Friedrichstal (Baiersbronn)

Friedrichstal (Baiersbronn)
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Baiersbronn
Baiersbronn
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Baiersbronn hervorgehoben
48.5058333333338.3711111111111584Koordinaten: 48° 30′ N, 8° 22′ O
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Karlsruhe
Landkreis: Freudenstadt
Höhe: 584 m ü. NN
Fläche: 189,7 km²
Einwohner: 15.965 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 84 Einwohner je km²
Postleitzahl: 72270
Vorwahlen: 07442, 07447, 07449
Kfz-Kennzeichen: FDS
Gemeindeschlüssel: 08 2 37 004
Adresse der Gemeindeverwaltung: Oberdorfstraße 46
72270 Baiersbronn
Webpräsenz:
Bürgermeister: Norbert Beck (CDU)
Lage der Gemeinde im Landkreis Freudenstadt
Karte

Baiersbronn ist eine Gemeinde im Landkreis Freudenstadt in Baden-Württemberg und nach der Landeshauptstadt Stuttgart die flächenmäßig zweitgrößte Kommune des Landes. Das etwa fünf Kilometer nordwestlich von Freudenstadt gelegene Schwarzwalddorf ist ein beliebter Fremdenverkehrsort und bekannt für seine Spitzengastronomie. Daher ist oftmals auch vom „Sternedorf“ Baiersbronn die Rede.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Baiersbronn
Baiersbronn mit Einkaufscenter und Sportplatz

Geographische Lage

Das Gemeindegebiet von Baiersbronn erstreckt sich vom Murgtal in 450 Meter über NN bis zum Dreifürstenstein östlich der Hornisgrinde in 1.153 Meter Höhe, der zugleich den höchsten Punkt in Württemberg darstellt.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde Baiersbronn besteht aus den zehn Ortsteilen Baiersbronn-Dorf, Mitteltal, Obertal (Obertal und Buhlbach), Tonbach, Friedrichstal, Schönmünz, Klosterreichenbach (Klosterreichenbach, Reichenbacher Höfe und Heselbach), Röt (Röt und Schönegründ), Huzenbach und Schwarzenberg (Schwarzenberg und Schönmünzach) mit insgesamt 115 Dörfern, Weilern, Zinken, Höfen und Häusern.

→ Siehe auch: Liste der Orte im Landkreis Freudenstadt

Die offizielle Benennung der Ortsteile erfolgt in der Form „Baiersbronn - …“. In den Ortsteilen Klosterreichenbach, Röt und Huzenbach sowie den beiden Ortsteilen Schwarzenberg und Schönmünz zusammen sind Ortschaften im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung eingerichtet mit jeweils eigenem Ortschaftsrat und Ortsvorsteher als dessen Vorsitzende. Für die Wahl des Ortschaftsrats in der Ortschaft Schönmünz wird die Unechte Teilortswahl entsprechend angewandt und das Wahlgebiet in drei Wohnbezirke unterteilt. In den übrigen Ortsteilen werden Gemeindebezirke im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung mit jeweils eigenem Bezirksbeirat eingerichtet.

Im Gebiet Gemeinde Baiersbronn in den Grenzen von 1970 liegen die Wüstungen Strubenhart, Talbechenhalde, Bruderhaus, Dietersbronnen, Diebelsbach und Kannenwald. Im Gebiet der ehemaligen Gemeinde Schwarzenberg liegen die Wüstungen Grasegenouwa, Schrampach oder Vortpach und Bubabenhütte.[2]

Geschichte

Baiersbronn wird 1292 erstmals urkundlich erwähnt. Eine erste Schule wird 1627 nachgewiesen. Aufgrund der sozialen Situation (Missernten, allgemeine Armut) wanderten ab Mitte des 19. Jahrhunderts viele Baiersbronner nach Nord-Amerika aus. Durch den Anschluss an die Murgtalbahn 1901 kommt es dann zu einem wirtschaftlichen Aufschwung. Baiersbronn wird zum Luftkurort und Wintersportplatz.

