- Geschichte von Rheinland-Pfalz
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Die Geschichte von Rheinland-Pfalz begann kurz nach dem Zweiten Weltkrieg am 30. August 1946, als durch Militärverordnung Nr. 57 der französischen Besatzungsmacht aus der ehemals bayerischen Pfalz, aus den Regierungsbezirken Koblenz und Trier der ehemaligen preußischen Rheinprovinz, aus den linksrheinischen Teilen der ehemals zum Volksstaat Hessen gehörigen Provinz Rheinhessen, aus Teilen der preußischen Provinz Hessen-Nassau (Montabaur) und aus dem ehemals oldenburgischen Gebiet um Birkenfeld das Land Rheinland-Pfalz gegründet wurde.
Inhaltsverzeichnis
Germanische und römische Stadtgründungen
Mit Andernach (lat. Antunnacum), Bingen (lat. Bingium), Boppard (lat. Baudobriga), Koblenz (lat. Confluentes), Mainz (lat. Mogontiacum), Remagen (lat. Rigomagus), Speyer (lat. Noviomagus Nemetum), Trier (lat. Augusta Treverorum) und Worms (lat. Borbetomagus) liegen eine Mehrzahl der ältesten Städte Deutschlands in Rheinland-Pfalz, wobei sich, je nach Lesart, Trier und Worms als „älteste Stadt Deutschlands“ bezeichnen dürfen. Auf einen offiziellen Status berufen kann sich indessen nur Worms, das von der Bundesregierung als deutsches Mitglied des 1994 gegründeten Arbeitskreises der ältesten Städte Europas benannt worden ist. Grund hierfür mag sein, dass sich mit dem keltischen Borbetomagus bereits vor römischer Zeit eine stadtähnliche Siedlung auf Wormser Gebiet befunden hat.
Historische Ereignisse im heutigen Rheinland-Pfalz vor 1946
Julius Caesar ließ im Gallischen Krieg 55 v. Chr. zwischen Andernach und Koblenz in nur zehn Tagen eine Rheinbrücke erbauen, um eine Strafexpedition gegen die Germanen auf rechtsrheinischem Gebiet durchführen zu können. Zwei Jahre später wiederholte er diesen Brückenbau bei Urmitz. Nach der Gründung von Mogontiacum 13/12 v. Chr. durch die Anlage eines Legionslagers und der Stationierung von bis zu 40.000 Soldaten war der Standort Ausgangspunkt für zahlreiche Feldzüge in die rechtsrheinische Magna Germania. Mit der Gründung der Provinz Germania superior, die große Teile des heutigen Rheinland-Pfalz umfasste, wurde Mogontiacum im Jahr 90 zur Hauptstadt der Provinz bestimmt.[1]
Vorverhandlungen, die eine Teilung des Fränkischen Reiches zur Folge hatten, wurden 843 in der Basilika St. Kastor in Koblenz geführt. Die Ergebnisse wurden noch im selben Jahr im Vertrag von Verdun besiegelt und führten zur Aufspaltung in ein Westfrankenreich, ein Ostfrankenreich sowie in ein Mittelreich namens Lotharingien. Letzteres wurde 855 in der Teilung von Prüm erneut aufgeteilt.
Nach jahrelangen Verhandlungen mit dem 1119 neu gewählten Papst Kalixt II. kommt es im Wormser Konkordat zu einer Verständigung zwischen Kaiser und Papst und zu einer Beilegung des Investiturstreits.
Der Mainzer Johannes Gutenberg erfand um 1440 den Buchdruck mit beweglichen Metall-Lettern. Die neue Drucktechnik revolutionierte die Welt, indem sie die rasche Vervielfältigung von Büchern sowie die schnelle Verbreitung von Wissen in allen Bevölkerungsschichten ermöglichte.
