- Ringzug
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Der Ringzug, auch 3er-Ringzug genannt, ist ein Schienenpersonennahverkehrssystem in den Landkreisen Tuttlingen, Rottweil und Schwarzwald-Baar im südlichen Baden-Württemberg. Der Ringzug nahm seinen regulären Betrieb am 31. August 2003 auf und wird seit dem 12. Dezember 2004 in seiner heutigen Form betrieben. Konzept des Ringzugs ist es, ein vertaktetes, auf eine Vielzahl anderer Busse und Bahnen abgestimmtes, S-Bahn-ähnliches Angebot in einem ländlich strukturierten Raum zu schaffen. Im März 2006 zeichnete der Fahrgastverband Pro Bahn den Ringzug als vorbildliches Nahverkehrssystem mit dem „Fahrgastpreis 2006“ aus.[1] Der Ringzug fand über die Region hinaus weite Beachtung und kann auf stetig steigende Fahrgastzahlen und sinkenden Zuschussbedarf verweisen.
Inhaltsverzeichnis
Bezeichnung
Die Bezeichnung „Ringzug“ wurde gewählt, weil seine Streckenführung annähernd einem Ring entspricht. Unterbrochen wird er durch die Lücke zwischen Immendingen und Donaueschingen. Vervollständigt wird das Netz durch Strecken, die nicht Teil des Rings sind. Dazu gehören die Trossinger Eisenbahn sowie Teile der Bregtalbahn, der Wutachtalbahn und der Donautalbahn. Die alternative Bezeichnung „3er-Ringzug“ soll darauf hinweisen, dass sich drei Landkreise am Projekt beteiligen.
Geschichte
Ausgangslage
Die Deutsche Bundesbahn gab in den 1970er- und 1980er-Jahren einen Großteil der Bahnhöfe und Haltepunkte im Ringzug-Gebiet in Folge des sogenannten eilzugmäßigen Fahrens auf, die Nahverkehrszüge wurden weitgehend eingespart. Auf dem 28 Kilometer langen Gäubahn-Abschnitt zwischen Tuttlingen und Rottweil war der Bahnhof Spaichingen der einzig verbliebene Zwischenhalt. Selbst in der 7500-Einwohner-Gemeinde Aldingen hielt kein Zug mehr.
Auf der Bahnstrecke Marbach–Bad Dürrheim wurde der Personenverkehr bereits 1953 aufgegeben, die Heubergbahn folgte 1966 und das nördliche Teilstück der Wutachtalbahn von Lauchringen nach Zollhaus-Blumberg war ab 1967 ohne planmäßigen Personenverkehr. Seit 1972 galt dies auch für die Bregtalbahn. Die Trossinger Eisenbahn sollte nach einem 1996 gefassten Beschluss des Trossinger Gemeinderats sogar ganz stillgelegt werden.
Lediglich im Bereich des Naturparks Obere Donau zwischen Tuttlingen und Fridingen wurde mit dem im September 1990 gestarteten „Donautal-Modell“ des Landkreises Tuttlingen eine Rückverlagerung eines Teils des Schülerverkehrs auf die Schiene erreicht. Ansonsten war der Nahverkehr der Region weitgehend auf die Schülerbeförderung per Omnibus ausgerichtet.
In Folge dieses Rückzugs aus der Fläche blieben der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg nur noch überregionale Verbindungen erhalten, davon zwei im Schienenpersonenfernverkehr. Auf der Schwarzwaldbahn verkehrten neben den Eilzügen InterRegio-Züge im Zwei-Stunden-Takt zwischen Hamburg und Konstanz. Auf der Gäubahn fuhren außer den Eilzügen D-Züge beziehungsweise EuroCitys von Stuttgart über Zürich nach Italien. Außerdem gab es langlaufende Eilzüge auf den Relationen Ulm–Tuttlingen–Donaueschingen–Neustadt (Schwarzwald) und Rottweil–Villingen–Donaueschingen–Neustadt (Schwarzwald).
