Griechisch-römische Zeit (Ägypten)

Griechisch-römische Zeit (Ägypten)
Das Alte Ägypten
Totenmaske des Tutanchamun
Zeitleiste
Prädynastische Zeit:
bis ca. 3150 v. Chr.
Frühdynastische Zeit:
ca. 3032–2707 v. Chr.
1. bis 2. Dynastie
Altes Reich:
ca. 2707–2216 v. Chr.
3. bis 6. Dynastie
Erste Zwischenzeit:
ca. 2216–2137 v. Chr.
7. bis 11. Dynastie
Mittleres Reich:
ca. 2137–1781 v. Chr.
11. bis 12. Dynastie
Zweite Zwischenzeit:
ca. 1648–1550 v. Chr.
13. bis 17. Dynastie
Neues Reich:
ca. 1550–1070 v. Chr.
18. bis 20. Dynastie
Dritte Zwischenzeit:
ca. 1070–664 v. Chr.
21. bis 25. Dynastie
Spätzeit:
ca. 664–332 v. Chr.
26. bis 30. Dynastie
Griechisch-römische Zeit:
332 v. Chr. bis 395 n. Chr.
31. Dynastie
Daten nach
Jürgen von Beckerath
Zusammenfassung
Geschichte des Alten Ägypten
Weiterführendes
Portal Ägyptologie
Ausdehnung des ägyptischen Reiches

Die Griechisch-römische Zeit im Alten Ägypten begann mit der Machtübernahme durch Alexander dem Großen 332 v. Chr. und endete mit dem Zerfall des Römischen Reichs. Maximinus Daia war der letzte römische Kaiser, dessen Aufenthalt in Ägypten sicher belegt ist. Nach der endgültigen Teilung des Römischen Reiches im Jahr 395 fiel Ägypten an Ostrom und blieb eine der wichtigsten und reichsten Gegenden des Imperiums. Die byzantinische Phase Ägyptens endet dann endgültig 642 mit der Eroberung durch die islamischen Araber.

Inhaltsverzeichnis

Die griechisch-makedonischen Könige

Als Alexander der Große das Perserreich besiegte, fiel ihm Ägypten 332 v. Chr. praktisch kampflos zu. Der Überlieferung zufolge soll er von den Ägyptern als göttliches Wesen und ihr Erlöser begrüßt worden sein.

Die Gründung der Hafenstadt Alexandria im westlichen Nildelta erinnert noch heute an seinen Feldzug. Doch nicht nur dies geschah auf Alexanders Veranlassung, sondern auch der Wiederaufbau und die Restauration der von den Persern zerstörten Tempel wurde von ihm beauftragt.

Alexander der Große starb am 10. Juni 323 v. Chr. in Babylon. Da seine Nachfolge nicht geklärt war, übernahm sein Halbbruder Philippos Arrhidaios (Philipp III.) die Führung. Er konnte sich aber nur knapp sechs Jahre halten und wurde 317 v. Chr. vergiftet.

Auf den Königslisten wird nach Philippos Arrhidaios auch noch Alexander IV. für weitere zwölf Jahre geführt, obwohl dieser Sohn Alexander des Großen schon 311 v. Chr. zusammen mit seiner Mutter Roxane durch Kassander ermordet worden war.

Durch die Diadochenkriege, die das Machtvakuum nach dem Tod Alexanders des Großen auslöste, bildete sich in Ägypten das Ptolemäerreich heraus.

Die Ptolemäer

Da Alexander der Große mit seinem Heer relativ schnell aus Ägypten abzog, setzte er wie die Perser einen Verwalter (Satrap) ein. Der Bankier Kleomenes war der erste, dem dieses Amt übertragen wurde.

Der von Alexander dem Großen seit 323 v. Chr. eingesetzte Satrap Ptolemaios, ein ehemaliger hoher Militär seines Heers, bemächtigte sich des Leichnams Alexanders und verschleppte ihn zum Heiligtum nach Siwa, um ihn dort beisetzen zu lassen. Da die Fertigstellung des Grabmals aber zu lange dauerte, bestattete Ptolemaios Alexander in einer Gruft in Alexandria.

Perdikkas, der Träger von Alexanders Siegelring und Führer des Heers, rückte mit einer großen Streitmacht nach Ägypten vor. Ptolemaios konnte ihn aber bei Memphis zurückschlagen. Mit seinen beiden Verbündeten Lysimachos und Kassander zieht Ptolemaios kurz darauf gegen Antigonos I. Monophthalmos, dem Nachfolger des ermordeten Perdikkas in den Krieg. Er konnte bei Gaza 312 v. Chr. das Heer des Sohnes des Antigonos besiegen und wurde in einem Friedensvertrag als ägyptischer Satrap bestätigt.