Am 17. April 1521 stand Martin Luther vor dem Reichstag zu Worms. Dabei wurde er vor den versammelten Fürsten und Reichsständen verhört und letztmals zum Widerruf aufgefordert. Nach einem Tag Bedenkzeit und im Wissen, dass dies sein Tod sein konnte, lehnte er mit folgender Begründung ab:[2]
„[Da] … mein Gewissen in den Worten Gottes gefangen ist, ich kann und will nichts widerrufen, weil es gefährlich und unmöglich ist, etwas gegen das Gewissen zu tun. Gott helfe mir. Amen.“
Die oft zitierte Version Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir, Amen ist nicht belegt. Darauf verhängte der Reichstag am 26. Mai 1521 das vom Kaiser gezeichnete Wormser Edikt über ihn.
Im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688–1697) wurden weite Teile des heutigen Rheinland-Pfalz verwüstet. So gingen viele Städte in Kurtrier, Kurmainz und der Kurpfalz in Flammen auf oder wurden schwer beschädigt. An Rhein und Mosel wurden viele Burgen, beispielsweise 1689 Burg Stolzenfels, völlig zerstört. Anlass war, dass der französische König Ludwig XIV. nach dem Tode Karls II. als Schwager der Erbin Liselotte von der Pfalz die Kurpfalz beanspruchte.
Nach der Französischen Revolution kam es im Ersten Koalitionskrieg zur Besetzung der linksrheinischen Gebiete durch französische Truppen. Bayern verlor die Kurpfalz und die drei rheinischen Kurfürsten mussten fliehen, Kurköln und Kurtrier wurden schließlich 1803 im Zuge des Reichsdeputationshauptschlusses aufgelöst. Im Schutz der französischen Truppen kam es 1793 in Mainz zur Ausrufung der Mainzer Republik, dem ersten Staatswesen auf deutschem Boden, welches auf bürgerlich-demokratischen Grundsätzen beruhte. Bis zum Sturz Napoléons wurden 1798 bis 1814 auf den Gebieten links des Rheins die Départements Rhin-et-Moselle, Saar und Donnersberg eingerichtet. Danach fielen die Gebiete an Preußen (Rheinprovinz), das Großherzogtum Hessen (Rheinhessen), das Herzogtum Oldenburg (Fürstentum Birkenfeld) und das Königreich Bayern (Pfalz).
Der freiheitliche Geist der französischen Revolution blieb aber in vielen Städten noch sehr lange erhalten. Auf dem Hambacher Schloss bei Neustadt an der Weinstraße feierten am 27. Mai 1832 etwa 30.000 freiheitsliebende Bürger aus allen Teilen Deutschlands das „Hambacher Fest“. Inzwischen gilt diese Demonstration als Meilenstein auf dem Weg zur deutschen Einheit und das Hambacher Schloss als die „Wiege der deutschen Demokratie“. An die Bedeutung dieser Epoche für Deutschland erinnert die Straße der Demokratie.
Nach Schaffung des Deutschen Bundes wurden die Festungen Mainz und Landau zu Bundesfestungen ausgebaut. Im preußischen Koblenz entstand die mächtigste der damals gebauten Befestigungssysteme, die Festung Koblenz. Der verlorene Erste Weltkrieg und der Versailler Vertrag von 1918 bedeuteten das Ende der Festungen im heutigen Rheinland-Pfalz und letztendlich deren Schleifung. Nur wenige Festungsteile blieben vollständig erhalten, so beispielsweise die Festung Ehrenbreitstein in Koblenz, da ihre historische Bedeutung und ihr landschaftsprägender Charakter sie vor einer Entfestigung bewahrte, sowie die Zitadelle Mainz.
Das Rheinland wurde im Zuge der Alliierten Rheinlandbesetzung 1918 bis 1930 von zunächst amerikanischen dann französischen Truppen besetzt und entmilitarisiert. In den wirtschaftlich und politisch katastrophalen Zeiten nach dem Ersten Weltkrieg kam es in verschiedenen Städten zu separatistischer Bewegungen und der Gründung der Rheinischen Republik sowie der Autonomen Pfalz. Beide Bewegungen waren aber nur von kurzer Dauer und spätestens mit dem wirtschaftlichen Aufschwung nach Ende der Inflation verschwunden. Reichspräsident Paul von Hindenburg besuchte im Jahr 1930 nach Abzug der alliierten Truppen anlässlich der Befreiungsfeiern viele Städte im Rheinland und löste eine Welle nationaler Begeisterung aus. Die nationale Befreiungsfeier fand am 22. Juli 1930 in Koblenz statt. Der Tag endete mit einer schrecklichen Brückenkatastrophe und 38 Toten. Nach der Rheinlandbesetzung von 1936 wurden wieder deutsche Truppen im Rheinland stationiert.
