- Freistaat Anhalt
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Anhalt Wappen Flagge Lage im Deutschen Reich Entstanden aus Herzogtum Anhalt Heute (Teil von): Sachsen-Anhalt Daten aus dem Jahr 1925 Landeshauptstadt Dessau Regierungsform Staatsoberhaupt Ministerpräsident Verfassung Verfassung für Anhalt vom 18. Juli 1919 Bestehen 1918-1945 Fläche 2.314 km² Einwohner 351.045 Bevölkerungsdichte 152 Einwohner pro km² Religionen 91,4 % Ev.
4,0 % Römisch-katholische
0,1 % andere Christen
0,3 % Juden
4,2 % SonstigeHymne Anhalt-Lied Reichsrat 1 Stimme Kfz-Kennzeichen A Karte Der Freistaat Anhalt war ein Land des Deutschen Reiches in der Zeit der Weimarer Republik und ist der Nachfolger des Herzogtums Anhalt.
Der Freistaat hatte bei einer Fläche von 2299 km² im Jahre 1925 351.045 Einwohner. Zur Zeit des Nationalsozialismus hatte es Mai 1939 436.213 Einwohner bei einer Fläche von 2314 km².
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung
Am 12. November 1918 wurde aus dem Herzogtum Anhalt eine Republik, da Prinzregent Aribert sich nach Straßendemonstrationen gezwungen sah, im Namen des noch minderjährigen Herzogs Joachim Ernst von Anhalt und der gesamten anhaltischen Fürstenfamilie auf den Thron zu verzichten. Die Abdankung folgte der Bildung eines Arbeiter- und Soldatenrats in Dessau unter dem Vorsitz von Bürgermeister Fritz Hesse am 9. November 1918. Am 14. November kam es zur Bildung einer vorläufigen SPD/DDP-Regierung unter Führung von Wolfgang Heine (SPD).
Bei den für den 15. Dezember 1918 angesetzten Wahlen zur verfassunggebenden Landesversammlung erreicht die SPD die absolute Mehrheit, entschließt sich jedoch dazu, die Koalition mit der DDP fortzusetzen. Die verfassungsgebende Landesversammlung schloss ihren Auftrag der Ausarbeitung einer Verfassung mit der Annahme der Verfassung für Anhalt vom 18. Juli 1919 ab.
Bei den Landtagswahlen im April 1932 wurde die NSDAP mit 15 Mandaten (6 Mandatsträger waren aus Dessau) stärkste Fraktion. Mit Hilfe der bürgerlichen Rechten wurde im Mai Alfred Freyberg (NSDAP) zum Ministerpräsidenten einer NSDAP/DNVP-Koalition gewählt. Freyberg war der erste nationalsozialistische Ministerpräsident in Deutschland. Unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft musste unter anderem das Bauhaus in Dessau seinen Lehr- und Forschungsbetrieb einstellen.
Mit dem „Gesetz über den Neuaufbau des Reichs“ vom 30. Januar 1934 mussten alle Länder bzw. Freistaaten in Deutschland ihre Souveränität und Hoheitsrechte an das Reich abtreten. In der Folge wurde aus dem seit 1918 existierenden Freistaat Anhalt das Land Anhalt, wobei de facto alle Territorialstaaten des Deutschen Reiches ihre Eigenständigkeit bereits mit dem „Vorläufigen Gesetz über die Gleichschaltung der Länder mit dem Reich“ vom 31. März 1933 eingebüßt hatten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor Anhalt seine Eigenständigkeit und wurde mit der der ehemaligen preußischen Provinz Sachsen zur Provinz Sachsen-Anhalt zusammengeschlossen.
Nach der Herstellung der deutschen Einheit führte die Kreisreform 1994 innerhalb des Landes Sachsen-Anhalt zur Einrichtung des Landkreises Anhalt-Zerbst, so dass der historische Name „Anhalt“ nicht nur im Landesnamen, sondern auch in einem Kreisnamen weiterlebte; in einer neuerlichen Kreisreform wurde dieses Gebiet am 1. Juli 2007 dem neu gebildeten Landkreis Anhalt-Bitterfeld zugeschlagen, der zwar ebenfalls noch den Namen Anhalt weiter führt, dessen Kreisgebiet jedoch weite Teile umfasst, die nie zu Anhalt gehört haben (wie etwa Bitterfeld). In der Evangelischen Kirche hingegen entspricht das Gebiet der Evangelischen Landeskirche Anhalts noch heute dem ehemaligen Herzogtum bzw. Freistaat Anhalt.
Politik
Landtag
Der Landtag des Freistaates Anhalt hatte seinen Sitz in Dessau. Die erste Sitzung war am 20. Februar 1919. Die Legislaturperioden dauerten ab 1923 4 Jahre, davor nur 3 Jahre. Im Reichsrat hatte der Landtag eine Stimme. Als Rechenverfahren wurde das Hare-Niemeyer-Verfahren benutzt. Es gab als Wahlsystem ein Verhältniswahlrecht, jedoch mit geschlossenen Listen.