Politische Entscheidungen auf dem Weg zum Ringzug 1995–2001
Im Januar 1995 präsentierte der Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg die vom Tübinger Nahverkehrsberater Gerd Hickmann erarbeitete Studie „Integraler Taktfahrplan Bus und Bahn für die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg“. Diese schlug vor, einen integralen Taktfahrplan in der Region einzuführen und Schienen- und Busverkehr miteinander zu verknüpfen. Rückgrat dieses neuen Verkehrskonzepts sollte ein „Ringzug“ sein. Im Anschluss an Hickmanns Studie betreute sein Kollege Ulrich Grosse das Konzept weiter und beriet die politisch Verantwortlichen bis zu dessen Umsetzung. Im Januar 1996 beschlossen bereits die Landräte der Kreise Tuttlingen, Rottweil sowie des Schwarzwald-Baar-Kreises in der so genannten „Trossinger Vereinbarung“, die erarbeitete Konzeption umzusetzen. Der in der Region wohnende damalige Ministerpräsident Erwin Teufel sicherte als Vertreter des Landes Baden-Württemberg zu, das neu einzuführende Nahverkehrssystem fördern zu wollen.
Nach der Trossinger Vereinbarung befassten sich die drei Kreistage mit dem Konzept und stimmten diesem 1999 zu. Daraufhin begann das Land Baden-Württemberg mittels einer Preisanfrage, nach einem Betreiber für das Ringzug-System zu suchen. Unter mehreren eingegangenen Angeboten von insgesamt vier Eisenbahnverkehrsunternehmen, darunter auch ein Angebot der Deutschen Bahn AG, setzte sich Ende 1999 schließlich die Hohenzollerische Landesbahn mit ihrem Angebot durch. Zwischen 1999 und 2001 stockte die weitere Planung, da zwischen den Landkreisen ein Streit über die Verteilung der Betriebskosten ausgebrochen war. Dieser Konflikt wurde 2001 beigelegt, im gleichen Jahr konnte auch der Finanzierungsvertrag mit dem Land Baden-Württemberg abgeschlossen werden. Im Dezember 2001 wurde der Zweckverband Ringzug ins Leben gerufen, dessen erster Vorsitzender der damalige Tuttlinger Landrat Hans Volle wurde.
Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur 2001–2003
Die teilweise seit Jahrzehnten stillgelegten Strecken sowie die fehlenden Haltepunkte erforderten massive Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur. Auch die Sicherungstechnik, die teilweise aus der Frühzeit des 20. Jahrhunderts stammte, musste grundlegend erneuert werden und wurde schließlich durch ein computergesteuertes System ersetzt. Auch wurden elektronische Stellwerke eingeführt, die nun aus Karlsruhe ferngesteuert werden. Insgesamt kosteten alleine die neue Sicherungstechnik, die Haltepunkte und die Ertüchtigung des Streckennetzes circa 67 Millionen Euro. Dazu kamen 33 Millionen Euro für die Anfang 2003 insgesamt 20 ausgelieferten Regio-Shuttles, die das neue Streckennetz befahren. Für diese wurde ein neues Betriebswerk in Immendingen gebaut.
Eingeschränkter Ringzug-Betrieb 2003/2004
Ursprünglich war der 15. Dezember 2002 als Ringzug-Start vorgesehen. Erhebliche Verzögerungen bei den Sanierungsarbeiten verschoben aber den Betriebsbeginn bis zum 31. August 2003. Da allerdings auch zu diesem Zeitpunkt die Infrastruktur noch nicht vollständig zur Verfügung stand, startete nur ein eingeschränkter Betrieb. Viele der vorgesehenen neuen Haltepunkte waren noch nicht fertiggestellt, sodass diese monatelang nicht angefahren werden konnten. Außerdem konnte wegen der Umstellung auf elektronische Stellwerke am Wutachtalbahn-Abzweig in Hintschingen diese Strecke zunächst noch nicht mit aufgenommen werden. Der Ringzug startete also mit unvollständigem Streckennetz und zu wenigen Haltepunkten, was dazu führte, dass im ersten Betriebsjahr noch Busse parallel zu den Bahnstrecken fuhren.