Der Nationalsozialismus und der folgende Zweite Weltkrieg veränderte das Leben der Menschen und das Aussehen der Städte einschneidend. Die jüdischen Gemeinschaften wurden fast vollständig ausgelöscht. Die Luftangriffe der Alliierten zerstörten die meisten größeren Städte zu 80 % und mehr, da die Bomberflotten die im Westen des Reiches gelegenen Ziele leicht erreichen konnten. Die amerikanischen Streitkräfte erreichten im März 1945 den Rhein und konnten den Fluss erstmalig über die Brücke von Remagen zwischen Remagen und Erpel überqueren.
Gründung von Rheinland-Pfalz
Rheinland-Pfalz war nach dem Zweiten Weltkrieg Teil der französischen Besatzungszone und entstand aus der ehemals bayerischen Pfalz, aus den Regierungsbezirken Koblenz und Trier der ehemaligen preußischen Rheinprovinz, aus den linksrheinischen Teilen der ehemals zum Volksstaat Hessen gehörigen Provinz Rheinhessen, aus Teilen der preußischen Provinz Hessen-Nassau (Montabaur) und aus dem ehemals oldenburgischen Gebiet um Birkenfeld.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Im Zuge des Vormarsches der Westalliierten standen im Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz bis zum 27. März 1945 keine deutschen Soldaten mehr.[3] Nahezu das gesamte Gebiet wurde amerikanisch besetzt; lediglich in der Südpfalz übernahmen Anfang April 1945 mit den amerikanischen Truppen kämpfende französische Einheiten das Kommando.[4][5] Die Amerikaner setzten bereits im März und April in denen von ihnen kontrollierten Gebieten kommunale Verwaltungen ein, die sie mit nationalsozialistisch unbelasteten Deutschen besetzten.[5]
Die Amerikaner bildeten am 25. April 1945 eine Militärregierung für die Bezirke Koblenz, Trier, Pfalz, Rheinhessen und das Saarland.[6][7] Wenige Tage nach der Kapitulation der Wehrmacht installierten die Amerikaner am 10. Mai für die Pfalz (ohne die von Frankreich besetzten südlichen Gebiete), Rheinhessen (inklusive dessen rechtsrheinischer Teile) und das Saarland eine Provinzialregierung in Neustadt an der Haardt unter Vorsitz von Hermann Heimerich und Beteiligung von u.a. Alexander Mitscherlich.[6][8] [9] [10] Zum 1. Juni 1945 wurde diese Provinz unter Zufügung der ehemaligen preußischen Regierungsbezirke Trier und Koblenz von der Amerikanischen Besatzung zum Oberregierungspräsidium Mittelrhein-Saar erweitert.[11][12] Heimerich wurde vorläufiger Oberregierungspräsident.[13]
Am 22. Juni 1945 einigten sich Amerikaner und Franzosen über die Neustrukturierung und Grenzziehung der französischen Besatzungszone.[14] Infolgedessen ging am 10. Juli 1945 die Besatzungshoheit im Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz von den Amerikanern auf die Franzosen über.[15] [16] Heimerich und die übrigen Regierungsmitglieder gaben nach Bekanntwerden des Besatzungswechsels am 5. Juli ihren Rücktritt bekannt.[14][17] Mit der Berliner Erklärung vom 5. Juni 1945 hatten die Alliierten auch formell oberste Regierungsgewalt im Gebiet des Deutschen Reiches übernommen und die Aufteilung Deutschlands in vier Besatzungszonen verkündet, deren Grenzen mit dem 3. Zonenprotokoll am 26. Juli 1945[18] auch schriftlich zwischen den Alliierten festgelegt wurden und mit dem die bereits erfolgte Übergabe an die französische Besatzungsmacht nachvollzogen wurde.[19]