Das obere Murgtal wurde durch Einzelgehöfte besiedelt. So entstanden nach und nach kleine Weiler und Siedlungen, Parzellen genannt. Erst im Dritten Reich wurden 1935 in der Altgemeinde Baiersbronn Straßennamen eingeführt. Die übrigen Ortschaften Klosterreichenbach, Heselbach, Röt, Huzenbach und Schwarzenberg entstanden als geschlossene Ortschaften. Sowohl Buhlbach als auch Schönmünzach entstanden durch Gründungen von Glashütten im ausgehenden 18. Jahrhundert.

Der Langenbach und nach der Vereinigung die Schönmünz stellt eine uralte Grenze dar. So ist dieser Bach seit dem Jahre 496 Stammesgrenze zwischen Alemannen (Schwaben) und Franken und noch heute Mundartgrenze. Viele Jahrhunderte war sie auch Landesgrenze zwischen Baden und Württemberg.

Religionen

Baiersbronn, das seit 1320 zu Württemberg gehört, erhält 1430 seine erste Kirche. Seither darf man mit der Existenz einer „Marienpflege“ rechnen. 1492 wird es eigenständiges Pfarramt, nachdem es zuvor kirchlich zu Dornstetten gehört hat. Seit der Reformation in Württemberg ist Baiersbronn evangelisch-pietistisch geprägt.

Das Kloster Reichenbach führte erst 1595 den neuen Glauben ein. Neben den heutigen sechs evangelischen Kirchengemeinden in der Gesamtgemeinde gibt es seit Mitte des 20. Jahrhunderts eine römisch-katholische Gemeinde. Inzwischen wurden auch eine evangelisch-methodistische, eine neuapostolische, der Piätkong und die freikirchliche Christus-Gemeinde gegründet.

Einwohner

Bedingt vor allem durch die geographisch abgeschiedene Lage wurde über Jahrhunderte 'im Tal' geheiratet. Dies hat zur Folge, dass die Familiennamen Braun, Finkbeiner (über 150x), Frey, Gaiser (über 170x), Haist, Klumpp (über 100x) und Züfle überproportional vertreten sind. Zu den weiteren alteingesessenen Sippen zählen auch die Beilharz, Eberhardt, Ehmann, Fahrner, Faißt, Glaser, Günt(h)er, Keck, Mast, Möhrle, Morlok, Pfau, Rapp, Rothfuß, Schmelzle, Seidt, Trück, Wein, Würth und Wurster.

Durch die schon erwähnten geographischen Gegebenheiten entwickelte sich in der Altgemeinde Baiersbronn eine Sondermundart innerhalb des schwäbischen Mundartraumes, die die Baiersbronner sprachlich von den Bewohnern der angrenzenden Gemeinden scheidet.

Die Bewohner des Murgtals waren hauptsächlich in der Land- und Holzwirtschaft beschäftigt. Nicht erst der Waldbrand von 1800 ließ das Murgtal verarmen, sondern die fast vollständige Abholzung der Waldungen durch die Holzcompagnien führten dazu. Erst mit der Zunahme des Tourismus nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte Baiersbronn einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Räumliche Entwicklung des Gemeindegebietes

Zur Großgemeinde Baiersbronn gehören folgende früher selbständige Gemeinden

  • Baiersbronn mit den Ortsteilen Buhlbach, Friedrichstal, Mitteltal, Obertal, Schönmünz und Tonbach (Kniebis wurde 1974 zu Freudenstadt ausgemeindet)
  • Huzenbach (1974 zu Baiersbronn; bis 1818 bei Schwarzenberg)
  • Klosterreichenbach mit Reichenbacher Höfe und dem 1936 eingemeindeten Heselbach (1. Januar 1974 zu Baiersbronn)
  • Röt mit Ortsteil Schönegründ (1. September 1971 zu Baiersbronn)
  • Schwarzenberg mit Ortsteil Schönmünzach (1974 zu Baiersbronn)

Teilorte

Blick auf Huzenbacher See von der Karwand

Huzenbach

Huzenbach wurde erstmals 1289 urkundlich erwähnt, als Pfalzgraf Ludwig von Tübingen den Ort dem Kloster Reichenbach schenkte. Huzenbach lebte über Jahrhundert vor allem von der Holzwirtschaft. Huzenbach, das bis dahin zu Schwarzenberg gehört hatte, wurde 1810 selbständig.