Streckennetz
Integrierte Strecken
Das Ringzug-Streckennetz besteht aus folgenden sieben Eisenbahnstrecken:
- der Bregtalbahn von Bräunlingen (früher von Furtwangen) nach Donaueschingen in ihrer gesamten noch vorhandenen Länge,
- der Schwarzwaldbahn von Offenburg nach Konstanz im Abschnitt Donaueschingen–Villingen,
- der Bahnstrecke Rottweil–Villingen in ihrer ganzen Länge,
- der Gäubahn Stuttgart–Singen im Abschnitt Rottweil–Tuttlingen,
- der Donautalbahn von Ulm nach Donaueschingen im Abschnitt Immendingen–Tuttlingen–Fridingen an der Donau,
- der Wutachtalbahn von Immendingen nach Waldshut im Abschnitt Immendingen–Blumberg-Zollhaus,
- der Trossinger Eisenbahn von Trossingen Bahnhof nach Trossingen Stadt in ihrer ganzen Länge.
Keine der genannten Bahnstrecken gehört zum Stammnetz der Hohenzollerischen Landesbahn. Beim Großteil der Strecken ist die DB Netz AG das zuständige Eisenbahninfrastrukturunternehmen, die Wutachtalbahn gehört der Stadt Blumberg, die Trossinger Eisenbahn den Stadtwerken Trossingen und der Abschnitt Hüfingen–Bräunlingen der Südwestdeutschen Verkehrs-AG (SWEG). Letztere beide wurden, nachdem auf ihnen zuvor jahrzehntelang kein regelmäßiger Personenverkehr stattfand, für den Ringzug reaktiviert. Auf den drei Strecken die nicht zur DB Netz AG gehören, verkehrt heute ausschließlich der Ringzug als ganzjähriges Regelangebot im Personenverkehr. Auf den übrigen Streckenabschnitten verkehren zusätzlich auch Züge der Deutschen Bahn.
Lücke zwischen Donaueschingen und Immendingen
Zwischen Immendingen und Donaueschingen besteht eine Lücke im System. Ursächlich hierfür ist die Fahrplangestaltung Mitte der 1990er-Jahre, als das Konzept entwickelt wurde. Zu dieser Zeit belegten die InterRegio-Züge auf der Schwarzwaldbahn zwischen Donaueschingen und Immendingen genau zu den Zeiten die Fahrplantrassen, zu denen der Ringzug sie benötigt hätte. Darum wurde zunächst davon abgesehen, die betreffende Strecke in das Konzept aufzunehmen. Stattdessen entschied man sich, die Wutachtalbahn im verhältnismäßig dünn besiedelten Abschnitt Immendingen–Zollhaus-Blumberg in den Ringzug einzubeziehen. Dies führte zur, ursprünglich nicht geplanten, Reaktivierung dieses Abschnitts und zur oben erwähnten Lücke.
Nach dem Ende des InterRegio-Verkehrs auf der Schwarzwaldbahn und der Verschiebung der Fahrzeiten auf dieser Strecke wäre es heute möglich, die Lücke zwischen Immendingen und Donaueschingen mit dem Ringzug zu befahren. Damit könnten Geisingen Bahnhof, Geisingen-Gutmadingen, Donaueschingen-Neudingen sowie Donaueschingen-Pfohren angeschlossen werden. Dies ist immer wieder Gegenstand politischer Diskussionen, aktuell aber nicht geplant.