Ptolemaios I. regierte ab 305 v. Chr. mit dem Beinamen Soter („der Retter“). Als er von den Machenschaften seines Vorgängers Kleomenes erfuhr, der Tempel ausplündern ließ und den Armeesold nicht auszahlte, ließ er ihn verhaften und zum Tode verurteilen.

Der unter Ptolemaios I. begonnene Bau der berühmten Bibliothek von Alexandria sowie der Bau des Leuchtturms, der eins der sieben Weltwunder war, wurden unter Ptolemaios II. vollendet.

Die größte Ausdehnung unter den Ptolemäern hatte Ägypten unter Ptolemaios III. Euergetes, der von 246 bis 221 v. Chr. regierte.

Nach dem gewaltsamen Tod von Ptolemaios IV. Philopator, wurde sein minderjähriger Sohn Ptolemaios V. Epiphanes sein Nachfolger. Diese innere Machtschwäche bezahlte Ägypten mit dem Verlust von Syrien und Stützpunkten in Kleinasien.

Die inneren Kämpfe unter der Verwandtschaft der Ptolemäer um die Macht in Ägypten zog sich durch alle folgenden Generationen. Kleopatra VII. war die letzte Ptolemäerin auf dem Pharaonenthron. Auch sie blieb von den inneren Fehden nicht verschont. Als sie die Regierungsgeschäfte als Siebzehnjährige 51 v. Chr. von ihrem Vater Ptolemaios XII. Neos Dionysos übernahm, tat sie dies unter der Bedingung, ihren Bruder Ptolemaios XIII. zum Mann nehmen zu müssen. Aus den Wirren um die Machtübernahme, bei denen der römische General Julius Caesar, seine Widersacher Pompeius und Marcus Antonius keine unerheblichen Rollen spielten, ging Octavian als Sieger hervor. Nach der Schlacht bei Actium 31 v. Chr. ging Ägypten an das Römische Reich.

Die römischen Kaiser

30 v. Chr. nahmen die römischen Truppen unter Octavian die ägyptische Stadt Alexandria, das Machtzentrum der Ptolemäer, ein. Octavian (ab 27 v. Chr. Augustus) annektierte es als neue römische Provinz.

Tempelreliefs der Ptolemäer

Unter den römischen Provinzen nahm Aegyptus lange Zeit eine Sonderstellung wegen ihres großen Reichtums ein. Sie war in der Folge die Kornkammer des römischen Reichs und unterstand direkt dem Kaiser, der die Provinz über den praefectus Aegypti verwaltete. Ausgangspunkt war Augustus, der Ägypten als sein persönliches Eigentum ansah. Er alleine erteilte den römischen Senatoren sowie Angehörigen der kaiserlichen Familie die Erlaubnis, das Land zu betreten.

Auch die römischen Kaiser ließen sich von der Bevölkerung als Pharaonen feiern und nannten sich wieder Pharao von Ägypten. Auf vielen Tempelanlagen, die in diesen Zeiten gebaut oder auch restauriert wurden, finden sich von ihnen Reliefs und Plastiken in der typischen ägyptischen Tracht während der Ausführung von Ritualen. Im Totenkult ist eine Mischung römischer und altägyptischer Elemente zu beobachten. Bestes Beispiel sind die in römischen Stil gemalten Mumienporträts. In der Alltagskultur werden in dieser Zeit dagegen in allen Bereichen Formen und Stile aus der hellenistisch-römischen Welt übernommen. Die materielle Kultur wird im ersten nachchristlichen Jahrhundert weitestgehend römisch.

Der erste Präfekt in Ägypten war Cornelius Gallus. Schon kurz nach seiner Ernennung zog er 29 v. Chr. nach Oberägypten, um dort einen Aufstand niederzuschlagen. Weiter im Süden schlug er anschließend die vorrückenden Äthiopier zurück. Nachdem er bei Augustus in Ungnade gefallen war, tötete sich Gallus 26 v. Chr.

Während der Regierungszeit von Kaiser Caligula, 37 bis 41, kam es in Alexandria zu einem Kleinkrieg zwischen der hellenischen und jüdischen Bevölkerung.

69 wurde Vespasian, der zu dieser Zeit Prokonsul der Provinz Africa war, nach dem Tod des Vitellius in Alexandria zum römischen Kaiser ausgerufen. Sein Sohn Titus zog von Ägypten aus mit seinem Heer nach Palästina, um den jüdischen Aufstand zu bekämpfen, und zerstörte 70 die Stadt Jerusalem.

Während eines Ägyptenbesuchs des Kaisers Hadrian ertrank 130 seine jugendliche Liebe Antinous im Nil. Hadrian erhob ihn zum Gott und ließ ihm zu Ehren die Stadt Antinoupolis gründen.