In der französischen Besatzungszone lag der Oberbefehl seit 23. Juli 1945 bei Marie-Pierre Kœnig; formell übernahm er die Regierungsgewalt mit Verordnung Nr. 1 am 28. Juli 1945 [20] Die Franzosen gliederten am 25. Juli 1946 das Saarland aus der erst kurz zuvor geschaffenen Verwaltungsregion Mittelrhein-Saar aus.[21][22] [23] Auch die nördlichen Regierungsbezirke Koblenz und Trier wurden Ende Juli 1945 abgetrennt, der verbliebene Teil wurde am 31. Juli als Oberregierungspräsidium Pfalz-Hessen und ab 29. August 1945 Hessen-Pfalz benannt.[24]
Die Regierung von Hessen-Pfalz stand unter dem Vorsitz des noch von den Amerikanern am 7. Juli 1945 ernannten Hans Hoffmann.[25] Dieser wurde jedoch von der französischen Besatzungsmacht im Oktober 1945 durch Otto Eichenlaub ersetzt.[26] Von der französischen Besatzungsmacht unterstützt, entwickelten sich in Hessen-Pfalz (auch vor dem Hintergrund des pfälzischen Separatismus nach dem Ersten Weltkrieg) Tendenzen zur Eigenstaatlichkeit.[27] So wurde beispielsweise in der von der Besatzungsmacht beeinflussten Presse vom Land Hessen-Pfalz geschrieben und die Präsidialdirektren von der Besatzungsmacht als Minister angesprochen.[28]
Aus den abgetrennten Regierungsbezirken Trier und Koblenz (mit den französisch besetzten ehemaligen nassauischen Landkreisen) wurde mit Wirkung zum 3. Januar 1946 das Oberpräsidium Rheinland-Hessen-Nassau gebildet, dessen erster Oberpräsident Wilhelm Boden wurde.[29] Im Mai 1946 wurden die vier ehemals nassauischen Landkreise wieder aus dem Regierungspräsidium Koblenz ausgegliedert und zu einem eigenständigen Regierungsbezirk Montabaur zusammengefasst, der weiterhin dem Oberpräsidium Rheinland-Hessen-Nassau unterstellt war.[30]
Ende Mai 1946 bestanden auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz:
- das Oberpräsidium Hessen-Pfalz, bestehend aus
- der Pfalz und
- dem Regierungsbezirk Mainz (Rheinhessen)
- das Oberpräsidium Rheinland-Hessen-Nassau, bestehend aus
- dem Regierungsbezirk Koblenz,
- dem Regierungsbezirk Trier und
- dem Regierungsbezirk Montabaur.
Gründung durch französische Verordnung
Das Land Rheinland-Pfalz wurde am 30. August 1946 als letztes Land in den ehemaligen westlichen Besatzungszonen durch Verordnung Nr. 57 der französischen Militärregierung unter General Marie-Pierre Kœnig geschaffen, wodurch historisch und wirtschaftlich zusammengehörige Gebiete (Koblenz-Bonn, Rhein-Main) der ehemaligen preußischen Rheinprovinz und anderer Territorien getrennt wurden. Die französische Regierung wollte sich ursprünglich die Möglichkeit offen lassen, nach der Umwandlung des Saarlandes in ein Protektorat noch weitere linksrheinische Gebiete zu annektieren. Als Amerikaner und Briten jedoch mit der Bildung deutscher Länder vorangegangen waren, gerieten die Franzosen zunehmend unter Druck und folgten schließlich mit den Ländern Baden und Rheinland-Pfalz dem Beispiel der übrigen Westalliierten. Eine Anbindung des Saarlandes an Rheinland-Pfalz untersagte die französische Militärregierung jedoch. Mainz wurde in der Verordnung als Hauptstadt bestimmt. Da Mainz zu diesem Zeitpunkt wegen Kriegsschäden und Zerstörungen nicht über ausreichend Verwaltungsgebäude verfügte, wurden der Sitz von Landesregierung und Landtag in Koblenz eingerichtet. Mainz war durch die Luftangriffe der letzten Kriegsmonate zu etwa 80 % zerstört worden. Es war dementsprechend unmöglich, hier sofort die notwendigen Dienstgebäude für Verwaltung, Parlament und Regierung bereitzustellen. Darüber hinaus befanden sich die Verwaltungszentren der bisherigen Nachkriegsorganisation in Neustadt und in Koblenz. In Koblenz standen auch noch zahlreiche Räumlichkeiten der ehemaligen preußischen Verwaltung zur Verfügung, weshalb in Übereinstimmung mit der Besatzungsmacht die Landesregierung ihren Sitz in Koblenz einrichtete.