Stationen
Bis 2004 hat die DB Station&Service für den Ringzug-Betrieb daher 18 neue Haltepunkte eingerichtet und 16 aufgelassene Stationen reaktiviert. Auch wurden einige vorhandene Stationen näher an die jeweiligen Siedlungen gerückt. Der durchschnittliche Abstand zwischen den Zugangsstellen beträgt 1,9 Kilometer. Es wurden in der Regel alle an der Strecke liegenden Gemeinden und Gemeindeteile angeschlossen, so dass auch kleinere Orte wieder über eine oder sogar mehrere Stationen verfügen. Ein Großteil der Ringzug-Stationen sind Bedarfshalte, die meisten sind barrierefrei.
Station km Strecke Verbund Bräunlingen Bahnhof 0 Bregtalbahn VSB Bräunlingen Industriegebiet 3 Bregtalbahn VSB Hüfingen Mitte 6 Bregtalbahn VSB Donaueschingen Allmendshofen 7 Bregtalbahn VSB Donaueschingen Bahnhof 8 Bregtalbahn / Schwarzwaldbahn VSB Donaueschingen Mitte / Siedlung 9 Schwarzwaldbahn VSB Donaueschingen Aufen 11 Schwarzwaldbahn VSB Donaueschingen Grüningen 14 Schwarzwaldbahn VSB Brigachtal Klengen 17 Schwarzwaldbahn VSB Brigachtal Kirchdorf 18 Schwarzwaldbahn VSB Marbach West (Villingen-Schwenningen) 19 Schwarzwaldbahn VSB Villingen (Schwarzw) 22 Schwarzwaldbahn / Rottweil–Villingen VSB Marbach Ost (Villingen-Schwenningen) 25 Rottweil–Villingen VSB Zollhaus (Villingen-Schwenningen) 28 Rottweil–Villingen VSB Villingen-Schwenningen Eisstadion 30 Rottweil–Villingen VSB Schwenningen (Neckar) 31 Rottweil–Villingen VSB Villingen-Schwenningen Hammerstatt 32 Rottweil–Villingen VSB Trossingen Bahnhof 37 Rottweil–Villingen TUTicket, VSB, VVR Deißlingen Mitte 40 Rottweil–Villingen VVR Rottweil Saline 46 Rottweil–Villingen VVR Rottweil Bahnhof 49 Rottweil–Villingen / Gäubahn VVR Rottweil Göllsdorf 50 Gäubahn VVR Rottweil Saline 52 Gäubahn VVR Rottweil-Neufra 56 Gäubahn VVR Aldingen (b Spaichingen) 60 Gäubahn TUTicket Spaichingen Mitte 62 Gäubahn TUTicket Spaichingen 64 Gäubahn TUTicket Balgheim 66 Gäubahn TUTicket Rietheim (Württ) 69 Gäubahn TUTicket Weilheim (Württ) 71 Gäubahn TUTicket Wurmlingen Nord 73 Gäubahn TUTicket Wurmlingen Mitte 74 Gäubahn TUTicket Tuttlingen Schulen 76 Gäubahn TUTicket Tuttlingen Bahnhof 77 Gäubahn / Donautalbahn TUTicket Tuttlingen Gänsäcker 78 Donautalbahn TUTicket Möhringen Bahnhof 81 Donautalbahn TUTicket Möhringen Rathaus 82 Donautalbahn TUTicket Immendingen Mitte 87 Donautalbahn TUTicket Immendingen 88 Donautalbahn TUTicket Immendingen-Zimmern 89 Donautalbahn / Wutachtalbahn TUTicket Geisingen-Hausen 93 Wutachtalbahn TUTicket Geisingen-Kirchen 94 Wutachtalbahn TUTicket Geisingen-Aulfingen 96 Wutachtalbahn TUTicket Geisingen-Leipferdingen 99 Wutachtalbahn TUTicket, VSB Blumberg-Riedöschingen 103 Wutachtalbahn VSB Blumberg-Zollhaus 107 Wutachtalbahn VSB Betrieb und Organisation
Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln
Mit der Betriebsaufnahme wurde der Nahverkehr in der Region grundlegend neu organisiert. Parallele Busverkehre entlang der Bahnstrecken wurden weitgehend eingestellt. Die Buslinien dienen seither als Zubringer zur Schiene und wurden konsequent mit dem Ringzug vertaktet. Wichtige Verknüpfungspunkte zwischen Schiene und Bus sind Bräunlingen Bahnhof, Donaueschingen Bahnhof, Brigachtal-Klengen, Brigachtal-Kirchdorf, Villingen (Schwarzwald), Schwenningen, Rottweil, Aldingen, Tuttlingen, Immendingen, Geisingen-Hausen und Geisingen-Leipferdingen.
