitelsaal, in dem einst Rat gehalten wurde und in dem die Geistlichen sich austauschten oder ihre Studien betrieben, kündigt durch einige Formen an Säulen und Fenstern bereits die Gotik an. Der einzig dauerhaft beheizte Raum des Klosters war der Chauffoir (Calefactorium,Wärmestube), der über zwei gewaltige Kamine verfügt, an denen sich die Mönche wärmten.
Die nach alten Vorbildern restaurierten Kräutergärten begrenzen den Krankensaal, in dem die Kranken der Region versorgt wurden, und die Schmiede, die eine wichtige Einnahmequelle des Klosters darstellte. Im 15. Jahrhundert entstanden der kuriose Taubenturm, der auf das Jagdrecht der Mönche verwies, und der Hundezwinger. Der im verspielten Stil des Rokoko gehaltene Abtspalast aus dem 18. Jahrhundert dient heute der Familie Aynard als Wohnsitz.
Weblinks
- www.abbayedefontenay.com (französisch; englisch)
- Schätze der Welt – Fontenay
Commons: Zisterzienserabtei Fontenay – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelbauwerke: Kathedrale von Amiens | Kathedrale von Bourges | Kathedrale von Chartres | Pont du Gard | Kirche von Saint-Savin
Ensembles: Bischofsviertel von Albi | Römische und romanische Denkmale von Arles | Papstpalast, Kathedrale und Brücke von Avignon | Königliche Saline in Arc-et-Senans | Schloss Fontainebleau und sein Park | Abtei von Fontenay | Mont Saint-Michel | Die Plätze Stanislas, de la Carrière, und d’Alliance in Nancy | Amphitheater und Stadtgründungsbogen in Orange | Kathedrale Notre Dame, Basilika Saint Rémi und Palais du Tau, Reims | Schloss Versailles und sein Park
Städtebau: Bordeaux, Hafen des Mondes | Altstadt und Stadtmauer von Carcassonne | Le Havre | Altstadt von Lyon | Provins | Grande Île von Straßburg | Saint-Émilion | Vézelay | Ufer der Seine, Paris
Ortsübergreifend: Belfriede in Frankreich (und Belgien) | Canal du Midi | Festungsanlagen von Vauban | Französischer Teil des Jakobswegs
Kulturlandschaften: Tal der Loire | Mont Perdu, in den Pyrenäen | Höhle von Lascaux und Cro-Magnon im Vézère-Tal
Naturerbe: Kap Girolata, Kap Porto, Calanche und der Naturpark Scandola auf Korsika | Lagunen von Neukaledonien
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Fontenay — ist der Familienname folgender Personen: Charles L. Fontenay (1917–2007), US amerikanischer Science Fiction Autor und Künstler Élisabeth de Fontenay (* 1934), französische Philosophin John Fontenay (1769/70–1835), englischer Schiffsmakler, in… … Deutsch Wikipedia
Abtei Saint Rémi (Reims) — Abtei Saint Rémi Innenansicht In der ehemals königlichen Abtei Saint Remi wurde Jahrhunderte lang das heilige Öl zur Salbung der französischen Könige bei der Kr … Deutsch Wikipedia
Abtei Saint-Remi (Reims) — Abtei Saint Rémi Innenans … Deutsch Wikipedia
Fontenay — [fɔ̃t nɛ], gut erhaltene ehemalige Zisterzienserabtei in Burgund (Département Côte d Or, Frankreich), 1119 durch Bernhard von Clairvaux gegründet, 1147 geweiht. Das Kloster (12./13. Jahrhundert, zum Teil im 15. Jahrhundert erweitert) und seine… … Universal-Lexikon
Abtei Maillezais — Maillezais, Abteikirche, Ruinen von Südosten Maillezeis, Abtei, Grundriss Di … Deutsch Wikipedia
Abtei Saint-Denis — Gotische Kathedrale von Saint Denis Mittelschiff Die Basilika Saint Denis ist eine ehemalige Abteikirche in der Stadt Saint Denis nördlich von … Deutsch Wikipedia
Mont-Saint-Michel (Abtei) — Der Mont Saint Michel von Süden … Deutsch Wikipedia
Zisterzienser — Wappen des Zisterzienserordens … Deutsch Wikipedia
Liste der Klöster (chronologisch) — Folgende Liste der Klöster stellt einen Beitrag zur Klostergeschichte dar und ist in der Entstehungsphase. Daher bittet der Ersteller um Mithilfe nach vorgegebenem Schema (Datum, Kloster/Abtei, in Klammern: Orden, Diözese, Region/Land, Gründer,… … Deutsch Wikipedia
Cistercienser — Wappen des Zisterzienserordens Bernhard von Clairvaux sorgte für die Ausbreitung des Ordens Zisterzienser nennen sich die Mönche und Nonnen, die in der Tradition der Grün … Deutsch Wikipedia