[31] Auch der französische Landeskommissar, General Claude Hettier de Boislambert, richtete seinen Amtssitz in Koblenz ein. Die Versammlungen zur Gründung des neuen Landes wurden daher in Koblenz abgehalten. Am 22. November 1946 fand im Koblenzer Theater die konstituierende Sitzung der Beratenden Landesversammlung statt, in der ein Verfassungsentwurf erarbeitet wurde. Zuvor hatte es kommunale Wahlen gegeben. Wilhelm Boden wurde nach kurzer Amtszeit als Oberregierungspräsident von Rheinland-Hessen-Nassau am 2. Dezember von den französischen Besatzungsbehörden zum provisorischen Ministerpräsidenten des neu gebildeten Landes Rheinland-Pfalz ernannt.
Adolf Süsterhenn legte der Beratenden Landesversammlung einen Verfassungsentwurf vor, der nach mehreren Verhandlungen am 25. April 1947 in namentlicher Schlussabstimmung mit der absoluten Mehrheit der CDU und gegen die Stimmen von SPD und KPD verabschiedet wurde. Dazu war es unter anderem deshalb gekommen, weil der Verfassungsentwurf deutlich an Staatstheorien des politischen Katholizismus angelehnt war und unter anderem nach Konfessionen getrennte Schulen vorsah. Am 18. Mai 1947 wurde die Verfassung für Rheinland-Pfalz in einer Volksabstimmung durch 53 Prozent der Wahlberechtigten angenommen. Während der katholische Norden und Westen des neuen Landes die Verfassung mehrheitlich annahm, wurde sie in Rheinhessen und der Pfalz von der Mehrheit abgelehnt. Am gleichen Termin fand auch die erste Wahl zum rheinland-pfälzischen Landtag statt. Die konstituierende Sitzung erfolgte am 4. Juni 1947 im großen Rathaussaal von Koblenz. Wilhelm Boden wurde hier zum ersten Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz gewählt. Schon einen Monat später folgte ihm Peter Altmeier in diesem Amt.
Nach der Herrichtung von Verwaltungsgebäuden in Mainz und zwei Abstimmungen im Landtag wurde am 16. Mai 1950 entschieden, dass Landtag und Landesregierung ihren provisorischen Sitz in Koblenz aufgeben und in die gesetzlich vorgesehene Hauptstadt Mainz umziehen. Die erste Landtagssitzung in Mainz fand am 18. Mai 1951 im wiederaufgebauten Deutschhaus statt.
Land aus der Retorte
Ein Gemeinschaftsgefühl entwickelte sich nur sehr zögerlich im „Land aus der Retorte“, das weitgehend ohne Rücksicht auf historisch gewachsene Zugehörigkeiten der Einwohner entstanden war. Ihm wurden wenige Überlebenschancen eingeräumt, zumal es kaum größere industrielle Zentren gab. Einen gewissen Wirtschaftsaufschwung zog die Ansiedlung zahlreicher Militärstützpunkte, sowohl der Alliierten als auch der Bundeswehr, nach sich. 1956 fanden aufgrund von Artikel 29 GG in den damaligen Regierungsbezirken Koblenz, Trier, Montabaur, Rheinhessen und Pfalz Volksbegehren statt, bei denen es um die Angliederung der betreffenden Regionen an Nordrhein-Westfalen, Hessen bzw. Bayern und Baden-Württemberg ging. Alle Volksbegehren außer denen im Regierungsbezirk Pfalz erhielten die erforderliche Mehrheit; doch bis zur endgültigen Durchführung der dadurch notwendigen Volksentscheide zogen fast 20 Jahre ins Land. Bei der Abstimmung vom 19. Januar 1975 wurde in keiner der betroffenen Regionen eine Mehrheit für eine Umgliederung (und auch nicht das notwendige Quorum von 25 Prozent der Stimmberechtigten) erreicht. Damit wurde der Schlussstrich unter eine jahrzehntelange Diskussion gezogen. Lediglich der AKK-Konflikt beschäftigt die Politik bis heute.