In Rottweil sind die aus beiden Richtungen kommenden Ringzüge mit dem Fernverkehr auf der Gäubahn vertaktet, sodass alle Haltepunkte zwischen Leipferdingen und Rottweil Anschluss an die zweistündlich verkehrenden Intercitys nach Stuttgart haben. In Immendingen und Villingen besteht regelmäßiger Anschluss zur Schwarzwaldbahn in Richtung Karlsruhe beziehungsweise Konstanz. Im Sommer dient der Ringzug außerdem als Zubringer für die Museumsbahn von Blumberg-Zollhaus nach Weizen.
Verkehr und Taktfolge
Der Ringzug bedient sowohl werktags als auch am Wochenende die Linie von Bräunlingen nach Geisingen-Leipferdingen beziehungsweise Blumberg im Zwei-Stunden-Grundtakt. Werktags kommen zu dieser Grundleistung nochmals zahlreiche zusätzliche Verstärker-Leistungen hinzu, die aber meist nicht über die komplette Strecke fahren. Viele Züge haben ihren Anfangs- beziehungsweise Endpunkt in Rottweil oder in Trossingen Stadt und fahren von und nach Leipferdingen. Werktags ergibt sich dadurch zwischen Bräunlingen und Trossingen sowie zwischen Rottweil und Leipferdingen mindestens ein Stundentakt. Dieser Stundentakt wird auf manchen Relationen zu den Hauptverkehrszeiten nochmals verstärkt, so dass sich beispielsweise zwischen Tuttlingen und Spaichingen werktags zwischen 15:00 Uhr und 18:00 Uhr ein annähernder Halbstunden-Takt ergibt. Zwischen Trossingen und Rottweil besteht aber auch werktags außerhalb der Hauptverkehrszeiten nur ein Zwei-Stunden-Grundtakt, sodass der Haltepunkt Deißlingen außerhalb der Hauptverkehrszeiten auch werktags nur zweistündlich vom Ringzug bedient wird.
Einige Züge fallen sowohl aus diesem Taktschema als auch aus der Linienführung heraus. So verkehren die Züge auf der Trossinger Eisenbahn so, dass in Trossingen Bahnhof grundsätzlich alle dort haltenden Züge erreicht werden können. Auf dem Donautalbahn-Abschnitt Tuttlingen–Fridingen an der Donau hingegen ist der Ringzug-Verkehr nicht vertaktet. Dort verkehren nur einzelne Züge an Werktagen. Am Wochenende gibt es dort keinen Ringzug-Verkehr. Hier wird der Großteil des öffentlichen Verkehrs auch weiterhin über Busse abgedeckt. Auf der Wutachtalbahn enden und beginnen werktags die meisten Ringzüge in Leipferdingen anstatt in Zollhaus-Blumberg, so dass der Wutachtalbahn-Abschnitt Leipferdingen–Zollhaus werktags größtenteils ebenfalls von Bussen befahren wird. Einige wenige Ringzüge verkehren über das eigentliche Streckennetz hinaus bis nach Sigmaringen und nach Neustadt (Schwarzwald). Ein Zugpaar fährt an Schultagen ebenfalls von Immendingen über Geisingen Bahnhof nach Donaueschingen.