Avidius Cassius warf im Jahr 173 einen Aufstand der Rinderhirten (Bukolier) im Nildelta bei Alexandria nieder. 175 wurde er von den ägyptischen Legionen zum Kaiser ausgerufen, nachdem sich eine Falschmeldung vom Tod Mark Aurels verbreitet hatte. Avidius Cassius wurde dann aber in Syrien ermordet.

Gegen Ende des 2. Jahrhunderts hatten sich im Nildelta schon viele christliche Gemeinden gebildet, aber Kaiser Septimius Severus verbot 204 per Edikt den Übertritt zum christlichen Glauben.

Als Kaiser Caracalla im Winter 215 Alexandria besuchte, schrieben alexandrinische Künstler eine Satire auf den Tod seines Bruders Geta durch angebliche Notwehr Caracallas. Caracallas Soldaten metzelten daraufhin tausende unschuldige Bewohner der Stadt nieder, unter ihnen den ägyptischen Statthalter, und wüteten tagelang in Alexandria.

Nachdem Marcus Opellius Macrinus Caracalla im April 217 ermorden ließ, wurde er von den Ägyptern sofort als Kaiser anerkannt.

Unter Kaiser Decius, der von 249 bis 251 Rom regierte, begannen erhebliche Christenverfolgungen im ganzen Land, die bis in die Regierungszeit Valerians anhielten. Erst unter Kaiser Gallienus wurden diese 260 eingestellt.

Im Jahr 268 wurde Unterägypten durch das Heer der Königin Zenobia von Palmyra besetzt. Oberägypten wurde teilweise von den Blemmyern, einem nubischen Volksstamm, eingenommen. 270 gelang es dem römischen Feldherrn Probus, Ägypten wieder in das römische Reich einzugliedern. Er wurde 276 zum römischen Kaiser proklamiert und führte 279 einen erfolgreichen Feldzug gegen die Blemmyer, die aber auch danach noch eine Bedrohung darstellten.

Als 292 ein Aufstand in Oberägypten losbrach und sich zwei Jahre später auch Alexandria gegen die Römer erhob, eroberte Kaiser Diokletian 295 das Land zurück. In seine Herrschaftszeit fielen die letzten, aber gewalttätigsten Christenverfolgungen.

Maximinus Daia war der letzte in Ägypten belegte römische Kaiser. Er regierte bis 313.

Unter Konstantin dem Großen (Kaiser von 306 bis 337) wurde die ägyptische Verwaltung neu geordnet. Ägypten wurde Diözese und in die sechs Provinzen Ägypten, Augustamnica, Heptanomis (später Arcadia), Thebais, Oberägypten und Unterägypten geteilt. Unter Julian Apostata kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Heiden und Christen.

Theodosius I. führte die christliche Religion als Staatsreligion ein. 395 wurde das Römische Reich geteilt, und Ägypten fiel unter Kaiser Arcadius an das oströmische Reich. Unter Justinian I. sind noch heidnische Kulthandlungen belegt (Philae), die dann aber unterbunden wurden. Die ägyptischen Kornlieferungen waren für Konstantinopel überlebenswichtig; hart traf Ostrom daher der vorübergehende Verlust des Landes an die Sassaniden im Jahr 619. Kaiser Herakleios konnte Ägypten 630 wieder für Ostrom zurückgewinnen, doch schon 642 fiel das Land am Nil an die angreifenden Araber. Wenige Jahrzehnte später wurde Griechisch in Ägypten wie im gesamten Kalifat als Amtssprache durch Arabisch ersetzt – die griechisch-römische Phase des Landes war zu Ende.

Siehe auch: Liste der Präfekten von Ägypten

Literatur

  • Günther Hölbl: Altägypten im römischen Reich. Der römische Pharao und seine Tempel. 3 Bände, Mainz 2000-2005.
  • Günther Hölbl: Geschichte des Ptolemäerreiches. Politik, Ideologie und religiöse Kultur von Alexander dem Großen bis zur römischen Eroberung. Sonderausgabe (durchgesehener Nachdruck der 1. Aufl. 1994), Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004, ISBN 3-534-17675-8 .
  • Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit, 332-30 v. Chr. Verlag C.H. Beck, München 2001.
  • Erik Hornung: Grundzüge der ägyptischen Geschichte. 4. Aufl., Primus, Darmstadt 1992, ISBN 3-89678-019-0.
  • Friederike Herklotz: Prinzeps und Pharao – Der Kult des Augustus in Ägypten. Diss., Berlin 2005.
  • Fabian Reiter: Die Nomarchen des Arsinoites. Ein Beitrag zum Steuerwesen im römischen Ägypten. Schöningh, Paderborn 2004, ISBN 3-506-72893-8 (Abhandlungen der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften, Sonderreihe Papyrologica Coloniensia, Vol. XXXI; zugleich Diss., Heidelberg 2003).

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