Historische Ereignisse in Rheinland-Pfalz nach 1946
In den Tagen vom 8. bis 10. Juli 1948 fand im Berghotel am Koblenzer Aussichtspunkt Rittersturz die so genannte Rittersturz-Konferenz mit allen damaligen deutschen Ministerpräsidenten statt. Die dort gefassten „Koblenzer Beschlüsse“ ebneten den Weg zur Bildung der Bundesrepublik Deutschland.
Eine Kesselwagenexplosion in der BASF ereignete sich am 28. Juli 1948 in Ludwigshafen am Rhein. 207 Menschen starben und 3.818 wurden verletzt; 3.122 Gebäude wurden in Mitleidenschaft gezogen. Bei der Explosionskatastrophe in Prüm vom 15. Juli 1949 wurde die Stadt schwer zerstört, zwölf Menschen starben, 15 verletzt und 965 obdachlos. Bei der Tanklagerexplosion bei Niederstedem am 23. September 1954 kamen durch die Explosion eines mit Flugzeugtreibstoff gefüllten Großtanks 29 Menschen ums Leben. Mit der Kanalisierung der Mosel in den Jahren 1958 bis 1964 wurde der Fluss zu einer Großschifffahrtsstraße ausgebaut und damit zu einer der meist befahrenen Wasserstraßen in Europa.
Im Rahmen des NATO-Doppelbeschlusses wurden auf der Raketenbasis Pydna im Hunsrück im Jahr 1986 insgesamt 96 abschussbereite Cruise Missiles mit Atomsprengköpfen stationiert. Der Protest der Bevölkerung gipfelte am 11. Oktober 1986 in einer großen Demonstration, bei der rund 200.000 Menschen angeführt von August Dahl friedlich gegen die Stationierung protestierten. Die zahlreichen Militärstützpunkte zogen auch an anderen Orten des Bundeslands immer wieder Proteste nach sich.
Am 28. August 1988 ereignete sich das Flugtagunglück von Ramstein. Bei dieser Flugzeugkatastrophe starben auf der Ramstein Air Base nach offiziellen Angaben 70 Menschen, weitere 345 wurden schwer verletzt. Nach 1989 bildete der Abzug zahlreicher Garnisonen, insbesondere der US-Truppen wegen der entspannten Sicherheitslage in Europa, ein ernsthaftes wirtschaftliches Problem für Rheinland-Pfalz.
In Koblenz fand 2011 die erste Bundesgartenschau in Rheinland-Pfalz statt. Die Stadt erfuhr dazu Investitionen in die städtebauliche Entwicklung von geschätzt 500 Mio. Euro.[32] So wurde mit der Rheinseilbahn die größte Seilbahn Deutschlands als Attraktion und ökologisch sinnvolle Verkehrsverbindung errichtet.[33] Nach Verlautbarung der Landesregierung war die Bundesgartenschau 2011 die größte Veranstaltung in der Geschichte von Rheinland-Pfalz. Mit einer erreichten Besucherzahl von über 3,5 Mio. Menschen war sie die erfolgreichste Bundesgartenschau seit Einführung des elektronischen Zählsystems im Jahr 1997.[34]
Literatur
- Heinz Cüppers (Hrsg.): Die Römer in Rheinland-Pfalz. ISBN 3-933203-60-0.
- Michael Kißener: Kleine Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz. 1945–2005 Wege zur Integration eines „Nachkriegsbundeslandes“. Braun, Karlsruhe 2006, ISBN 3-7650-8345-3.
- Hans-Jürgen Wünschel (Hrsg.): Rheinland-Pfalz - Beiträge zur Geschichte eines neuen Landes. Knecht-Verlag, Landau 1997, ISBN 3-930927-16-0.