Klosterreichenbach mit Heselbach und Reichenbacher Höfe

Das Kloster Reichenbach wurde 1085 als Tochterkloster des Klosters Hirsau von Bischof Gebhard geweiht. Nach der Einführung der Reformation wurde der Prior und seine Mönche 1595 zur Flucht gezwungen und Reichenbach wurde eine weltliche reformierte Gemeinde und Sitz des gleichnamigen Klosteramtes. 1897 wurde der Ort von Reichenbach in Klosterreichenbach umbenannt. Der Nachbarort Heselbach wurde 1936 eingemeindet.

Röt-Schönegründ

Röt wurde erstmals 1282 urkundlich erwähnt. Im Dreißigjährigen Krieg wurde es von kaiserlichen Truppen besetzt und verwüstet. 1812 erfolgte eine weitere Zerstörung des Ortes durch eine Brandkatastrophe, die auch die Kirche nicht verschont. Ab 1890 begann mit der Industrialisierung (u.a. Sägewerke) der wirtschaftliche Aufschwung der Gemeinde.

Schwarzenberg mit Schönmünzach

Die Gründung des Klosters Reichenbach führte 1085 auch zur ersten Erwähnung Schwarzenbergs, weil ein Gut im Ort dem neuen Kloster geschenkt wurde. Auf der Schwarzenberger Gemarkung wurde 1773 eine Glashütte erbaut, die bis zum beginnenden 20. Jahrhundert bestand und aus der sich der Ortsteil Schönmünzach entwickelte. Der Dichter Wilhelm Hauff erhielt die Anregungen zu seinem Märchen "Das kalte Herz" bei einem Besuch in Schwarzenberg. Seit 1953 ist Schönmünzach Kneippkurort.

Politik

Bürgermeister

  • 1954–1980: Franz Adis
  • 1980–1988: Dr. Ernst-Ullrich Köpf
  • 1988–heute: Norbert Beck (CDU)

Gemeinderat

Die Kommunalwahl am 13. Juni 2004 ergab folgende Sitzverteilung:

CDU 36,9 % -0,7 11 Sitze ±0
SPD 20,5 % +2,1 6 Sitze +1
BUB 20,4 % +10,2 6 Sitze +3
FWG 15,9 % -11,0 5 Sitze -3
FDP/DVP 6,3 % -0,6 2 Sitze ±0

Gemeindepartnerschaften

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Bahnhof Baiersbronn

Die Gemeinde liegt an der Murgtalbahn, die aufgrund des steilen Streckenverlaufes bis 1924 stellenweise als Zahnradbahn betrieben wurde. Die Linien S31 und S41 der Stadtbahn Karlsruhe verbinden Baiersbronn mit Karlsruhe und Freudenstadt. Durch Anschlüsse in Freudenstadt Hbf sind über die dort beginnende Kinzigtalbahn und die Gäubahn weitere Ziele im Schwarzwald erreichbar. Baiersbronn gehört der Verkehrs-Gemeinschaft Landkreis Freudenstadt an.

Die Bundesstraße B462 von Rastatt nach Rottweil schließt Baiersbronn an das überregionale Straßennetz an.

Die B500 (Schwarzwaldhochstraße) läuft im Westen größtenteils entlang der Gemeindegrenze, die früher ebenfalls die Landesgrenze zwischen Württemberg und Baden war.

Die kurvenreiche Verbindungsstraße zwischen Baiersbronn-Obertal und dem Ruhestein wurde am 21. Juli 1946 einmalig für eine Bergrenn-Veranstaltung genutzt.