Ministerpräsident
Die Präsidenten des Staatsrates 1918–1922 bzw. Ministerpräsidenten des Freistaates Anhalt 1922–1933 bzw. Landes Anhalt 1933–1945:
- 14. November 1918 bis 23. Juli 1919: Wolfgang Heine, SPD
- 23. Juli 1919 bis 9. Juli 1924: Heinrich Deist, SPD
- 9. Juli 1924 bis 25. November 1924: Willy Knorr, DNVP
- 25. November 1924 bis 21. Mai 1932: Heinrich Deist (2. Amtszeit)
- 21. Mai 1932 bis 8. Januar 1940: Alfred Freyberg, NSDAP
- 8. Januar 1940 bis April 1945: Rudolf Jordan, NSDAP
Reichsstatthalter
Mit dem Vorläufigen Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich verloren die Länder ihre Souveränität und es wurden folgende Reichsstatthalter für Anhalt und Braunschweig mit Sitz in Dessau eingesetzt:
- 6. Mai 1933 bis 23. Oktober 1935: Wilhelm Loeper
- November 1935 bis 20. April 1937: Fritz Sauckel
- 20. April 1937 bis April 1945: Rudolf Jordan
Territoriale Gliederung
- Städte: Ballenstedt, Gernrode, Gröbzig, Güntersberge, Harzgerode, Hoym
Bernburg (Saale), Güsten, Hecklingen, Leopoldshall, Nienburg, Sandersleben
Dessau, Radegast, Raguhn, Roßlau, Köthen, Zerbst, Coswig - Exklaven: Alsleben, Groß- und Klein-Mühlingen, Dornburg, Tilkerode
- Preußische Enklaven: Löbnitz a. d. Linde, Repau, Pösigk, Priorau
1942 wurden die preußischen Gemeinden Löbnitz a. d. Linde, Repau, Pösigk, Schierau, Priorau, Möst und Goltewitz in das Land Anhalt eingegliedert sowie die Gemeinden Tilkerode, Unterwiederstedt und Wadendorf in die Provinz Sachsen des Landes Preußen ausgegliedert.
Verwaltungsgliederung
Anhalt 1918-1945:
- Stadtkreis Bernburg (seit 1933)
- Stadtkreis Dessau (seit 1933)
- Stadtkreis Köthen
- Stadtkreis Zerbst (seit 1935)
- Landkreis Ballenstedt
- Landkreis Bernburg
- Landkreis Dessau (bis 1932)
- Landkreis Köthen (bis 1932)
- Landkreis Dessau-Köthen (seit 1932)
- Landkreis Zerbst
Literatur
- Walther Eggert: Anhaltisches Mosaik: Landschafts- und Kulturbilder aus dem ehemaligen Land Anhalt. Frankfurt/Main: Weidlich 1971 ISBN 3-8035-0555-0
- Johannes Jansson: Das Fürstentum Anhalt und das Erzbistum Magdeburg - 1647. (Historische Karte: Principatus Anhaldinus et Magdeburgensis Archiepiscopatu). Reprint Bad Langensalza: Rockstuhl 2003. ISBN 3-932554-92-2
- Wilhelm van Kempen: Schlösser und Herrensitze in Provinz Sachsen und in Anhalt. Frankfurt/Main: Weidlich 1961
- Norbert Michels, Hrsg.: Anhalt in alten Ansichten: Landschaft, Baukunst, Lebenswelten. Halle: Mitteldeutscher Verlag 2006. ISBN 3-89812-350-2
- Reinhold Specht: Bibliografie zur Geschichte Anhalts, 1930/3
- J. Wütschke: Zur Territorialentwicklung Anhalts. In: Anhaltische Geschichtsblätter 13 (1937)
- J. Wütschke: Territorialentwicklung Anhalts (Atlas des Saale- und mittleren Elbegebiets) 1958
Weblinks
Commons: Anhalt – Album mit Bildern und/oder Videos und AudiodateienLänder des Deutschen Reiches (1919–1933)Anhalt | Baden | Bayern2 | Braunschweig | Bremen1,2 | Hamburg1,2 | Hessen | Lippe | Lübeck1,(2) | Mecklenburg-Schwerin | Mecklenburg-Strelitz1 | Oldenburg | Preußen | Sachsen2 | Schaumburg-Lippe1 | Thüringen | Waldeck-Pyrmont1(bis 1929) | Württemberg
Einige Artikel stellen vorrangig das Land zu Weimarer Zeit dar, andere gleichermaßen Vorgängerstaat (1) oder Nachfolgestaat (2).
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