Es werden jährlich 1.258.000 Zugkilometer gefahren.
Fahrzeuge
Die Fahrzeuge des Ringzugs sind Dieseltriebwagen des Typs Stadler Regio-Shuttle RS1, von welchen insgesamt 20 angeschafft wurden. Von anderen Fahrzeugen gleichen Typs unterscheiden sie sich dadurch, dass an einigen Sitzplätzen Steckdosen für die Laptop-Nutzung zur Verfügung stehen. In den Triebwagen befindet sich außerdem je ein Fahrkartenautomat. Alle sind klimatisiert und besitzen eine Toilette.
Teilweise wurden in der morgendlichen Hauptverkehrszeit Ringzüge in Kooperation mit der DB Regio AG gefahren und mit einem Elektrotriebwagen der Baureihe 425 durchgeführt. Ursächlich hierfür: teilweise waren die Ringzug-Regio-Shuttles auch in Mehrfachtraktion der enorm hohen Nachfrage zu dieser Zeit nicht gewachsen. Auch die Baureihe 611 verkehrte bereits planmäßig als Ringzug.
Die unerwartet hohen Fahrgastzahlen führten schon früh zu Kapazitätsengpässen, die ab Dezember 2004 unter anderem zur Folge hatten, dass auf der Trossinger Eisenbahn die Altbautriebwagen T3 und T5 der Baujahre 1938 und 1956 wieder zum planmäßigen Einsatz kamen. Die eigentlich für den Verkehr auf der Trossinger Eisenbahn vorgesehenen modernen Regio-Shuttles mussten als Mehrfachtraktionen unerwartet stark ausgelastetete Züge auf anderen Strecken verstärken.
Fahrgastzahlen und Pünktlichkeit
Der Ringzug befördert derzeit (2008) täglich durchschnittlich 10.000 Fahrgäste.[2] An Schultagen wurden 2006 Werte zwischen 12.000 und 12.500 Fahrgäste täglich erreicht. Die Fahrgastzahlen sind so seit Start im Jahre 2003 deutlich angestiegen. Im ersten Betriebsjahr mit noch eingeschränktem Betrieb und kleinerem Streckennetz wurden schultäglich noch 8000 Fahrgäste gezählt. 2004/2005 wurde mit schultäglich 10.000 Fahrgästen dann erstmals ein fünfstelliger Wert erreicht, der 2006 noch mal deutlich gesteigert wurde.
Besonders stark frequentierte Bahnhöfe sind Villingen, Tuttlingen, Schwenningen und besonders markant Aldingen als reaktivierter Halt mit mehr als 1000 Fahrgästen täglich. Insgesamt fahren 53,7 Prozent der Fahrgäste auf dem Gebiet des Landkreises Tuttlingen, 36,6 Prozent innerhalb des Schwarzwald-Baar-Kreises und nur 9,7 Prozent auf dem Gebiet des Landkreises Rottweil. 20 Prozent der Fahrgäste überschreiten bei ihrer Fahrt eine Kreisgrenze.
Dabei fahren 54,8 Prozent der Fahrgäste die zentralen Orte Villingen-Schwenningen, Tuttlingen, Rottweil oder Donaueschingen an. Durchschnittlich legt ein Fahrgast 10,5 Kilometer mit dem Ringzug zurück, wobei 53,4 Prozent der Fahrgäste Haltepunkte benutzen, die mit dem Ringzug reaktiviert oder neu eingerichtet wurden. Der durchschnittlich höchste Besetzungsgrad wird zwischen Villingen und Brigachtal erreicht. Die Pünktlichkeit des Ringzugs liegt bei einem Wert von über 97 Prozent.