Bildung

In Baiersbronn gibt es neben dem Richard-von-Weizsäcker-Gymnasium mit der Johannes-Gaiser-Schule im Hauptort eine Real- und Hauptschule mit Werkrealschule, die Grund- und Hauptschulen mit jeweiligiger Werkrealschule in Klosterreichenbach und Mitteltal sowie mit der Wilhelm-Münster-Schule im Hauptort, der Friedrich-Rupps-Schule in Schönmünzach und den Grundschulen Obertal und Röt vier reine Grundschulen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

In Baiersbronn gibt es das Wilhelm-Hauff-Märchenmuseum, dem Verfasser des Märchens "Das Kalte Herz", welches bis heute oft aufgeführt wird.

Musik

Seit 1998 findet in der Region, als musikalischer Höhepunkt des Jahres, das Schwarzwald Musikfestival statt. Unter der künstlerischen Leitung von Mark Mast hat sich das Projekt inzwischen zu einer überregional bedeutsamen Institution entwickelt und in der deutschen Festivallandschaft etabliert.

Bauwerke

Denkmäler

Mit der Alexanderschanze befindet sich ein Bodendenkmal, das auf eine 1734 durch Herzog Carl Alexander von Württemberg erbaute militärische Sicherungsanlage hinweist, in der Nähe von Baiersbronn. Sie war ein Teil einer Befestigungslinie auf dem Kniebisrücken und war zur Verteidigung der Passstraße über den Schwarzwald bestimmt.


Kulinarische Spezialitäten

Baiersbronn ist neben Bergisch Gladbach die einzige deutsche Stadt mit zwei 3-Sterne Köchen nach dem Guide Michelin:

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

d. h. Personen, die hier vor Ort geboren wurden

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

d. h. Personen, die in diesem Ort gelebt haben und zugleich dort ihre Wirkungsstätte hatten, ohne dort geboren zu sein

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Bevölkerungsstand
  2. Quellen für den Abschnitt Gemeindegliederung:
    Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band V: Regierungsbezirk Karlsruhe Kohlhammer, Stuttgart 1976, ISBN 3-17-002542-2. S. 607–612
    Hauptsatzung der Gemeinde Baiersbronn vom 24. Juni 2008 (PDF; abgerufen am 20. August 2008)

Literatur

  • Renate Karoline Adler: Demographie und Familiengeschichte der beiden Schwarzwalddörfer Aach und Schönmünzach im Kreis Freudenstadt. Rückwirkungen der beginnenden Industrialisierung auf die ländliche Sozialstruktur. (= Beiträge zur südwestdeutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte; Bd. 14). Scripta-Mercaturae-Verlag, St. Katharinen 1991, ISBN 3-922661-98-X (zugl. Dissertation, Universität Tübingen, 1990)
  • Willi Bidermann: Der Höhenluftkurort Ruhestein im Wandel der Zeit. Blütezeiten - Kriegsfolgen - Neuanfänge. Selbstverlag, Freudenstadt 2005.
  • Manfred Eimer: Das obere Murgtal, Seine Geschichte und Kultur. Druck und Verlag von Emanuel Haisch, Klosterreichenbach 1931.
  • Manfred Eimer: Zu Kniebis auf dem Walde, Geschichtliche Zusammenfassungen. Südwestdeutsche Verlagsgesellschaft m.b.H., Karlsruhe (Baden) 1925.
  • Wilhelm Günter (Hrsg.): Huzenbach. Geschichte eines Murgtal-Dorfes für Alte und Junge, Alteingesessene und Neubürger. Geiger, Horb 1989, ISBN 3-89264-337-7
  • Walter Kull: Baiersbronn in alten Ansichten. 6. Auflage. Europäische Bibliothek, Zaltbommel 1991, ISBN 90-288-2750-1
  • Sönke Lorenz, Axel Kuhn: Baiersbronn. Vom Königsforst zum Luftkurort. Wegrahistorik-Verlag, Stuttgart 1992.
  • Erdmann Teich (Text), Heinrich Müller (Fotos): Baiersbronn und seine Teilorte. Müller, Freudenstadt 1982, ISBN 3-88366-085-X (Bildband)

Weblinks


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