- Peter Haungs: 40 Jahre Rheinland-Pfalz: Eine politische Landeskunde. Schmidt, Mainz 1986, ISBN 3-87439-126-4.
- Ulrich Sarcinelli, Jürgen Falter, Gerd Mielke: Politische Kultur in Rheinland-Pfalz. v. Hase und Koehler, Mainz 2000, ISBN 3-7758-1390-X.
- Archäologie in Rheinland-Pfalz. Philipp von Zabern, Mainz 2002ff, ISSN 1614-4627.
- Edgar Wagner: "Packt an! Habt Zuversicht!" Über die Entstehung des Landes Rheinland-Pfalz und seinen Beitrag zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Landtag Rheinland-Pfalz, Mainz 2007, ISBN 978-3-9811001-2-9. (Heft 35 der Schriftenreihe des Landtages Rheinland-Pfalz)
- Friedrich Schütz: MAINZ auf dem Weg zur Hauptstadt des Landes Rheinland-Pfalz. Verlag Hermann Schmidt, Mainz 1996, ISBN 3-87439-418-2.
Weblinks
Commons: Geschichte von Rheinland-Pfalz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz in: rlp.de
- Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz in: regionalgeschichte.net
- Kommission für die Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz
Einzelnachweise
- ↑ Leonhard Schumacher: Mogontiacum. Garnison und Zivilsiedlung im Rahmen der Reichsgeschichte in: Michael J. Klein (Hrsg.): Die Römer und ihr Erbe. Fortschritt durch Innovation und Integration. Philipp von Zabern, Mainz 2003, ISBN 3-8053-2948-2. Ein auf den 27. Oktober 90 datiertes Militärdiplom im Landesmuseum Mainz (Inv.-Nr. 0,400, CIL 16, 36) gilt als frühestes epigraphisches Zeugnis der neu eingerichteten Provinz.
- ↑ Martin Treu: Martin Luther und das Geld. Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Wittenberg 2000, ISBN 3-9806328-9-X, S. 49 ff.
- ↑ Edgar Wagner: "Packt an! Habt Zuversicht!". Präsident des Landtags Rheinland-Pfalz, Mainz 2007, ISBN 978-3-9811001-2-9, S. 20.
- ↑ Michael Kißener: Kleine Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz 1945–2005. DRW-Verl. Weinbrenner, Braun, Karlsruhe 2006, ISBN 3-7650-8345-3, S. 13.
- ↑ a b Edgar Wagner: "Packt an! Habt Zuversicht!". Präsident des Landtags Rheinland-Pfalz, Mainz 2007, ISBN 978-3-9811001-2-9, S. 37.
- ↑ a b Edgar Wagner: "Packt an! Habt Zuversicht!". Präsident des Landtags Rheinland-Pfalz, Mainz 2007, ISBN 978-3-9811001-2-9, S. 39.
- ↑ Michael Kißener: Kleine Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz 1945–2005. DRW-Verl. Weinbrenner, Braun, Karlsruhe 2006, ISBN 3-7650-8345-3, S. 15.
- ↑ Ulrich Springorum: Entstehung und Aufbau der Verwaltung in Rheinland-Pfalz nach dem Zweiten Weltkrieg. Duncker und Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-05128-9, S. 61f.
- ↑ Michael Kißener: Kleine Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz 1945–2005. DRW-Verl. Weinbrenner, Braun, Karlsruhe 2006, ISBN 3-7650-8345-3, S. 42 und 216.
- ↑ Martin Dehli: Leben als Konflikt. Wallstein-Verl., Göttingen 2007, ISBN 978-3-8353-0063-7, S. 126.
- ↑ Edgar Wagner: "Packt an! Habt Zuversicht!". Präsident des Landtags Rheinland-Pfalz, Mainz 2007, ISBN 978-3-9811001-2-9, S. 41.
- ↑ Demokratiegeschichte bis 1945. abgerufen am 7. Juli 2011: „Aus diesen kommunalen Verwaltungseinheiten wurde am 1. Juni 1945 das Oberregierungspräsidium Mittelrhein-Saar geschaffen.“
- ↑ Ulrich Springorum: Entstehung und Aufbau der Verwaltung in Rheinland-Pfalz nach dem Zweiten Weltkrieg. Duncker und Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-05128-9, S. 82.