Organisation und Finanzen
Der Betrieb ist auf zwei Organisationen verteilt. Für den technischen Betrieb sowie das Bahnbetriebswerk in Immendingen ist die Hohenzollerische Landesbahn zuständig. Diese beschäftigt für den Betrieb zurzeit 45 Mitarbeiter und erhält für ihre Aufgaben fixe Betriebskostenzuschüsse. Der Leiter des HzL-Verkehrsbetriebs Ringzug ist derzeit Frank von Meißner.
Der Zweckverband Ringzug hingegen fungiert als Dachorganisation der drei beteiligten Kreise. Diesem Zweckverband, der inzwischen ebenfalls zum Eisenbahnverkehrsunternehmen geworden ist, obliegen die kaufmännische Geschäftsführung, Vertrieb, Marketing sowie die Koordination der Tarife. Der Zweckverband trägt ebenfalls das Erlösrisiko des Betriebs und verteilt das Betriebsdefizit beziehungsweise den Gewinn an die drei beteiligten Landkreise. Alle Einnahmen aus Fahrkartenverkauf sowie die Zuschüsse aus der Schülerbeförderung gehen an den Zweckverband und somit an die Landkreise. Der Geschäftsführer des Zweckverbandes ist seit 1. September 2007 Enrico Musial.[3] Der Zweckverbandsvorsitzende ist der Landrat des Schwarzwald-Baar-Kreises Karl Heim.
Vor dem Ringzug-Start wurde ein jährliches Betriebsdefizit von 2,9 Millionen Euro erwartet, das zur Hälfte vom Land Baden-Württemberg und den drei beteiligten Landkreisen getragen werden sollte. Die Mischfinanzierung und die langfristigen Verträge mit der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg und den Landkreisen waren auch der Grund, weshalb der Ringzug von den Zugstreichungen, die es in Folge der gekürzten Regionalisierungsmittel 2007 in Baden-Württemberg gab, ausgenommen war. Die steigenden Fahrgastzahlen und die gestiegenen Einnahmen aus der Schülerbeförderung führten vielmehr dazu, dass der ursprünglich berechnete Zuschussbedarf stark abnahm und die Verteilung der Lasten und Erlöse in eine Schieflage geriet. Während der Anteil des Landes in etwa stabil blieb, verringerte sich der Zuschussbedarf der Landkreise, an die die erhöhten Fahrgeldeinnahmen und die Zuschüsse der Schülerbeförderungen flossen, stark. 2005 und 2006 erwirtschafteten die Landkreise sogar einen Überschuss. Darauf drängte das Land die Landkreise zu einem neuen Finanzierungsvertrag, mit dem diese sich ab 2007 mittels einer jährlichen Sonderzahlung von 750.000 Euro wieder an den Ringzugkosten beteiligen und so das Land finanziell entlasten.[4] 2012 läuft der derzeitige Finanzierungsvertrag zwischen dem Land und Zweckverband aus, so dass dann wieder neu über die Kostenverteilung verhandelt werden muss.[5]
Verkehrsverbünde und Tarifsystem
Zum Ringzug-Start konnte kein einheitlicher Verkehrsverbund für das gemeinsame neue Verkehrssystem geschaffen werden. Vielmehr existieren drei Verkehrsverbünde auf Landkreis-Ebene: TUTicket im Landkreis Tuttlingen, der Verkehrsverbund Rottweil im Landkreis Rottweil und der Verkehrsverbund Schwarzwald-Baar im Schwarzwald-Baar-Kreis. Es wurde jedoch ausgleichend hierfür mit der Regionalen Tarifkooperation Schwarzwald-Baar-Heuberg, auch 3er-Tarif genannt, ein Dachtarif zwischen den drei Verbünden etabliert. Dieser ermöglicht auch Fahrten über die Kreisgrenzen hinaus und bietet somit einen einheitlichen Tarif im gesamten Ringzug-Gebiet. Für ein- und ausbrechende Fahrten gilt hingegen das Preissystem der Deutschen Bahn AG inklusive der BahnCard. Im Binnenverkehr der Tarifkooperation gilt die BahnCard nicht, Schönes-Wochenende-Ticket und Baden-Württemberg-Ticket gelten jedoch uneingeschränkt.
Somit gelten heute fünf verschiedene Tarifsysteme. Dieses oft als unübersichtlich empfundene System gilt als einer der Hauptkritikpunkte.
Zukunftspläne
Schon seit Beginn des Betriebs besteht die Forderung, die Netzlücke zwischen Immendingen und Donaueschingen zu schließen. Dies würde direkte Ringzug-Verbindungen von Tuttlingen nach Donaueschingen ermöglichen. Seit 2006 ist außerdem in der Diskussion, die nicht vertaktete Strecke nach Fridingen an der Donau voll in das Netz einzubinden. Neben den Städten Fridingen und Mühlheim an der Donau würde davon vor allem die Kreisstadt Tuttlingen profitieren, auf deren Gebiet der Ringzug demnach als Stadtbahn verkehren und die Innenstadt, das Industriegebiet Nord sowie Nendingen erstmals an einen vertakteten Bahnverkehr anschließen soll.[6] Der Landkreis Rottweil beschloss im Juni 2008 außerdem eine Ausweitung des Betriebs auf den Gäubahn-Abschnitt von Rottweil nach Horb am Neckar zu prüfen,[7] gab das Vorhaben jedoch im November 2008 wieder auf.[8]
Literatur
- Frank von Meißner: Eine S-Bahn auf dem Lande: Der 3er-Ringzug auf Erfolgskurs. In: Tagungsband der Horber Schienentage 2005. München 2005
- Zweckverband Ringzug Schwarzwald-Baar-Heuberg (Hrsg.): Der 3er Ringzug: Eine Investition für die Zukunft der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg. Villingen-Schwenningen 2006
- HzL-Ringzug fährt ab September. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 8-9/2003, ISSN 1421-2811, S. 383.
- Frank von Meißner: Ringzug-Konzept erfolgreich gestartet. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 11/2003, ISSN 1421-2811, S. 522 f.
Weblinks
Commons: Hohenzollerische Landesbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Website des Zweckverbands Ringzug
- Website der Hohenzollerischen Landesbahn AG zum Ringzug
- Der Ringzug auf www.privat-bahn.de
- Artikel im Eisenbahn-Kurier anlässlich der Fünf-Jahres-Feier 2008
- Private Seite mit Bildern und Zeitungsartikeln zum Ringzug
Fußnoten
- ↑ Meldung Fahrgastpreis für Ringzug. In: Eisenbahn-Revue International. Heft 5/2006, ISSN 1421-2811, S. 215.
- ↑ Artikel „Ringzug-Beliebtheit führt zu Problemen“ in der Regionalausgabe der Schwäbischen Zeitung Tuttlingen (Gränzbote) vom 19. Juli 2008
- ↑ Econo vom 9. August 2007
- ↑ Landratsamt Tuttlingen, Kreistag, Vorlage Nr. 162, öffentlich beraten am 19. Juli 2007 (unveröffentlicht)
- ↑ Artiktel „Bei der Ringzug-Erweiterung geht es um Grundsätzliches“ in der Lokalausgabe der Schwäbischen Zeitung Tuttlingen (Gränzbote) vom 6. September 2008
- ↑ Lokalausgabe der Schwäbischen Zeitung Tuttlingen (Gränzbote) vom 21. August 2006 online: Seite zur Stadtbahn Tuttlingen
- ↑ Schwarzwälder Bote (Lokalausgabe Rottweil) vom 2. Juli 2008
- ↑ Neue Rottweiler Zeitung vom 3. November 2008
Dieser Artikel wurde am 24. Februar 2007 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen. Kategorien:- Wikipedia:Exzellent
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