- ↑ a b Michael Kißener: Kleine Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz 1945–2005. DRW-Verl. Weinbrenner, Braun, Karlsruhe 2006, ISBN 3-7650-8345-3, S. 43.
- ↑ Ulrich Springorum: Entstehung und Aufbau der Verwaltung in Rheinland-Pfalz nach dem Zweiten Weltkrieg. Duncker und Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-05128-9, S. 101.
- ↑ Michael Kißener: Kleine Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz 1945–2005. DRW-Verl. Weinbrenner, Braun, Karlsruhe 2006, ISBN 3-7650-8345-3, S. 45 und 216.
- ↑ Edgar Wagner: "Packt an! Habt Zuversicht!". Präsident des Landtags Rheinland-Pfalz, Mainz 2007, ISBN 978-3-9811001-2-9, S. 44.
- ↑ Protokoll über die Besatzungszonen in Deutschland und die Verwaltung von Groß-Berlin. Abgerufen am 7. Juli 2011.
- ↑ Edgar Wagner: "Packt an! Habt Zuversicht!". Präsident des Landtags Rheinland-Pfalz, Mainz 2007, ISBN 978-3-9811001-2-9, S. 50.
- ↑ Edgar Wagner: "Packt an! Habt Zuversicht!". Präsident des Landtags Rheinland-Pfalz, Mainz 2007, ISBN 978-3-9811001-2-9, S. 53.
- ↑ Edgar Wagner: "Packt an! Habt Zuversicht!". Präsident des Landtags Rheinland-Pfalz, Mainz 2007, ISBN 978-3-9811001-2-9, S. 65.
- ↑ Michael Kißener: Kleine Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz 1945–2005. DRW-Verl. Weinbrenner, Braun, Karlsruhe 2006, ISBN 3-7650-8345-3, S. 47.
- ↑ Ulrich Springorum: Entstehung und Aufbau der Verwaltung in Rheinland-Pfalz nach dem Zweiten Weltkrieg. Duncker und Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-05128-9, S. 111.
- ↑ Ulrich Springorum: Entstehung und Aufbau der Verwaltung in Rheinland-Pfalz nach dem Zweiten Weltkrieg. Duncker und Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-05128-9, S. 112.
- ↑ Edgar Wagner: "Packt an! Habt Zuversicht!". Präsident des Landtags Rheinland-Pfalz, Mainz 2007, ISBN 978-3-9811001-2-9, S. 44.
- ↑ Michael Kißener: Kleine Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz 1945–2005. DRW-Verl. Weinbrenner, Braun, Karlsruhe 2006, ISBN 3-7650-8345-3, S. 47.
- ↑ Ulrich Springorum: Entstehung und Aufbau der Verwaltung in Rheinland-Pfalz nach dem Zweiten Weltkrieg. Duncker und Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-05128-9, S. 122-128.
- ↑ Ulrich Springorum: Entstehung und Aufbau der Verwaltung in Rheinland-Pfalz nach dem Zweiten Weltkrieg. Duncker und Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-05128-9, S. 127.
- ↑ Michael Kißener: Kleine Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz 1945–2005. DRW-Verl. Weinbrenner, Braun, Karlsruhe 2006, ISBN 3-7650-8345-3, S. 48.
- ↑ Edgar Wagner: "Packt an! Habt Zuversicht!". Präsident des Landtags Rheinland-Pfalz, Mainz 2007, ISBN 978-3-9811001-2-9, S. 68.
- ↑ Der 29. November 1949. Koblenz oder Mainz. Die 72. Sitzung des Landtages von Rheinland-Pfalz. Diskussionen um den Sitz der Landesregierung. in: Landeshauptarchiv Koblenz
- ↑ Kulturpromenade: Die Buga verwandelt Koblenz in: Rhein-Zeitung, 18. März 2011
- ↑ Daten und Fakten zur BUGA-Seilbahn in: buga2011.de
- ↑ Koblenz: 3.558.274 Menschen besuchten Bundesgartenschau in: SWR Nachrichten, 16. Oktober 2011
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